Masken

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Wer nicht weiß, dass er eine Maske trägt, der trägt sie am vollkommensten.

- Theodor Fontane

Am nächsten Morgen kam ich bewusst zu spät zur Schule. Ich wollte keine Unterhaltungen, sondern einfach nur im Unterricht sitzen und in einem Jahr meinen Abschluss machen. In den Pausen setzte ich mich in mein Auto und hörte Musik, die nervigen und aufdringlichen Blicke meiner Mitschüler ignorierte ich dabei bewusst. In der Mittagspause aß ich einen Apfel und ein Brot, das ich mir heute Morgen gemacht hatte, ich saß auf einer Bank und genoss die wenigen Regen freien Minuten an der frischen Luft. Mike gesellte sich ziemlich gegen Ende der Pause zu mir und trat unsicher von einen Fuß auf den anderen. "Ähm hey Nina, was machst du hier draußen." 'Mike kann nichts dafür, sei nett' ermahnte ich mich selbst. "Ich hab ein wenig Kopfschmerzen." Das war nicht mal gelogen, da ich relativ lange in der Nacht geweint hatte und das häufig zu Kopfschmerzen führte. "Oh ich glaub ich hab noch eine Tablette im Spind wenn das hilft?" Ich lehnte leicht kopfschüttelnd ab "Nein danke Mike, es geht schon. Aber lieb gemeint von dir. Setz dich doch." Sagte ich freundlich zu ihm und zeigte auf den Platz neben mir, da ich es nicht ertrug ihn noch länger so nervös vor mir herumstehen zu sehen. Er folgte meinem  Angebot und fragte mich wie mein Wochenende war. Ich seufzte "Also ehrlich gesagt nicht so gut und deins?" Er schien froh zu sein, dass ich heute mal nicht so wortkarg war "Oh meins war auch nicht spannend. Aber diesen Freitag wollen wir alle nach Seattle in einen Club, willst du vielleicht mitkommen?" Ich war überrascht von seiner Frage und sah ihn an. 'Du kennst hier an der Schule niemanden' grübelte ich und gegen meinen Instinkt sagte ich deshalb zu "Ja klar, warum nicht. Sag mir wann und wo." Auch Mike schien von meiner Antwort überrascht, er schien sich zu freuen und grinste über das ganze Gesicht. "Hey das ist ja klasse! Jessica meinte schon, dass du ja eh nicht mitkommst. Also wann wissen wir noch nicht so genau." Es klingelte und wir bewegten uns langsam in Richtung Schulgebäude. "Also wenn du mir deine Nummer gibst, dann kann ich es dir schreiben." Er kratzte sich verlegen am Kopf und ich musste schmunzeln 'Daher weht der Wind also'. Ich gab ihm meine Handynummer und vor den Spinden blieben wir stehen. "Ähm also eins wär da noch." Er druckste herum und mir entging nicht, wie Emmett und Edward, die ganz in der Nähe standen hierher starrten. "Was denn jetzt Mike, ich muss langsam zum Unterricht." Er lächelte entschuldigend und sagte "Äh naja, also die meisten Clubs sind ab 18 oder ab 21 und da keiner von uns volljährig ist, haben wir falsche Pässe." Er wurde zum Ende hin immer leiser und sah sich um. Ich hingegen musste lachen "Bitte was, ihr macht also etwas Illegales?" Ich musste noch mehr lachen und er sah sich immer mehr um "Nicht so laut! Also?" Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter "Also wenn du mir gerade einen gefälschten Pass andrehen willst dann nein danke, ich bin tatsächlich schon 18." Erstaunen spiegelte sich in seinem Gesicht, dann nickte er schnell, sah sich nochmal um und verabschiedete sich dann, um in einen anderen Korridor zu verschwinden. 'Da wollte mir doch ernsthaft Mike Newton ein gefälschtes Ausweisdokument andrehen.' Als ich jedoch das zweite Klingeln hörte wurde mein Gedankengang jäh unterbrochen und ich folgte dem Lehrer in die Klasse, ich war mir allerdings sicher, dass Edward und Emmett unsere Konversation belauscht hatten.

Die letzte Stunde Sozialkunde brachte mich zu meinem Erstaunen ins Grübeln. Wir hatten über den Weg nach der Schule und über Colleges gesprochen. Mir war etwas mulmig zumute, da mir erst jetzt schmerzlich bewusst wurde, dass ich den Rest meines Lebens in Forks oder zumindest in Amerika verbringen würde. Was würde ich beruflich machen wollen. Wollte ich studieren? In Amerika schon fast ein Muss, wenn man sein Leben nicht mit drei verschiedenen Jobs zur gleichen Zeit verbringen wollte. Aber erst jetzt wurde mir schmerzlich bewusst, was ich auch an Deutschland verloren hatte. In Deutschland gab es keine Studiengebühren, die Möglichkeit einer staatlichen finanziellen Unterstützung, Krankenversicherungen, Mindestlohn. Hier hatte ich nichts dergleichen. Wenn mir etwas gesundheitlich Schlimmes zustieße, dann könnte ich vermutlich nicht mal die medizinische Versorgung bezahlen, geschweige denn soetwas wie Colleges. Und anders als meine Mitschüler, die sich ihr Leben lang vermutlich dessen bewusst waren und die oft von ihren Elten finanziell unterstützt wurden, hatte ich gar nichts. Beziehungsweise ich hatte ein Jahr bis zu meinem Abschluss, weshalb ich mir folglich schnellstens einen Job suchen sollte. Zwar hatte ich immer noch Geld von den illegalen Autorennen von damals übrig, aber davon hatte ich schon einiges für das Einrichten meines Hauses und für das Bezahlen von Essen, Schulkosten und Versicherung bezahlt. Auch mein Auto hatte einiges gekostet.

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt