Ich hadere mit mir selbst. Will ich wissen, was in dem Brief steht? Will ich den Inhalt des Paketes kennen. Auch wenn ich eine Vermutung habe, wird diese erst bestätigt, wenn ich es geöffnet habe. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich diese Bestätigung wirklich will.
Und was ist das für ein Brief? Eine Erklärung, eine Entschuldigung? Es könnte sonst was sein. Genauso aber auch eine Falle. Ich raufe mir die Haare. Als mein Blick wieder zum Bildschirm fliegt, fällt mir auf, das dieses Paket um einiges kleiner ist, als das Erste. Da passt kein Hochzeitskleid rein. Ich schlucke. Was soll das alles nur? In meinen Augen scheint die Verzweiflung zu sehen zu sein, den Katarina spricht mich wieder an.
"Kommandantin, vielleicht sollten wir warten bis Maya und Emma wieder anwesend sind, bevor eine Entscheidung getroffen wird?" Es ist ein Vorschlag verpackt als Frage. Katarina weiß, das ich mich schwer tue bei persönlichen Angelegenheiten. Auch wenn es um die ganze Einheit geht, ist das hier dennoch sehr persönlich. Langsam nicke ich. "Wahrscheinlich hast du recht Kat. Danke." Ich wende meinen Blick zu ihr, sie lächelt mich warm an. "Alles zu seiner Zeit Rose. Versuch dir nicht zu sehr den Kopf zu zerbrechen."
Ich schnappe mir meine Tasse und begebe mich wieder an meinen Schreibtisch. Ein Seufzen entweicht meinen Lippen. Was würde ich nur ohne meine Mädchen machen? Auch wenn ich die Kommandantin bin, wäre ich ohne sie nichts. Das weiß ich und ich versuche es sie regelmäßig spüren zulassen, wenn auch nur mit Kleinigkeiten. Wie, das alle gleichberechtigt sind, auch wenn ich das letzte Wort habe. Genauso würde mir nie im Traum einfallen, sie zu zwingen mich Kommandantin zu nennen. Das tun sie aus freien Stücken, wenn sie es für angebracht halten. Der Rückhalt und die Unterstützung ist mehr wert als ein blöder Titel.
"Hey ihr beiden!" Mit einem Lächeln kommen Emma und Maya in die Zentrale. Katarina und ich werfen uns einen Blick zu. Als die beiden das sehen, stirbt ihr Lächeln sofort. "Was ist los" fragt Maya misstrauisch. Ich deute auf Katarina, welche auf das Bild vor der Sicherheitstür deutet. Maya und Emma ziehen ihre Augenbrauen zusammen. Ja, das wäre auch meine Reaktion gewesen, wenn es mich nicht auch persönlich betreffen würde.
Emma dreht sich zu mir. "Warum hast du uns nicht bescheid gesagt?" Ihre Frage ist mehr ein Vorwurf. Doch als sie meinen Gesichtsausdruck sieht, zieht sie den Kopf ein. Ich stelle die offensichtliche Frage in den Raum "Was meint ihr?" Emma sieht wieder zum Bildschirm, dafür wendet sich Maya nun an mich. "Wir haben doch Möglichkeiten, die Sachen zu durchleuchten, oder?" Dann wendet sie sich an Emma. "Können deine Roboter auch nach Pulvern etc. scannen?" Emma nickt langsam. "Wenn Rose das ok gibt, schick ich schnell einen los." Damit wendet sie sich wieder an mich. In Gedanken versunken braucht es einen Moment, bis eine Reaktion von mir erfolgt. Ich nicke langsam.
Damit geht Emma zu ihrem Platz und tippt etwas auf ihrer Tastatur rum. Dabei starrt sie konzentriert auf ihren Monitor. "Dann wollen wir mal" murmelt sie endlich. Maya und ich gehen zu ihr um ihr über die Schulter zu schauen. Der Roboter verlässt gerade das Lager durch die Sicherheitstür, die direkt von Jasmin hinter ihm wieder geschlossen wird. Sicher ist sicher. "Dann schauen wir doch mal" murmelt Emma. Der Scan startet. "Also ich sehe nichts bedrohliches. Weder Sprengladungen, Pulver oder ähnliches" erklärt sie uns das Bild. Maya und ich nicken. "Kannst du uns sagen, was in dem Paket ist?" Mayas Frage entspringt meiner Neugier und sie weiß das.
Emma nickt einmal. "Also in dem größeren Paket sind sechs kleinere. In fünf davon scheinen Klamotten zu sein. Und in jedem ist noch etwas Papier, vermutlich Briefe." Emma schweigt. Angestrengt runzelt sie die Stirn. "Was ist los" frage ich irritiert. Sie sieht mich an. "In dem sechsten, was übrigens das kleinste Paket ist, scheint eine Kette mit fünf Ringen zu sein und noch ein Brief." Verdutzt schaue ich sie an. Fünf Ringe an einer Kette. Was soll das denn bedeuten? Verwirrt schaue ich zu Maya, die mich genauso verwirrt anschaut. Wir wenden beide unseren Blick wieder zu Emma, doch auch ihr Gesicht ist mehr als verwirrt.
"Das Paket und der Brief sind sauber. Ich sehe wirklich gar nichts. Nicht einmal Tracker. Was wollen sie damit bezwecken?" Ich schüttle den Kopf denn ich weiß es nicht. "Okay" sagt Maya und schaut mich erwartungsvoll an. Ich nicke. "Na gut. Holen wir Paket und Brief rein." Maya gibt den Befehl weiter. Auf der Überwachungskamera sehen wir, wie Jasmin wieder die Tür öffnet den Roboter herein lässt und sich Paket und Brief schnappt bevor die Tür wieder geschlossen wird. Keine drei Minuten später steht sie bepackt in der Zentrale. Ich laufe zu ihr und nehme sie ihr ab.
Nachdenklich mustere ich Paket und Brief. Ich sollte mir das erst einmal alleine anschauen. Aber will ich das? Zielstrebig verlasse ich, nachdem ich mich bei Jasmin bedankt habe, die Zentrale in Richtung meiner Unterkunft. Ich hadere mit mir selber. Nein, ich will nicht wissen, was da drin ist. Ich erreiche meine Wohnung. Mit etwas Mühe öffne ich die Tür und schließe sie hinter mir wieder. Schnellen Schrittes gehe ich in mein Schlafzimmer. Ich schaue mich um, bis mein Blick auf den Schrank fällt. Ich öffne ihn etwas umständlich und stelle das Paket dort in die hinterste Ecke. Den Brief jedoch nehme ich mit. Er trägt das Siegel des Parton.
Langsam gehe ich in mein Büro, den Brief noch in der Hand. Während ich mich auf meinen Stuhl hinter dem Schreibtisch setze, betrachte ich ihn nachdenklich. Warum sollte der Patron persönlich einen Brief an mich senden oder besser ihn auch noch persönlich liefern. Das Alles kommt mir doch sehr suspekt vor. Das ist noch nie passiert, deshalb zögere ich auch. Papa hat immer die Briefe von ihm bekommen. Ich wusste nie was in ihnen stand, bin aber immer davon ausgegangen, das es geschäftlich war. Ich seufze einmal auf. Es gibt nur einen Weg herauszufinden, was in diesem Brief steht:
Ich muss ihn öffnen und lesen.

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Die Dornen der Rose
ActionWas würdest du tun, wenn sie dir das Wichtigste in deinem Leben nehmen wollen? Würdest du aufgeben oder würdest du kämpfen? Genau vor diese Entscheidung wird Ruby gestellt. Doch sie überlegt nicht, sondern reagiert. Keine regelmäßigen Updates garant...