✔Kapitel 19

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Kapitel 19

Alle Blicke waren auf Harry und Zayn gerichtet. "WAS?", schrie Zayn aufgebracht. Liam schaute zu Harry, der wohl gerade in einer Schockstarre saß. Seinen Blick starr nach vorn gerichtet, die Augen weit aufgerissen und seine Atmung verschnellert. "NIEMALS. GEBEN SIE MIR EINEN ANDEREN PARTNER, ICH ARBEITE NICHT MIT SO EINEM SPASTEN ZUSAMMEN", schrie Zayn vor Wut. Liam sprang auf, was Harry zusammenzucken ließ, und er lief wutentbrannt auf Zayn zu. "BELEIDIGE IHN NOCH EIN EINZIGES MAL UND DU LERNST MICH RICHTIG KENNEN", schrie Liam nun zu Zayn und baute sich bedrohlich vor ihm auf. In Harrys Augen bildeten sich Tränen, er mochte nicht, wenn Leute sich so anschrien. "ICH BELEIDIGE IHN, WANN UND WO ICH WILL, HAST DU DAS ENDLICH KAPIERT? ER IST EIN SCHWACHMAT, EIN VERFLUCHTER SPINNER, SIEH ES ENDLICH EIN", fauchte Zayn zurück. Liam ballte seine Hände zu Fäusten und holte aus. Seine Faust traf Zayn genau ins Gesicht, welcher mit blutender Nase zu Boden fiel. Die anderen Schüler schrien auf und auch die Lehrer schauten geschockt. "DU PISSER. DIR WERDE ICH ES ZEIGEN. DU HAST DICH EINDEUTIG MIT DEM FALSCHEN ANGELEGT." Zayn stellte sich wieder auf die Beine und ging nun auf Liam los. Mehrere Schläge wurden ausgetauscht, während andere Schüler und die Lehrer versuchten die Masse auseinanderzubekommen.

Harry bekam Angst. Alle schrien sich an und schlugen sich. Er flüchtete in die Ecke der Aula, setzte sich auf den Boden, zog die Beine an seinen Körper, presste die Hände auf die Ohren und wippte vor und zurück. Tränen verließen seine Augen und immer wieder wisperte er so leise, dass nur er es verstehen konnte: "Aufhören, bitte aufhören, hört doch auf, bitte." Harry zog sich komplett zurück, blendete alles aus, war in seine eigene Welt geflüchtet und bekam so nichts aus seiner Umgebung mehr mit, auch nicht, als jemand sich vor ihn kniete und mit beruhigender Stimme auf ihn einsprach. Er bekam ebenso wenig mit, wie ihn zwei Arme hochhoben und ihn aus der Aula trugen.

"Harry! Kannst du mich hören? Harry? Sag doch was." Nur schämenhaft drangen die Worte in Harrys Kopf. Noch immer blendete er alles um sich herum aus. Er wollte die Realität nicht sehen, Leute die sich schlugen, sich anschrien und beleidigten. In seiner eigenen Welt gab es das nicht. Dort waren alle Menschen liebevoll zueinander. An manchen Tagen oder in manchen Situationen zog Harry seine Welt vor. "Harry, bitte rede mit mir, ich mach mir Sorgen." Langsam wurde die Stimme deutlicher und Harry glaubte sie zu erkennen, war sich aber nicht ganz sicher. Erst eine Hand, die sich an seine Wange legte, ließ ihn aus seiner Trance erwachen. Sein Blick richtete sich auf den Jungen vor ihm, der ihn mit besorgtem Blick anschaute. "Louis?" Erleichtert atmete Louis aus, als er endlich eine Reaktion von Harry bekam. Es machte ihm Angst, als er sah, wie der Lockenkopf sich in eine Ecke der Aula zurückzog, sein Blick starr und emotionslos. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und Louis hätte die Schulkrankenschwester geholt. Da er selbst einfach noch immer nicht wusste, wie er in solchen Situationen mit Harry umgehen musste. "Geht es dir gut?", fragte er besorgt. "Ich denke schon. Was ist passiert?" Louis räusperte sich und setzte sich neben Harry, der im Schulgang auf dem Boden saß. "Na ja, du musst mit Zayn ein Biologieprojekt machen. Und Zayn fand diese Idee wohl nicht so berauschend. Er wurde sauer und schrie. Liam hat dich verteidigt und hat Zayn geschlagen. Und ich fühle mich so schlecht, ich hätte dich verteidigen müssen, aber ich habe es nicht getan und ich bin so ein schlechter Freund ... Es ... es tut mir leid, Harry." Louis sah schuldbewusst zu Boden, doch sein Kopf schnellte nach oben, als Harry seine Hand in die von Louis legte. Harry hatte ihn berührt, und das von ganz allein. Louis hätte am liebsten aufgequietscht vor Freude, doch verkniff es sich dann lieber doch. Wäre wohl nicht sehr männlich rübergekommen. "Louis, es ist okay. Du bist jetzt hier." Louis musste lächeln bei Harrys Worten. Das kribbelnde Gefühl in seiner Hand, die Harry berührte, ignorierte er. Doch lange würde er das nicht mehr schaffen.

"Was hältst du davon, wenn wir jetzt von hier verschwinden und die Schule für heute sausen lassen?" Harry entzog Louis seine Hand wieder, was diesen unauffällig seufzen ließ, weil er eine plötzliche Kälte spürte. "Du meinst, wir schwänzen?", fragte der Lockenkopf ungläubig. "Klar, ist doch nichts dabei. Die sind sowieso noch in der Aula beschäftigt. Da fällt nicht mal auf, dass wir fehlen." Harry überlegte, er hatte noch nie geschwänzt, geschweige denn überhaupt einen Gedanken daran verloren. "Und wo willst du hin? Nach Hause kann ich jetzt noch nicht. Meine Mum wäre nicht begeistert, wenn sie davon erfährt." Louis lächelte und grinste frech. "Ich hab da so eine Idee. Lass dich überraschen." Harry hasste Überraschungen. Er mochte es, zu wissen, was passierte, um sich gegebenenfalls vorzubereiten. Doch wenn er es nicht wusste, hieß das, dass er Louis vertrauen müsste. Aber er würde es versuchen, auch wenn solch spontanen Dinge überhaupt nichts für ihn waren. Er mochte es geplant, organisiert und geordnet.

"O-okay", antwortete er deshalb unsicher und sah im nächsten Moment, wie Louis aufstand und ihm die Hand hinhielt. Etwas zögerlich reichte er sie ihm und ließ sich von Louis auf die Beine ziehen.

Ohne noch ein weiteres Wort zu wechseln, zog Louis Harry aus dem Schulgebäude in Richtung des Parkplatzes. "Du hast ein Auto?", fragte er, als sie an einem schwarzen Rangerover zum Halten kamen. Er sah teuer aus und Harry wusste nicht, dass Louis' Eltern viel Geld besaßen. "Schön wäre es. Das Auto gehört meinem Stiefvater. Ich darf es fahren, wenn er frei hat." Harry nickte nur und stieg ein, als Louis ihm gentlemanlike die Tür aufhielt. Nachdem er sie wieder geschlossen hatte, joggte er auf die Fahrerseite und ließ sich neben Harry nieder. "Bereit, Harry?" Harry atmete noch einmal tief durch, bevor er nickte.

"Es wird dir Spaß machen, ich verspreche es", sagte Louis breit grinsend, bevor er den Motor startete und vom Schulparkplatz fuhr.

✔Asperger 1 - I'm not a Freak •|• Larry [In Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt