Kapitel 16
Louis saß mit seinen Freunden im Park und zog genüsslich an seiner Zigarette. Die anderen unterhielten sich alle angeregt, doch Louis hörte kaum zu. Seine Gedanken waren bei Harry und wie es ihm wohl ging. Am liebsten würde er jetzt sofort aufstehen und zu ihm gehen, doch das konnte er nicht.
Er wusste, dass er feige war. Er hätte Harry vor seinen Freunden verteidigen sollen, so wie Liam es getan hatte. Doch etwas sträubte sich in ihm. War es die Angst, seinen Ruf zu verlieren? Sein gefürchtetes Ansehen? Würde er zu einem Opfer werden, wie Harry es in den Augen der meisten Schüler war, wenn er zugeben würde, dass er Harry eigentlich mochte? Ja, er mochte Harry. Die Zeit, die er mit ihm verbrachte, zeigte ihm, dass der braune Lockenkopf ein netter und hilfsbereiter Junge war. Doch er verstand nicht, warum Harry sich nie wehrte, warum er all die Sachen, die ihm angetan wurden, einfach über sich ergehen ließ. Es war nicht so, dass Harry nicht imstande wäre sich zu wehren. Er war groß gewachsen und gut gebaut. Es wäre eine Leichtigkeit für ihn, sich zu verteidigen. Dennoch tat er es nicht. Und obwohl alle ihn als Freak bezeichneten, war er stets freundlich zu seinen Mitmenschen.
"Hey, Lou, bist du noch da?" Zayn, der noch immer eine rote Wange hatte, holte ihn aus seinen Gedanken. Louis spürte Genugtuung, als Liam seinen Freund geschlagen hatte. Eigentlich sollte er loyal gegenüber seinen Freunden und Gangmitgliedern sein, doch Zayn hatte es eindeutig verdient.
"Jaja, ich bin noch da, mir geht es nur nicht so gut", log er und fing sich dabei einen skeptischen Blick von Zayn ein. "Wir haben gerade über Payne geredet. Ich glaube, wir sollten ihm mal eine Lektion erteilen und ihm zeigen, wer das Sagen auf unserer Schule hat." Louis zog eine Augenbraue hoch, bevor er antwortete: "Ich glaube, das ist keine gute Idee. Denk daran, wer sein Vater ist." Zayn schnaufte. "Das ist mir egal, wer sein Vater ist, er hat meinen Vater noch nicht kennengelernt. Sollte er mich von der Schule verweisen wollen, hat mein Dad schon die richtigen Mittel. Du weißt wohl nicht, zu was Menschen fähig sind, wenn man ihnen genug bietet." Ja, Louis wusste, dass Zayns Vater Yaser eine Menge Geld besaß. Er besaß ein riesiges Firmenimperium, das sich international ausbreitete. Doch Louis hasste es auch, dass Zayn sich auf diesem ganzen Geld seines Vaters ausruhte und davon ausging, dass ihm so wortwörtlich alles in den Arsch geschoben wird. Doch er musste sich auch eingestehen, dass er nicht wirklich etwas einzuwenden hatte, wenn Liam eine Abreibung bekam. Er hasste sich für diesen Gedanken, doch wenn er sich vorstellte, dass Liam Zeit mit Harry verbrachte, die er selbst am liebsten gehabt hätte, kochte es im Inneren seines Körpers. Er wollte das, was Liam hatte, das Vertrauen von dem umwerfenden Lockenkopf.
"Zu schade, dass er mit diesem Freak abhängt. Er ist eigentlich verdammt heiß", sprach Zayn weiter und ließ sich zurück auf den grünen Rasen fallen. "Du hättest eh keine Chance bei ihm", lachte Niall und stieß Zayn leicht mit dem Ellenbogen in die Seite, da er neben ihm lag. "Wer weiß. Meinem Charme kann niemand widerstehen", entgegnete Zayn. "Ganz schön überzeugt von dir, Malik", lachte Niall und Zayn zuckte nur mit den Schultern. "Es ist nur die Wahrheit."
Später am Nachmittag, als alle sich verabschiedeten, ging Louis nicht sofort nach Hause. Er wollte endlich zu Harry, denn den ganzen Tag hatte er schon darauf gewartet. Er hatte ein ungutes Gefühl dabei, jetzt bei ihm zu klingeln. Ob Harry wohl sauer auf ihn war? Er könnte es verstehen, denn immerhin hatte er ihn in der Schule nicht beachtet und am Ende wurde er auch noch von Zayn bedrängt.
Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Er stand gerade vor Harrys Haustür und drückte mit zittrigen Händen die Klingel. Das Geräusch hallte in seinen Ohren und kurz darauf vernahm er Schritte aus dem Inneren des Hauses.
Anne öffnete mit einem Lächeln die Tür und Louis' Herz schlug schneller. Er wusste, dass Anne nicht darüber Bescheid wusste, wie es Harry wirklich in der Schule ging und dass er selbst dafür verantwortlich war, dass er keine leichte Zeit dort hatte.
"Oh, hallo Louis", begrüßte sie den Jungen vor ihr. "Hallo ... ist, ähm, ist Harry da?" Anne nickte und öffnete die Tür komplett, damit Louis eintreten konnte. "Er ist oben, der Arme ist heute gefallen und hat sich tatsächlich eine Platzwunde am Kopf zugezogen. Er ist manchmal so ein Tollpatsch." Anne kicherte und Louis lächelte gequält, da er wusste, dass sicher kein Sturz für Harrys Verletzung verantwortlich war. Bei dem Gedanken daran, dass Zayn dies zu verantworten hatte, ballte er seine Hände zu Fäusten. Ja, er hatte es verdient, dass Liam ihn geschlagen hatte, und selbst der eine Schlag war zu wenig.
Louis ging hinauf zu Harrys Zimmertür und blieb vor ihr stehen. Noch einmal atmete er tief durch, bevor er leicht an das dunkle Holz klopfte. Ein leises und tränenersticktes "Herein" veranlasste ihn dazu, Harrys Zimmer zu betreten. Der Lockenkopf lag zusammengerollt auf seinem Bett mit einem Verband um den Kopf und Tränen, die über seine Wangen liefen. Er hatte nicht bemerkt, dass es Louis war, der nun in seinem Zimmer stand. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Louis überhaupt noch etwas mit ihm zu tun haben wollte, nachdem er ihn in der Schule ignoriert hatte. Ein leises Räuspern ließ ihn aufschrecken, er setzte sich schlagartig im Bett auf und schaute mit großen Augen zu dem blauäugige Jungen, der unsicher im Türrahmen stand. "Louis", brachte er mit erstaunter und doch zittriger Stimme hervor. Er fühlte sich unwohl, dass Louis ihn so sah, auch wenn es nicht das erste Mal war, dass er weinend vor Louis zusammenbrach. Doch er mochte ihn irgendwie. Zumindest vermutete er das. "Hey Harry." Harry spürte einen unangenehmen Druck in seinem Magen, als er Louis' Stimme hörte. Er setzte sich mit den Rücken an die Wand gelehnt auf sein Bett und versteckte seine Hände schüchtern in den zu langen Ärmeln seines Pullovers.
"Warum bist du hier?", fragte er und richtete seinen Blick auf die Decke. "Ich ... ich wollte nach dir sehen", antwortete Louis und sah zu Harry, der sich mit seinem Pulloverärmel über die nassen Wangen rieb. "Warum?" Harry verstand Louis' Handlung nicht. Erst ignorierte er ihn und dann kam er zu ihm. "Na ja, ich wollte dich noch mal im Kartenspiel fertigmachen, weil mir gesagt wurde, du hast geheult wie ein Baby, weil ich einfach unschlagbar bin." Louis versuchte die Stimmung etwas zu lockern, doch Harry schaute ihn nur gerunzelter Stirn an. "Das war ein Scherz, Harry." Harry schüttelte den Kopf. "Versteh ich nicht. Warum sagst du es, wenn du es nicht so meinst?" Das war wieder eine Sache, die Louis an Harry nicht verstand. Jeder würde bei einem Witz oder Ironie lachen, doch Harry nicht. Verstand er es wirklich nicht? "Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich hab gehört, was heute passiert ist." Harry senkte wieder seinen Blick, als er an das Geschehene zurück dachte. "Es tut mir leid, was Zayn gemacht hat." Harry musste schmunzeln. "Warum entschuldigst du dich für Sachen, die du nicht getan hast?" Langsam ging Louis auf Harry zu und setzte sich auf den Rand des Bettes. "Ich fühle mich dafür verantwortlich. Normalerweise würde ich auch so handeln und wäre in der ersten Reihe, um nichts zu verpassen. Aber ich möchte nicht, dass dir jemand wehtut. Ich weiß, du glaubst mir nicht, und das kann ich verstehen, aber ich werde alles versuchen, damit dir keiner mehr wehtut. Okay?" Harry nickte. "Aber warum machst du das? Du hast mich heute ignoriert." Schuldig schaute Louis auf seine Finger und spielte mit dem Saum seines Shirts. "Ich weiß, es tut mir auch leid, aber es ist nicht so einfach für mich, weißt du? Ich würde gern Zeit mit dir verbringen, aber das würden die anderen nicht dulden. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich weiß, wir kennen uns nicht wirklich, und ich vermute, du kannst mich nicht mal leiden, aber du bist mir wichtig, Harry, und ich möchte dich einfach beschützen." Harry wusste nicht, was er sagen sollte, noch nie hatte jemand außer seiner Familie gesagt, dass er für einen wichtig war. Und Louis wollte ihn tatsächlich beschützen? "Du bist mir auch wichtig, Louis", entgegnete er schüchtern und brachte Louis somit zum Strahlen.
DU LIEST GERADE
✔Asperger 1 - I'm not a Freak •|• Larry [In Überarbeitung]
Фанфикшн[Diese Story wird zurzeit Überarbeitet. Alle Kapitel die mit einem ✔ ( rotes Häkchen ) versehen sind, sind bereits überarbeitet und hoffentlich fehlerfrei.] Das Asperger-Syndrom ist eine Störung aus dem autistischen Formenkreis. Menschen mit Asperg...
![✔Asperger 1 - I'm not a Freak •|• Larry [In Überarbeitung]](https://img.wattpad.com/cover/38515950-64-k416983.jpg)