In meinem Apartment angekommen, mache ich mir zuerst einen Kaffee. Ich brauche einen klaren Kopf. Gerade will ich mich in mein Büro begeben, als es klingelt. Also stelle ich die Tasse ab, gehe zu meiner Tür. Ich sehe das es Alice ist und öffne ihr überrascht. "Alice, was ist los?" frage ich sie besorgt. Sie sieht mich unschlüssig an. "Komm rein. Möchtest du auch einen Kaffee?" Es muss etwas Ernstes sein. Alice ist seit drei Jahren Mitglied meiner Einheit und bisher ist sie nur ein einziges Mal zu mir gekommen, um mit mir zu reden. Und da ging es um den Tod ihrer Familie. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte und hat mich um Rat gefragt. Ich habe ihr damals beigestanden, so gut ich konnte. Ich weiß, das sie mir dafür immer dankbar sein wird.
"Danke Kommandantin, aber ich mache es kurz. An der Grenze wurde ein Paket gesichtet. Es ist neu und wahrscheinlich liegt es erst seit ca. einer halben Stunde da. Sollen wir es ignorieren oder holen?" kommt sie direkt zum Punkt. Ich überlege kurz. "An welcher Grenze?", eigentlich interessiert es mich ja schon, aber es könnte auch eine Falle sein. "An der Grenze zum Dorf." Gut, als kann es eigentlich nur von einem sein. Ich ziehe mein Handy, wähle Emmas Nummer. "Operator?" Ich lächle kurz, bevor ich wieder ernst werde. "Emma vor ca. einer halben Stunde wurde ein Paket an der Grenze zum Dorf abgelegt. Check doch mal bitte von wem." Sofort höre ich das Klappern ihrer Tastatur und keine zwei Minuten später habe ich eine Antwort. "Es ist von ihm. Und es ist groß." Ich überlege. "Wie sieht denn die Arbeit an den Robotern aus Em?" ich höre sie kichern. Die Roboter sind ihre Babys. "Der Prototyp wartet nur auf seinen Einsatz. Ich kann ihn sofort losschicken." Ich grinse wieder und sehe zu Alice. "Dann tu das bitte. Aber lass ihn vorher das Paket scannen." "Geht klar!" Und schon ist die Leitung zu einer fröhlichen Emma tot. Diese Frau ist manchmal wirklich seltsam.
Ich wende mich wieder an Alice. "Es wird sich darum gekümmert. Aber dafür bist du nicht hergekommen Alice. Was geht in dir vor?" Alice sieht beschämt zu Boden. Wusste ich es doch. Sie räuspert sich einmal. Hebt ihren Blick um mir wieder in die Augen zu sehen. "Kurz vor meinem Schichtende kam eine Auftragsanfrage rein. Ich weiß nicht, wie sie uns gefunden haben, aber ich habe zugesagt. Tut mir leid Kommandantin." Sie senkt wieder ihren Blick. Als ich anfange laut zu lachen, sieht sie mich geschockt an. Verwirrt zieht sie die Augenbrauen hoch, legt ihren Kopf schief.
Ich winke ab. "Alles gut Alice. Auch wenn es nicht okay ist, das du einfach so die Entscheidung getroffen hast, ist es gut, das wir endlich einen Anfang haben. Erzähl mir von den Auftrag." Nun strahlen ihre Augen. Ein Lächeln bildet sich auf ihren Lippen. Sie beginnt zu berichten. Es handelt sich bei dem Auftrag um einen Sicherheitstransport von Waren. Genaues über die Waren wissen wir nicht, aber wir können uns schon denken um was es geht. Drogen. Ich seufze. Das ist nicht, wofür die Dornen standen, aber wir müssen von vorne Anfangen. Aktuell können wir nicht wählerisch sein, was die Aufträge angeht.
Als sie fertig ist, nicke ich knapp. "Geh zu Maya. Sie soll alles vorbereiten und sie hat das Kommando. Und falls sie fragt: ich hab die Freigabe erteilt." Damit nickt Alice, dreht sich um und verlässt zügig mein kleines Reich. Ich gehe wieder zu meiner Küchenzeile um mir Kaffee nachzuschenken. Gedanken verloren betrachte ich die braune Flüssigkeit, die in der Tasse in meinen Händen ruht. Vielleicht sollten wir uns doch etwas verändern, was die Auftragsrichtung angeht. Zumindest sollten wir uns breiter aufstellen. Sicherheitstransporte, Auftragsmorde, Diebstähle, Bodyguards. Das könnte klappen.
Nachdenklich nehme ich einen Schluck aus meiner Tasse. Ich muss das mit den Anderen besprechen, den ohne ihre Einwilligung, werde ich das nicht einfach festlegen. Das ist immerhin einer der Gründe, warum diese Einheit so gut funktioniert. Jeder hat hier ein Mitspracherecht und Entscheidungen werden von allen getroffen.
Mein Handy beginnt aufgeregt zu piepsen. Als ich auf das Display schaue und die Nachricht lese fällt mir fast die Tasse aus der Hand. Schnell leere ich meinen Kaffee, stelle die Tasse in die Spüle und haste in Richtung Zentrale. Dort angekommen steuere ich direkt auf Emma zu. Sie sieht mich ankommen und der Ausdruck in ihrem Gesicht verwandelt sich sofort von wütend zu mitleidig. "Bist du dir sicher Em?", frage ich sie ton- und atemlos. Sie nickt nur und zeigt mir das Bild von der Kamera des Roboters. Es zeigt den Inhalt des Paketes ohne das er es aufmachen musste. Die Technologie heutzutage ist schon wirklich faszinierend. "Was machen wir jetzt damit Rose?" Emma wendet sich nun fragend an mich.
Sie beobachtet mein ungläubiges Starren auf den Bildschirm. Sie sieht, wie die Information in meinem Gehirn ankommt, wie sie Stück für Stück verarbeitet wird. Sie kann dabei zusehen, wie sämtliche Emotionen einmal über mein Gesicht huschen. Von Verwirrt, verzweifelt über ungläubig, enttäuscht bis zu wütend und am ende wieder ausdruckslos. "Hol den Roboter zurück Emma. Er hat seinen Job erledigt. Gute Arbeit." Mit diesen Worten wende ich mich von dem Bildschirm ab und sehe zu Emma. Sie zieht fragend eine Augenbraue hoch. "Du willst das Paket dort liegen lassen?" Ich nicke. Was soll ich auch damit. Der Inhalt ist genau das, wovor ich mit unter geflüchtet bin. "Bist du dir wirklich sicher Rose?" Ertönt Mayas Stimme hinter mir. Ich zucke mit den Schultern. "Es gehört nicht hier her und schon gar nicht zu mir. Also ja, ich bin mir sicher." Damit drehe ich mich endgültig um und verlasse bemüht gelassen die Zentrale.
Was hat dieser Idiot sich dabei gedacht?! Erst folgt er uns nach Deutschland. Dann betritt er unser Gebiet. Und zu guter Letzt lässt er noch ein Paket an unserer Grenzen liegen. Hat er wirklich gedacht, ich würde es annehmen? So blöd kann selbst Adrian Salvador nicht sein. Sollte ich wirklich irgendwann heiraten, dann suche ich mir mein Hochzeitskleid selber aus, verdammt nochmal!
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Die Dornen der Rose
ActionWas würdest du tun, wenn sie dir das Wichtigste in deinem Leben nehmen wollen? Würdest du aufgeben oder würdest du kämpfen? Genau vor diese Entscheidung wird Ruby gestellt. Doch sie überlegt nicht, sondern reagiert. Keine regelmäßigen Updates garant...