Kapitel 14

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Irland hatte gewonnen und mein Vater kam nicht mehr aus seinem Freudentaumel heraus. Immer noch grinsend und singend gingen wir zusammen mit den Weasleys zu den Zelten zurück. An unserem Zelt verabschiedeten wir uns voneinander und mein Vater und ich traten ein.

Wir saßen einen Moment zusammen und feierten den Sieg, als draußen ein gewaltiger Krach los ging.

„Was ist das, Dad?", fragte ich ängstlich.

„Ich weiß es nicht", meinte mein Vater und runzelte nachdenklich die Stirn. Dann stand er auf und ging hinaus. Weniger als eine Minute später kam er zurück ins Zelt gestürzt.

„Meg, raus hier, sofort!", schrie er.

„Warum?", fragte ich.

Doch er griff nur nach meiner Hand und zerrte mich aus dem Zelt.

Draußen blieb ich entsetzt stehen. Es brannte und überall rannten Menschen schreiend und ängstlich durcheinander. Jeder wollte sich selbst retten.

Die Weasleys kamen auf uns zu.

Arthur rief Fred und George noch zu, dass sie sich um Ginny kümmern sollten. Auch sie wollten Richtung Wald.

Mein Vater rief mir zu, dass ich mit den Weasleys gehen sollte. Dann schloss er sich Arthur an und zusammen gingen sie auf den Ursprung des Tumults zu.

Vor Angst erstarrt, blieb ich kreidebleich stehen. „Dad!", schrie ich.

Doch er hörte mich nicht. „Dad!", schrie ich nochmal lauter und fügte hysterisch hinzu: „Wo gehst du hin? Komm zurück! Dad, bitte!"

Ich wollte ihm nachlaufen, als sich eine Hand um meinen Arm schloss und mich mit sich zog. Als ich widerwillig aufblickte, erkannte ich George.

„Lass mich los! Ich muss zu ihm!", keifte ich ihn an und stemmte mich mit allem was ich hatte gegen George. Doch dieser verstärkte nur seinen Griff und zog mich stärker hinterher.

Ich wehrte mich ohne Rücksicht auf Verluste. Ich versuchte ihm sogar in den Arm zu beissen. Fred und Ginny waren ein Stück vor uns, von den anderen war nichts mehr zu sehen.

George stöhnte genervt auf, als ich ihm meine Fingernägel ins Fleisch des Unterarms drückte. Heiße Tränen liefen mir über das Gesicht, ich schrie und wehrte mich. Alles, was ich wollte, war zu meinem Vater zu gehen. Ich wollte wissen, ob es ihm gut ging. Er konnte doch nicht einfach in die Gefahr laufen!

George drehte sich zu mir um und ehe ich wusste, was mit mir geschah, schmiss er mich sich über die Schulter und trug mich wie einen Sack Richtung Wald. Nun konnte er auch seinen Schritt beschleunigen und holte zu Fred und Ginny auf. Ich hing schreiend, weinend und tretend über seiner Schulter. Doch egal was ich tat, er ließ mich nicht los. Alles, was mir übrig blieb, war, meinen Kopf zu heben und das Elend hinter uns zu betrachten. Eine Horde maskierter, schwarz gekleideter Menschen bahnte sich ihren Weg durch die Zelte. Sie zündeten alles an, was ihnen im Weg war. Ich konnte andere Menschen sehen, die sich ihnen entgegen stellten und wusste, einer davon war mein Vater.

George ließ mich irgendwann mitten im Wald wieder herunter. Fred und Ginny schauten uns an.

Fred grinste über seinen Bruder und George musste sich erst einmal gegen einen Baum lehnen und kurz verschnaufen.

„So schwer sieht sie gar nicht aus", grinste Fred.

„Du kannst sie gerne das nächste Mal tragen. Viel Spaß, wenn sie sich wehrt. Ich hätte nicht gedacht, dass dieses kleine Persönchen solche Kräfte entwickeln kann", schnaufte George.

Fred lachte. Ginny stand immer noch völlig verstört da und war nicht in der Lage sich zu bewegen. Fred drehte sich gerade zu ihr.

Ich wollte die Chance nutzen und mich davon stehlen, doch ich war kaum drei Meter gerannt, als sich erneut zwei Arme um meine Hüfte legten und mich zurückhielten.

„Meg, bleib hier. Das ist zu gefährlich", hörte ich George angestrengt reden, da er Mühe hatte, mich festzuhalten.

„Ich muss zu ihm!", rief ich nur.

Doch George war einfach stärker. Bis an den Rand der Erschöpfung wehrte ich mich gegen seinen Griff, doch dann sank ich nur noch weinend an seine Brust.

George streichelte meinen Rücken und lehnte seinen Kopf an den Baum.

„Alles wird gut", betete er mantraartig vor.

Ich hatte so meine Zweifel.

Erst als Fred und Ginny erschrocken aufschrien und zum Himmel deuteten, schaute ich auf. Ein Totenkopf und eine Schlange waren zu sehen. Mit Entsetzen stellte ich fest, dass die Schlange aus dem Mund des Totenkopfs kam.

Ängstlich krallte ich mich an George.

„Shh, es wird alles gut. Dir kann nichts passieren, wir sind bei dir", versuchte George mich zu beruhigen. Er streichelte mir zärtlich über den Rücken.

Ich atmete seinen Geruch ein und im Zusammenspiel mit seinen Berührungen, jagten mir Schauer über den Rücken. Ich hob meinen Kopf an und schaute in seine Augen. Er hatte den Kopf zu mir herunter geneigt und schaute mich zärtlich an. Ich erkannte einen Kampf, der in seinen Augen tobte und verlor mich darin. Er beugte sich noch weiter herunter. Unsere Gesichter waren nicht mehr weit voneinander getrennt, als Fred uns bemerkte.

„Hey, Leute! Was macht ihr da?", rief er.

Sofort zuckten George und ich auseinander. Als ich Fred anschaute, wackelte er mit seinen Augenbrauen. George stöhnte entnervt, als er es auch sah.

Ich wandte mich wieder zu George um, doch der Kampf in seinen Augen war erloschen. Er schaute immer noch zu Fred.

Kurz darauf hörten wir Stimmen, die zu uns drangen.

Wir schauten alle in die Richtung und dann sah ich meinen Vater. Er sah abgekämpft aus, doch als er mich unverletzt erkannte, lächelte er erleichtert.

Ich löste mich von George und rannte auf ihn zu. Stürmisch fiel ich ihm um den Hals.

„Dir geht's gut, Meg. Gott sei dank", sagte er erleichtert, während er mich an sich drückte. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht."

„Ich mir auch", weinte ich an seiner Schulter.

„Danke, Jungs", meinte mein Vater, als er sich wieder aufgerichtet hatte. „Danke, dass ihr auf Meg aufgepasst habt."

„Da müssen Sie vor allem George danken", grinste Fred.

Mein Vater drehte sich zu dem anderen Zwilling um, der sich nun nervös mit einer Hand an den Nacken griff.

Das sah ja schon verdammt süß aus, dachte ich.

„Dann, danke George", meinte mein Vater.

„Komm, Liebling, wir gehen nach Hause. Deine Mutter macht sich bestimmt auch Sorgen." Mein Vater nahm meine Hand und disapparierte.

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