Kapitel 25

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Ich erstarre. Er erwartet doch jetzt wohl nicht wirklich... Ich werde in meinen Gedanken von Yasmin unterbrochen. "Wartet er gerade darauf, das wir ihn reinlassen?" fragt Yasmin verwirrt. Sie dreht sich zu mir, doch ich kann meinen Blick nicht von seinen Augen nehmen. Wie in Trance nicke ich. Maya reißt mich aus eben dieser indem sie mich anschubst. Dankbar schaue ich sie an. "Wir werden nichts dergleichen tun. Kat wie sieht es an den anderen Zugängen aus?" Ich drehe mein Gesicht zur Überwachungszentrale, wo Katarina ihren Dienst angetreten hat. "Bisher ist alles ruhig. Die anderen Gruppen haben sich ebenfalls beim Camp versammelt."

Maya neben mir schnaubt. "Wir können das aussitzen und nur die entfernten Zugänge nutzen. Allerdings ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie uns dann finden." Ich nicke nachdenklich. Die Vorräte, die wir haben, halten mindestens drei Monate. Dafür habe ich schon vor unserer Ankunft gesorgt. Wenn wir nur das nötigste nutzen, könnten sie bis zu einem halben Jahr halten. Auch das Geld ist kein Problem. Ich habe genug bei Seite gelegt, immer wieder, bevor es hieß ich solle den Paten heiraten.

Ich weiß nicht warum, aber es war vermutlich eine Intuition. Und ich bin dankbar, das ich diese hatte. "Wir sitzen es aus und wenn nicht unbedingt nötig, rücken wir auch nicht aus" fällt meine Entscheidung. Zustimmendes Gemurmel ertönt von den Anderen. "Em, geh dich ausruhen. Ich übernehme jetzt" wende ich mich an Emma und schaue sie erwartungsvoll an. "Danke. Das war ein bisschen viel Aufregung heute. Mach dir aber noch einen Kaffee, du brauchst das" lächelt sie mich an. 

"Hat hier jemand Kaffee bestellt?" Theresa kommt mit einer Tasse auf mich zu, drückt mir diese in die Hand. "Danke Resa. Du rettest gerade unsere Köpfe und die Schicht der Kommandantin" gibt Maya leicht glucksend neben mir von sich. Ich boxe ihr auf den Oberarm und schaue sie gespielt böse an. "Werd nicht frech" fahre ich sie ebenfalls spielerisch an. Lachend hebt sie abwehrend beide Hände und verschwindet mit Emma aus der Zentrale, während ich Posten vor meinem Rechner beziehe.

Mein Blick fällt auf den See. Die anderen Gruppen haben Zelte aufgeschlagen rund um diesen. Das heißt, sie planen uns länger auf die Nerven zu gehen. Na toll. Seufzend sehe ich alle Bilder durch. Adrian hat sich von der Kamera aus dem kleinen Vorraum abgewendet, dreht ihr den Rücken zu. Ich sehe allerdings, das er irgendwelche Befehle gibt, denn er gestikuliert wild. Ein Schmunzeln schleicht sich in mein Gesicht. Hast du damit wirklich nicht gerechnet Pate?

Was glaubt er eigentlich, mit wem er es hier zutun hat? Anfängern? Verächtlich schnaubend analysiere ich die anderen Bilder. Bisher ist alles ruhig und ich hoffe inständig, das es so bleibt. Über den Bildschirm mustere ich das kleine Lager. Es ist wirklich selten, dass sich so starke Gruppen zusammentun. Dass das nur wegen meiner Einheit und mir sein soll, fällt mir schwer zu glauben. Ein komisches Gefühl beschleicht mich. Da muss noch mehr dahinter stecken. Einige Stunden vergehen, ohne das etwas passiert.

"Kommandantin?" reißt mich Kats Stimme aus meinen Gedanken. "Ja, ich habs gesehen. Beobachten wir das Ganze." Zwei Autos haben unsere Grenzen passiert. Zwei Autos die mir irgendwie bekannt vorkommt. Ich merke nicht, das Emma sich neben mich stellt. "Meinst du" setzt sie an und lässt mich damit erschrocken in ihre Richtung schauen. Sie beginnt leise zu lachen. "Sorry Rose, ich wollte dich nicht aus deinen Gedanken reißen." Sie lächelt mich an. Ich winke es ab. "Du wolltest was fragen" erinnere ich sie.

Emma nickt einmal. "Ich hab da so eine Ahnung wer das ist. Meinst du SIE könnten es sein?" Ich sehe sie an, sehe in ihren Augen Angst aufblitzen. Ein Seufzen entweicht meinen Lippen. "Ich hoffe es nicht Em. Das würde es nur noch schwieriger machen." Nun seufzt sie. Ich stehe auf, schnappe mir meine leere Tasse und wandere mit Emma zusammen zur Küchenzeile um die Tasse wieder zufüllen. Dieses Mal jedoch mit grünem Tee. 

"Ich verstehe diesen Aufriss einfach nicht." murmelt Emma neben mir, während sie mich beobachtet. "Ja, ich auch nicht. Da muss noch mehr sein. Das liegt definitiv nicht daran, das wir 'Freiwild' sind." bestätige ich ihre Gedanken. "Aber was?" Ihre Frage ist leise. Nachdenklich schaut sie auf den großen Bildschirm in der Überwachungszentrale. "Sie sind angekommen" flüstert sie. Gebannt starrt sie auf den Bildschirm. Ich drehe mich mit Absicht nicht um. Will nicht, das unsere Vermutung sich bestätigt. 

Emmas Augen werden immer größer. Unsere Vermutung wurde bestätigt. Verdammt! Langsam, ganz langsam drehe ich mich um. lasse meinen Blick über den Bildschirm streifen, bis meine Augen den Grund für Emmas Entsetzen gefunden haben. Die Türen der Autos werden gerade geschlossen. Hervor treten drei Männer. Mein Atem stockt. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie alle sich zu mir drehen, mich beobachten. Ich höre, wie einige zischend die Luft einziehen. Einige beginnen leise zu fluchen. Andere dagegen geben nicht einen Ton von sich. Die Blicke durchbohren mich. Ich spüre ihre Unsicherheit, ihre Angst.

Ich hole tief Luft. "Das ist doch nicht ihr ernst!" entfährt es mir. Mein Blick fällt wieder auf Emma und wir nicken uns zu. "Lassen wir sie kommen. Wir entscheiden, wie es weiter geht." erklingt Mayas Stimme aus Richtung des Eingangs. "Wir stehen voll und ganz hinter dir Kommandantin" werden nun mehrere Stimmen laut. Ich lächle alle einmal an und hefte meine Augen wieder auf den Bildschirm. Die drei Neuankömmlinge werden mit großem Respekt von allem im Lager begrüßt. Die drei Männer Blicken über den See zum Camp.

Alle Oberhäupter sind nun versammelt und setzen sich in Bewegung. Langsam umrunden sie den See. Es scheinen Stunden zu vergehen, doch sie stoppen vor dem Camp. Sie respektieren, das sie in unser Gebiet eingedrungen sind und wollen reden. Ich kenne dieses Verhalten. Genervt reibe ich mir über den Nasenrücken. "Rose denk nicht mal daran. Das Risiko ist zu groß." ermahnt mich Emma. Maya stimmt ihr zu. Ich schaue wieder auf die Bilder. Langsam verneigen sich die Anführer der Gruppen leicht. Stille erfüllt den Raum bei dieser Geste. Sie zollen uns Respekt und akzeptieren uns als gleichwertig. Als sie sich wieder aufrichten, tritt Adrian einen Schritt vor. Ich wende mich an die Mädchen.

"Ich habe keine Wahl." damit wende ich mich ab und begebe mich direkt in meine Wohnung, um mich umzuziehen.

Die Dornen der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt