Kapitel 45

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Ich wusste nicht, wie ich das Weihnachtsfest schließlich überstanden hatte, doch ich hatte es geschafft. Ginny hatte mich noch einige Male besucht, bevor sie wieder nach Hogwarts musste. Für mich war klar, dass ich dieses Schuljahr nicht mehr dahin zurückkehren würde. Körperlich war ich nicht in der Lage und psychisch erst Recht nicht. Meine Eltern ließen mir so viel Freiraum wie nötig. Sie sahen wieder besser aus. Ihre Gesichter verjüngten sich und ihre Gesichtsfarbe wurde gesünder. So langsam schienen sie wieder die alten zu werden, auch wenn die Sorge um mich ihnen regelmäßig ins Gesicht geschrieben stand.

Mein Vater musste mich häufig abends die Treppe in mein Zimmer hoch tragen, da meine Beine nach einem langen Tag nicht genügend Kraft hatten. Wie lange würde das wohl noch dauern? Ich trainierte jeden Tag, doch die Fortschritte kamen nur langsam.

Aber laut den Heilern lag ich immer noch weit vorne in der Genesungskurve. Ein schwacher Trost für mich.

Innerlich fieberte ich den Sommerferien entgegen. Die einzige der Familie Weasley, der ich unter die Augen treten konnte, würde dann endlich wieder da sein.

So nahm ich dies als Motivation und legte mich in den letzten Wochen noch einmal mächtig ins Zeug. Ich trainierte lange und hart, um allen zu zeigen, dass ich wieder die Alte werden würde. Ginny sollte stolz auf mich sein, wenn sie mich das nächste Mal sehen würde. Ich wollte ihr selbstständig auf zwei Beinen entgegentreten und die Treffen körperlich durchhalten.

Dann war es endlich soweit.


Ginny besuchte mich bei mir zu Hause. Ich weigerte mich nach wie vor den Fuchsbau zu betreten. Mittlerweile konnte ich sogar wieder zaubern. Auch das Apparieren beherrschte ich nun.

„Harry hat uns ein Haus gekauft!", quietschte sie freudig.

„Ist nicht wahr!", gab ich überrascht zurück.

„Doch. Und wir werden heiraten! Noch diesen Sommer!"

Nun fiel mir alles aus dem Gesicht. „Echt? So schnell? Übereilt ihr das nicht bisschen?"

„Man, Meg. Kannst du dich nicht für mich freuen?"

„Doch, ich freue mich für euch! Sehr sogar. Es hat mich nur überrascht." Dann fiel ich ihr um den Hals. So richtig überzeugt von den Plänen war ich jedoch noch nicht. Das würde ich ihr aber nicht sagen. Sie sollte sich freuen und endlich mit ihrer großen Liebe glücklich werden. Der Weg bis zum Ziel war wahrlich lang genug gewesen. 

„Ich möchte, dass du meine Trauzeugin bist", fing Ginny an.

„Gerne!", schoss ich zurück.

„Perfekt. Wir heiraten im Fuchsbau", frohlockte Ginny.

Nun rutschte mir mein Herz in die Hose. Eine Weasley Hochzeit war eine Sache. Eine Weasley Hochzeit im Fuchsbau eine andere. Ich wollte nicht dort hin.

„Das ist doch kein Problem, oder?", fragte Ginny.

„Was?", gab ich zurück, da sie mich aus den Gedanken gerissen hatte.

„Das ist kein Problem für dich, oder?", meinte Ginny erneut. Sie schaute mich ernst an. Innerlich schien sie zu wissen, dass es mir nicht behagte.

„Nein, nein, natürlich nicht", gab ich zurück.

„Meg, was ist los? Rede doch endlich mit mir!", drängte sie nun.

„Da ist nichts. Alles gut!" Ich schaute sie so überzeugend wie nur möglich an.

Ginny beließ es dabei. Doch ich war mir sicher, sie glaubte mir nicht.


Ginny kam mir entgegen. Für unsere Treffen zur Hochzeitsvorbereitung trafen wir uns in ihrem Haus. Ich musste nicht einmal den Fuchsbau sehen. Alles besprachen wir hier.

„Willst du mit in die Winkelgasse?", fragte Ginny mich.

„Nein, geh du nur", gab ich zurück. Wir hatten uns verschiedene Muster für Blumenornamente angeschaut und eines ausgesucht. Nun wollte Ginny die Bestellung in der Winkelgasse aufgeben. Ich hingegen wollte nicht mit. Oder besser, ich konnte nicht mit. Die Winkelgasse war nach dem Fuchsbau der schlimmste Ort für mich. Dort wohnte George, dort war der Laden, dort hatte Fred gelebt.....

„Dann komm wenigstens später mit zu meinen Eltern", versuchte Ginny es weiter.

„Ach, lass mal", erwiderte ich in alter Manier.

„Meg, meine Eltern vermissen dich. Sie fragen immerzu nach dir und würden dich gerne mal wieder sehen. Und deine Eltern sind im Urlaub. Auf dich wartet niemand!"

Ich seufzte. Eigentlich wurde es Zeit, sich den Dämonen zu stellen. Aufarbeitung ging nur, wenn man sie auch aktiv angehen würde.

Resigniert nickte ich mit dem Kopf.

Ginny quietschte vergnügt und klatschte in die Hände. „Supi, dann bis später."

„Wann soll ich da sein?"

„Um fünf!"

Ich warf einen Blick auf meine Uhr und stöhnte. Mir blieb noch eine Stunde, um mich darauf vorzubereiten.

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