Zuhause sperrte ich mich in meinem Zimmer ein. Auf meinem Bett liegend, weinte ich einfach los. Als meine Eltern aus dem Urlaub kamen, fanden sie meine versperrte Tür vor. Auch sie ließ ich nicht hinein. Ich wollte alleine sein. Ginny kam beinahe täglich zu Besuch und hämmerte gegen meine Tür, doch ich wollte auch sie nicht sehen. Der Abend im Fuchsbau hatte mich in meiner psychischen Genesung um Monate zurückgeworfen. Ich war unfähig überhaupt etwas zu tun.
Meine Mutter respektierte meinen Wunsch und versuchte immer nur durch die Tür mit mir zu reden, doch ich antwortete nie.
Mein Vater hatte nicht so viel Geduld und sprengte die Tür nach einer Woche einfach aus den Angeln. Sein Blick wurde sofort weich, als er mich sah.
„Meg, mein Engel. Was ist nur los?", fragte er und ließ sich auf meinem Bett nieder.
Ich antwortete nicht. Die letzten Tage hatte ich immer wieder darüber nachgedacht, ob ich meinem elenden Dasein nicht einfach ein Ende setzen sollte. Doch eine Stimme tief in mir redete mir immer wieder ein, dass ich zu viele Fortschritte gemacht hatte, um jetzt den Kampf zu verlieren. Außerdem machte sie mir klar, dass Freds Opfer dann umsonst gewesen war. Eine weitere Schuld, die ich nicht auf mich laden wollte. Es wäre der zweite schwere Schlag für die Weasleys gewesen. Also suhlte ich mich einfach nur in meinem Selbstmitleid und wollte die Tage, die mir noch blieben, einfach hier liegen.
Mein Vater versuchte mich noch einige Male in ein Gespräch zu verwickeln, doch ich blieb stumm. Auch meine Mutter kam hinzu, doch auch ihr gab ich keine Antwort.
So ging es einige Tage. Ich machte mir nicht die Mühe meine Tür erneut zu versperren. Mein Vater würde sie vermutlich eh wieder sprengen.
„Meg, Liebes. Möchtest du nicht endlich mit uns reden?", fragte meine Mutter freundlich und stellte mir eine Tasse Tee auf den Nachttisch.
Ich schüttelte den Kopf.
„Megara, sag endlich, was los ist!" Die Geduld meines Vaters bröckelte so langsam. Die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Henry!", zischte meine Mutter.
„Mabel, es ist doch so. Was sollen wir noch machen?"
„Ich habe da so eine Idee", meinte meine Mutter verheißungsvoll.
Mich juckte das Gespräch der beiden weniger. Doch einige Minuten später wünschte ich mir, ich hätte reagiert.
Meine Zimmertür flog im wahrsten Sinne des Wortes auf und eine wütende Ginny stürmte hinein.
„Meg!", polterte sie und blieb vor dem Bett stehen. Nachdem sie einen Blick auf mich geworfen hatte, huschte kurz ein mitleidiger Schatten über ihr Gesicht, doch schnell kam die Wut zurück.
„Weißt du, was du uns angetan hast? Du... du hast uns alle schwer verletzt! Uns anzuschreien, dass wir dich hassen sollen! Niemand hat dich je gehasst! Wie könnten wir! Fred war erwachsen! Er hat eine eigenständige Entscheidung getroffen! Das haben wir alle zu respektieren! Und wir sind glücklich darüber, dass du überlebt hast!"
Ich schaute sie ausdruckslos an.
Ginny ließ sich nicht davon beeinflussen und machte weiter: „Weißt du, ich habe meine Hochzeit für dich abgesagt! Weil ich dich als Trauzeugin behalten möchte! Und du, du schliesst dich in deinem Zimmer ein und lässt niemanden an dich heran!" Die Vorwürfe waren nicht zu überhören.
„Du hättest dir auch einfach eine andere Trauzeugin suchen können", murmelte ich.
„Und was, wenn ich das nicht will? Du bist meine beste Freundin! Wir sind zusammen durch alle Widrigkeiten gegangen! Wie wäre es denn mal, wenn du mit uns REDEN würdest! Wenn du endlich mal jemandem sagen würdest, wie es in deinem Inneren aussieht! Stattdessen rennst du weg! Immer! Eigentlich wollte ich George zu dir schicken! Aber was auch immer du zu ihm gesagt hast, er hat sich auch wieder zuhause eingeschlossen! Er lässt niemanden an sich heran! Du hast nicht nur dich zerstört, sondern auch ihn!"
Damit verließ Ginny mein Zimmer. Der Auftritt war eindrucksvoll gewesen und ein dramatischer Abgang gehörte dazu.
Ich blieb reglos liegen. George ging es auch wieder schlechter? Aber ich hatte doch Freds Wunsch erfüllt und ihn wieder zu seiner Familie gebracht?
Langsam erhob ich mich und ging zu meinem Kleiderschrank. Freds Brief hatte ich dort unter meinen Sachen versteckt. Nun nahm ich ihn hervor und las ihn erneut. George wird dich brauchen. Aber wie sollte ich ihm helfen, wenn ich mit meinem eigenen Leben nicht zurecht kam?
Zurück in meinem Bett starrte ich Löcher in die Luft. Meine Gedanken rasten, doch ich bekam sie nicht sortiert. Ich hatte überlebt und nun so viel Leid über alle gebracht, die mir jemals etwas bedeutet hatten. Es wäre doch besser gewesen, wenn ich gestorben wäre. Dann könnte ich den anderen nicht mehr weh tun. Der Schmerz fraß mich auf. Langsam und qualvoll, Stück für Stück. Er bekam so langsam die Oberhand. Meine Kraft reichte nicht, mich ihm zu stellen. Dann fiel mir George wieder ein. Wie er alleine in seiner Wohnung sitzen würde. Er hatte am Anfang noch Angelina gehabt. Doch sie hatte ihn an Weihnachten allein gelassen. Er hatte Weihnachten alleine mit sich verbringen müssen. Und Silvester und seinen Geburtstag. Freds Geburtstag! Sogar den ersten Jahrestag der Schlacht und damit Freds ersten Todestag hatte er allein verbracht. Mit all dem musste er alleine auskommen. Ich begann zu weinen, als ich an all das dachte und mir diese Tage vorstellte. Doch ein kleine, listige Stimme in meinem Kopf redete auf mich ein. Er war selbst daran schuld gewesen. Er hatte eine Familie, die ihm helfen wollte. Und er hatte sie weg geschubst. Er hätte auch ihre Hilfe annehmen können und wäre dann nicht allein gewesen.
Aber das hast du auch alles gehabt und wolltest lieber allein sein. Du warst der Meinung, niemand könnte dich verstehen. Aber vielleicht gibt es doch jemanden, wie es dir schon einmal aufgefallen ist. Und du hast zu früh aufgegeben.
Freds Worte kamen mir wieder in den Sinn. Er braucht dich! Er braucht dich! Er braucht dich!
Ohne noch einmal zu überlegen, stand ich auf und schlich mich aus dem Haus. Ich wollte meinen Eltern nicht begegnen und ihnen Rede und Antwort stehen. Und schon gar nicht mitteilen, was ich vorhatte.
![](https://img.wattpad.com/cover/318115941-288-k345766.jpg)
DU LIEST GERADE
Only You
FanfictionMegara ist Ginnys beste Freundin. Gemeinsam meistern sie ihre Zeit in Hogwarts und erleben ihre Abenteuer. Doch Megara hat ein Problem. Sie verliebt sich in George. Doch dieser sieht in ihr nur die beste Freundin seiner kleinen Schwester... Alle R...