Kapitel 40 - George

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Das konnte nicht sein! Das konnte doch nun wirklich nicht sein!

Mit einem gewaltigen Ruck riss ich mich von Percy los. Dieser stand wie erstarrt da und schaute auf den Steinhaufen vor uns.

„FRED! MEGS!", rief ich. Mit einer unbändigen Kraft begann ich damit, Steine aus dem Weg zu räumen und versuchte, zu ihnen zu gelangen. Immer wieder rief ich ihre Namen, doch bekam keine Antwort.

Percy löste sich langsam aus der Starre und eilte zu mir. Gemeinsam schafften wir es, die Steine soweit zu beseitigen, dass ich rote Haare erkennen konnte.

„FRED!", schrie ich erneut und griff nach ihm.

„Warte", meinte Percy und machte sich an den nächsten Steinen zu schaffen.

Dann endlich lag Fred frei. Ich drehte ihn und er rutschte von Megs Körper herunter.

Er war kalt, seine Augen waren noch einen Spalt geöffnet und starrten ins Nichts.

„Fred, nein!", weinte ich und schüttelte ihn.

„Es hat keinen Sinn", versuchte Percy mich zu trösten und legte eine Hand auf meine Schulter. Er hatte zuvor nach Megs gesehen.

Nun wandte ich mich ihr zu. Sie lag genauso regungslos auf dem Rücken wie Fred. Ihre Augen waren vollständig geschlossen und an ihrer Stirn klaffte eine große Platzwunde.

Ich streichelte ihr mit meiner Hand über das Gesicht. Sie sah so friedlich aus. Als würde sie schlafen. Erneut strömten Tränen mein Gesicht hinab.

„Oh, Megs", murmelte ich und küsste ihre Stirn.

Percy rang mit seiner Fassung. Aber einer von uns musste wohl der Vernünftige sein.

„Komm, wir bringen sie hier weg", riss er mich aus den Gedanken. „Sie haben etwas besseres verdient als diesen kalten, dunklen Korridor." Seine Stimme brach und er wischte sich die Tränen vom Gesicht. Dann beschwor er zwei Tragen herauf. Gemeinsam legten wir Megs und Fred auf die Tragen.

„Wen möchtest du?", fragte Percy wispernd.

Was war das für eine Entscheidung? Sollte ich meinen toten Zwillingsbruder oder meine tote Liebe übernehmen?

Schließlich stellte ich mich hinter die Trage von Megs und ließ sie vor mir her schweben. Wenn jemand schon ihren Eltern mitteilen musste, dass sie tot war, dann ich.

Schweigend gingen wir in Richtung der Halle.

Madame Pomfrey schoss auf uns zu, als sie uns im Eingang erblickte.

„Hier wird Ihre Hilfe nicht mehr gebraucht", brachte ich mit gebrochener Stimme hervor.

Sofort hielt sie in ihrer Bewegung inne und nickte traurig. Nach einem kurzen Blick auf die Tragen zuckte sie zusammen. „Oh Gott, Ms. Matthews und... Mr. Weasley." Sie warf mir einen mitleidigen Blick zu, dann wies sie uns einen Platz an, an dem wir die Tragen ablegen konnten.

Zwei weitere Tragen erregten meine Aufmerksamkeit. Bei näherer Betrachtung erkannte ich Tonks und Lupin.

Wut keimte in mir auf. Was hatte das alles noch für einen Sinn? Tonks und Lupin hatten einen kleinen Sohn! Er würde nun als Waise aufwachsen. Mein Bruder, meine eine Hälfte war nicht mehr da. Niemals würde ich das ohne ihn überstehen können! Wie sollte ich ohne ihn weitermachen? Und ohne Megs?

Gott, ich war in dieses Mädchen verliebt, seit ich sie kennengelernt hatte. Doch war ich nie so mutig gewesen, es ihr zu sagen. Sie war Ginnys beste Freundin! Sie war so viel jünger als ich! Und irgendwie schien sie Fred sehr zu mögen. Oder hatte ich mir das nur eingebildet? Ich hatte sie immer versucht, von mir weg zu schubsen, da ich es kaum in ihrer Nähe aushielt. Es war immer ein gewaltiger Akt der Selbstbeherrschung gewesen, sie nicht sofort zu küssen, wenn sie bei mir war. Ich hatte gehofft, wenn ich mich ablenken würde, würde es besser werden. Doch es hatte bereits bei Katie nichts gebracht und auch bei Angelina hatte es nicht den erhofften Erfolg gezeigt. Hatte ich am Ende alles falsch gemacht und mir eine Welt mit Megs selbst verbaut, weil ich zu feige gewesen war? Fred hatte es nie etwas ausgemacht, so zu tun, als sei er mit ihr zusammen. Für ihn war der Altersunterschied nicht so dramatisch gewesen.

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