✔Kapiteln 11

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Kapitel 11

Ein piependes Geräusch sowie brennende Schmerzen in der Lunge waren das Erste, was Harry vernahm, als er versuchte seine schweren Lider zu öffnen. Es gelang ihm nur schwer, und das grelle Licht half ihm nicht gerade dabei.


Er wusste nicht, wo er war, seine Erinnerung war verschleiert. Er spürte den viel zu harten Untergrund, auf dem er lag. Es war eindeutig nicht sein Bett, dachte er sich. Die Wände in einem leichten Gelb gestrichen und seltsam bunte Bilder hingen daran. Harry realisierte, dass er nicht in seinem Zimmer war. Er ließ seinen Blick weiter durch den Raum gleiten und hielt inne, als er eine Person schlafend auf dem Stuhl rechts am Fenster sah.

"Liam", versuchte Harry laut zu sprechen, doch es war nur ein Hauchen und der Schmerz in seiner Lunge verstärkte sich. Der Angesprochene schien ihn aber zu hören und richtete blitzschnell seinen Kopf nach oben. "Harry. Oh mein Gott. Du bist wach endlich. Es tut mir ja so leid, das ist alles meine Schuld." Ohne zu stoppen redete Liam drauf los, nachdem er zu Harry ans Bett gestürmt war. "Wie geht's dir?" Liam bemerkte, dass er Harry mit seinen Aussagen überrumpelte und versuchte sich nun ein wenig zurückzunehmen. "Ich hab Schmerzen, Liam. Was ist passiert?" Liam blickte traurig zu Boden. "Ich weiß nicht, was genau passiert ist. Mir wurde gesagt, du wärest in den Pool gefallen. Ich hätte dich nicht allein lassen sollen. Es tut mir so leid, das ist alles meine Schuld." Harry versuchte sich zu erinnern, nur schemenhaft sah er die Bilder der letzten Nacht vor sich. Die Party, Louis im Garten, Jonathan, der ihn anschrie, und dann ein Stoß und das kalte Wasser, das seinen Körper umhüllte. Bei der Erinnerung daran lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Liam schien nicht zu wissen, dass Harry nicht in den Pool gefallen war, sondern gestoßen wurde. Noch bevor er etwas erwidern konnte, wurde die Zimmertür geöffnet und Anne und Gemma traten mit drei Kaffeebechern in den Raum. Als Anne ihren Sohn sah, weiteten sich ihre Augen und sie lief augenblicklich auf ihn zu. "Harry, Schatz, du bist wach. Ich hatte ja solche Angst. Was machst du denn für Sachen. Wage es ja nicht, mir noch mal so einen Schrecken einzujagen." Erleichtert schloss sie ihre Arme um den Lockenkopf und zog ihn in eine liebevolle Umarmung.

"Tut mir leid, Mum. Ich habe einfach nicht aufgepasst." Er hasste es, seine Mutter anzulügen. Aber er wollte nicht, dass sie wusste, wie schlimm die Situation mit seinen Mitschülern in der Zwischenzeit geworden war. Also hielt er es für besser, dass Anne einfach dachte, er wäre ungeschickt gewesen.


Es vergingen noch circa zwei Stunden, in denen Anne und Gemma bei ihm waren. Sie hatten viel gesprochen und sogar gelacht. Die Erleichterung war seiner Familie wirklich anzusehen. Am Abend sind die beiden dann aber gegangen, mit dem Versprechen, am nächsten Morgen wiederzukommen. Harry wäre am liebsten mit nach Hause, aber die Ärzte wollten ihn noch ein paar Tage zur Beobachtung dabehalten. Erst hatte er sich dagegen gesträubt, da es ihm überhaupt nicht gefiel, woanders als zu Hause in seinem Bett zu schlafen. Anne hatte aber versprochen, ihm zum Frühstück sein Rührei mit Speck mitzubringen. Harry war erleichtert, denn der Gedanke daran, seine Rituale ändern zu müssen, machte ihm Angst.

Liam war noch immer bei ihm. Er hatte die ganze Zeit nicht wirklich viel gesagt und sich eher dazu gezwungen zu lächeln. Harry wusste nicht, was mit ihm los war. War er sauer? Traurig? Gelangweilt? Gefühlslagen aus der Gestik und Mimik anderer Menschen herauszulesen, war für Harry so gut wie unmöglich, sein Asperger ließ dies nicht zu.

"Liam, was ist denn los?", versuchte Harry ihn aus seinen Gedanken zu holen. "Ich fühle mich so schuldig, Harry. Ich … ich meine, du hättest sterben können." Harry wollte nicht, dass sein Freund sich schuldig fühlte. Es war Jonathans Schuld und nicht die von Liam. "Du bist nicht daran schuld. Ich hätte einfach besser aufpassen müssen." Warum log er? Er wusste, er hätte Liam die Wahrheit sagen sollen, aber Liam wäre sicher sauer gewesen. Nicht auf ihn, aber auf Jonathan und die anderen Jungs. Liam würde das Ganze nicht einfach so hinnehmen, da war sich Harry sicher. Und um nicht noch mehr Ärger mit Jonathan zu bekommen, schwieg er lieber. "Ich wüsste nicht, was ich gemacht hätte, wenn Louis dich nicht gerettet hätte und du ertrunken wärst." Harry stoppte seine Gedanken. Hatte er das gerade richtig verstanden? "Louis?" Liam nickte. "Ja, er hat dich aus dem Pool gezogen und dich beatmet. Die Ärzte haben gesagt, wenn Louis nicht so gute Vorarbeit geleistet hätte, dann ... dann wärst du jetzt tot. Ich will gar nicht daran denken." Harry konnte nicht glauben, was er da hörte. Louis hatte ihn gerettet? Ihn, Harry Styles, hatte er gerettet. Der Lockenkopf spürte ein Kribbeln in seinem Bauch, aber was dies zu bedeuten hatte, konnte er sich nicht erklären. Vielleicht musste er einfach mal dringend auf Toilette. Harry wusste nicht warum, aber er fand es schade, dass Louis nicht hier war. Nicht dass Liams Gesellschaft nicht angenehm war, aber aus irgendeinem Grund hätte er Louis jetzt gern an seiner Seite gehabt.

Harry verstand seine Gedanken nicht. Warum sollte Louis auch hierherkommen? Er hatte ihn sicher nur aus dem Pool gezogen, um seinen Freunden Ärger zu ersparen. Nicht mehr und nicht weniger.


Liam blieb noch eine Stunde und dann verabschiedete auch er sich von Harry.

Sie machten aus, dass Liam am nächsten Tag wiederkommen würde und er Harry ein paar Comics besorgt, damit er nicht so viel Langeweile hatte.


Nun lag Harry allein in seinem Krankenhauszimmer. Er starrte die Decke an. Müde war er nicht und ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es erst 21:00 Uhr war.

Er entschied sich trotzdem dazu, zu versuchen zu schlafen. Was tat man auch sonst in einem Krankenhaus.


Also versuchte er eine bequeme Position zu finden und schloss danach die Augen.

Gerade als er spürte, dass der Schlaf ihn einholte, wurde er durch das Aufgehen der Tür unterbrochen.

Sein Blick schweifte zur Tür und er sah blaue Augen, die ihn unsicher ansahen.

"Louis?"

✔Asperger 1 - I'm not a Freak •|• Larry [In Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt