✔Kapitel 38

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Kapitel 38

Gähnend rieb Louis sich am nächsten Morgen über die noch geschlossenen Augen. Er hätte nicht gedacht, dass ihn ein Tag im Wasserpark so kaputt machen konnte. Er drehte sich zur Seite und wollte den Arm um Harry legen, doch er griff ins Leere. Verwundert öffnete er die Augen, um festzustellen, dass Harrys Seite des Bettes leer war. Er drehte sich um, um nach seinem Handy zu kramen, das er in seiner Hosentasche hatte. Leider lag die Hose am anderen Ende des Raumes. Genervt seufzend ließ er sich wieder zurück fallen. Er war eindeutig zu chaotisch. Vielleicht sollte er sich ein Beispiel am Harry nehmen, dachte er, bevor er sich aus dem Bett erhob. "Fuck", fluchte er, als er sich beim Aufstehen am Rahmen des oberen Bettes den Kopf stieß, und rieb sich die schmerzende Stelle. "Ein Grund, warum ich solche Betten hasse", sagte er zu sich selbst und vernahm ein Brummen aus dem Nachbarbett. Ein Blick verriet ihm, dass Austin noch schlief. So leise wie möglich lief er zu seiner Hose und fischte sein Handy heraus. 7:15 Uhr zeigte sein Handydisplay und ebenso, dass sein Akku nur noch 8% hatte. Er steckte das Handy an sein Ladekabel, bevor er in seine Kleidung schlüpfte.

Wo war Harry bloß? Und warum hatte er ihn nicht geweckt? Louis schlurfte mit noch immer müden Knochen in die Waschräume und nach einer kurzen Katzenwäsche inklusive Zähneputzen und Haare stylen machte er sich auf den Weg, um Harry zu finden. So weit weg konnte er ja nicht sein. Louis lief die Gänge entlang, doch von dem braunen Lockenkopf war keine Spur. Als er an Nialls Zimmer vorbeikam, entschied er sich zu schauen, ob dieser noch schlief, und wenn nicht, ihn zu fragen, ob er eventuell wusste, wo Harry ist.

Ohne zu klopfen, um die Schlafenden nicht zu wecken, öffnete er die Tür und sah den Blondschopf in seinem Bett liegen. Doch was er noch sah, ließ seine Augen größer werden. Niall lag nicht allein im Bett, nein, Liam lag neben ihm. Beide schliefen noch und Louis konnte nur erahnen, dass die beiden nackt waren. Grinsend schüttelte er den Kopf, bevor er die Tür leise wieder schloss. Darüber würde er später noch mit Niall reden, jetzt war Harry wichtiger.

Er verließ das Gebäude, doch auch draußen war Harry auch nicht zu sehen. Etwas frustriert, aber auch besorgt entschied er sich in den Essensaal zu gehen, um dort weiterzusuchen.

Es dauerte nicht lang, bis er bei dem gelben Gebäude ankam. Als er es betrat, hörte er bereits laute Stimmen, weswegen er seinen Gang beschleunigte. Als er den Saal betrat, sah er einige Schüler und Mitarbeiter des Küchenpersonals in einer Gruppe stehen. "Was ist denn mit dem los?", hörte er eine Mädchenstimme und Louis‘ Herzschlag beschleunigte sich. Schnell lief er auf die Menschenansammlung zu und drängelt sich durch. Als er es geschafft hatte, stockte sein Atem. Harry saß auf dem Boden, die Beine an seinen Körper gezogen und die Arme über seinen Kopf zusammengeschlagen, welchen er auf seine Knie gelegt hattee. Um ihn herum lagen Scherben von kaputten Tellern und Gläsern. Louis gefror das Blut in den Adern, als er einige Schnitte an Harrys Händen und Armen sah. "Harry", rief Louis den Lockenkopf, wessen Kopf bei Louis‘ Stimme sofort nach oben schoss. "Louis", brachte er mit weinerlicher Stimme hervor und Louis kniete sich zu ihm auf den Boden. Sofort klammerte Harry sich an Louis‘ Shirt und vergrub sein Gesicht darin. "Was ist denn passiert?“, fragte er eine Frau des Küchenpersonals. Diese sah etwas überfordert zwischen Louis und Harry hin und her. "Er ist auf einmal völlig ausgerastet. Er bestand darauf, Rührei zu essen, doch es gab Probleme mit der Lieferung, weswegen wir keine Eier zur Verfügung haben. Ich habe versucht es ihm zu erklären, doch er bestand weiterhin darauf. Dann fing er an das Geschirr auf den Boden zu schmeißen und dann setzte er sich auf den Boden. Und seitdem blieb er so. Ich wollte seinen Lehrer verständigen, aber ich wusste nicht, zu welcher Klasse er gehörte und er selbst sagte nichts." Louis nickte verständlich. Danach ließ er seinen Blick über die anderen Gesichter schweifen, welche entweder belustigt oder verwirrt auf die beiden Jungs hinabsahen. "Verschwindet. Habt ihr nichts Besseres zu tun, oder was?" Wütend funkelte er die Schaulustigen an, bevor sie sich nach und nach von dem Geschehen entfernten.

"Harry, du musst aufstehen. Wir müssen deine Schnitte versorgen." Louis stand vom Boden auf und zog Harry mit sich, der sich noch immer an ihn klammerte. "Ihr könnt mit in die Küche kommen, wir haben dort einen Erste-Hilfe-Kasten." Louis nickte dankend und folgte der jungen Frau. Als sie hinten ankamen, drückte Louis Harry auf einen Stuhl und wollte sich lösen, doch Harrys Griff verstärkte sich. "Ich hole schnell den Erste-Hilfe-Kasten", gab die junge Frau Bescheid und ließ die Jungs zurück. "Hey, Harry. Ich bin jetzt hier. Alles wird gut." Harry schüttelte den Kopf, bevor er anfing mit zittriger Stimme zu sprechen. "Alles ist falsch, nichts läuft so, wie es soll." Louis strich sanft über Harrys Locken, bevor dieser weitersprach. "Alle haben mich angestarrt und gelacht. Sie wollten mich anfassen, aber du weißt, ich mag das nicht. Ich hab gesagt, sie sollen mich nicht anfassen. Aber sie haben nicht aufgehört. Sie hätten aufhören sollen, Louis.“ Er küsste kurz Harrys Haaransatz und strich beruhigend über Harrys Rücken. "Ich weiß. Aber jetzt bin ich da und niemand wird mehr versuchen dich anzufassen, okay?" Zaghaft nickte Harry und kurz darauf kam die Frau, deren Namen Louis noch immer nicht wusste, und überreichte ihm den Erste-Hilfe-Kasten. "Danke ..." Er sah sie fragend an. "Oh ... ich heiße Mira." Louis lächelte. "Danke, Mira." Er wandte sich wieder Harry zu und löste dessen Hände von seinem Shirt. "Ich werde sie jetzt säubern, das kann etwas brennen", warnte Louis, öffnete den kleinen Kasten und holte das Desinfektionsmittel und etwas Mull heraus. Vorsichtig reinigte er die Schnitte und zur Erleichterung stellte er fest, dass diese nicht tief waren. In 1-2 Wochen würde von ihnen nichts mehr zu sehen sein.

"Es tut mir leid, wenn ich das jetzt frage, aber was ist mit ihm passiert?“, fragte Mira an Louis gewandt, welcher kurz seinen Blick von Harrys Armen nahm. "Harry, ich bin sofort wieder da." Harry, der sich langsam wieder beruhigte, nickte, während er die Wunden an seinen Armen betrachtete. Louis und Mira entfernten sich ein paar Schritte, bevor er sich zu dem Mädchen wandte. "Er hat Asperger. Ich weiß nicht, ob Sie davon schon einmal gehört haben, aber Harry braucht seine festen Abläufe und Strukturen im Tagesablauf. Er kann nicht gut damit umgehen, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Ich kenne zwar solche Reaktionen, aber das heute war in diesem Ausmaß auch für mich neu. Ich wusste nicht, dass er randalieren würde." Mira lächelte Louis an. "Du scheinst ihm wichtig zu sein, man kann sehen, wie er dir vertraut. Pass gut auf ihn auf." Dankbar lächelte Louis. Bevor er etwas erwidern konnte, wurde er von einer wütenden Stimme unterbrochen. "Raus aus dieser Küche, erst randalieren und jetzt hier sitzen? Verschwinde, so ein Verhalten ist einfach unglaublich." Louis drehte sich zu Harry, vor dem eine stämmige ältere Frau stand und Harry anschrie. Sofort ging Louis zurück zu dem Lockenkopf und legte einen Arm um dessen Schulter. "Wir sind schon verschwunden", sagte Louis in einem bissigen Ton und zog Harry mit sich. Mit einem letzten dankbaren Nicken an Mira verließen die beiden Jungs die Küche und auch das Gebäude.

"Wir wäre es, wenn wir jetzt etwas frühstücken gehen? Wir haben Freizeit bis Mittag. Lass uns in die Stadt gehen, dort finden wir sicher auch dein Rührei und nachdem wir gefrühstückt haben, machen wir uns noch ein paar schöne Stunden. Was hältst du davon?" Harry, der mittlerweile wieder der alte war, lächelte."Gern." Louis nahm Harrys Hand in seine und gemeinsam verließen sie das Grundstück.

Louis war etwas geschockt über Harrys Verhalten. Es schien, als hätte Harry gar nicht wahrgenommen, was er da gerade getan hatte. Louis hatte das Gefühl, dass Harry nicht verstand, dass es falsch war, was er da tat. Natürlich konnte er nichts dafür, aber Louis hätte doch mit etwas Reue gerechnet. Aber Harry verhielt sich, als wäre nichts passiert. Er war entschlossen, auf jeden Fall noch mal mit Anne zu reden und zu fragen, ob dies bereits öfter vorkam.

✔Asperger 1 - I'm not a Freak •|• Larry [In Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt