Teil 41

561 25 4
                                    

Vor einem kleinen Diner hielt Emmett an. Doch bevor wir reingingen zog er mich noch einmal in eine Umarmung und gab mir zu meiner Überraschung einen Kuss auf den Kopf. Er lächelte und zog mich an seiner Hand ins Diner. Wir bestellten 2 Milchshakes. Natürlich beide für mich, aber so musste ich mich wenigstens nicht nur für eine Sorte entscheiden.

Emmett musterte mich für eine Weile, bis es mir zu unangenehm wurde. "Was denn?" Fragte ich ihn, als ich glücklich an meinem Milchshake schlürfte. Er grinste. "Wie kann dich sowas so glücklich machen?" Er schüttelte lächelnd den Kopf. "Naja Milchshake ist Zucker. Zucker bringt Glückshormone und Glückshormone bedeutet eine bessere Laune." Ich zuckte mit den Schultern. Dann rieb er sich den Nacken, ihm schien etwas unangenehm zu sein. Als ich ihn gerade fragen wollte, was denn los ist, begann er schon von sich aus zu reden. "Tut mir leid das mit Jasper." Er ballte die Fäuste und runzelte die Stirn. "Ich weiß nicht was in ihn gefahren ist. Ich glaube er kann einfach nicht mit der Situation umgehen. Er ist traurig und gestresst. Aber trotzdem, so hab ich ihn noch nie gesehen. Er ist sonst immer sehr beherrscht." Ich hörte ihm aufmerksam zu und ließ ihn weiterreden. "Trotzdem musst du dir das nicht bieten lassen." Ich hob eine Augenbraue. "Ja weil ich mich ja auch so gut gegen ihn wehren kann." Er fuhr sich durch die Haare. "Ich weiß. Aber ich werde dafür sorgen, dass das nicht nochmal geschieht." Ich schüttelte den Kopf. "Hör mal, ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe heute, aber ich will keinen Keil zwischen dich und deine Familie jagen." Er schüttelte den Kopf. "Das ist aber meine Entscheidung. Und der einzige der gerade Unfrieden in die Familie bringt ist Jasper." Ich war froh, dass Emmett es so sah, aber dennoch wollte ich ihn nicht von seiner Familie trennen. "Emmett. Ich bin nur ein Mensch, mit mir kannst du vielleicht ein paar Jahre herumjoken, aber für die Ewigkeit brauchst du deine Familie." Jetzt seufzte er frustriert. "Es ist einfach momentan nicht so leicht. Rose und ich streiten uns nur noch. Sie ist ständig unglücklich, nichts was ich mache ist richtig. Edward versucht die ganze Zeit nur, nicht Bella aufzufressen und Jasper dreht auch völlig am Rad. Manchmal frage ich mich, ob ich wirklich für die Ewigkeit bei ihnen sein werde. Ich habe auch meine Grenzen und es ist lange her dass ich so richtig glücklich war." Er sah mir aufmerksam in die Augen und mal wieder war ich überrascht über seine Ehrlichkeit. "Das tut mir leid Emmett. Du bist wirklich ein toller Kerl, Rosalie sollte das mehr zu schätzen wissen. Und die anderen haben anscheinend einfach eine schwierige Phase, vielleicht sind sie in der Vampir-Pubertät?" Er lachte. "Ja kann sein. Aber mit Rose ist es etwas anderes. Wir haben einander sehr lange sehr gut getan, aber nun habe ich das Gefühl, dass es nur noch um sie geht. Ich bekomme ständig ihre Wut und ihren Ärger ab. Es ist wirklich frustrierend. Dabei versuche ich ständig immer alle aufzuheitern." Einem Impuls folgend griff ich seine Hand die auf dem Tisch lag. "Emmett. Bezieh die Probleme, die sie mit sich selbst und ihrem Dasein hat nicht auf dich. Du machst wahnsinnig viel richtig. Ich hatte damals in Port Angeles einen wirklich schönen Tag und es hat sich nach langer Zeit mal wieder leicht und sorglos angefühlt. Denn genau das löst du bei vielen aus. Du nimmst vielen ihre Sorgen durch deine Art. Aber du bist nicht der Grund für ihre Sorgen." Emmett blickte auf unsere verschränkten Hände und als ich meine Hand zurückziehen wollte merkte ich, wie er sie vorsichtig festhielt und mit seinem Daumen über meinen Handrücken strich. Er schien nachzudenken. "Es ist mir egal was Jasper und die anderen denken. Es ist mir auch egal dass ihr euch getrennt habt. Ich werde dich nicht einfach ignorieren." Ich nickte und spürte Erleichterung. "Danke Emmett. Ich fände es auch sehr schade wenn wir unsere Freundschaft daran verlieren würden. Aber überleg es dir. Ich kann auch verstehen wenn du dich für deine Familie entscheidest." Er nickte erneut und ließ dann meine Hand los, als sein Handy in seiner Jackentasche klingelte. "Es ist Esme." "Geh ruhig ran. Bestimmt will sie wissen warum du die Schule schwänzt." Ich streckte ihm die Zunge raus und er stand auf und ging vor das Diner, um den Anruf entgegenzunehmen. Ich war froh über die kurze Gedankenpause. Mir tat Emmett leid, er schien in seiner Familie momentan überhaupt nicht glücklich zu sein und Jaspers und mein Streit schien ihn noch mehr von seiner Familie zu entfernen. Doch je länger wir zusammen waren, desto mehr stellte sich auch eine vertraute Nähe ein, die mich irritierte. Manchmal verhielten wir uns fast, als wären wir mehr als Freunde. Doch da ich nicht alles komplizierter machen wollte als es ist, beließ ich es dabei, dass wir gute Freunde waren, die einander in einer schweren Zeit einfach Halt gaben. Ich stocherte mit meinem Strohhalm im leeren Glas herum um beobachtete Emmett draußen beim telefonieren. Es sah fast witzig aus, wie ein muskelbepackter fast 2 m Hüne dieses winzige Handy in der Hand hielt. Er sah angespannt aus und wischte sich nachdenklich mit einer Hand über die Stirn. Er nickte immer wieder und legte dann auf. Er atmete noch einmal durch wie es schien oder sammelte zumindest seine Gedanken, dann betrat er wieder das Diner. "Rate mal." Sagte er als er sich hinsetzte und seufzte. Dann fuhr er fort "Esme hat die Situation gerade komplizierter gemacht. Sie hat dich zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen. Sie mag dich sehr und hofft wahrscheinlich dass du und Jasper sich nochmal aussprechen könnt." Ich schloss kurz die Augen und stützte meinen Kopf auf meine Hände. "Das macht es wirklich noch komplizierter." Als ich wieder aufsah sah ich ihn aus dem Fenster starrend. "Was hälst du davon?" Fragte ich ihn. Er überlegte noch kurz, dann grinste er schief "Scheiß auf Jasper. Wen Esme sich das wünscht, dann bist du eingeladen. Außer Jasper hat auch niemand ein Problem mit dir. Dann soll halt Jasper fernbleiben." Ich runzelte die Stirn. "Das ist aber auch gemein, dann sorge ich dafür dass er isoliert wird." Emmett verdrehte leicht die Augen. Dann zeigte er auf meinen Arm, auf dem sich schon große blaue Flecken gebildet hatten, an der Stelle an der Jasper mich gegriffen hatte. "Und das ist fair ? Japser schließt sich mit seinem Verhalten gerade selber aus. Pech für ihn. Wenn er sich wieder unter Kontrolle hat kann er wieder an Familienfeiern teilnehmen." Mir lag es quer im Magen dass ich zu einer solchen Feier kommen sollte. Aber es war Esmes ausdrücklicher Wunsch und ich wollte sie nicht enttäuschen. Schließlich konnte sie nichts für den Streit zwischen mir und Jasper. Ich verschränkte die Arme und sah aus dem Fenster. Nach einer Weile schlug Emmett mir dann vor mich hinzubringen und zurückzubringen, sobald es irgendwie komisch werden würde. "Dann bräuchtest du mich gar nicht erst hinbringen. Komisch wird es sowieso." Er zuckte mit den Schultern. "Ich hätte dich aber auch gerne da. Wir können uns betrinken." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Du meinst ich kann mich betrinken, während du mich auslachst." Er lachte. "War einen Versuch wert. Aber lass uns dennoch zusammen hin, Esme würde sich sehr freuen. Außerdem fände ich es fair, wenn alle Jaspers Werk an deinem Arm sehen." Das letzte sagte er in einem bedrohlicheren Klang und man merkte ihm seine Wut darüber an. Ich seufzte. "Emmett, wenn ich mitgehe, dann nicht um Jasper eins auszuwischen. Sondern nur Esme und dir zuliebe." Er klatschte freudig in die Hände. "Gut dann wär das ja abgemacht." Ich nickte und fragte dann einer spontanen Eingebung folgend. "Wann ist denn die Feier?" Er zögerte kurz und rief dann der Kellnerin zu "Die Rechnung bitte." Meine Kinnlade klappte auf. "Emmett?! Du willst mir doch nicht ernsthaft sagen dass die Feier JETZT ist?" Er zuckte unschuldig mit den Schultern und bedachte mich eines Lächelns, schüttelte dann aber den Kopf. "Übermorgen." "Emmett ich hab kein Geschenk, das geht nicht!" Er lachte wieder. "Na dann ist ja gut, dass ich am Samstag Esmes Geschenk aus Port Angeles abgeholt habe und wir es zusammen schenken können.""Achso, das hätte ich sonst morgen auch abholen können." "Morgen?" Fragte er. Ich sagte aber vorerst nichts, da die Bedienung uns die Rechnung zum Tisch brachte. Erst nachdem Emmett gezahlt und wir das Diner verlassen hatten fing ich das Thema wieder an. "Ich fahre morgen nach Port Angeles, mit Jessica, Angela und Bella." Er zuckte die Schultern. "Dann hast du ja noch Zeit um etwas für Esme zu finden, wenn dir das so wichtig ist. Ansonsten schenken wir ihr zusammen die Leinwand. Und für Esme wäre es das größte Geschenk wenn du trotz des Streits mit Jasper vorbeikommst." Irritiert blieb ich auf dem Parkplatz stehen. Er fasste es jedoch falsch auf und machte mir ein neues Angebot. "Na gut, dann kauf ihr halt noch etwas, auch wenn das nicht wichtig ist. Ich nehme dich dann Mittwoch nach der Schule mit zu uns." Er griff meine Hand und zog mich leicht hinter sich her, da ich immer noch entgeistert auf dem Parkplatz stand. "Ich hab aber nichts anzuziehen." Er lachte. "Ernsthaft?" Ich zuckte die Schultern. "Ich bin auch nur eine Frau. Aber lass mich Mittwoch lieber nach der Schule zu mir erst fahren, dann kann ich mich umziehen und selbst zu euch fahren." Er grinste und piekste mir in die Seite. "Du meinst damit dein Fluchtfahrzeug jederzeit erreichbar ist." Ich lachte und gab es zu. "Na gut Kleine, aber du kommst dann zu uns. Ansonsten hole ich dich höchstpersönlich ab."

Bei mir zuhause angekommen kam Emmett wie selbstverständlich mit ins Haus. Er begleitete mich sogar in mein Schlafzimmer, was mir etwas unangenehm war, da ich nicht mal heute Morgen das Bett gemacht habe. "Emmett?" "Was denn?" "Willst du nicht unten warten?" Er lachte. "Du weißt du eh nicht was du anziehen willst und brauchst mein fachmännischen Rat." Ich lachte. "Na gut, Fachmann, was ist dein Rat. Ein besonders heißes Rachekleid? Ein hübscher Rock? Oder einfach nur eine hübsche Bluse und Jeans?" Emmett stand wie der Maestro selbst vor meinem Kleiderschrank und ging mit ernster Mine meine Kleider durch. "Uhh solche Kleider hast du?" Ich schlug ihm leicht auf die Hand, mit der er meine kurzen Kleider aus dem Schrank hervorzog. "Nur zum feiern gehen in einem Club." Er grinste. "Heiß." Ich wurde leicht rot und schob ihn von meinem Schrank weg. Dann holte ich einige Blusen raus und begutachtete sie unglücklich. "Das passt alles irgendwie nicht. Ihr mit eurem Designer-Kleidung-Wahn." Emmett hatte sich aufs Bett geschmissen. "Ich finde die Bluse hübsch." Es war eine weiße Bluse. "Ne die nicht, die ist so ... brav." Emmett bekam sich kaum ein vor lachen. "Ok ok, dann hab ich noch einen Versuch." Sagte er und schob mich erneut zur Seite. Er holte eine schwarze Bluse mit weißen Kragendetails heraus, legte sich aufs Bett und zog eine schwarze Jeans heraus. "Dazu noch deine Lederjacke und es ist perfekt." Ich schüttelte den Kopf. "Perfekt für eine Beerdigung. Alles ist schwarz, das geht doch nicht. Also die High-waist-jeans und Lederjacke können bleiben. Dazu diese Bluse, was meinst du?" Ich hielt eine dezent blau-weiß gestreifte Bluse an die Lederjacke. Sie gab dem Look etwas sommerliches. Emmett begutachtete sie, zog dann aus meinem Schrank eine dunkel blaue enganliegende Jeans und einen braunen Ledergürtel. "So könnte es funktionieren." Ich sah auf die Sachen auf meinem Bett und nickte. "Hey du hast ja wirklich ein bisschen Ahnung davon." Er lachte und hob mich hoch. Dann griff er sich die Kleidung und setzte mich im Bad ab. "Was wird das jetzt?" Fragte ich ihn. "Na du musst das anziehen und mir danach zeigen. Ist doch klar." Ich lachte, schob ihn aus dem Bad und machte die Tür zu. Nachdem ich mich umgezogen hatte begutachtete ich mich im Spiegel. Ich mochte das Outfit. Es sah elegant und trotzdem sommerlich, maritim aus. Es sah aus wie eine selbstbewusste, fest im Leben stehende Frau. "Na komm Schongaus" sagte Emmett durch die Tür. Ich schloss auf und zeigte es ihm mit einer Drehung. "Perfekt. Ich hab eben guten Geschmack." Lobte er sich selber. "Du ? Ich hab ja wohl die Bluse ausgesucht." Er schüttelte den Kopf "Und du hättest eine schwarze Hose dazu angezogen, ich bitte dich. Der Look wäre ruiniert!" Am Ende sprach er nasal und klang wie ein hochnäsiger Designer. Ich konnte mich kaum halten vor Lachen und schupste ihn dann wieder aus dem Bad. Wobei er sich allerdings kaum bewegte, er aber den Impuls verstand und das Bad verließ. Nachdem ich mich wieder umgezogen und mein Outfit sorgfältig zusammengelegt hatte, ging ich wieder zu Emmett. Er lag immer noch wie selbstverständlich auf meinem Bett. "Und was machen wir jetzt?" Fragte ich ihn und war etwas verunsichert. "Was hattest du denn vor?" Ich überlegte. ""Eigentlich würde ich heute einkaufen gehen und wollte mir was kochen." Emmett sprang vom Bett auf. "Na dann los zum Supermarkt. Ich kann zwar kaum kochen, aber man hat mir schon öfter gesagt, dass ich wunderbar darin bin, unnötige Kommentare abzugeben, wenn andere Kochen." 

