Kapitel 14

70 8 7
                                    

Als ich in meinem Apartment ankommen, knalle ich hinter mir die Tür zu. Dieser Mistkerl! Er weiß genau, wie wütend er mich damit gemacht hat. Doch irgendwie bin ich auch stolz auf mich. Selbst wenn seine Männer nicht auf der Lauer liegen, die Betonung liegt auf wenn, da ich vom Gegenteil ausgehe, hätte ich uns damit ja auch verraten. Klar könnte man denken, das irgendjemand das Paket mitgenommen hätte. Doch die Wahrscheinlichkeit ist schon sehr gering. Und mit der Ignoranz habe ihm weder einen Anhaltspunkt von unserem Aufenthalt noch von meinem Interesse gegeben.

Ich seufze. Die Klingel meiner Tür reißt mich aus meinen Gedanken und lässt mich aufschrecken. Was zur Hölle ist denn heute los? Ich gehe zur Tür, öffne diese sehr schwungvoll. Davor steht eine verschreckte Maya und hält sich ihr Herz. Ich gehe einen Schritt zur Seite, damit sie eintreten kann. Also sie durch die Tür ist und hinter mir zum stehen kommt, knalle ich die Tür erneut laut zu und drehe mich in der gleichen Bewegung zu ihr.

"Hallelujah. Er hat dich damit echt wütend gemacht, hm?" Maya sieht mir prüfend ins Gesicht. Eigentlich ist das nicht notwendig, denn der Zorn über diese Aktion dürfte mir sehr offensichtlich in jenes geschrieben stehen. "Ja." Eine kurze, knappe Antwort. Damit ist dieses Thema auch erledigt, zumindest für mich. Und eigentlich dachte ich für Maya auch. Sie geht zur Küchenzeile, nimmt sich meine Tasse und eine weitere um beide mit Kaffee zu füllen. Meine Tasse drückt sie mir in die Hand bevor sie sich zur Couch begibt. Mit einem Seufzen lässt sie sich darauf fallen. "Es war gut, das du keinen von der Einheit geschickt hast. Seine Männer lagen auf der Lauer." Wie ich es mir gedacht habe.

Ich gehe nun ebenfalls zur Couch und setze mich mit einem Seufzen. "Das ist schon etwas beleidigend von ihm, oder? Ich meine, das er nicht einmal in Betracht zuziehen scheint, das wir an so etwas denken." Ich schüttle leicht mit dem Kopf. Nehme einen Schluck von meinem Kaffee. "Naja" setzt Maya an. "Vielleicht dachte er auch, nachdem er uns so schön gewarnt hat, bist du ihm nicht mehr böse." Ich verschluck mich an meinem Kaffee. Prustend stelle ich die Tasse auf den Tisch und versuche nach Luft zu schnappen. Sie klopft mich vorsichtig auf den Rücken bis ich mich wieder beruhigt habe. Ich atme einmal tief durch und wende meinen Blick zu ihr. "Maya, auch wenn er ein Mann ist, kann selbst er nicht so blöd sein." Ihre Kinnlade klappt herunter. Sie braucht einen Moment um sich zu fassen. "Autsch", lacht sie. "Aber er ist ein junger Mann mit viel Macht", entgegnet sie nun. "Das macht es keinen Deut besser meine Liebe." Sie bricht in schallendes Gelächter aus. Als sie sich wieder ein wenig beruhigt hat, legt sich ihr Blick wieder auf mich. "Ich würde bei eurem nächsten Gespräch wirklich gerne dabei sein." Ihr laufen Tränen vor Lachen aus den Augenwinkeln. Sie wischt diese schnell weg.

"Ich habe so das Gefühl, das nicht nur du dabei anwesend sein wirst." Ich greife wieder nach meiner Tasse und nehme gedankenverloren einen erneuten Schluck Kaffee. "Wie meinst du das?" Diese Frage ist ehrlich und man hört, das meine Aussage sie sehr verwirrt. Meine Augen fokussieren wieder ihr Gesicht. "Meine Befürchtung ist, das bei der nächsten Begegnung mit ihm beide Einheiten vollständig versammelt sein werden." Ich seufze. Das ist etwas, was ich gerne vermeiden würde.

Ich möchte ihn weder vor seiner Gruppe bloß stellen, noch mich bloß stellen lassen vor meinen Mädchen. Maya senkt ihren Blick in ihre Tasse. "Verstehe. Aber mal etwas Anderes. Was ist mit diesem Sicherheitstransport? Alice kam ganz aufgeregt zu mir und hat mir davon erzählt." Ich nicke. "Hast du alles dafür vorbereitet?" Als Antwort bekomme ich ein Nicken ihrerseits. "Gut. Alice hat diesen Auftrag angenommen, ohne vorher mit mir zu reden. ich bin ihr deswegen nicht böse. Irgendwo müssen wir schließlich anfangen. Und da wir nun wieder ganz am Anfang stehen, würde ich uns gerne auch breiter aufstellen. Sicherheitstransporte, Auftragsmorde, Diebstähle, Bodyguarding. Was meinst du?" Ich hebe fragend eine Augenbraue.

Sie scheint darüber nachzudenken. "Also Diebstähle brauchen wir nicht denke ich. Aber wir können es ja erst einmal so stehen lassen, bis wir uns soweit hochgearbeitet haben, das wir auch Aufträge ablehnen können." Das war ganz mein Gedanke. In Spanien waren wir so etwas wie die Special Force, doch hier sind wir aktuell nichts. Also müssen wir irgendwo anfangen. "Ja. Das sehe ich auch so. Ich denke, wir sollten morgen Früh ein kurzes Meeting mit den Anderen halten und sie nach ihrer Meinung fragen." Maya nickt erneut. Also sind wir uns mal wieder einig.

Abrupt ändert sie das Thema. "Wie gefällt dir eigentlich der neue Stil?" Sie grinst mich an. ich lache auf. "Du weisst, das ich früher schon so rumgerannt bin für Aufträge." Sie nickt. "Ja, aber das hier ist kein Auftrag meine Liebe. Fühlst du dich wohl damit? Ich dachte mir enganliegend magst du ja, wegen der Bewegungsfreiheit und zu hohe Absätze konntest du noch nie leiden." Ich lächle. Ja Maya merkt sich so etwas. Sie ist nicht nur meine Vize sondern auch meine beste Freundin.

"Also die Absätze haben eine gute Höhe. Sie korrigieren meine Haltung, aber rennen kann ich immer noch in ihnen." Wir fangen beide an zu lachen. "Und das Kleid ist der Hammer. Aber ihr habt nicht nur Kleider geholt hoffe ich?" Die Frage ist berechtigt. Meine Einheit sieht mich viel zu gerne in Kleidern. Zu ihrem Missfallen habe ich bisher aber immer Boots und Hosen bevorzugt. "Nein, nein. Es sind auch ein paar Kostüme mit Rock und Blazer dabei. Blusen, Röcke, elegantere Tops", sie wackelt mit den Augenbrauen bei der 'elegantere Tops' - Aussage. ich grinse. Ja, meine schlichten Tops sind zwar sehr praktisch, aber nicht sonderlich schick. Das war schon immer ein Dorn in den Augen von Maya.

Mein Blick fällt auf die Uhr. Sie folgt ihm, stellt ihre Tasse auf dem Tisch ab und steht auf. "Ich sollte dann mal wieder. Sagst du Emma noch wegen dem Meeting bescheid?" Auch ich stehe auf. "Ja, ich schreib ihr gleich. Sie ist eh noch wach." Wir beide lachen, also wir auf die Tür zugehen. "Na dann gute Nacht Kommandantin." Bei diesen Worten salutiert Maya bevor sie sich ihrer Tür zuwendet und hinter dieser verschwindet. Ich schüttle lachend den Kopf und schließe meine Tür ebenfalls. Sofort greife ich nach meinem Handy und schicke Emma eine Nachricht, dass ich alle morgen Früh um 8 Uhr in der Zentrale sehen will. Zufrieden gehe ich in mein Schlafzimmer. Das Handy lege ich auf den Nachttisch, bevor ich mich umziehe und zufrieden unter meine Decke krauche.

Die Dornen der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt