Kapitel 13

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Nachdem sowohl ich als auch Ginny unsere Zelte bezogen hatten, kam sie bei mir vorbei. Mein Vater war nur mal kurz vorbei gekommen, um nach mir zu sehen, dann war er wieder verschwunden. Ginny und ich saßen vor dem Zelt und schauten in Ruhe dem Trubel zu.

Die Spannung stieg bei allen, die Stimmung wurde ausgelassener und so langsam machten sich alle fertig. Immer mehr Fahnen wurden gehisst, unterschiedliche Lieder wurden angestimmt und es gab auch einige kleinere Reibereien zwischen den Fanlagern.

„George und Katie sind getrennt", meinte Ginny unvermittelt.

Ich ruckte zu ihr herum und riss die Augen auf. „WAS?"

Ginny grinste. „George hat in den Ferien irgendwann Schluss gemacht. War scheinbar doch nicht die Richtige für ihn."

„Aber...aber", stotterte ich, ohne einen Satz heraus zu bekommen.

„Der Weg ist wieder frei."

„Ha, das ich nicht lache. Ich glaube der Weg wird nie wirklich frei sein", bemitleidete ich mich selbst.

„Ach, komm. George ist dir gegenüber auch nicht abgeneigt."

„Wie kommst du denn darauf?", fragte ich sie ungläubig.

„So, wie er dich ansieht. Harry sieht mich nie so an", sagte sie traurig.

Ich drückte sie und versuchte ihr Mut zu zusprechen: „Harry wird irgendwann einmal erkennen, was für eine tolle Person du bist. Und dann wird er dich sehen und nie wieder wegsehen."

Wir verstummten beide, da wir Schritte auf uns zu kommen hörten. Als wir aufblickten, erkannten wir die Weasleys und meinen Vater. Dieser trug nach wie vor seinen Irland-Schal und hatte die irische Flagge auf beiden Wangen aufgetragen.

„Komm, Meg! Es geht endlich los!" Er rieb sich vor Vorfreude die Hände.

„Und Sie sind für Irland, wie man sieht", stellte Fred fest.

„Ja, genau wie du und dein Bruder." Mein Vater betrachtete glücklich die Zwillinge, die ebenfalls in Fanartikeln der Iren gekleidet waren.

„Komm endlich, Meg!", wiederholte mein Vater.

„Ja, ist ja gut", stöhnte ich.

Gemeinsam liefen wir auf das Stadion zu. Als ich es dann zum ersten Mal erblickte, stockte mir der Atem. Es war einfach nur überwältigend. Mein Vater zog mich hinter sich her und murmelte mal wieder die irische Hymne vor sich hin. Wie oft ich die heute noch hören würde?

Zu meinem Erstaunen blieben die Weasleys die ganze Zeit bei uns. Auch sie saßen in der Ehrenloge beim Minister.

Als mein Vater den Raum betrat, wandte sich der Zaubereiminister zu ihm um.

„Ah, Mr. Matthews, wie ich sehe sind Sie heute parteiisch", meinte dieser freundlich.

„Natürlich, als Ire kann man heute Abend nicht unparteiisch sein", lachte mein Vater zurück.

„Das ist meine Tochter Megara." Mein Vater stellte mich vor sich und legte seine Hände auf meine Schultern.

„Ach, auch schon wieder so groß geworden", meinte der Minister und begrüßte mich.

Danach durfte ich endlich auf meinen Platz. Ich ließ mich neben Ginny fallen. Sie hatten die Begrüßung schon hinter sich.

Als ich mich umschaute, erkannte ich immer noch leere Plätze. Wer da wohl noch alles Platz nehmen würde?

Die Antwort bekam ich schnell. Die Familie Malfoy kam herein. Mein Gesichtsausdruck entgleiste mir, als ich Draco erblickte. Nach der Aktion mit der Ohrfeige vor zwei Jahren war er mir gegenüber nicht sonderlich gut gestimmt. Sein Vater ließ den Blick durch den Raum gleiten. Als er die Weasleys erblickte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er blickte sie abschätzig an, dann schaute er weiter und sein Blick blieb auf mir hängen. Einen Moment schauten wir uns in die Augen, dann erkannte er meinen Vater.

Dieser hüpfte vor Aufregung und Vorfreude, wie ein kleines Kind an Weihnachten, in seinem Sitz hin und her.

Den Blick von Mr. Malfoy spürte er jedoch und schaute diesen an. Mr. Malfoys Miene wurde weicher und er lächelte.

„Ich hätte wissen müssen, dass Sie heute nicht neutral eingestellt sind, Henry", begrüßte Mr. Malfoy meinen Vater.

Dieser stand zu meiner Verblüffung auf und ging mit einem Lächeln auf Mr. Malfoy zu.

„Lucius, und ich hätte wissen müssen, dass Sie heute Abend auch hier sein werden." Mein Vater gab ihm die Hand.

Die Weasley-Kinder, Harry und Hermine schauten mich alle überrascht an. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte keine Ahnung, was das sollte. Warum war mein Vater zu solchen Menschen nett? Wir konnten unmöglich etwas mit ihnen zu tun haben.

Mein Vater setzte sich kurz darauf wieder und ich schaute ihn entsetzt an. „Was sollte das, Dad? Das sind die Malfoys. Weißt du nicht, was man sich über sie erzählt?", wisperte ich.

Mein Vater schaute mich eindringlich an. „Meg, nur, weil ich nett und freundlich zu ihm bin, heißt das noch lange nicht, dass ich ihn mag. Aber Fakt ist nun einmal, dass Lucius Malfoy im Ministerium ein und aus geht, wie er möchte. Er hat einen exzellenten Draht zum Minister und ich setze garantiert nicht meine Karriere aufs Spiel, weil ich Lucius wie ein bockendes Kleinkind ignoriere. So was nennt man auch Gute Miene zum bösen Spiel machen."

Ich schluckte. Mir war schon immer klar gewesen, dass mein Vater einiges getan haben musste, um seine Karriere zu haben und, dass immer wieder zweifelhafte Entscheidungen zu treffen waren. Aber, dass er so abgebrüht und hinterhältig sein konnte, überraschte mich. Er war doch nicht in Slytherin gewesen, er war in Ravenclaw. Das Haus stand nicht für böse Magier. Aber es steht für die Schlauen, schoss eine Stimme durch meinen Kopf. Für die, die Situationen richtig erkennen und sich diesen anpassen. Dein Vater weiß genau, wie dieses Spiel funktioniert.

Ginny hatte unsere Unterhaltung mitbekommen und grinste mich an. Sie schien es toll zu finden, dass die Malfoys mit ihren eigenen Waffen geschlagen wurden.

Als die Mannschaften auf das Spielfeld kamen, verflogen alle meine Gedanken und ich konnte mich nur noch auf das Spiel konzentrieren.  

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