✔Kapitel 4

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Kapitel 4

Es fiel Harry schwer eine Unterhaltung aufrechtzuerhalten. Dies schien auch Liam zu bemerken, weswegen er das Gespräch wieder aufnahm. "Möchtest du denn auch etwas über mich wissen?" Nickend antwortete Harry: "Gern." Liam schluckte den letzten Bissen seines Sandwiches hinunter und setzte sich dann aufrecht hin. "Also, ich heiße Liam Payne, bin 18, komme eigentlich aus Wolverhampton, wo ich bei meiner Mum gewohnt habe. Jetzt bin ich zu meinen Dad hier nach Cheshire gezogen, weil meine Mum beruflich für ein Jahr ins Ausland muss und mich nicht allein lassen wollte. In meiner Freizeit spiel ich gern Fußball oder gehe ins Kino. An Samstagen arbeite ich in einem kleinen Eiscafé in der Stadt, um mir etwas dazuzuverdienen. Vielleicht kommst du mal vorbei, das Eis geht natürlich auf mich  ..." Harry wusste gar nicht, dass ein Mensch so viel sprechen konnte. Liam redete ohne Punkt und Komma, was zu viel war für Harry, um es alles aufzunehmen. Während Liam weitererzählte, von Sachen, die Harry nicht verstand, spürte er einen Blick auf sich. Er drehte sich leicht nach hinten und sah Louis, der ihn ohne jegliche Emotion in seinem Gesicht anstarrte. Normalerweise störte das Harry nicht, aber jetzt gerade war es ihm unangenehm. Er wollte nicht, dass Louis ihn so anstarrte, denn er wusste, dass er heute Morgen noch nicht fertig mit ihm war und Louis hörte niemals auf, bevor er nicht das bekam, was er wollte.

"Hey Harry ... hörst du mir überhaupt noch zu?" Liams Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er drehte sich wieder zurück. "Ähm, ja, tut mir leid, Liam. Es ist für mich schwer, so viele Informationen auf einmal zu verarbeiten." Beschämt schaute er auf seine Finger und spielte mit dem Verschluss seiner Frühstücksbox. "Kein Problem, Harry. Wir gehen es einfach langsamer an, okay?" Harry nickte. Er freute sich, dass Liam so verständnisvoll reagierte und ihn nicht verurteilte.

"Okay, ich muss jetzt zu Englisch, was hast du?" Beide richteten sich von ihren Plätzen auf und verließen die Kantine. "Sport. Doppelstunde." Sport war nicht Harrys Lieblingsfach, er war motorisch einfach nicht so begabt wie die anderen Schüler. Trotzdem strengte er sich jede Stunde an, um seinen Lehrer nicht zu enttäuschen. So auch dieses Mal.

***

Als Harry nach der Schule auf dem Weg nach Hause war, rannte er. Das Vorhaben von heute Morgen, die bunten Blätter zu sammeln, hatte er völlig vergessen. Zu aufgeregt war er seiner Mutter von Liam zu erzählen, seinem Freund. Als er völlig erschöpft vom Sport und dem schnellen Laufen vor seinem Haus ankam, zählte er bis fünf und öffnete dann die Tür.

"Muuuum", schrie er und flitzte die Treppe hinauf, nicht ohne vorher seine Schuhe akkurat an ihren Platz zu stellen, zu seiner Mutter ins Büro, wo sie um diese Zeit immer arbeitete. Anne war froh einen Job gefunden zu haben, wo sie von zu Hause aus arbeiten konnte. Auch wenn Harry bereits 18 war, wollte sie ihn nicht völlig allein zu Hause lassen, da Gemma immer erst spät abends zurückkam.

"Was ist denn los, mein Schatz?", fragte sie ihren Sohn, nachdem er völlig aus der Puste die Tür von ihrem Büro aufgerissen hatte. Im ersten Moment dachte sie, etwas Schlimmes wäre passiert, aber als sie Harrys breites Grinsen sah, beruhigte sie sich wieder.

"Ich ... ich", versuchte Harry seiner Mutter die tollen Neuigkeiten zu überbringen. Aber seine Atmung war schwer und ließ nicht zu, dass Harry vernünftig sprach.

"Setz sich erst mal hin, beruhige dich, und dann kannst du mir in aller Ruhe erzählen, was passiert ist", bat Anne ihren Sohn und strich ihm beruhigend über den Rücken, als dieser sich auf die Couch setzte.

"Mum, ich habe jetzt einen Freund, er heißt Liam und ist wirklich nett", erzählte Harry endlich, nachdem seine Lungen sich entspannt hatten. "Das ist toll, Harry, ich freu mich, dass du einen Freund gefunden hast." Stolz lächelte Anne zu ihrem Sohn. Sie wusste, wie schwer es für Harry war, Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen. Und sie wünschte sich nichts sehnlicher als einen guten Freund, der Harry verstand und ihn akzeptierte, so wie er war. Vielleicht war Liam ja dieser bestimmte Freund, sie hoffte es so sehr.

Nachdem Harry seine Hausaufgaben und die anstehenden Arbeiten im Haus für den heutigen Tag erledigt hatte, saß er nun auf seinem Bett und schaute aus dem Fenster.

Er beobachtete die große Eiche vor seinem Fenster, deren Äste sich im Wind bogen. Die Blätter, die im Wind tanzten und so aussahen, als zeigten sie eine Ballettvorführung.

Harrys Aufmerksamkeit richtete sich auf einen Umzugswagen, der in die Auffahrt des Nachbarhauses fuhr. Harry konnte sich nicht daran erinnern, wann zum letzten Mal jemand in diesem Haus gewohnt hatte. Ein Paar stieg aus dem Auto aus, gefolgt von vier Mädchen. Wer diese Leute wohl waren? Harry hoffte, dass es nette Nachbarn waren und er sich gut mit ihnen verstehen wird.

Am Abend, als Harry in seinem Bett lag, dachte er an den heutigen Tag zurück. Er fing schlecht an für ihn, doch endete perfekt. Endlich hatte er einen Freund. Liam hatte ihn heute verteidigt, als alle anderen ihn im Stich gelassen hatten. Liam war sein Held des heutigen Tages und er hoffte, dass er ihn noch lange an seiner Seite haben durfte.

✔Asperger 1 - I'm not a Freak •|• Larry [In Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt