Kapitel 1

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„Süße, komm mal herunter. Hier ist ein Brief für dich."

Bevor meine Mutter diese Worte fertig gesprochen hatte, sauste ich schon so schnell ich konnte, die Treppe hinunter.

Bei dem Schwung, den ich hatte, schaffte ich es nicht mehr rechtzeitig zu bremsen. Im Vorbeirennen riss ich ihr den Brief aus der Hand und bremste schließlich am Schirmständer. Dieser fiel mit einem lauten Scheppern um.

„Vorsicht, Süße", meinte meine Mutter lächelnd, als sie mir dabei zusah, wie ich japsend mein Schienbein rieb.

Nachdem der erste Schmerz erloschen war, nahm ich den Brief und schaute ihn mir an. Er war an mich adressiert, auf der Rückseite war das Siegel der Schule Hogwarts.

Voller Freude riss ich ihn auf.

Meine Mutter wartete lächelnd ab. Ich war eine Hexe und reinblütig. Meine magische Veranlagung hatte sich bei mir bereits als kleines Kind gezeigt, somit war es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Brief kommen würde. Nun war ich 11 Jahre alt geworden. Und da war er. Ich würde genau wie meine Eltern nach Hogwarts gehen.

„Was ist denn hier für ein Lärm?", fragte mein Vater, während er aus dem Arbeitszimmer kam.

Mum gluckste. „Meg", mehr musste sie nicht sagen.

Mein Vater verdrehte gespielt entrüstet die Augen und stöhnte: „Was hat sie nun schon wieder gemacht?"

Meine Mutter deutete nur auf den umgefallenen Schirmständer.

Mein Vater verkniff sich ein Lachen und mit einem kleinen Schwenk seines Zauberstabs war alles wieder ordentlich.

„Was war der Anlass dazu?", wollte er nun wissen.

Ich war ziemlich tollpatschig. Sie waren es gewohnt, dass mir ständig etwas passierte. Schon als Kind waren meine Schienbeine mehr blau, violett und grün gewesen, als hautfarben. Auch hatte ich schon den ein oder anderen Knochenbruch hinter mir. Sagen wir mal so, im St. Mungo kannten uns alle.

„Der Brief aller Briefe", meinte meine Mutter aufbauschend.

Mein Vater lachte.

„Mum, Dad, bekomme ich endlich eine Eule? Hier steht, dass Haustiere erlaubt sind", quietschte ich vergnügt, während ich den Brief las.

„Eine Krankenversicherung wäre besser", lachte mein Vater.

„Ob wir Madame Pomfrey vorwarnen sollen?", witzelte meine Mutter.

„Bist du verrückt? Nachher wollen sie sie doch nicht mehr nehmen."

„Ha ha", quittierte ich die dummen Sprüche meiner Eltern.

Ich wusste, dass dies ihr Ventil war. Zu oft war ich verletzt gewesen oder krank. Sie konnten es nur noch mit Humor nehmen. Mein Vater hatte einmal zu mir gesagt, dass, wenn sie beide dabei ständig besorgt und ernst blieben, sie wohl schon längst einen Herzinfarkt erlitten hätten.

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