Wir fuhren zum Supermarkt und blödelten dort herum, was uns einige schräge Blicke einbrachte. Es war mir mit Emmett zusammen aber egal. Es wagte niemand etwas gegen uns zu sagen und so kamen wir gut gelaunt nach einer halben Stunde mit allen nötigen Zutaten für Spaghetti Carbonara und eine Tomatensuppe aus dem Laden. Zuhause half mir Emmett wie selbstverständlich den Einkauf einzuräumen und wir machten uns alte Musik an, zu der wir schräg mitsangen. Er sah mir dabei zu, wie ich die Eier trennte, die Soße mit Eigelb, Speck, Parmesan und etwas Basilikum herstellte und parallel dafür sorgte dass die Nudeln nicht überkochten. Er saß dabei wie versprochen an meinem Küchentresen, beobachtete mich und gab blöde Kommentare ab, die mich zum Lachen brachten. Als mir seine Sprüche zu blöd wurden gab ich ihm Aufgaben und ließ ihn die Nudeln abgießen und Besteck und Teller raussuchen. Als das Essen fertig war setzten wir uns vor den Fernseher und sahen einen Film. Es war ein Fantasy-Film und Emmett regte sich die ganze Zeit über die falsche Darstellung von Vampiren auf, während ich meine Spaghetti und die Tomatensuppe aß. Wir pausierten den Film nur kurz, damit ich meinen Teller in die Küche bringen konnte. Danach schauten wir weiter. Irgendwann hatte er seinen Arm um mich gelegt und ich mich an ihn gelehnt. Es war eine vertraute Nähe und obwohl er so kalt war, fühlte es sich gut an. Ich merkte wie ich immer müder wurde und schon in den Schlaf driftete. Er zeichnete dabei kleine Muster mit seinen Fingern auf meinen Arm, was letztendlich dazu führte, dass ich einschlief.

Ich wachte in der Nacht auf, als Emmett mich ins Bett trug. "Emmett?" Fragte ich schlaftrunken. Er deckte mich zu und sagte "Ich hab dir einen Wecker für morgen früh gestellt. Schlaf weiter, ich werde nachhause gehen." Ich nickte und merkte wie mich der Schlaf sofort wieder umfing.

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt