Wenn die Welt ruhig wird

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Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.

- Franz Kafka

Als ich mich umdrehte, um zu sehen wer aus dem Wagen ausstieg war ich wenig überrascht als ich Jasper erkannte. Ich blieb stehen und wartete bis er vor mir stand. "Jasper." Begrüßte ich ihn knapp, da ich wirklich einfach nur noch schlafen wollte. Als er nun keine Reaktion zeigte konnte ich sehen, dass seine Augen pechschwarz waren. "Geht es dir gut?" Die Frage warf mich aus der Bahn und ich drehte mich um, um weiter zu meinem Haus zu gehen und es aufzuschließen. Jasper folgte mir und schloss die Haustür hinter sich. Ich schmiss die Autoschlüssel auf den Küchentresen und drehte mich zu Jasper. "Ja mir geht es gut, ich bin nur müde und würde jetzt wirklich gerne schlafen." Er bewegte sich nicht und sah mich immer noch starr aus seinen schwarzen Augen an. "Warum tust du mir das an?" Mir klappte die Kinnlade herunter. "Warum tue ich dir was an?" Fragte ich nun und war erneut aus der Fassung gebracht. "Du bleibst die ganze Nacht weg, kommst erst früh morgens wieder, fährst übermüdet Auto und beantwortest meine Anrufe nicht." 'Ich kann mich nicht erinnern mit dir verheiratet zu sein.' Dachte ich bloß und verkniff mir ein Augenrollen. Stattdessen ging ich auf ihn zu, legte meine Hände auf seine Schultern und sagte "Sieh mich an, es geht mir gut. Es war ein schöner Abend, ich bin sicher zuhause und jetzt will ich schlafen. Ok?" Seine Anspannung löste sich etwas und er zog mich unerwartet an meiner Hüfte zu sich. Seine Arme hatte er um mich geschlungen und er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Als ich aus meiner Starre erwachte legte ich auch meine Arme locker um ihn und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust. Ich musste mir selbst eingestehen, dass ich seine Nähe vermisst hatte. Und seinen Geruch, er roch so unverschämt gut. Auch wenn ich wusste, dass er ein Vampir war und ich vielleicht irgendwann ein Werwolf, aber momentan ein Mensch war und wir keinerlei Zukunft hatten, so genoss ich dennoch den Augenblick und verdrängte alles andere in die hinterste Ecke meines Kopfes. "Du bist so leichtsinnig. Ich könnte es nicht ertragen wenn dir etwas passiert." Er löste sich, strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah mir weiterhin in die Augen, als wolle er etwas ergründen. Mir war bewusst wie nah wir uns waren, aber ich wollte den Augenblick nicht zerstören, auch wenn ich seine beinahe schwarzen Augen etwas angsteinflößend fand. Er schien meine Müdigkeit zu spüren und kaum hatte er sich von mir etwas entfernt, musste ich gähnen. Er schmunzelte "Geh schlafen, wir reden morgen." Ich nickte und ehe ich mich versah, war er aus der Tür verschwunden. Ich war zwar verwundert über dieses etwas merkwürdige Zusammentreffen, machte mir aber erstmal keine weiteren Gedanken. Ich schliff mich selbst ins Badezimmer um mein Make up zu entfernen, Zähne zu putzen und schnell unter die Dusche zu springen. Meine Haare wusch ich jedoch nicht, da ich dazu keine Lust mehr hatte. Als die Sonne aufging zog ich gerade meine Vorhänge zu und legte mich ins Bett. Innerhalb kürzester Zeit war ich eingeschlafen.

Erst gegen 15 Uhr wachte ich wieder auf. Ich war ausgeschlafen und fühlte mich wie neugeboren. Mein Weg führte mich zuerst ins Bad, um meine Haare zu waschen. Danach machte ich mir Kaffee, zog mich um und machte es mir auf dem Sofa mit einem Buch, ein alter Western-Roman, gemütlich. Meine Gedanken schwiffen allerdings schnell ab, als ich an die Situation mit Jasper dachte. 'Was mach ich nur mit dir?' fragte ich mich und seufzte. Er war ein Vampir, so wie der Rest seiner Familie, aber sie hatten mir ja schließlich nie wehgetan, im Gegenteil. Carlisle wollte mir nur helfen und Esme hatte für mich gekocht, ich hatte ihre Gastfreundschaft wirklich mit Füßen getreten und fühlte mich mehr als unwohl. Ich hatte mir einfach ein Bild zu ihnen gemacht, aber ich hatte mir nicht ihre Seite der Geschichte angehört. Wer weiß, vielleicht sind für sie die Wölfe Monster. Rosalie hatte Recht gehabt, ich hatte mich wirklich mies benommen. Und je mehr Zeit verstrich, in der ich auf ein und die selbe Seite des Romans starrte, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich mich entschuldigen musste. Ich fasste nach einer Stunde einen Entschluss, ich klappte mein Buch zu, schnappte mir meine Autoschlüssel, warf mir meine Jacke über und setzte mich ins Auto.

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt