Back in Forks

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Ich wollte gerade in meinen Wagen steigen als Rosalie mich weiter zog. „Wir fahren mit meinem Fahrzeug." Ich hielt an. „Das geht nicht, das Parkhaus wird jeden Tag teurer!" Sie rümpfte die Nase und seufzte. „Na gut, aber dann musst du mir eins versprechen." Ich sah sie abwartend an und nickte vorsichtig. „Versprich mir, dass du heute noch zu uns fährst und mit Jasper redest." Jetzt war ich es die seufzte. „Na gut ich verspreche es. Dann sag Esme dass ich noch vorbeikomme. Auch wenn es spät wird, ich muss erst mal duschen." Rosalie grinste, „Kein Problem, du weißt ja, wir schlafen nicht." Sie zwinkerte mir zu und ging dann alleine zum schwarzen Mercedes der Cullens. Ich lud meinen Koffer ein und setzte mich in mein Auto. Eigentlich wollte ich nur noch schlafen. Ich war müde, kaputt und hatte Rückenschmerzen. Aber ich hatte es ihr versprochen.

Die Fahrt dauerte länger als erwartet. Ich war eigentlich zu müde zum Fahren und fuhr deshalb langsam, um keinen Unfall zu bauen. So richtig bemerkbar machte sich die Erschöpfung aber erst als ich den Koffer aus dem Auto zu hieven versuchte und fast rückwärts hinfiel. Ich strich mir eine Strähne aus der Stirn und sammelte meine Kraft um ihn erneut herauszuheben. Diesmal gelang es. Mein Haus war kühl. Und Dunkelheit umfing mich als ich das Haus betrat. ‚Zuhause' dachte ich und ärgerte mich insgeheim bereits darüber, was ich Rose versprochen hatte. Ich sprang schnell unter die Dusche und machte mich fertig, etwas zu Essen machte ich mir allerdings nicht mehr, trotz meines großen Hungers, da es sonst einfach zu spät werden würde.

Vorsichtig parkte ich vor dem Haus der Cullens. Ich hatte längst nicht mehr genug Aufmerksamkeit fürs Fahren und die Müdigkeit war beinahe lähmend. Gleichzeitig hatte ich mir die ganze Zeit Rechtfertigungen in meinem Kopf zurechtgelegt, um meinen Ausflug zu erklären. Allerdings sagte jedoch eine kleine Stimme in meinem Kopf ‚Du bist erwachsen, du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Vor niemanden.' Ich wusste dass das stimmte, allerdings war es dennoch auch nicht richtig gewesen. Schließlich war ich in Forks, um meinen Schulabschluss hier zu machen und um dann in Amerika leben zu können. Ich seufzte und stieg aus. Ich bereitete mich mental auf die bösen Blicke und Vorwürfe vor, wurde jedoch überrascht als Esme lächelnd in der Haustür stand. Sie breitete ihre Arme aus und zog mich in eine Umarmung. „Schön dass du wieder da bist. Komm rein Liebes." Sie ging einen Schritt zurück und ließ mich eintreten. „Hallo Esme, schön dich zu sehen." Mir war etwas unwohl, da ich damit gerechnet hatte dass sie mir Vorwürfe machte. Stattdessen war sie so freundlich und lieb, dass ich mich schlecht fühlte. „Ich hab dir etwas zu Essen gemacht, falls du Hunger hast." Ich lächelte zurückhaltend und nickte. „Du bist zu gut zu mir Esme." Sagte ich, als wir die Treppe hinauf gingen. „In der Tat das ist sie!" Hörte ich Emmetts Stimme der mich in eine stürmische Umarmung zog, sobald ich die letzte Stufe erklommen hatte. Ich lachte als er mich herum wirbelte wie eine verlorengegangene Katze. „Emmett" Ermahnte Carlisle den Hünen, welcher mich herunter ließ. „Ich hab dich auch vermisst Emmett." Stichelte ich und schlug ihm gegen den Arm, was wohl mehr mir als ihm wehtat. Carlisle lächelte mich an, ich konnte jedoch sehen dass ihn etwas bekümmerte. „Was ist los Carlisle?" Fragte ich ihn. Er blickte kurz zu seiner Frau, die wiederum unterbrach die plötzlich aufgetretene Anspannung. „Das können wir auch gleich besprechen. Jetzt setz dich erstmal ins Wohnzimmer und iss etwas. Du bist schon wieder so blass." Ich runzelte die Stirn. „Also echt mal Leute, ihr seid ständig blass. Warum sagt ihr mir das eigentlich ständig?" Ich schüttelte den Kopf und sah die Meisten schmunzeln. Carlisle sah erst aus als wollte er etwas sagen, entschied sich dann aber wohl anders.

Ich aß gerade die beste Lasagne, die ich je gegessen hatte als ich Rose fragte „Wo ist eigentlich Jasper?" Sie zuckte mit den Schultern und sah Emmett an. Dieser antwortete „Der ist jagen." Dann schob er grinsend hinterher „Damit er dich nicht auffrisst." Er zwinkerte mir zu und wie auf Kommando betrat Edward den Raum. „Er sollte sich eigentlich ganz von dir fern halten, das bringt nur Ärger." Sagte Edward offensichtlich verärgert und ging wieder. „Wow was war denn das gerade?" Fragte ich in den stillen Raum hinein. „Edward ist in Bella verknallt und seid er sich Tage lang nicht hat in der Schule blicken lassen ist er zu dem Entschluss gekommen, dass es auch besser ist sich von seiner Angebeteten fern zu halten." Emmett grinste wieder, wohlwissend dass Edward das gehört hatte. Rose ergänzte wütend „Und in seiner grenzenlosen Arroganz überträgt er das nun auf alle Mensch-Vampir Beziehungen!" Ich runzelte die Stirn, es war in der Tat sehr offensichtlich dass der Haussegen bei den Cullens schief hing. „Rosalie." Ermahnte Carlisle sie „Es ist Edwards Entscheidung wie er sich Bella gegenüber verhält." Rose stand auf „Ja das ist es. Aber dann soll er aufhören Jasper das Gleiche einreden zu wollen!" Langsam begriff ich warum Jasper nicht hier war. Er wusste jetzt dass es mir gut ging, aber er hielt sich immer noch absichtlich fern von mir, seit er auf dem Schulparkplatz fast die Kontrolle verloren hätte.Ich schob den leeren Teller von mir weg und bedankte mich bei Esme für das leckere Essen. Sie schien ermuntert über mein Kompliment und ich begleitete sie in die Küche, wo sie den Teller abwusch. Ich unterhielt mich eine Weile mit ihr und erzählte ihr von meinem Ausflug, gespannt hörte sie zu. Bis sie plötzlich innehielt. „Jasper ist wieder zurück." Und ein paar Sekunden nachdem sie das sagte stand er auch schon in der Küche. Kurz waren wir beide wie erstarrt. Dann stand ich von meinem Stuhl auf und umarmte ihn. „Hey" Sagte ich wenig geistreich. Er umschloss mich sofort mit seinen Armen und zog mich noch ein Stück zu sich. „Hey." Antwortete er. Wir standen einfach nur so da und er legte seinen Kopf auf meinem ab. „Gehen wir ein bisschen spazieren?" Fragte ich ihn, da ich nicht wollte dass das ganze Haus mithörte. Er löste sich und nickte, dann nahm er meine Hand und wir gingen in Richtung der Treppen. „Endlich!" Hörte ich Emmett aus dem Wohnzimmer rufen und ich konnte spüren wie meine Wangen rot wurden.

