Der Dienstagnachmittag verlief ruhig, ich kümmerte mich endlich mal um meine Hausaufgaben und versuchte Mathe aufzuholen. Die Betonung lag dabei auf "versuchen". Gegen Abend klappte ich das Buch zu und schmiss es in die hinterste Ecke meines Schlafzimmers. Ich fuhr mir genervt durch die Haare und mein Blick fiel auf das Prepaid Handy. Ich hatte Jasper zwar versprochen nochmal mit ihm darüber zu sprechen, aber das konnte ich auch dann noch tun, wenn ich Zedric endlich eine Nachricht geschrieben. Ich griff zu dem Handy, schaltete es ein und tippte Zedrics Nummer ein, die ich mir auf einen Zettel geschrieben hatte. Ich schrieb ihm ein 'Hey, sorry dass ich mich so lange nicht gemeldet hab.' Dann klickte ich auf senden und legte das Handy wieder weg. Mich überkam ein schlechtes Gewissen in Bezug auf Jasper, was ich allerdings sofort verdrängte, als ich an die laufenden Kosten und die College Gebühren dachte.
Am nächsten Morgen wachte ich zu spät auf, ich hatte den Wecker überhört und verschlafen, ganz im Gegensatz zu der Nacht, in der ich immer wieder aufgewacht war. Ich hatte geträumt, dass jemand Ben und Theo umbrachte. Dann hatte ich geträumt, dass ich selbst in einem Autorennen sterben würde. Kurz zusammengefasst, meine Augenringe reichten bis zum Mond und zurück und auch meine Laune hatte ihren Tiefpunkt erreicht. Ich musste das Frühstück zwar ausfallen lassen, nahm mir aber dennoch die Zeit, um mir einen Kaffee in einen Thermobecher zu füllen. Da ich eh schon zu spät war, kam es auf die zwei Minuten nicht mehr an. Missmutig griff ich nach meiner Tasche und setzte mich in mein Auto, um dann wie so häufig, in überhöhter Geschwindigkeit, zur Schule zu fahren. Als ich auf dem Parkplatz ankam, war kein Schüler mehr draußen zu sehen und ich stellte zügig meinen Wagen ab. Dann stieg ich aus und holte meinen Kaffeebecher aus der Tasche. Es war ein wolkiger Tag, aber es war noch nicht am regnen. Auf dem Korridor zu meinem Kurs ging ich deutlich langsamer, ich versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen und atmete tief durch. Ich hasste es zu spät zu kommen und erst recht hasste ich die Aufmerksamkeit. Ich klopfte mit dem Kaffeebecher in einer Hand und meiner geschulterten Tasche an der Tür. Es kam ein deutliches 'Herein' und ich betrat das Klassenzimmer betont ruhig. Ich wusste dass ich den Lehrer damit noch mehr provozieren würde. "Ms. Balvert, wie schön dass sie uns auch beehren." Ich lächelte ihm nur einmal kurz falsch zu, sagte aber kein Wort. Stattdessen steuerte ich meinen Platz an, legte meine Sachen ab und trank einen Schluck Kaffee aus meinem Becher. Der Lehrer funkelte mich immer noch wütend an und wartete anscheinend auf eine Antwort. Ich hingegen blieb still und sah ihn nur an, was ihn ungemein zu provozieren schien. Nachdem eine Weile eine unangenehme Stille herrschte, drehte sich der Lehrer endlich wieder zur Tafel und fuhr mit dem Unterricht fort. Ich bemerkte wie Jasper mich von der Seite musterte, aber still blieb.
Als es zum Ende der Stunde klingelte sprach mich wie erwartet der Lehrer noch einmal an. "Ms. Balvert?" Rief er mich zu sich, woraufhin ich meine Tasche schulterte und betont gelassen zu ihm ging. "Ich habe Verständnis dafür, dass es nicht leicht ist, sich an einer neuen Schule in einem fremden Land einzufinden. Aber dennoch müssen auch sie sich an die Regeln halten und dazu gehört auch das pünktliche Erscheinen zum Unterricht." Ich nickte nur und sah ihn an "Haben sie das verstanden Ms. Balvert?" Hakte er nach und sah mich wütend an. "Ja habe ich." Erwiderte ich deutlich und wartete seine Reaktion ab. "Gut, dann können sie jetzt gehen. Wenn sie aber das nächste Mal unpünktlich sind, erwartet sie Nachsitzen. Haben wir uns verstanden?" Ich biss knirschend die Zähne zusammen, er behandelte mich wie ein kleines Kind, dabei war ich längst 18 und hatte bereits einen Schulabschluss in der Tasche. "Natürlich." Erwiderte ich und ging dann aus der Klasse zu meinem Spind. Ich konnte schon von weiter weg erkennen, dass Jasper an meinem Spind gelehnt stand und in meine Richtung sah, er war schon vorgegangen, als der Lehrer mich nochmal zu sich zitiert hatte. "Schlechter Tag?" Fragte er mich und stieß sich leicht vom Spind ab. Ich schnaubte "Du weißt es doch eh, warum fragst du dann?" Genervt öffnete ich meinen Spind und warf meine Tasche unsanft hinein. Dann spürte ich seine Hände um meinen Bauch, er zog mich mit meinem Rücken gegen seine Brust und legte seinen Kopf an meinen. Sofort entspannte ich mich etwas und kannte auch sofort den Grund dafür. "Du kannst mich nicht immer manipulieren wenn dir gerade meine Laune nicht passt Jasper!" Sagte ich nun durcheinander und versuchte mich von ihm zu lösen. "Entschuldige." Sagte er nur und man hörte ein bisschen Hilflosigkeit aus seiner Stimme. Mir gelang es mich von ihm zu lösen, so dass ich mich umdrehen und ihn ansehen konnte. Dann fuhr er fort "Ich will nicht dass du dich so fühlst und wenn du mir nicht sagst was los ist, dann weiß ich nicht wie ich damit anders umgehen soll." Ich zog eine Augenbraue hoch "Du könntest akzeptieren dass ich einen schlechten Tag habe und mich in Ruhe lassen, wie jeder normale Mensch." Jasper blieb ruhig und ich konnte seine Miene nicht deuten. Ich schloss schnell die Spindtür und blieb dann wieder vor ihm stehen. Er musterte mich wieder, als wollte er etwas ergründen. Mich überkamen Schuldgefühle, die diesmal aber von mir selbst verschuldet waren. Ich fuhr mir durch die Haare und seufzte "Tut mir Leid Jasper, ich hab es nicht so gemeint." Ich sah zu Boden und dann wieder zu Jasper. Dann trat ich näher zu ihm und legte meine Arme um ihn. "Ich hab schlecht geschlafen." Sofort umschlossen seine Arme auch mich und ich sog seinen angenehmen frischen, männlichen Duft ein. 'Er ist einfach zu gut für mich' überkamen mich die Schuldgefühle, doch auch diesen Gedanken verscheuchte ich schnell. Ich hatte meinen Kopf an seine Brust gelehnt und genoss die Stille und Ruhe, die mich in seiner Nähe überkam. Dann hörte ich es klingeln und wir lösten uns voneinander. "Komm, bevor wir auch zu der Stunde noch zu spät kommen." Er lächelte mich spitzbübisch an, aber mir entging nicht, dass sich hinter seinen funkelnden Augen Sorge verbarg. Mein Tag wurde auch dann nicht besser, als uns in der darauffolgenden Stunde nicht die übliche Lehrkraft, sondern die Sekretärin erwartetet. "So meine Lieben, hört mal kurz zu. Da Mr. Mason leider erkrankt ist und diese Woche nicht unterrichten kann, haben wir es ermöglicht die Sportstunde vom Donnerstag auf heute vorzuziehen. Holen sie sich also bitte ihre Sportsachen aus den Spinden und begeben sie sich in die Sporthalle, Mrs. Summer erwartet sie dort. Viel Spaß!" Sie lächelte und klatschte einmal erfreut in die Hände, dann verschwand sie wieder aus dem Raum. 'Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt.' Jasper legte mir seine Hand auf die Schulter und sah mir in die Augen. Dann gab er mir einen kurzen Kuss auf den Kopf und erhob sich von unserem Tisch. Ich folgte ihm und vor der Umkleidekabine trennten sich unsere Wege. "Wir sehen uns in der Mittagspause." Sagte ich noch, dann betrat ich die Mädchen Umkleide, aus der mir schon ein Schwall von Sprühdeo entgegen kam. "Ist das nicht toll?" Fragte Jessica mich grinsend, deren Sportspind gegenüber von meinem war. Ich zuckte bloß mit den Schultern und sie grinste immer noch "Ist doch viel besser als der alte Mr. Mason. Ich hoffe wir spielen Volleyball!" Ergänzte sie und ich fügte in Gedanken hinzu 'Ich hoffe wir spielen KEIN Volleyball'. Als wir uns in die Sportkleidung der Forks Highschool geschmissen hatten, ein hellblau-gräulicher Sportanzug, der an den ewig bewölkten Himmel von Forks erinnerte und selbst den gebräuntesten Schüler irgendwie ungesund blass wirken ließ, betraten wir die Sporthalle. Jessica sollte jedoch kein Recht behalten. Statt wie sonst oft Volleyball zu spielen, hatte sich Mrs. Summer diesmal eine neue Foltermethode ausgedacht. Stationsarbeit, mehrere Stationen mit verschiedensten Aufgaben, die von Situps, über Turnübungen bis sogar klettern reichten. "Mal wieder etwas für die allgemeine Fitness", so hatte sie es genannt und alle hatten genervt aufgestöhnt. Ein paar Stationen waren harmlos, so wie Liegestütze oder ein paar Bauchübungen. Aber einige hatten es echt in sich, so erwarteten uns an einer Station Klimmzüge, die allerdings nur ein Mädchen von uns tatsächlich schaffte. An einer anderen Station sollten wir ein Seil hochklettern, das in 1,5 m Abständen mit Knoten versehen war. Nun war selbst Jessicas gute Laune geschwunden und gegen Ende hörte ich immer mehr Gejammer, sowohl von den Mädchen als auch von den Jungs. Ich kam nicht um die Seil-Station herum, weshalb ich nun, zusammen mit ein paar anderen, vor den von der Decken hängenden Seilen stand und sie kritisch musterte. "Na los, wirds bald! Entweder ihr klettert da hoch oder ihr lauft zwanzig Runden in der Halle!" Feuerte uns die übermotivierte Lehrerin an. "Das ist Erpressung!" Hörte ich Jessica aufmüpfig rufen und schon begann die Diskussion mit Mrs. Summer. Bei mir zeigte Mrs. Summers Drohung allerdings Wirkung, denn wenn ich eins mehr hasste als Seile hoch zu klettern und Fußball, dann war das definitiv ein Ausdauerlauf, da meine Ausdauer so gut wie nicht vorhanden war. Außerdem schätzte ich die Lehrerin zwar als streng aber fair ein, wenn sie sah, dass man es probierte, würde sie vermutlich schon zufrieden sein. Ich legte meine Sportjacke ab, da sie mich beim Klettern stören würde und hörte einen Pfiff von einen der Jungs. 'Ist ja nicht so als hätte ich noch ein Tshirt an ihr pubertierenden Kleinkinder.' Ich schüttelte den Kopf und dachte kurz über die Technik nach. Vor allem brauchte man Kraft in den Armen und gut koordinierte Beine, die sich verkreuzt um das Seil schlossen. Im Hintergrund hörte ich immer noch Jessica mit der Lehrerin reden, dann setzte ich meine Hände ans Seil und zog mich Stück für Stück hoch. Es klappte besser als erwartet, auch wenn ich bereits bei der Hälfte des Seils merkte, wie meine Kraft nachließ. Ich biss allerdings die Zähne zusammen und kämpfte mich bis ganz oben. "Sehr gut Ms. Balvert! Sehen sie, so macht man das!" Hörte ich meine Sportlehrerin begeistert sagen und ich machte mich wieder auf den Weg hinunter. Beim Herunterlassen am Seil rutschte immer wieder mein Tshirt ein Stück hoch, wenn es an einem Knoten hängen blieb und so war ich froh als ich endlich am Boden war. Unten angekommen zog ich zunächst mein Tshirt zurecht weil ich spürte wie mich die Jungs anstarrten. 'Und deshalb hat man normalerweise getrennten Unterricht beim Sport.' Meine Gedanken wurden jedoch unterbrochen als Jasper zu mir kam und den anderen einen bösen Blick zuwarf, er legte besitzergreifend einen Arm um meine Taille und gab mir einen Kuss auf den Kopf, um seine Besitzansprüche deutlich zu machen. Sofort drehten sich die meisten Köpfe weg und ich sah Jasper vergnügt grinsen, als er wieder zu seiner Station ging. Ich schüttelte nur leicht den Kopf und zog wieder meine Sportjacke an, womit sich auch die letzten Köpfe dann wegdrehten. 'Was für Machos.' Der Rest der Stunde verging schnell und so war ich gerade in der Umkleide als Jessica mich anfuhr "Du weißt schon, dass du mit deiner Aktion meine ganze Argumentation bei Mrs. Summers untergraben hast?" Ich sah erstaunt auf und zog eine Augenbraue hoch. "Tja kann nicht jede Angst haben, dass ihr ein Nagel abbricht." Jessica schnaubte, aber für mich war das Gespräch beendet. Ich warf ihr schließlich auch nicht vor, dass sie gut Volleyball spielte, 'was für ein Kindergarten', ich verdrehte die Augen und verließ so schnell wie möglich die Umkleide. Auf dem Weg zur Cafeteria lief ich an Tyler, Mike und ein paar anderen Typen vorbei, die ich nicht kannte. Tyler pfiff anerkennend "Mensch Nina, wir sollten öfter mal zusammen Sport haben, du hast ne heiße Figur." Er hatte mich aufgehalten, in dem er sich mir in den Weg gestellt hatte und legte eine Hand auf meine Hüfte. 'Selbst für Tyler ist das übertrieben.' Dachte ich und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen als ein muskulöser Arm in meinem Blickfeld erschien. "Ja und deshalb ist sie auch mit meinem Bruder zusammen und nicht mit dir, also Finger weg." Emmett hatte Tyler unsanft am Arm gepackt und ihn dann weggeschubst, so dass Tyler einige Schritte zurücktaumelte. Die anderen sahen verunsichert zu Emmett, vermutlich hatten sie nie viel mit ihm zutun, weshalb sie nun umso überraschter waren, dass er dazwischen ging. Emmett stand immernoch angespannt vor Tyler, er wirkte wie ein Bär, der kurz vor dem Angriff stand und so legte ich ihm meine Hand auf den Rücken. "Komm Emmett, die anderen warten bestimmt schon." Er starrte immer noch Tyler an, der sich freiwillig noch ein paar Schritte entfernt hatte. Emmetts Blick wanderte zu mir, dann nickte er und wir gingen in Richtung der Cafeteria. "Was ein Idiot." Sagte Emmett nur zu mir und ich zuckte mit den Schultern "Ja Tyler ist echt merkwürdig, danke für deine Unterstützung." Er zwinkerte mir zu "Für dich doch immer Schwägerin." Ich lachte leise "Emmett ich bin weder mit ihm verlobt noch verheiratet.Ich bin nicht deine Schwägerin." Emmett sah mich aus Unschuldsaugen an "Noch nicht." Ich schlug ihm leicht in die Seite und er lachte. "Hast du Jasper gesehen?" Fragte ich ihn, er zuckte jedoch mit den Schultern. "Hattet ihr nicht zusammen Unterricht?" "Doch schon, aber ich hab ihn danach nicht mehr gesehen, vielleicht ist er schon in der Cafeteria." Aus einem anderen Korridor kamen uns dann plötzlich Rose, Alice und Jasper entgegen. "Da ist doch dein Angebeteter" sagte Emmett und lachte "Musst du gerade sagen" Erwiderte ich nur, als er sofort zu Rose ging. "Man Jasper wo warst du, du hast Nina den Wölfen zum Fraß vorgeworfen." Emmett grinste erst mich und dann Jasper an. "Den Wölfen?" Fragte Jasper angespannt und sah mich an. "Nein nicht die Wölfe, aber Tyler und seine Idioten." Antwortete Emmett wieder. "Emmett, ist doch egal." Er zuckte unschuldig mit den Schultern "Na gut wie du meinst." Dann trat ein hinterhältiges Lächeln auf seine Lippen und er ergänzte betont unschuldig "Ist ja nicht meine Freundin, die sie angraben." Rosalie gab ihm einen Schlag auf den Hinterkopf und selbst Alice musste lachen. Nur Jasper sah eher weniger amüsiert aus. "Na kommt lasst uns was essen." Sagte ich und setzte mich in Bewegung und ergänzte dann in Gedanken 'Oder ich esse und ihr seht wie immer nur total komisch dabei zu. Moment, wo ist Edward?' "Wo ist Edward?" Fragte ich dann an Jasper gerichtet, als er mit mir bei der Essensausgabe stand. "Er ist nicht da." "Ach wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen!" Er grinste und ich fügte wieder ernster hinzu "Warum ist er nicht da?" Er legte mir eine Hand auf den Rücken und schob mich sanft in Richtung des Tisches "Das erzähle ich dir heute Abend." Fragend sah ich ihn an und Alice wiederum sah mich fragend an "Es steht doch noch, dass du zum Essen kommst heute Abend?" "Oh achso das! Ja natürlich." Dann grinste Alice wieder vernügt und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. "Alice, du planst doch was?" Fragte ich sie skeptisch und blickte sie an. "Wer weiß." Antwortete sie bloß und kicherte.
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Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)
FanfictionDie 18 jährige Nina Balvert zieht aus ihrem geliebten Norddeutschland ins ebenso regnerische Forks. Sie hofft auf einen Neuanfang und besucht daher auch die Forks Highschool um einen in Amerika anerkannten Highschool - Abschluss zu erwerben. Doch do...