Kapitel 50

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In der Winkelgasse angekommen, steuerte ich auf den Laden zu. Es wunderte mich, wie mich alle anstarrten, doch ich reagierte nicht weiter darauf.

Der Laden war geöffnet und so ging ich einfach hinein. Kunden drehten sich zu mir um und musterten mich argwöhnisch.

„Meg!", rief Ron verblüfft, als er mich erkannte und durch den Laden auf mich zukam.

Auch er konnte seine Miene nicht vollends unter Kontrolle halten, als er mich sah. Doch auch auf ihn reagierte ich nicht.

„Wo ist George?", waren die einzigen Worte, die ich herausbrachte.

„Wo wohl", entgegnete dieser nur und nickte mit dem Kopf Richtung Treppe.

„Danke", meinte ich noch und ging an ihm vorbei.

„Die Tür ist verriegelt. Er lässt niemanden herein!", rief Ron mir hinter her.

Schulterzuckend lief ich weiter.

Oben angekommen, bestätigte sich Rons Aussage, doch ich nahm mir ein Beispiel an meinem Vater und sprengte einfach die Tür.

Die Kunden schrien erschrocken auf und duckten sich, doch Ron hatte genau gesehen, was ich gemacht hatte und beruhigte sie.

Zielstrebig lief ich durch die Wohnung und blieb erst im Wohnzimmer stehen. Wie schon beim letzten Mal saß George auf dem Sofa.

Er schaute mich nicht an, er reagierte nicht auf mich.

„Hey", meinte ich sauer.

Nun schaute er mich an, aber es kam keine weitere Reaktion. Stumpf starrten seine Augen auf mich. 

„Was ist los mit dir?", fragte ich zickig. Mein Geduldsfaden war nicht der Längste und gerade schrumpfte er im Eiltempo.

Immer noch keine Antwort. Stöhnend hockte ich mich neben ihn auf das Sofa und zog meine Beine an.

Nun saßen wir beide schweigend nebeneinander und stierten gerade aus. Keiner sagte etwas.

Nach gefühlten Stunden regte sich George.

„Was willst du hier?"

„Nach dir schauen."

„Und warum? Warum interessiert es dich auf einmal, wie es mir geht?"

„Ginny war bei mir. Sie war sauer und meinte, du würdest dich wieder einschließen."

George schaute mich an. „Genau wie du, oder? Habe ich nicht das Recht dazu?"

„Doch. Aber, es tut so weh, dich so zu sehen."

„Glaubst du, es tut nicht weh, dich so zu sehen? Dein Leiden mitzuverfolgen? Deinen Wunsch nach dem Tod ständig zu hören?"

Mein Blick traf seinen. „Ich kann nicht mehr", hauchte ich und Tränen liefen erneut meine Wangen hinunter.

Georges Miene wurde weich und er streckte eine Hand aus und legte sie sachte auf meine. „Ich auch nicht."

„Und was heißt das nun?" In meinen Augen sammelten sich Tränen der Verzweiflung und drohten meine Wangen hinunterzurollen. 

„Ich weiß es nicht. Scheinbar sollten wir es beide einfach hinter uns bringen."

„Was?"

„Du kannst und willst nicht mehr. Ich kann und will nicht mehr. Der einzige logische Schluss ist, dass wir unseren Leben ein Ende bereiten."

Geschockt schaute ich George an. „Du... du kannst dich nicht umbringen. Deine Familie braucht dich. Sie haben doch schon Fred verloren."

„Und deine Familie braucht dich. Ich habe Fred verloren, glaubst du allen Ernstes, dass ich auch noch deinen Verlust verkrafte?"

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