Teil 45

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Es war Samstag Abend, ich hatte mir immer noch kein Handy zugelegt, weshalb ich versuchte Emmett über mein Haustelefon zu erreichen. Er war schon eine halbe Stunde zu spät und hatte mir nicht Bescheid gegeben. Ich war überrascht von seinem Verhalten, aber irgendwo auch einfach genervt. Ich hatte mich ziemlich auf feiern gehen gefreut und es nervte mich, dass er anscheinend so sehr die Zeit beim Baseball vergaß, dass er mich sitzen ließ. Noch einmal versuchte ich es bei den Cullens, erreichte sie aber nicht. Ich überlegte kurz was ich machen sollte. Da aber die anderen schon auf dem Weg nach Seattle waren, wollte ich nicht absagen. Als ich vor die Haustür trat regnete es leicht. Ich stieg in meinen Wagen und fuhr nach Seattle los. Nur weil Emmett nicht dabei war, würde ich mir schließlich nicht selbst den Abend kaputt machen.

Als ich um 23 Uhr in Seattle ankam, 1h später als verabredet, waren die anderen schon im Club. Ich erkannte zwar Mikes Auto, aber ich sah sie nirgendwo vor dem Club. An der Tür erkannte ich allerdings Tylers Bruder. "Hey Süße." Begrüßte er mich und bedeutet dem anderen Türsteher für ihn zu übernehmen. Wir gingen ein paar Schritte weg. "Warum hast du dich nicht gemeldet Nina?" Ich zuckte mit den Achseln. "Bin drüber hinweg gekommen." Er sah mich skeptisch an. "Ist mir eigentlich auch egal. Jetzt bist du hier und wir können persönlich reden." Ich nickte. "Besteht denn eure Fahrgemeinschaft noch?" Er sah kurz zur Seite, eine Gruppe von Jugendlichen lief dicht an uns vorbei. Als sie vorbeigegangen waren sah er mich an. "Na klar. Willst du noch mitfahren?" Ich nickte erneut. "Was geht heute noch?" Er lachte kurz. "Schnecke heute geht für dich nix mehr. Da hättest du dich schon früher melden müssen." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Aber es gibt heute eine Fahrgemeinschaft, wie ich deinen Worten entnehme." Seine Kiefer mahlte und er schien nachzudenken. "Heute fahren nur sehr gute Fahrer. Ich will dir nicht zu Nahe treten Püppchen, aber die Strecke ist zu gefährlich." Ich schnaubte. "Hör mir mal gut zu Süßer..." ich betonte das letzte Wort abfällig "ich bin kein scheiß Anfänger. Du musst mich vor gar nichts schützen. Außerdem klingt das nach einer guten Möglichkeit um mich zu beweisen für die großen Fahrgemeinschaften. Meinst du nicht?" Ich blinzelte ihn zuckersüß an und er grübelte. "Scheiße man, er reißt mir den Kopf ab. Aber wenn du wirklich so gut bist, dann ist es egal." Ich nickte zur Bestätigung, blieb aber still, da ich seinen Gedankengang nicht unterbrechen wollte. "Ich mach ein paar Anrufe. Geh du rein und amüsier dich. Ich geb dir Bescheid." Ich nickte und grinste ihn an. "Wirst es nicht bereuen." Er schüttelte nachdenklich den Kopf als er mich erneut musterte. "Das werden wir erst noch sehen."

Ich betrat den Club und hielt Ausschau nach Angelas Locken und Mikes blonden Haaren. Ich scannte den Club nach den Leuten ab, die sich am seltsamsten verhielten und fand Jessica und Mike bei der Bar. Jessicas Hand lag auf ihrem Glas und sie unterhielt sich mit Mike. Tyler tanzte auf der Tanzfläche und schien mich aber zu bemerken. Er zog mich zu sich und tanzte mich an. "Hey Balvert. Du bist meinem Wunsch ja doch nachgekommen." Er war offensichtlich betrunken und scannte meinen Körper mit einem begierigen Blick. Ich hatte einen kurzen Rock, hohe Schuhe und ein locker fallendes blaues Seidentop an. "Hey Tyler, sag mal wo hast du denn Angela gelassen?" Er nickte in Richtung der Damentoilette, von der Angela gerade kam. Ich ging lächeln auf sie zu und begrüßte sie. Sie schien sich etwas verloren vorzukommen und schien froh zu sein, mich zu sehen. "Kommst du mit zur Bar?" Sagte ich über die Musik hinweg. Sie nickte. Wir ließen uns an der Bar auf zwei Barhocker nieder, die gerade erst frei geworden waren. Wir bestellten uns alkoholfreie Cocktails und unterhielten uns darüber, was für ein süßes Paar Mike und Jessica wären. Nach einer Weile kam auch Tyler zu uns und ließ sich erschöpft auf einen Hocker fallen. "Na ihr Süßen, habt ihr mich vermisst?" Angela sah mich an und verdrehte nur lachend die Augen. Tyler schien tatsächlich ein kleines Alkoholproblem zu haben. Auch Jessica und Mike gesellten sich zu uns. Wobei Mike immer wieder auf sein Handy sah. Er wurde ständig von einer Nummer angerufen. Nach einer Zeit ging er dann zum Hinterhof, um das anscheinend dringende Gespräch anzunehmen. Er kam zurück und hielt mir das Handy hin. "Ist für dich. Hast du kein Handy?" Ich nahm nur das Handy und verschwand ebenfalls nach draußen auf den Hinterhof. "Hallo?" "Ich bins. Hör zu " Ich unterbrach Emmett sofort. "Willst du mich verarschen? Du hast mich einfach sitzengelassen!" Er ging nicht darauf ein. "Wo bist du?" Ich schnaubte. "Ich bin wie verabredet im Club mit Freunden." "Du bist in Seattle?" Ichverdrehte die Augen. "Natürlich Emmett, so hatten wir es ja verabredet. Nur das DU nicht aufgetaucht bist." Ich hörte ihn kurz mit Carlisle diskutieren. "Hör zu Nina, wir haben hier ein ernsthaftes Problem. Bei dem Baseballspiel sind andere Vampire aufgetaucht. Wir müssen Bella hier wegbringen." "Was? Gehts ihr gut?" Unterbrach ich ihn. Er schien langsam die Geduld zu verlieren. "Nina hör zu! Hinter Bella ist ein Trecker her. Ein Vampir der aus Spaß seine Opfer jagt und tötet. Er wird nicht aufgeben. Wir bringen Bella weg und Edward, Rose und Ich werden versuchen den Trecker wegzujagen. Aber du darfst jetzt keinen Scheiß bauen verstehst du?" Ich war angespannt und mein Kopf schwirrte. "Wieso denn ich?" Fragte ich aufgebracht. Ich hörte ein Knacken und jemand anderes ging an Emmetts Handy. "James ist ein Tracker. Wenn er Bella nicht findet könnte er deinen Geruch zurückverfolgen und dir auflauern um uns zu schaden. Wir kommen dich abholen. Aber sorg dafür dass du bei den anderen im Club bleibst, bis wir wieder anrufen." Jaspers Stimme klang kühl und diszipliniert. "Einen scheiß werd ich. Was hab ich denn damit zutun." Ich hörte dass Jasper noch etwas sagen wollte, aber Emmett riss ihm anscheinend das Handy aus der Hand. "Fahr heute keine Rennen mehr. Bleib im Club. Ich hole dich ab." Er legte auf, bevor ich noch etwas erwidern konnte. In mir brodelte die Wut, ich hatte nur Bahnhof verstanden. Ich war wütend, dass sogar Emmett jetzt schon anfing mir Sachen vorzuschreiben. Ich ging in den Club und gab Mike sein Handy zurück. "Was wollte er denn?" Fragte Mike. "Sich entschuldigen dass er mich sitzen gelassen hat." Jessica harkte nach. "Ja warum ist er denn nicht dabei, hat er nicht versprochen auf uns aufzupassen?" Ich kochte vor Wut. "Ja, aber eigentlich sind wir auch keine Kinder, die einen Babysitter brauchen Jessica. Ich gehe an die Luft." Schneller als einer von ihnen reagieren konnte war ich schon in der Masse verschwunden. Ich bahnte mir meinen Weg nach draußen und atmete durch. Ich wusste dass es nicht klug war, entgegen Emmetts eindrücklichen Rat alleine hier herumzustehen, aber ich musste einen klaren Kopf bekommen. Bella wurde von einem Jäger-Vampir verfolgt? Ein Trecker, hatte er es genannt. Aber was hatte das mit mir zutun. Er war so weit weg und konnte nicht ahnen wo ich bin. Die Wahrscheinlichkeit war doch 1.000 mal höher, von einem Auto überfahren zu werden. Außerdem konnte ich meine Entscheidungen immer noch selbst treffen. Neben mir trat der nur allzu bekannte Türsteher. Er zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich an die Wand neben mir. Er gab mir einen kleinen Zettel. Darauf war eine Adresse und eine Uhrzeit vermerkt. Er sah mich nicht an, sondern rauchte seine Zigarette in Ruhe auf, als würden wir uns nicht kennen. Ich nickte. Dann sagte er nur leise. "Eine halbe Stunde von hier. Du solltest dich schonmal auf den Weg machen." Ich kannte die Adresse tatsächlich. Ich erinnerte mich daran, wie mir Tyler mal von dem Industriegebiet in Seattle erzählt hatte. "Danke." Sagte ich nur schlicht und er sah mich das erste Mal wieder an. "Viel Glück." Es klang als zweifelte er an meinem Erfolg. "Eins noch. Die Fahrer heute, erwarte nicht dass sie fair spielen." "Sagst du den anderen Bescheid, dass ich nachhause gegangen bin?" Er nickte. Mir reichte das als Antwort und ich machte mich auf den Weg zum Auto. Ich öffnete meinen Kofferraum und holte aus meiner Notfalltasche meine flachen  weißen Schuhe. Ich ignorierte das stechende Gefühl, dass mir sagte, dass ich Emmett hinterging. Schließlich war ich auch früher schon viele Rennen gefahren. Und damals kannte ich noch keine Cullens. Dennoch hatte ich immer überlebt und wurde nie erwischt. Ich gab die Adresse sicherheitshalber noch einmal in mein Navi ein und fuhr los.

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt