Kapitel 24

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Stille herrscht in der Zentrale. Alle schauen gebannt auf den Bildschirm. "Komm schon" murmle ich leise. "Das wird noch nicht alles gewesen sein." Als hätte man mich gehört tauchen auf den Bildern der Kameras außerhalb des Grundstücks noch mehr Männer auf. Ich erstarre. "Fuck!" raune ich leise. Außer Emma und Maya schauen mich alle verwirrt an.

Emma durchbricht die darauffolgende Stille als erste. "Sie waren ein Köder." Maya äußert sich nun ebenfalls. "Und wir haben ihn geschluckt." Ich höre einige der Mädels schnappatmen. Doch dann taucht ein Gedanke in mir auf. "Sie wissen aber nicht, das es die Dornen waren. Immerhin haben wir uns als 'andere Gruppe' schon gezeigt."

Meine Augen huschen über die Bilder. "Russen. Deutsche. Iren. Amerikaner. Sie sind alle da" flüstert Emma. Ich schüttle den Kopf. "Nicht alle." Mein Blick gleitet zu Emma und dann zu Maya. Die Erkenntnis blitzt in ihren Augen auf. "Em. Wo sind sie?" flüstere ich. Emma sprintet zu ihrem Platz. Fünfzehn Sekunden hört man nur das Klappern der Tastatur. "Mist!" ruft Emma aus. Maya und ich wechseln einen Blick. Emma muss es nicht aussprechen. "Sie sind hier."

Alle Blicke sind auf den riesigen Bildschirm geheftet. "Sie haben den Eingang im Camp gefunden" flüstert Alice. Ich schließe meine Augen. Das war der Plan. Sie haben sich zusammen getan, um uns aus der Reserve zu locken mit einem Köder. Wahrscheinlich haben sie das Signal der Kameras oder des Zünders abgefangen und uns so lokalisiert. Ich schnaube einmal auf.

"Wollt ihr flüchten?" frage ich meine Einheit. Alle sehen mich an. Ich sehe Entschlossenheit, als meine Augen über jedes Gesicht wandern. "Nein" antwortet Maya für alle. "Das hier ist unser Zuhause. Wir bleiben." Zufrieden nicke ich. "Höchste Alarmbereitschaft. Maya teile Patrouillen an den Sicherheitstüren ein. Em? Wir wechseln uns ab um die Kameras im Blick zu haben. Alle die keinen Sicherheitsdienst haben, gehen schlafen oder trainieren."

Meine Augen hängen noch immer an den Bildern der Kameras. Der Pate und einige seiner Männer stehen in dem kleinen Vorraum vor dem Sicherheitstor. Die anderen Männer werden vermutlich noch im Keller sein. "Die Sprengladungen sind scharf. Wir könnten sie genauso sprengen." Ich überlege, etwas hält mich davon ab. Ich weiß nicht, was es ist, aber wir sollten diese Sprengladungen noch nicht benutzen.

"Nein, noch nicht. Irgendwas sagt mir, das wir die Ladungen noch brauchen werden." Em seufzt, versteht aber was ich meine. "Die Patrouillen sind eingeteilt. Was nun?" Ich schaue noch einmal auf den Bildschirm. Die anderen Gruppen haben sich in Bewegung gesetzt. Ihr Ziel scheint das verlassene Camp zu sein. Auch Maya scheint das nicht zu entgehen. Sie wird unruhig. Wir haben schon so einige unangenehme Situationen durch, aber das hier ist mit Abstand die unangenehmste.

"Wir warten ab. Mindestens Adrian weiß, dass das Gebiet Kameraüberwacht ist. Und solange sie nicht wissen, wer wir wirklich sind, sollte es weniger ein Problem sein." Hoffentlich bereue ich diese Entscheidung nicht. Auf dem Bildschirm erregt eine Bewegung meine Aufmerksamkeit. Sie versuchen in unser System zu kommen und die Sicherheitstür zu hacken? Wie blöd sind sie bitte. "Em?" Ich brauche es nicht aussprechen. "Bin schon dran." Gespannt schaue ich zu Emma und sehe, das ihr Blick langsam in Verzweiflung umschlägt.

"Was ist los Em?" frage ich sie und nähere mich besorgt. "Sie haben alle ihre Hacker auf uns angesetzt. Und mit alle, meine ich alle. Ich brauch deine Hilfe", ihre Stimme klingt so verzweifelt, wie ich sie noch nie gehört habe. Schnell bewege ich mich auf meinen Schreibtisch zu, entsperre meinen Rechner. "Wo bist du gerade?" Sie wendet ihren Blick nicht vom Bildschirm ab. "Im inneren Kreis" Ich nicke einmal und starte meinen Suche. Schnell werde ich fündig und finde den ersten Eindringling.

Es dauert eine Weile, doch nach und nach schmeißen wir sie aus unserem System. "Ich check mal, ob sie was hinterlassen haben" teile ich Emma mit. "Schau du, ob sie was ergattern konnten." Sie murmelt zustimmend. Wenn sie vertieft ist, braucht man keine vernünftige Antwort von ihr zu erwarten. Jeder weiß das. Erstaunlicherweise haben sie keine Viren oder sonstiges hinterlassen. Das macht mich misstrauisch. "Em?" Ich sehe von meinem Bildschirm auf. Direkt in das kreidebleiche Gesicht von Emma.

Ich schlucke. Das ist nicht gut. "Em?" frage ich nochmal etwas sanfter. Sie sieht auf und winkt mich zu sich. Ich stehe auf, gehe um unseren Tisch herum, bis ich neben ihr stehen bleibe. Sie deutet auf ihren Monitor. Sofort verstehe ich, warum sie so weiß ist im Gesicht. Sie haben nach etwas gesucht. Nach etwas speziellem. Nach meiner Akte. Doch ich sehe noch etwas. Sanft schiebe ich Emma auf ihrem Stuhl zur Seite. Verwirrt schaut sie mich an, doch ich lasse mich nicht irritieren.

Meine Aufmerksamkeit gilt der kleinen Notiz an der Akte, die ich gefunden habe. Sie haben meine Akte nicht bekommen und sie wussten, das es so kommen würde. Ich öffne die Notiz in einer sicheren Umgebung. Man weiß ja nie, ob da nicht doch ein Virus oder ähnliches drin ist. Als ich sie lese, sehe ich danach verwirrt zu Emma. Diese hat ihre Augen ebenfalls auf die Notiz geheftet. Woher wissen sie das? Sie haben nichts um das, was sie behaupten zu beweisen. Zumal der Name der Akte Rose Dorn ist und nicht Rubinia Luengo Costa.

"Ihr seid besser als wir dachten. Der Pate möchte unbedingt mit euch reden. Vor allem mit dir Rose Dorn, Kommandantin der Dornen der Rose oder sollte ich lieber sagen Princesa Rubinia, Kommandantin der Dornen"

Maya gesellt sich zu uns. Als sie die Nachricht liest, zieht sie ihre Augenbrauen zusammen. Plötzlich poppt eine Meldung in der sicheren Umgebung auf. "Der Befehl 'Lesebestätigung senden' wurde verweigert." Ich atme laut aus. "Ein weiterer Köder" murmelt Emma. "Aber der lief wohl nicht wie geplant" schmunzelt nun Maya. Und da wird es uns bewusst. Sie spekulieren. Sie vermuten, das wir die Dornen sind, haben aber keine Beweise dafür. Ihr Angriff lief nicht wie gewünscht, nachdem wir den Köder geschluckt haben. Nun grinse ich breit. "Dieses Mal haben wir sie unbewusst geködert und es hat funktioniert" flüstere ich.

Emma atmet erleichtert auf und Maya klopft mir auf den Rücken. Aber noch ist es nicht vorbei. Noch können wir uns nicht entspannen. Mein Blick gleitet wieder zu dem großen Bildschirm in der Überwachungszentrale und trifft auf den Blick von Adrian, der direkt in die Kamera schaut.

Die Dornen der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt