Kapitel 46

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Zuhause hatte ich mich umgezogen, doch ich schwitzte erneut. Adrett zurechtgemacht, mit einem Blümchen für Mrs. Weasley stand ich nun vor dem Fuchsbau.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und klopfte.

„Wer ist das?", hörte ich Mrs. Weasley fragen.

„Ich habe eine Überraschung für euch!", quietschte Ginny voller Vorfreude. Dann öffnete sie die Tür.

„Hey hey", begrüßte sie mich. „Einen Moment war ich mir nicht sicher, ob du wirklich kommen würdest", flüsterte sie mir zu.

„Ich habe es versprochen", erwiderte ich.

Ginny führte mich hinein. Für mich war es ein Schock. Es hatte sich nichts verändert. Die Gerüche, die Geräusche, es war alles da. Erinnerungen strömten auf mich ein und einen Moment wusste ich nicht, ob ich den Abend überstehen würde.

Im Wohnzimmer waren alle Weasleys versammelt. Na ja, fast alle.

„Guckt mal, wer da ist!", meinte Ginny frohlockend und trat beiseite.

Nun kam ich zum Vorschein. Einen Moment herrschte Ruhe, dann stürmte Mrs. Weasley auf mich zu. „Meg, Schätzchen! Oh, Meg!"

Sie drückte mich in eine feste Umarmung und Tränen liefen ihr über die Wange. Auch Mr. Weasley hatte sich erhoben und kam auf mich zu. „Es ist schön, dich wiederzusehen", meinte er, während er mich drückte.

Nacheinander kamen sie alle. Von allen wurde ich gedrückt und geherzt. Und vor allem, willkommen geheißen.

Ich hatte mich schnell akklimatisiert und gemerkt, dass meine Ängste unbegründet waren. Die Weasleys hassten mich nicht, sie mochten mich immer noch. Innerlich schalte ich mich für meine Gedanken, doch gegen ein leichtes Gefühl des Unwohlfühlens konnte ich mich nicht wehren.

„Ginny, würdest du das hier schnell George vorbeibringen?"

Mrs. Weasley war mit einer verschlossenen Schüssel ins Esszimmer gekommen.

„Warum ich? Ich war letztes Wochenende schon dran", maulte Ginny.

„Ich kann nicht weg und deine Brüder helfen deinem Vater."

Fragend schaute ich Ginny an. „Was ist denn da drin?"

„Essen, Liebes", antwortete Mrs. Weasley.

„Mum hat angst, dass George verhungert", erklärte nun Ginny. „Deshalb kocht sie immer für ihn mit und einer muss es ihm bringen. Na ja, niemand ist wirklich scharf darauf. George ist immer noch, wie sage ich es am Besten, .... er ist immer noch sehr eigen."

„Ginny!", zischte Mrs. Weasley. „Er ist nicht sehr eigen. Er trauert!"

„Ja, und das tun wir alle! Dennoch geht das Leben weiter!"

„Warum kocht Angelina ihm nichts?", schaltete ich dazwischen, bevor die beiden Frauen weiter diskutieren konnten.

„Liebes, Angelina, sie ist...", setzte Mrs. Weasley an.

„Die Zimtzicke hat ihn sitzen lassen! Ist abgehauen! Nach Weihnachten kam sie nochmal für eine Woche zu ihm, dann ist sie weg!", donnerte Ginny.

„Sie hat Georges Trauer nicht mehr ausgehalten", ergänzte Mrs. Weasley.

„Mum, hör auf, sie in Schutz zu nehmen! Du konntest sie genauso wenig leiden wie wir alle! Sie ist weg, weil George nicht mehr der erfolgreiche Scherzkönig ist, sondern in einer Lebenskrise steckt!"

„Ich mach es, ich bringe ihm das Essen", kam es aus meinem Mund, bevor ich den Gedanken richtig zu Ende gedacht hatte.

Beide Frauen schauten mich überrascht an.

„Liebes, das musst du nicht machen. George hat genügend Geschwister, die mal etwas für ihn tun können!"

„Meg, du musst nicht zu ihm. Glaub mir, das willst du nicht sehen!"

„Doch, ich mache es. Ich glaube, wenn ihn einer versteht, dann ich."

Mrs. Weasley sah mich verwirrt an.

„Warum?", fragte Ginny hingegen direkt.

„Mir ist gerade etwas klar geworden. Etwas so wichtiges, dass es mich ängstigt, dass ich es erst jetzt bemerkt habe. Dabei teilen wir etwas so elementar wichtiges und schweres." Ich nahm mir die Schüssel aus Mrs. Weasleys Händen. Sie hielt sie nur locker und es war kein Kraftakt ihr die Schüssel abzunehmen.

„Und das wäre?", rief Ginny mir hinterher. „Wir sind seine Geschwister, wir haben alle einen Bruder verloren. Also, was kann da wichtiger und schwerer sein?"

„Die Schuld der Überlebenden!", rief ich zurück, dann fiel die Tür hinter mir ins Schloss.


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