Kapitel 22

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Ich setze meinen Helm auf und starte die Maschine. Als ich in einen Gang einbiege, der zu einer anderen Öffnung führt, als die, in die ich reingefahren bin, höre ich hinter mir diverse Motoren. Emmas Stimme erklingt kalt in meinem Ohr. "Die Mädchen vom Sicherheitstransport werden angegriffen. Wer und wie viele es sind wissen wir nicht. Die Kommandantin übernimmt die Führung. Keine Heldentaten. Haltet euch an die Anweisungen." Mit dem letzten Wort gebe ich Gas und fliege regelrecht aus der Luke.

Als ich am Waldrand auf dem Boden aufkomme, lass ich mir keine Zeit und rase direkt weiter. Wir brauchen 20 Minuten bis zu der gemeldeten Position, wenn wir normal fahren. Wir fahren nicht normal, wir fliegen regelrecht über die Straßen. Immerhin geht es hier um das Leben MEINER Mädchen. Ich sehe die Angreifer schon von weitem, doch drossle mein Tempo nicht.

Es fällt ein Schuss in meine Richtung. Er trifft nicht. Ich bremse ab, springe von der Maschine. "Wir sind direkt hinter dir Rose" ertönt Mayas Stimme. Okay, dann los. Ich stürme auf die Angreifer zu. Mittlerweile haben alle uns bemerkt und die Mädchen halten sie tapfer, treiben sie zurück. Die Gruppe ist nicht all zu groß. Ich zähle auf die Schnelle 12 Männer. Einen von ihnen springe ich, in einem unachtsamen Moment seinerseits, von hinten an und ramme ihm eines meiner Wurfmesser in den Hals, welches ich beim springen gezogen habe. Er fällt um, ich rolle mich von ihm ab, stehe direkt wieder auf.

Die Männer haben aufgehört auf meine Gruppe von Mädchen zu achten. Mit einem Nicken machen sie sich bereit und bringen den Auftrag zu Ende. Als der Transporter sich wieder in Bewegung setzt, wollen die Männer dem nach, doch die restliche Einheit, hat sich um sie gescharrt. Sie werden nun von links, rechts und hinten abgeschirmt. Die beiden Gruppen an der Seite schließen auch den Fluchtweg nach vorne. Die Männer sind gefangen.

Nun erkenne ich auch zu wem sie gehören. Es sind Russen. Ich seufze in mich hinein, das wird ein Spaß. Einer von ihnen will auf mich losgehen, doch ich weiche einfach nur geschickt zur Seite aus und bringe ihn mit einem Tritt in die Kniekehle zu fall. Maya entwaffnet ihn. "Wer seid ihr?" faucht mich einer der Männer mit einem starken Akzent an. Ich nehme meinen Helm ab und starre ihn mit grünen giftigen Augen an. Ich höre ein Gemurmel von den anderen Angreifern, einige ziehen zischend die Luft durch die Zähnen ein. Ein Raunen ertönt. 'Eine Frau?' Idioten, denke ich. Ja auch eine Frau kann das, was ihr könnt. Ich wende mich an den, der mich angesprochen hat. "Die Frage ist viel mehr: Warum habt ihr diesen Transporter angegriffen?" Meine Stimme ist immer noch weich durch den Stimmwandler, aber schneidend. Widerspruch wird nicht geduldet.

"Das geht dich gar nichts an Schlampe" brüllt er mir entgegen. Ich verdrehe einmal meine Augen und seufze. "Falsch Antwort." Kaum habe ich diesen Satz gesagt, ziehe ich meine Pistole aus dem Halfter am Bein und schieße ihm in den Kopf. Seine Kameraden weichen erschrocken zurück, bedenken mich mit tödlichen Blicken. Wieder seufze ich. "Aus denen kriegen wir nichts raus" sage ich über die Schulter zu Maya. Diese nickt mir zu und schiebt das Visier ihres Helms hoch. "Denke ich auch." Diese Männer sind zu loyal, da würde selbst Folter nicht helfen. Mayas und mein Blick treffen sich. Ich wende mich ab und gebe ein Handzeichen. Ein paar Schüsse ertönen, danach herrscht Stille. "Auftrag abgeschlossen. Sie kommen nach Hause." höre ich Emma sagen.

"Wir warten auf die Anderen und fahren nach Hause. Das reicht auch für heute." Teile ich den Anderen mit. 15 Minuten später ist die Transportgruppe wieder bei uns. "Keine Verluste. Nur minimale Verletzungen." Berichtet Kira mir, als sie vor mir ankommen. "Gute Arbeit. Fahren wir." Damit setze ich mir den Helm wieder auf, gehe zu meiner Maschine und schwinge mich drauf. Kurz stocke ich. Ich habe das Gefühl, das wir beobachtet werden. Um es nicht zu provozieren, sehe ich mich nicht um. Als alle Motoren laufen und wir losfahren informiere ich die Anderen. "Wir werden beobachtet. Teilt euch nach und nach auf. Maya und ich fahren als letztes ins Lager."

Wir erreichen den Waldrand und die Ersten trennen sich von uns. Nach und nach wird die Gruppe immer kleiner bis nur noch Maya und ich übrig sind. Ich sehe den See von weitem. Und etwas, das mir gar nicht gefällt. Der Pate mit seinem Vize. "Fahren wir weiter?" fragt mich Maya über das Headset. "Ja. Das kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen" antworte ich ihr. Wir geben Gas und rasen an den beiden vorbei. Ich spüre die Blicke im Rücken, doch ich werde nicht langsamer. "Fahr" ordne ich Maya an. Sie biegt ab in den Wald und nun bin ich alleine. Ich fahre noch ein paar Minuten weiter, bevor ich an einer verfallenen Villa ankomme.

Ich stoppe die Maschine, steige ab. Ich schiebe sie auf das Grundstück um die Villa herum und sehe schon mein Ziel. An der Villa befindet sich ein Eingang zum Keller, kurz bevor ich zu nah bin, geht die Luke auf und ich schiebe die Maschine in den Untergrund. Die Luke schließt sich. Ich setze mich wieder auf mein Gefährt und fahre vorsichtig den Gang entlang. Es dauert eine Weile, doch nach ca. 30 Minuten bin ich in der Tiefgarage vom Lager. Das Tor, das den Gang versperrt, schließt sich gerade als Maya auf mich zukommt.

"Er wollte dir folgen, war aber zu langsam. Carlos hatte sich an mich geheftet, aber" Ich unterbreche sie "er war zu langsam" beende ich ihre Aussage. Sie lacht. "Die Anderen haben es auch ohne Probleme geschafft." Ich nicke, das ist gut. Keiner weiß, wo genau wir sind. Und keiner konnte uns folgen. Ich nehme den Helm ab und gehe mit Maya zusammen in die Zentrale. Dort sitzen schon alle versammelt. Sie warten auf uns. "Das wäre beinahe schief gegangen" erklingt Kims Stimme. Sie war mit bei dem Sicherheitstransport. Yasmin nickt. "Ja, das stimmt. Aber ein Glück, reagiert die Kommandantin sehr schnell." Nun drehen sich alle zu uns um und ich erkenne Bewunderung und Dankbarkeit in den Blicken.

"Willkommen Zuhause Kommandantin"

Die Dornen der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt