Kapitel 48

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„Ich bin wieder da!", rief ich, als ich zur Hintertür eintrat.

„Endlich! Das hat ja ewig gedauert. Wie hast du es so lange bei George ausgehalten?"

Ginny kam auf mich zu, doch als sie George erblickte, blieb sie erschrocken stehen und ein spitzer Schrei verließ ihren Mund. Dieser lockte sofort Mrs. Weasley in die Küche, die bei dem Anblick ihres Sohnes ebenfalls kurz aufschrie und ihm danach weinend um den Hals fiel.

George schien sich sichtlich unwohl zu fühlen.

Durch den Tumult in der Küche, trafen nacheinander alle anderen ein. Neugierig schauten sie sich um, bis ihre Blicke alle an George hängen blieben.

Froh, nicht mehr selbst im Mittelpunkt zu stehen, stellte ich mich abseits an die Wand.

Kurz darauf merkte ich, wie sich jemand zu mir stellte.

Ein kurzer Blick zur Seite genügte, um zu erkennen, dass es Bill war.

„Du tust ihm gut", stellte er fest.

Konfus schaute ich ihn an.

„Wir versuchen ihn seit über einem Jahr aus der Trauer zu lösen. Ohne Erfolg. Und dann gehst du einmal zu ihm und schon verlässt er die Wohnung."

„Das hat nichts zu bedeuten. Es war einfach Glück."

„Nein, das glaube ich nicht." Bill schüttelte den Kopf. „Irgendetwas ist da zwischen euch. Er braucht dich und du brauchst ihn."

„Nein, Bill. Da ist nichts zwischen uns."

„Ach, nein?" Er schaute mich mit einer hochgezogenen Augenbraue von oben herab an.  „Vielleicht bin ich als Außenstehender besser in der Lage das zu erkennen."

„Bill, bitte. Da ist nichts. Es.... wir... wir haben einfach etwas durchgemacht, was ihr euch nicht in dieser Weise vorstellen könnt." Seufzend ließ ich den Kopf hängen.

„Dann sags mir. Ich war bei George als... als wir alle dachten, auch du wärst tot. Er hat gelitten. Und er fühlte sich so verantwortlich, dass er es unbedingt deinen Eltern sagen wollte."

„Was?" Erschrocken schaute ich auf.

„Wusstest du es nicht?"

Ich schüttelte den Kopf. „Erzähl es mir", flehte ich schon beinahe.

Bill senkte seine Stimme noch etwas und begann: „Percy und George hatten euch in die Halle gebracht. Wir kamen erst danach hinzu. Percy stand bei Fred, während George unschlüssig zwischen euch stand. Ich weiß von Percy, dass er George die Wahl gelassen hatte, welche Trage er übernehmen wollte. George entschied sich für dich. Er ließ dich nicht einmal allein. Als deine Eltern in die Halle kamen, ging er auf sie zu. Dad war dabei und wollte übernehmen, doch George ließ es nicht zu. Meg, aus irgendeinem Grund fühlt George so viel Schuld. Und du bist scheinbar die Einzige, die zu ihm durchdringt. Und das möchte ich verstehen. Welche Schuld gibt sich George?"

Ich seufzte erneut. „Ich nenne es die Schuld der Überlebenden. George ist... war Freds Zwilling. Sie haben alles gemeinsam gemeistert. Und nun ist einer tot und der andere hat überlebt. George muss damit leben, dass er nun alles ohne Fred macht. Den Lebenstraum von beiden weiterführen soll. Ich denke, er kann mit dieser Schuld nicht umgehen. Genauso wenig wie ich."

Ich brach ab. Tränen sammelten sich erneut in meinen Augen und ich versuchte sie weg zu blinzeln.

„Welche Schuld gibst du dir? Du hast doch nichts verbrochen?!" Bill wirkte sichtlich geschockt.

„Doch, Bill. Mit mir fing alles an! Ich habe das Schloss nicht verlassen. Fred und George retteten mich vor einem Todesser. Wäre ich nicht da gewesen, wären sie niemals durch das Schloss gelaufen, um zur großen Halle zu gelangen. Sie wollten mich beschützen und an einen sicheren Ort bringen. Wäre ich nicht gewesen, wären sie an ihren Positionen geblieben. Sie wären nicht zu dieser Zeit an diesem Ort."

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