Lange sagte keiner von uns etwas. Ich wusste nicht wie ich anfangen sollte, denn entschuldigen wollte ich mich nicht. Schließlich hatte er mich gemieden nach Bellas Unfall. Jasper spürte mein Unbehagen, denn plötzlich fragte er „Was ist los?". Ich überlegte, da ich mir selbst nicht sicher war was los ist. „Jasper. Warum wolltest du mich nicht mehr sehen? Ich meine nach Bellas Unfall. Emmett meinte, du wärst sauer auf dich selbst. Aber ich verstehe nicht wieso, mir ist doch nichts passiert." Er blieb stehen. „Das sagst du nur, weil du nicht weißt wie kurz davor ich war, jemanden zu töten." Innerlich erschrak ich über diese plötzliche Direktheit. „Aber du konntest dich kontrollieren." „Ich bin nicht gut für dich." Ich spürte Zorn aufwallen „Aha, vielleicht ist das ja auch meine Entscheidung. Und nur weil Edward jetzt plötzlich seine Mid-Life Crisis hat heißt das nicht" er unterbrach mich. „Edward hat Recht. Und es geht nicht nur um dich. Unsere ganze Familie wird dadurch gefährdet. Durch euch Menschen." Seine Worte waren wie ein Schwall kaltes Wasser. „Siehst du und genau das ist das Problem. Für eine Beziehung muss man auf einer Ebene sein. Das was du oder viel mehr ihr aber macht, ist das Beschützen geringerer Menschen! Wir sind für euch Zeitvertreib! Nichts anderes, ansonsten würdest du aufhören nur an dich zu denken Jasper und auch einmal fragen was ich will." Jaspers Miene war unergründlich. „Und was möchtest du Nina?" Erschöpft ließ ich mich auf einen Fels sinken. „Ich möchte dich kennenlernen, mit dir zusammen sein, mein Leben mit dir verbringen. Ich möchte mit dir diskutieren und natürlich darfst du mich auch beschützen und dir Sorgen machen, aber ich bin ein erwachsener Mensch. Ich treffe alleine Entscheidungen, auch wenn du die nicht immer gut findest. Ich möchte mich nicht wie in einem Käfig fühlen, wo jede Bewegung von dir überwacht wird und jede Entscheidung mir abgenommen wird. Ich möchte dass du mich nicht wie einen Schatz beschützt, der jederzeit zu zerbrechen droht, wenn man nicht genug aufpasst." Ich holte Luft und merkte, dass es wirklich das war was ich wollte. „Jasper unsere Beziehung ist so nicht gesund, sie schadet beiden. Also entweder stellen wir ein paar Regeln auf und sind gleichberechtigt oder..." Ich stockte und er sah mich unergründlich an. „Oder was ?" Ich seufzte und sah zu Boden, damit er meine Tränen nicht sah. „Oder es kann nicht funktionieren zwischen uns." Eine Weile war es still. Dann sprach er endlich, leise und bedacht. „Ich möchte mit dir zusammen sein. Du bist besonders für mich. Und deshalb will ich dich beschützen. Aber du hast Recht, ich kann deine Gefühle spüren und habe mich dennoch darüber hinweggesetzt.... Das war sehr egoistisch von mir, es tut mir leid. Der Gedanke die Ewigkeit ohne dich zu verbringen, weil dir etwas zugestoßen ist... Dieser Gedanke ist unerträglich für mich." Ich konnte nicht anders als Erleichterung empfinden. Das erste Mal hatte ich das Gefühl dass wir wirklich auf einer Ebene miteinander redeten und es fühlte sich gut an. Ich fühlte mich ernst genommen und dennoch beschützt. Ich merkte wie ich einen Kloß im Hals hatte. Ich schluckte und merkte gleichzeitig wie mir Tränen in die Augen traten. „Warum weinst du?" Fragte er vorsichtig und hob mein Kinn mit seiner Hand an. „Ich weiß es nicht." Ich versuchte mich zu beruhigen. Einerseits wollte ich ihm noch so viel sagen, aber gleichzeitig war ich müde und spürte, dass für heute genug gesagt wurde. Jetzt müssten wir beide daran arbeiten. Er setzte sich neben mich auf den Felsen, nah genug, dass ich seine Berührung spürte, aber dennoch weit genug weg um mich nicht einzuengen. 

Eine Weile saßen wir so da, keiner von uns sagte etwas. Aber diesmal war es eine angenehme Stille. Da mir aber kalt wurde und die Müdigkeit mich übermannte stand ich auf. „Ich werde jetzt nachhause fahren. Ich bin müde." Jasper nickte und stand auch auf. Er schien mit sich zu ringen, fragte dann aber „Soll ich dich nachhause fahren?" Er wollte mich nicht bevormunden, das war mir klar und ich versuchte meine aufkeimenden Gefühle zu unterdrücken. Schließlich wäre es unvernünftig jetzt noch selbst zu fahren, so müde wie ich war. „Das wäre lieb, ja." Ich konnte seine Gefühle zwar nicht spüren, aber ich sah Erleichterung auf seinem Gesicht.

Im Auto war es still, fast wäre ich eingeschlafen. Als wir vor meinem Haus standen bedankte ich mich kurz bei Jasper. Ich zog ihn in eine Umarmung und wir verharrten so, die Nähe des anderen genießend. „Ich möchte das Wochenende für mich haben, ich bin ziemlich erschöpft von der Reise." Er nickte und sah etwas traurig aus. Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände „Was nicht heißt dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will. Wir sehen uns Montag in der Schule." Ich küsste ihn und vorsichtig küsste er mich zurück. Er schien verunsichert. Ein Verhalten das ich bei Jasper noch nie gesehen hatte. Dann räusperte er sich „Dann wirst du ja das Bella Drama aus erster Hand beobachten können, Edward geht Montag wieder zur Schule." Ich schmunzelte. „Na dann wird die Schule wenigstens nicht ganz so öde." Jetzt lächelte er auch wieder. „Schlaf gut Nina." Fast wollte ich ihm das Gleiche antworten, bis mir auffiel dass das nicht ging. „Tja dann sehen wir uns Montag Jasper." Er wartete noch bis ich meine Haustür aufgeschlossen hatte und hinein ging. Als ich dann jedoch nach draußen sah, war dort keine Spur mehr von ihm.

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt