Die Sommerferien waren vorbei und ich hatte mich fast zu Tode gelangweilt. In der natürlichen irischen Landschaft gab es nicht sonderlich viel. In meiner Verzweiflung hatte ich mir das Stricken von meiner Oma beibringen lassen.
Die Fahrt im Hogwarts-Express war anders gewesen. Die Stimmung war gedrückt und es fehlten einige.
Ginny und ich verbrachten die Fahrt mit Luna zusammen und schwiegen meist. Es gab keine schönen Informationen zum Tauschen. Keiner von uns hatte viel erlebt.
Snape war nun unser Schulleiter. Das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste gab es nicht mehr. Es hieß jetzt nur noch Dunkle Künste und wurde von Carrow gelehrt. Seine Schwester hatte Muggelkunde übernommen. Welch ein Glück, dass ich dieses Fach nicht hatte. Die Carrows waren bekannte Todesser. Somit gab es dieses Schuljahr auch keinen Briefwechsel zwischen meinen Eltern und mir. Zu groß war die Gefahr, das jemand meine Eltern sonst finden konnte.
Auf mich allein gestellt, meisterte ich meinen Alltag mehr schlecht als recht. Ginny und ich schlossen uns dem Widerstand von Beginn an an – unter Neville, unserem neuen Anführer. Unser Domizil wurde der Raum der Wünsche. Gegenseitig heilten wir unsere Wunden nach den Folterungen durch die Carrows oder die Slytherins und planten gezielte Aktionen, um ihnen das Leben schwer zu machen.
Mit Fortschreiten des Schuljahres wurde es immer schlimmer. Nach den Weihnachtsferien war Luna nicht wieder aufgetaucht und das Gerücht ging um, sie sei von Todessern entführt worden. Ich betete, dass dem nicht so war.
Meine Weihnachtsferien hatte ich wieder bei meinen Großeltern verbracht, ohne auch nur einmal meine Eltern zu sehen. Oma und Opa hatten nur gesagt, dass es ihnen gut gehe. Inständig hoffte ich, sie würden recht haben.
„Wie lange haben wir noch?", fragte ich stöhnend unter Schmerzen, während ich eine Schnittwunde an meinem Arm heilte.
Parvati neben mir schaute mich mitleidig an und verband eine Platzwunde an Lavenders Stirn.
„Nur noch ein paar Wochen", antwortete Parvati schließlich.
Dann waren Sommerferien. Mein Plan war es meinen geschundenen Körper in dieser Zeit zu regenerieren. Meine Haut war fast an allen Stellen nur noch in verschiedene Blau-, Grün- und Violetttöne gefärbt. Narben und Kratzer zogen sich von Kopf bis Fuß über meinen Körper. Alles waren Zeichen für den Widerstand, den ich leistete.
„Wo bleibt Neville eigentlich?", fragte nun Zacharias.
„Hö?", machte ich fragend.
„Neville ist kurz bevor du hier rein gekommen bist zu Aberforth gegangen. Irgendetwas wollte der alte Mann."
Hoffentlich kein Essen, dachte ich und kreuzte die Finger hinter dem Rücken.
In diesem Moment klappte das Gemälde auf unserer Seite auf und Neville trat hervor.
„Guckt mal, was ich mitgebracht habe!", meinte er spitzbübisch grinsend.
Seamus sprach meine Bedenken bezüglich des Essens laut aus, doch als Neville zur Seite schritt, kamen stattdessen Harry, Ron und Hermine zum Vorschein.
Sofort wurde an unsere Mitglieder, die noch im Schloss unterwegs waren, der Code für diesen Fall ausgerufen.
Alle anderen brachen in ohrenbetäubenden Jubel aus.
Ginny fiel Harry erleichtert um den Hals. Die letzten Monate waren die Hölle für sie gewesen. Erst hatte sich Harry von ihr getrennt, weil er sie schützen wollte, dann hatte sie einen Albtraum hier in Hogwarts durchmachen müssen – na ja, das hatten wir alle.
Doch die Sorgen um Harry hatten sie nicht eine Sekunde in Ruhe gelassen. Ich wusste nur langsam nicht mehr, wie ich ihr hätte helfen können und auch meine Sorgen waren so gewaltig gewesen, dass ich mich nicht mehr mit dem gleichen Elan wie früher um sie kümmern konnte.
Nun jedenfalls lag sie in Harrys Armen und weinte vor Freude, Glück, Erleichterung, Verzweiflung... ich wusste es nicht.
Doch zu gerne hätte ich auch in Georges Armen gelegen.
Dass sich diese Chance ein paar Stunden später so ergab, wusste ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht.
Die Schlacht stand unmittelbar bevor. Die ersten Ordensmitglieder erschienen im Raum der Wünsche. Darunter auch meine Eltern.
„Meg!", rief meine Mutter erleichtert aus, als sie mich im Raum der Wünsche sah.
Mein Vater folgte ihr auf den Schritt, doch seine Freude erstarb, als er mich sah. Mit all meinen Schrammen und Wunden. Wut zeichnete sich sofort auf sein Gesicht und er knurrte bedrohlich.
„Wer ist dafür verantwortlich?"
Ich zuckte zusammen. So hatte ich meinen Vater noch nie gesehen.
„Die Umstände haben sich geändert, Dad. Die Schule ist nicht mehr das, was sie mal war. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und stelle mich gegen die Ungerechtigkeiten", erklärte ich.
„Niemand, aber auch wirklich niemand, tut meiner Tochter etwas an und kommt damit ungeschoren davon", knurrte er erneut.
Was auch immer in den nächsten Stunden passieren würde, für meinen Vater war es zu einem persönlichen Rachefeldzug geworden. Da war ich mir sicher.
Hinter ihm konnte ich nun auch einige Rotschöpfe erkennen. Die Weasleys waren also auch angekommen. Und mitten unter ihnen stand George. Sein Blick fiel auf mich und, ähnlich wie bei meinem Vater, schaute er mich entsetzt an und seine Miene verhärtete sich.
Ich warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu, doch er erwiderte es nicht.
Eine Stimme hallte durch das Schloss und zitierte alle Schüler in die große Halle. So nahm auch ich meinen Umhang und warf ihn über.
„Was gedenkst du da zu tun, Meg?", riss mich die Stimme meines Vaters aus meinen Gedanken.
„In die Halle gehen", meinte ich nur.
„Das kommt nicht in Frage. Du bleibst hier!"
„Dad, nein, ich gehe."
„Meg, sie haben dich schon verletzt! Du bleibst hier, wo du sicher bist!" Seine Hand umgriff meinen Arm, doch ich riss mich los.
„Nein, ich gehe! Das ist meine Rolle in dieser Misere! Und ich werde sie erfüllen!"
Mein Vater schaute mich ungläubig an.
„Henry, lass sie!" Die Stimme meiner Mutter klang weich und ängstlich. „Wir sind in ihrer Nähe. Ihr wird nichts passieren!"
Mein Vater warf mir einen letzten Blick zu, dann ließ er mich mit den anderen aus dem Raum.

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Only You
FanfictionMegara ist Ginnys beste Freundin. Gemeinsam meistern sie ihre Zeit in Hogwarts und erleben ihre Abenteuer. Doch Megara hat ein Problem. Sie verliebt sich in George. Doch dieser sieht in ihr nur die beste Freundin seiner kleinen Schwester... Alle R...