Kapitel 42

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Ich wusste nicht, was die nächsten Wochen genau mit mir geschehen war. Mein Körper schien immer noch bewusstlos zu sein, auch wenn ich doch alles mitbekam. Es war ein beklemmendes Gefühl, dass mein Körper mein eigenes Gefängnis war.

Ich war bewegt und transportiert worden. Irgendwann hatte ich kapiert, dass ich im St. Mungo lag. Man musste mich vermutlich direkt aus Hogwarts hier hergebracht haben. Die Heiler sprachen immer wieder davon, dass ich im Koma liegen würde. Aber das ergab doch gar keinen Sinn. Ich konnte sie doch hören. Und auch all die anderen, die mich besuchten. Aber ich konnte mich nicht bemerkbar machen.

So verging die Zeit. Ich wusste nicht, ob ich Tage, Wochen oder Monate hier lag. Am Anfang waren sie alle noch zu Besuch gekommen. Mittlerweile hörte ich nur noch die Stimmen von Mum, Dad und Ginny. Manchmal kamen auch mal Mr. und Mrs. Weasley vorbei. Aber das war sehr selten geworden.

Ich wusste gar nicht, was aktuell um mich herum passierte. Was war passiert, seit sie Voldemort besiegt hatten?

Was war aus Fred geworden? Ich hatte ihn gar nicht in der Zwischenwelt gesehen. Er musste also überlebt haben. Aber warum hörte ich dann seine Stimme nie? Und die von George?

Hatten sie mich vergessen?

Je mehr die Fragen auf mich nieder prasselten und je unruhiger ich wurde, weil ich die Antworten erfahren wollte, desto stärker schien ich zu werden.

Der wachsende Druck auf alles wurde schließlich so groß, dass ich schlagartig meine Augen öffnete. Wow, das war ja noch nie passiert.

Aber nun waren sie auf. Zum ersten Mal nach einer schier endlos langen Zeit.

Ich starrte an die Decke. Was ein Ausblick. Aber immerhin besser als die Schwärze meiner geschlossenen Augenlider.

Nach einiger Zeit versuchte ich mein Sichtfeld zu erweitern und den Kopf zu drehen, doch dies wollte mir nicht gelingen. Um auf mich aufmerksam zu machen, öffnete ich meinen Mund, doch es kam kein Ton heraus.

Die Tür öffnete sich und ich hörte eine mir unbekannte, bekannte Frauenstimme. Unbekannt, weil ich nicht wusste, wer es war. Bekannt, weil ich sie in der Zeit hier schon öfter gehört hatte.

„Ich sehe schnell noch nach Meg, bevor ich Feierabend mache."

Dann betrat sie mein Zimmer und kam auf mich zu.

„Hallo, Meg. Wie geht es uns heute? Ich habe hier wieder ein Mittel, dass du gleich wie gewohnt einatmest." Dann schaute sie mich an und schrie.

Auf den Schrei hin kamen direkt weitere Menschen angerannt. Sie versammelten sich alle um mein Bett und musterten mich.

„Ich bin hier rein gekommen und sie hatte die Augen auf. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen."

Nun redeten alle Heiler durcheinander auf mich ein. Es fiel mir unglaublich schwer, ihnen zu folgen oder mich auf einen zu konzentrieren, bis eine etwas ältere, rundliche Heilerin lauter wurde: „So, das reicht jetzt. Sie kann uns doch gar nicht verstehen, wenn wir alle mit ihr reden. Von nun an redet einer und die anderen hören zu!"

Ich bedankte mich innerlich bei ihr. Mir wurden einige Fragen gestellt, aber ich konnte nicht antworten. Am Ende einigten wir uns auf reine Ja/ Nein Fragen und ich blinzelte zur Antwort. Einmal ja, zweimal nein.

So konnten wir uns immer hin etwas unterhalten. Doch ich fand nach all der Zeit in meiner Isolation das Ganze so anstrengend, dass ich kurz darauf meine Augen schloss und wegdämmerte.

Das nächste Mal, dass ich meine Augen öffnete, musste einige Stunden später sein. Es war dunkler und ruhiger.

Dann schob sich ein sehr vertrautes Gesicht in mein Sichtfeld.

„Henry! Henry! Sie ist wach! Sie hat die Augen auf!" Mein Mutter weinte vor Freude. Sie sah abgekämpft aus, hager im Gesicht. Die Wangenknochen hoben sich deutlicher ab, als früher.

Nun kam ein zweites Gesicht zum Vorschein. Mein Vater schien um Jahre gealtert zu sein. Es erschrak mich, ihn so zu sehen.

„Liebling", wisperte mein Vater. Er klang heiser und erschöpft.

Die Beiden herzten mich und wiederholten gefühlt hundertmal wie glücklich sie seien, dass ich wieder aufgewacht war.

Sie fragten mich, ob ich Schmerzen hätte und ob es mir gut ginge.

Ziemlich schnell war ich auch hier am Ende meiner Kräfte und döste ein.

„Schlaf schön, mein Engel. Wir sind bei dir", war das Letzte, was ich hörte.

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