✔Kapitel 5

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Kapitel  5

Harry war bereits in der Schule und bemühte sich, dem Chemielehrer Mr. McKenzie bei seinem Unterricht zu folgen .


Es gelang ihm heute nicht so recht wie an anderen Tagen. Er konnte sich nur schwer konzentrieren. Harry schob es auf die Neuigkeiten, die Gemma heute Morgen verkündet hatte.


Flashback

6:23 Uhr Harrys Wecker holte ihn aus einem erholsamen Schlaf. Er träumte von Liam und wie sie gemeinsam einen Film schauten und Popcorn aßen. Es war ein schöner Traum und er hoffte, dass dies auch wirklich bald passierte.


Als Harry nach seiner Morgenroutine in die Küche kam, saß Gemma bereits am Tisch, so wie sie es am Vortag versprochen hatte.

"Guten Morgen, Hazza", begrüßte Gemma ihren Bruder, während sie in ihr Marmeladenbrot biss. "Morgen Gem." Harry setzte sich auf seinen üblichen Stuhl und begann sein Rührei mit Speck zu essen.

"Hazza, ich habe gute Neuigkeiten. Willst du sie wissen?" Mit vollem Mund nickte der Lockenkopf und Gemma sprach weiter. "Ich habe eine Zusage für das Morley College in London erhalten. Ist das nicht toll? Ich, Gemma Styles, studiere ab nächsten Sommer in London." Gemma schaute breit lächelnd nach oben und schien sich ihr Collegeleben schon bildlich vorzustellen. "London? Dann hast du aber einen langen Weg, wenn du täglich dahin fahren musst", sagte Harry unsicher. "Nein, Harry, ich werde dann natürlich nach London ziehen und in einem Wohnheim leben." Geschockt weitete Harry seine Augen. Seine Schwester konnte nicht wegziehen, sie musste hierbleiben. "Das ... das geht nicht, Gemma, du musst hierbleiben, du musst doch am Morgen hier sitzen, wenn ich aufstehe. Das war immer so, du kannst das nicht ändern." Gemma legte ihren Arm um Harry, versuchte ihn zu beruhigen. "Hey ... du wirst dich daran gewöhnen. Es ist normal, dass man nach der Schule auf ein College geht." Harry spürte die Panik in sich aufsteigen. "Nein, Gem, bitte, du darfst nicht gehen. Du arbeitest doch, dann brauchst du kein College. Arbeite einfach weiterhin bei Jimmy." "Ich weiß, es ist schwer für dich, Hazza. Aber ich möchte in meinem Leben mehr erreichen als in einer staubigen Videothek zu sitzen. Das verstehst du doch sicher. Ich komme euch jedes Wochenende besuchen und wir können telefonieren."


Flashback Ende


Harry bettelte noch weiterhin zu seiner Schwester, dass sie nicht gehen sollte. Aber er konnte sie natürlich verstehen. Er wollte nur einfach nicht allein gelassen werden und Harry hasste Veränderungen. Es lief doch alles gut so, wie es war, warum mussten die Menschen ständig etwas verändern? Harry verstand das nicht. Er mochte es, wenn er jeden Tag seinen gleichen Ablauf hatte. Veränderungen brachten ihn durcheinander und verunsicherten ihn. Er selbst hatte sich geschworen niemals von zu Hause wegzugehen. Er liebte sein zu Hause und dort fühlte er sich sicher und am wohlsten.

Liam war heute nicht in der Schule, zumindest hatte Harry ihn nicht gesehen. Aber er war sicher einfach nur krank. Und so kam es, dass er zur Mittagspause wieder allein auf seinem Platz in der Kantine saß und die Schüler um sich herum beobachtete. Die Plätze der Kantine waren so aufgeteilt wie in diesen typischen amerikanischen Teeniefilmen. Da gab es die Sportler der Footballmannschaft, die dazugehörigen Cheerleader in ihren kurzen Röcken, die alles taten, um die Aufmerksamkeit von einem der Spieler zu bekommen. Dann die sogenannten Streber, die alle über ihren Büchern hingen. Die Kiffer, die mit breiten Grinsen und glasigen Augen in der Gegend umherstarrten. Die Fighters, die sich schon ihr nächstes Opfer suchten, die Normalos und dann gab es ihn, Harry, den Jungen, mit dem keiner etwas zu tun haben wollte. Als hätte er eine ansteckende Krankheit.

Als Harry seinen Blick durch die Kantine schweifen ließ, blieb sein Blick am Tisch der Fighters hängen und einer Person, die ihm mit einem verschwörerischen Blick anschaute. Louis. Harry wusste nicht, warum Louis so starrte, aber er beschloss sich nicht weiter damit zu beschäftigen und stand auf, um die Kantine zu verlassen. Was er jedoch nicht bemerkte, war dass jemand ihm folgte.

Harry ging noch schnell auf die Toilette, um seine Hände zu waschen, als er plötzlich gepackt und grob gegen die Wand gedrückt wurde. Ein Schmerz durchzuckte ihn, als sein Rücken gegen die kalte Fliesenwand prallte. Als er nach ein paar Sekunden der Orientierungslosigkeit seine Augen wieder öffnete, schauten ihn zwei blaue Augen wütend an.

"Na Styles, wo ist dein toller Freund jetzt? Kann er dir gar nicht mehr helfen?" Louis hielt in noch immer am Kragen gegen die Wand gedrückt. "Louis, lass mich los, bitte." Harry bekam Angst. So aggressiv wie in den letzten zwei Tagen war Louis noch nie ihm gegenüber gewesen. Beleidigungen oder mal zur Seite Stoßen waren okay für Harry, aber das hier war ihm zu viel, viel zu viel.

"Was ist los, Styles, hast du etwa Angst?" "Bitte ... Bitte lass mich los", flehte Harry, aber Louis dachte nicht daran aufzuhören, er wollte seinen Sieg auskosten. "Du hast deine Strafe noch nicht bekommen. Vorher lass ich dich nicht gehen." Panik breitete sich in Harry aus und er begann wie wild zu zappeln. Er spürte Louis' Hände an seinem Körper. Es ließ ihn fühlen, als würde er ersticken. Er konnte nicht mehr atmen. Diese Nähe schmerzte ihn so sehr. Er wollte, dass Louis ihn losließ. "Hör auf dich zu wehren, sonst wird es nur schlimmer." Harry spürte, wie er die Kontrolle verlor. Seine Lungen brannten, versuchten Luft in sich aufzunehmen. Sein Herz raste und Tränen brannten in seinen Augen. Er wollte, dass das aufhört. Sofort. "LASS MICH LOS", schrie Harry so laut er konnte und mit einem heftigen Stoß gegen Louis' Brust stieß Harry ihn von sich. Er wollte rennen, um dieser Situation zu entkommen, doch er konnte nicht. Er sank zu Boden, zog die Beine an seinen Oberkörper, schlang die Arme darum und wippte vor und zurück.

Louis schaute ihn verwirrt und etwas ratlos an. Er wusste nicht, was gerade passierte. Noch nie hatte jemand so seltsam reagiert. Harry schien völlig weggetreten zu sein. Er konnte Harry kaum verstehen, nur das ständige 'Nein, Nein, Nein', was er immer und immer wieder sagte, war verständlich.

"Hey, beruhigt dich, Mann", versuchte Louis Harry zu beruhigen. Doch Harrys Geschluchze wurde nur schlimmer. Er ging auf ihn zu und legte eine Hand auf Harrys Schulter, um ihn zu beruhigen, doch Harry schlug um sich. "NEIN, NEIN, FASS MICH NICHT AN", schrie Harry lauter. Louis schreckte zurück, er war überfordert mit der Situation.

Die Tür ging plötzlich auf und Liam stürmte in die Toilettenräume. Als er Harry weinend am Boden liegen sah, ging er wütend auf Louis zu und riss ihn von Harry weg. "Was hast du mit ihm gemacht, verdammt", schrie er wütend und packte Louis am Kragen. "Ich hab gar nix gemacht. Ich wollte ihm nur ein bisschen Angst machen und der Freak dreht auf einmal durch." Liam kochte vor Wut. "Er ist kein Freak. Ich habe dir gesagt, du sollst ihn in Ruhe lassen, du Idiot" Er stieß Louis von sich und ging dann langsam auf Harry zu.

"Hey ... Hey, Harry. Ganz ruhig, ich bin's, Liam. Es ist alles okay, er wird dir nichts mehr tun. Hörst du? Ich bin hier und passe auf dich auf." Liam kniete sich langsam vor Harry und redete auf ihn ein. Harry schien die Anwesenheit von Liam zu spüren und seine Schluchzer wurden ruhiger. "Ganz ruhig, Harry, es ist vorbei. Alles ist wieder gut." Harry beruhigte sich immer mehr. " Was ist denn los mit ihm? Hat er eine Störung im Kopf? Ist er zurückgeblieben, oder was soll das hier alles?", fragte Louis an Liam gewandt. "Weißt du überhaupt irgendetwas über ihn? Er hat einen Anfall, du Vollidiot." Louis verstand nicht. "Was meinst du damit?" Liam atmete geräuschvoll aus. "Er hat das Asperger-Syndrom, da gehören solche Anfälle dazu, wenn ihn etwas überfordert und er Angst bekommt. Das wüsstest du, wenn du dich auch nur etwas für ihn interessiert hättest." Louis schaute ertappt zu Boden, während Liam sich wieder an Harry wandte.

"Harry, hörst du mich?" Die Schluchzer hatten aufgehört, aber Harry verharrte noch immer in derselben Position.

✔Asperger 1 - I'm not a Freak •|• Larry [In Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt