Ich war so schnell ich konnte zur Grundstücksgrenze gehechtet und in die Winkelgasse appariert. Diese lief ich nun schnellen Schrittes entlang, immer weiter auf den bunten Laden zu. Er hatte längst den Glanz früherer Zeiten verloren. Lee und Ron führten ihn zwar, doch es war nicht mehr dasselbe. Ein Hauch Trostlosigkeit wehte um das Gebäude.
Erst als ich an der Tür stand, bemerkte ich, dass ich keinen Schlüssel hatte. Mist, wie sollte ich rein kommen? George würde mir nach den Erzählungen seiner Schwester wahrscheinlich nicht einfach die Tür öffnen.
Fluchend überlegte ich. Schließlich entschied ich mich für ein einfaches Alohomora und stellte entsetzt fest, dass es funktionierte. Die Tür ging auf. George sollte seinen Laden unbedingt besser schützen!
Langsam bahnte ich mir einen Weg durch den dunklen Laden. Trotz der vollen Regale wirkte er trostlos. Erleichtert, ihn hinter mir zu lassen, betrat ich die Treppe nach oben.
Dann öffnete ich die Wohnungstür. Es war still und dunkel, doch in einem Zimmer brannte Licht. Ich folgte diesem und rief laut, um mich anzumelden. Doch keine Antwort ertönte.
Mit meinem Fuß stieß ich die angelehnte Tür auf. George saß mit dem Rücken zu mir auf dem Sofa. Er schien mich nicht bemerkt zu haben oder er war sehr erfolgreich darin, mich zu ignorieren. Ich war mir nicht sicher, welche der beiden Möglichkeiten die Richtige war.
„Hey", meinte ich freundlich.
Keine Antwort.
Ich trat um ihn herum und erschrak. Wenn ich an Weihnachten dachte, dass er scheiße ausgesehen hatte, dann war das nun ein neues Level. Seine Haare waren eine undefinierbare Masse, der Schnitt längst herausgewachsen. Seine Haut wirkte nicht mehr fahl, sondern grau. Die Augen waren von tiefschwarzen Ringen umrandet, kein Funkeln war in ihnen zu erkennen. Ein Gestrüpp an Wangen und Mund zeigte deutlich, dass George sich seit geraumer Zeit nicht mehr rasiert hatte. Seine Klamotten schienen auch schon einmal bessere Zeiten gehabt zu haben. Der Anblick war einfach nur gruselig und erschreckend.
Er nahm mich nicht wahr. Stierte durch mich hindurch weiter ins Leere.
Einen Moment hatte ich angst, er wäre tot, doch dann nahm ich die leichten Atembewegungen seines Brustkorbes wahr.
„George?", versuchte ich es erneut und stellte die Schüssel mit Essen auf den Tisch. Zumindest hatte ich es vor, aber die Tischplatte war so voll gemüllt, dass ich erst einmal Platz schaffen musste. Dann stellte ich die Schüssel vor ihn.
„Es ist noch warm", meinte ich.
George stierte weiterhin ins Leere.
„Gut, also, es war schön, dich mal zu sehen und mit dir zu reden. Hat Spaß gemacht. Dann noch einen schönen Abend", sagte ich und machte mich bereit zum Gehen. Ich ertrug diesen Anblick nicht. Er war nicht mehr der George, den ich kannte. Er war nicht mehr der George, in den ich mich verliebt hatte. Auch, wenn ich unweigerlich feststellen musste, dass ich ihn nach wie vor liebte. Und das machte dieses ganze Szenario hier zu einem Albtraum für mich.
„Megs", hauchte er. Seine Stimme war kaum mehr ein Flüstern.
Ich drehte mich um und schaute ihn abwartend an.
Doch es kam erneut nichts.
Ich seufzte und ging zu ihm. Vorsichtig setzte ich mich zu ihm auf das Sofa und musterte ihn von der Seite.
„Er ist tot", hauchte er irgendwann.
„Ich weiß", antwortete ich nur. „Stell dir vor, ich lebe immer noch jeden Tag mit dieser Schuld."
Nun schaute George mich an.
„Du siehst gut aus", flüsterte er.
„Danke. Hat lange gedauert bis hier hin."
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Only You
FanficMegara ist Ginnys beste Freundin. Gemeinsam meistern sie ihre Zeit in Hogwarts und erleben ihre Abenteuer. Doch Megara hat ein Problem. Sie verliebt sich in George. Doch dieser sieht in ihr nur die beste Freundin seiner kleinen Schwester... Alle R...