"Okay" beginne ich in die Runde. "Bis auf die Diensthabenden, gehen jetzt wieder alle ins Bett. Es wird Zeit. In ca. fünf Stunden treffen wir uns dann alle hier." Nach und nach verlassen alle die Zentrale bis auf Alice, Emma, Maya und ich. Alice nicke ich einmal zu, während ich Emma und Maya mit mir mitziehe in den nächsten Besprechungsraum.
Kaum schließt Emma die Tür hinter sich, beginne ich auch schon meine Gedanken zu formulieren und auszusprechen. "Maya ihr braucht eine neue Route. Die Gruppen sollten auch verkleinert und entsprechend mehr aufgeteilt werden. Emma ich möchte, dass du ihn überwachst. Richte eine Dauerortung ein. Ich möchte zu jedem Zeitpunkt wissen können wo er ist. Später informierst du die entsprechenden Gruppen, sollte er sich ihnen nähern. Ich will kein Risiko und keine unnötigen Aktionen. Das können wir uns nicht leisten." Beide nicken mir einmal kurz zu und verschwinden dann aus dem Raum.
Ich bleibe alleine zurück und seufze einmal. Das hat mir gerade noch gefehlt. Was mich nur etwas wundert, warum ist der Pate höchstpersönlich hier aufgetaucht. Ich meine, ja, ich soll ihn heiraten, aber deswegen hätte er auch seine Männer schicken können. Eine Weile beschäftigt mich dieser Gedanke und eine Idee formt sich in meinem Kopf. Wollte er mich herausfordern? Ist das seine Art unser Können zu testen? Ehrlich gesagt, überrascht es mich schon sehr und irgendwie ist der Gedanke absurd.
Doch je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, das es nur das sein kann. Er spielt mit uns, doch zu unseren Bedingungen. 'Aber das macht keinen Sinn', blaffe ich mich selbst an. Genervt streiche ich mir mit der Hand übers Gesicht. Plötzlich klopft es an der Tür. "Herein!" Die Tür öffnet sich und Maya kommt rein, schließt gleich hinter sich wieder die Tür.
"Wusste ich doch, das du noch hier bist. Die neuen Gruppen und Routen stehen. Wir sind vorbereitet. Emma meinte gerade zu mir, die Überwachung steht in ca einer Stunde." Sie mustert mich, scannt besorgt mein Gesicht. "Was geht dir durch den Kopf?" Ich schüttle diesen leicht. "Es macht keinen Sinn Maya. Warum ist er höchstpersönlich nach Deutschland gekommen um uns zurück zuholen?" Sie mustert mich, nickt geistesabwesend. Ihr scheint der Gedanke auch schon gekommen zu sein. "Ich weiß, was du meinst. Er hätte auch seine Männer schicken können." Dieses Mal nicke ich geistesabwesend.
"Was ist, wenn er mit uns spielt zu unseren Bedingungen? Auf unserem Gebiet? Wenn er uns damit seine Macht beweisen will?" Ich beobachte Maya aufmerksam. Langsam nickt sie erneut. "Ja, das würde Sinn machen. Für ihn ist das ein Spiel, wie die Kämpfe für uns Tänze sind. Er hat es ja auch irgendwie provoziert. Er wusste ungefähr, wie du oder besser wie wir reagieren würden." Ich drehe den Rücken zu ihr, gehe auf die Karte an der Wand zu. Sie zeigt das Gebiet von oben. Gedankenverloren merke ich nicht, wie Maya sich neben mich stellt und die Karte ebenfalls betrachtet.
"Dieser Mistkerl! Wir sind doch keine Spielzeuge!" Gebe ich erbost von mir. Maya legt mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Du brauchst einen kühlen Kopf für die Sache Rose. Wir lassen uns das nicht bieten." Es tut gut mir ihr darüber zu reden. Auch, das sie mich bei meinem neuen Namen nennt, hilft mir mich daran zu gewöhnen. Langsam beruhige ich mich wieder. Tief durchatmen. Lächelnd drehe ich mich zu ihr. "Danke." Sie erwidert mein Lächeln und schüttelt leicht ihren Kopf. "Immer. Das weisst du." Ich sehe sie nachdenklich an. "Du solltest langsam ins Bett. Du siehst müde aus und der Tag wird dir einiges abverlangen." Sie verdreht die Augen, grinst mich aber an.
"Warte nur ab, bis du dein neues Ich morgen Abend siehst. Für dich wird das vermutlich viel anstrengender" lacht sie. Maya zieht mich einmal in ihre Arme, bevor sie sich umdreht und den Raum wieder verlässt. Auch ich gehe mit langsam Schritten zur Tür und verlasse den Raum. Wenn Adrian wirklich spielen will, dann werden wir eben mit ihm spielen. Eine andere Wahl haben wir eh nicht, wenn wir uns behaupten wollen. Unser Vorteil ist es, das es zu unseren Bedingungen ist. Ich habe schon die ein oder andere Idee, was wir machen könnten um ihn zu nerven. Er wird sich bestimmt nicht darüber freuen.
Ein böses Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. Vielleicht wird es doch nicht so schlimm, wie ich am Anfang dachte. Tatsächlich könnte die Sache durchaus interessant werden. Ich bin gespannt, wer aus diesem Spiel als Sieger hervorgehen wird. Gedankenverloren öffne ich die Tür zu meiner Wohnung, begebe mich in mein kleines Büro und öffne eine Schublade des Schreibtisches. Aus dieser hole ich eine Akte heraus und betrachte diese. Sie ist schwarz und wurde nicht beschriftet. Dies ist aber auch nicht nötig, denn außer mir kennt keiner diese Akte. Nicht einmal Emma und Maya wissen davon.
Als ich die Akte öffne, springt mir ein Foto entgegen. Ein Foto von Adrian Salvador. Diese Augen sind selbst auf einem Foto fesselnd. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus. Schnell blättere ich auf die nächste Seite um das Bild nicht mehr sehen zu müssen. Die darauffolgenden Seiten beinhalten Informationen über ihn und seinen Vater, den Patron. Ich lese sie mir sorgsam durch, suche nach einem Detail, was mir hilft die Situation zu verstehen. Doch ich finde nichts. Dieses Verhalten irrtiert mich dermaßen, das ich einfach nicht glauben kann, dass es noch nie aufgefallen ist. Bei einem Satz bleiben meine Augen schließlich hängen. "Er spielt gerne mit seinen Opfern" lese ich leise vor. Das ist es. Das Detail, nachdem ich gesucht habe. Nun weiß ich auch, in welcher Rolle er mich sieht. Doch einfach werden wir es ihm definitiv nicht machen.
Ich schließe die Akte, lege sie zurück, lehne mich in meinem Stuhl nach hinten und schließe einen kurzen Moment die Augen. Als ich sie wieder öffne, dürfte mein Blick kalt, berechnend, stechend sein. Du willst mich also als Opfer Adrian? Vergiss es. Du wirst dich noch wundern wozu ich und meine Einheit im Stande sind. Wir werden es dir zeigen, denn wir sind keine Opfer.
Mit einem Grinsen stehe ich auf und gehe in mein Schlafzimmer. Als ich mich ins Bett lege grinse ich noch immer.
Catch me if you can, Adrian Salvador.
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Die Dornen der Rose
AksiyonWas würdest du tun, wenn sie dir das Wichtigste in deinem Leben nehmen wollen? Würdest du aufgeben oder würdest du kämpfen? Genau vor diese Entscheidung wird Ruby gestellt. Doch sie überlegt nicht, sondern reagiert. Keine regelmäßigen Updates garant...