Kapitel 9

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Für eine Weile sagte niemand etwas. Es war die Ruhe vor dem Sturm. "Was hast du mit den Cullens zu tun?" Fragte mich Jacob zähneknirschend. "Sie gehen auf meine Schule?" Sagte ich unsicher, obwohl es mehr einer Frage glich. "Und warum versteckst du dich jetzt vor diesem Jasper?" Fragte nun wieder Paul, der am Körper leicht zu zittern schien, die Hände hatte er zu Fäusten geballt. Wusste ich es doch! Er friert genau so wie ich, also laufen die nur Oberkörper frei herum, um cool zu sein, sowelche Angeber. "Und?!" Fragte Paul erneut und riss mich somit aus meinen Gedanken. "Er ist etwas... nunja, äh aufdringlich?" Sagte ich vorsichtig und nach den richtigen Worten ringend. "In wiefern?" Fragte nun Quil sichtlich verwirrt. "Naja, wir hatten da eine kleine Auseinandersetzung und er meinte mich unbedingt bevormunden zu müssen. Er ist mir sogar bis nach Hause gefolgt. Und als ich die Möglichkeit...", ich schmunzelte leicht bei dem Gedanken daran, "... zur nennen wir es Flucht hatte, hab ich mich in ein Taxi gesetzt. Der Fahrer hat mich dann nach LaPush gefahren und jap. Hier bin ich." Die jungen Männer standen nun alle mit weit aufgerissen Augen und geöffneten Mund vor mir, sie erinnerten mich an Fische... "ER HAT WAS?!" Schrie Paul nun. "Ich mach ihn kalt." Sagte er noch zischend und drehte sich um. Auch die anderen folgten ihm ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Nach ein paar Metern drehte er sich allerdings wieder um: "Kommst du? Oder wolltest du die ganze Nacht hierbleiben?" Verwirrt sah ich ihn an bis mir ein Licht aufging. Ich hatte kein Auto hier, denn ich war mit dem Taxi gekommen. Und ich hatte auch kein Handy, um mir erneut ein Taxi zu rufen. Das bedeutet ich hatte tatsächlich mehr Glück als Verstand, dass ich auf Paul und seine Freunde getroffen war. "Ja klar!" Antwortete ich schnell und sprang vom Felsen.

Nachdem ich auch den anderen Leuten bei Emily, die Verlobte von einen von Pauls Freunden, welche ebenfalls alles Freunde von Paul und Jacob und Co waren, erklärt hatte was passiert war, bat mir Emily an, bei ihr zu übernachten. Sie hätten noch ein Gästezimmer und würden sich immer über Besuch freuen, außerdem stimmten mir alle zu, als ich erklärte, dass ich momentan noch nicht nachhause könnte, da Jasper wahrscheinlich dort warten würde und es somit nicht klug war, direkt heim zu fahren. Sie waren sogar alle der Meinung, dass ein Tag viel zu wenig Abstand war, bei so einer Aktion. Aber länger konnte ich nicht mehr von der Schule fort bleiben ohne Probleme zu bekommen und das sahen sie letztendlich, wenn auch zähneknirschend, doch ein.

Als das anscheinend heikle Thema mit den Cullens dann endlich geklärt war, für mich zumindest, lockerte sich die Stimmung enorm auf. Ich stellte fest, dass der Trupp eine ganz lustige Meute war und ich kam sehr gut mit ihnen klar. Sie akzeptieren mich direkt in ihrer Mitte und schon bald hatte ich das Gefühl, sie schon eine Ewigkeit zu kennen und nicht bloß einen halben Tag.

Am nächsten Tag gegen Mittag fiel mir allerdings siedend heiß ein, dass ich ja heute mit Rosalie verabredet war, um nach Port Angeles zu fahren. Deshalb bat ich Paul, sehr zu seinem Missfallen, mich bereits um 13 Uhr nachhause zu bringen. Nachdem ich etwas auf ihn eingeredet hatte willigte er schlussendlich ein und ich verabschiedete mich von den anderen.
Während der Fahrt alberten wir viel herum und ich fühlte mich wirklich wohl bei ihm. Er war mir in kürzester Zeit sehr stark ans Herz gewachsen.
Als Paul den Wagen vor meinem Haus parkte, bemerkte ich direkt, dass 2 andere Wagen, die Autos der Cullens, neben meinem Grundstück an der Straße standen. Paul gab einen kehligen Laut von sich, was einem Knurren stark ähnelte und sagte bloß: "Ich begleite dich noch hinein." Ich nickte und lächelte ihm zu, was er mit einem halbherzigen Lächeln erwiderte. Sobald wir jedoch die Autotüren geöffnet hatten, kamen uns bereits die Cullens entgegen. Rosalie, Emmet, Edward und ... Jasper. "Nina! Wo warst du bloß? Ich habe dich gesucht! Wir wollten doch heute nach Port Angeles, steht das noch?" "Hi Rosalie. Klar steht das noch." Sagte ich und lächelte ihr leicht zu, was sie allerdings mit einem besorgten Blick quittierte. "Was?! Nein! Vergiss es!" Sprudelte es plötzlich aus Paul heraus, der die ganze Zeit angespannt neben mir gestanden hatte. "Du wirst sicherlich nicht mit einem von denen nach Port Angeles fahren!" Ich strich Paul leicht zur Beruhigung über seinen Oberarm. "Bleib ruhig, bitte." Sagte ich und sah ihn eindringlich an. Er schnaufte und fixierte immer noch Jasper mit seinem Blick. "Fein. Aber nimm dein Handy mit und lass es an. Wenn ich dich nach zwei Mal anrufen nicht erreiche hole ich dich ab." Erwiderte er kalt, obwohl ich wusste dass diese Kälte nicht mir galt. Er wendete seinen Blick nun mir zu und ich nickte bloß. Er gab mir einen Kuss auf meinen Kopf, verschwand wieder ins Auto und fuhr los. Ich blickte zurück zu den Cullens die alle das Auto fixierten, außer einem. Jasper. Denn dieser sah mich mit einer Mischung aus Wut und Trauer an, die ich noch nie zuvor so intensiv bei jemanden gesehen hatte. Seine Augen schienen dunkler als sonst und seine Körperhaltung war verspannt, wie so oft. Ich wendete meinen Blick von ihm ab und schloss die Haustür auf, in der Tür blieb ich stehen und drehte mich zu Rosalie um: "Wann wolltest du los?" "Sobald du fertig bist." Antwortete sie zurückhaltend, aber dennoch freundlich. Ich nickte ihr zu und zeigte auf die Tür: "Ihr könnt solange ruhig reinkommen." Auf Emmetts Gesicht bildete sich ein Grinsen: "Na das lass ich mir doch nicht entgehen! Die wahrscheinlich einmalige Chancen dein Haus von innen zu sehen!" Er lachte und ich schüttelte ebenfalls lachend den Kopf: "Na dann beeil dich lieber, bevor ich es mir anders überlege." Ich lachte wieder und auch Edward und Rosalie stiegen in das Lachen ein. Auf Jaspers Gesicht bildete sich ebenfalls ein kleines Grinsen.

"Du hast es ja echt gemütlich hier." Sagte Rosalie, als ich gerade die Treppe hinunter kam. "Oh vielen Dank. Ich hab mich auch sehr bemüht beim Einrichten." Ich grinste und auf die Gesichter der anderen trat Verblüffung. "Du hast das hier ganz allein eingerichtet?" Fragte Edward in seiner üblichen ruhigen Art. "Ähm ja? Wer sonst sollte das Haus einrichten?" Fragte ich leicht ironisch. "Du lebst hier allein?" Fragte nun wiederum Jasper und mein Lächeln erlosch. "Ja. Oder bist du bei meiner Entführung jemand anderen als mir in diesem Haus begegnet." Er runzelte die Stirn und atmete lauter aus. "Wir ähm, warten dann mal im Wagen." Unterbrach Emmett ungewohnt zurückhaltend Jaspers und meinen wütenden Blickaustausch. Jasper tat dies mit einem Nicken ab, ohne den Blick von mir zu lösen. Kaum war die Tür geschlossen fing Jasper bereits ruhig an zu reden "Ich habe dich nicht entführt. Ich wollte und will dir nur helfen." Ich schüttelte energisch den Kopf: "Indem du mich zum Krankenhaus schleppst!! Das hilft mir aber nicht! Im Gegenteil!" Er kam einige Schritte auf mich zu und stand nun direkt vor mir: "Deine Hand ist verletzt und du glaubst nicht, dass man dir in einem Krankenhaus helfen könnte?" Ich seufzte resigniert: " Nicht mehr als es mir schaden würde." Er legte den Kopf schräg und musterte mich. "Du bist schwer zu durchschauen. Das passiert mir sonst nie." Ich lachte kurz auf: "Schwer zu durchschauen?! Du siehst doch direkt durch mich hindurch! Jedesmal." Ich holte tief Luft: "Pass auf, ich vergebe dir die Sache, wenn du nie wieder versuchst mich zu etwas zu zwingen, klar?" Er nickte und schien erleichtert zu sein. "Ich verspreche es." Sagte er, als wäre ihm nichts auf der Welt wichtiger, als dieses eine Versprechen. Ich griff meine Jacke und drehte mich zur Tür, blieb allerdings vorerst stehen und sagte in gerade noch hörbarer Lautstärke: "Phobie. Ich habe eine Krankenhaus-Phobie mit allem was drumherum ist. Ärzte, Nadeln, der Geruch von Desinfektionsmittel. Alles." Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen wie er neben mich trat und seine Hände von der Seite um meine Taille legte. Er zog mich vorsichtig an seine Brust und so verharrten wir für einen Augenblick. Er legte sein Kinn auf meinen Kopf ab und murmelte ebenso leise: "Es tut mir unendlich leid. Das habe ich nicht gewusst."
Nach einigen weiteren Sekunden lösten wir uns beide und gingen aus der Haustür hinaus zu Emmetts Jeep.
Auf nach Port Angeles!

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt