Unerwartete Ereignisse

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Man hat nur Angst, wenn man mit sich selber nicht einig ist.

- Hermann Hesse

Als ich an diesem Sonntag aufwachte fiel mein Blick als Erstes auf mein Handy. Nicht mein normales Handy, sondern mein zweites Handy, ein Prepaid Handy, ich hatte es gestern Abend noch an einer Tankstelle gekauft und natürlich Bar bezahlt. Den ganzen Abend hatte ich dann darüber nachgedacht, ob ich Zedric eine Nachricht schreibe oder nicht, obwohl ich mir das Handy ja gerade dafür gekauft hatte. Ich schob den Gedanken jedoch beiseite und stand erst einmal auf, um mich umzuziehen und fertig zu machen.

Nach dem Frühstück fing ich damit an meinen wöchentlichen Hausputz zu erledigen. Auch dabei ging mir der Gedanke an Zedric nicht aus dem Kopf. Allerdings schob sich ein neuer Gedanke davor, mir fehlte Jasper und das obwohl ich ihn erst den Abend zuvor gesehen hatte. 'Wehe ich verliebe mich' dachte ich nur, aber wusste selbst, dass das nur eine Floskel war. Seine Nähe war wie eine Droge für mich. So nervig wie ich am Anfang seine übermäßige Fürsorge fand, so mehr wurde mir mit der Zeit bewusst, wie gut es mir tat, wenn ich seine Fürsorge zuließ. Ich mochte dass Gefühl, dass sich jemand um mich sorgte und mich anscheinend so mochte, wie ich auf meine komische, verdrehte Art bin. Doch je mehr ich an Jasper dachte, desto mehr fühlte sich das Prepaid Handy wie ein Verrat an. Ich wurde aus meiner Starre gerissen als ich plötzlich eine Stimme hinter mir hörte "Worüber denkst du nach?", ich zuckte zusammen und drehte mich schnell um. Jasper stand mit einem Lächeln hinter mir. "Wo kommst du denn plötzlich her?" Fragte ich immernoch erschrocken. "Dein Fenster oben ist offen." Ich nickte verstehend. "Achso ja klar, das mach ich auch immer, einfach durchs Fenster klettern, macht ja nix, ich hab ja keine Klingel. Ach warte, doch!" Sagte ich ironisch und ging einen Schritt auf ihn zu, allerdings konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er zog mich in eine Umarmung und sagte nur "Ich weiß dass du nicht sauer auf mich bist." Ich schnaubte empört "Das ist ganz schön unfair, weißt du?" Er hielt mich nun mit seinen Händen an meiner Hüfte ein Stück von sich weg, um mir in das Gesicht sehen zu können. "Ich bin sehr dankbar für meine Gabe. Es wäre mir sonst unmöglich dich zu verstehen." Sein Blick wurde ernster und ich konnte ihm nicht mehr standhalten, so dass ich meinen Blick auf seine Brust richtete. Ich wusste was er meinte, wollte es mir aber nicht eingestehen. "Ich weiß nicht was du meinst." Er legte seine Hand an meine Wange und hob meinen Kopf ein Stück, dann strich sein eiskalter Daumen sanft über meine Wange. "Doch ich glaube das weißt du schon." Ich sagte nichts und er fuhr fort "Du versteckst deine Gefühle meisterlich, selbst mir fällt es manchmal schwer sie zu erkennen. Geschweige denn zu verstehen. Manchmal beneide ich Edward um seine Gabe." Bei seinem letzten Satz blickte ich ihm wieder in die Augen. "Ich bin froh dass du meine Gedanken nicht lesen kannst. Du würdest sie nicht mögen." Zum Ende hin wurde ich wieder leiser und dachte an Zedric und die Rennen. Auf Jaspers Gesicht trat ein Ausdruck der Frustration "Das meine ich, ich komme nicht mit, wieso sagst du das?" Ich seufzte und löste mich aus der Umarmung. Dann tigerte ich im Raum herum und dachte angestrengt nach 'es ist nicht fair wenn ich ihn belüge, aber wenn ich ihm davon erzähle wird er bestimmt wütend und verhindert dass ich teilnehme.' Nach einer Weile, in der Jasper mir nur still beim Umherlaufen zugesehen hatte, hielt er mich wieder an der Hüfte fest "Was ist los Nina?", ich seufzte. "Versprichst du mir nicht wütend zu sein?" Er runzelte die Stirn und Sorge lag in seinem Ausdruck. Er nickte und ich zog ihn zum Sofa, ich wollte nicht länger stehen, das machte mich unruhig. "Ich war Freitag in Seattle, in einem Club." Jasper nickte nur konzentriert und wartete darauf, dass ich fortfuhr. "Also ich hab da einen Kerl kennengelernt." Ich wollte Jasper nicht sagen, dass es sich um Tylers Bruder handelte, ich wollte nicht das er Ärger kriegt wegen mir. Jasper spannte sich merklich an aber blieb still. "Er hat mir ein Angebot gemacht, dass ich nicht ablehnen kann." Er zog eine Augenbraue hoch, da ich es vermutlich etwas missverständlich ausgedrückt hatte, also fing ich nochmal neu an. "Das Haus kostet Geld. Das Auto kostet Geld, die Versicherung, College, Essen, Trinken, alles kostet Geld. Um das zu finanzieren müsste ich jeden Tag arbeiten gehen, aber könnte es mir nach der Highschool trotzdem nicht leisten zu studieren. Das Geld muss aber irgendwo herkommen und da ich nicht auf meine Familie als finanziellen Rückhalt setzen kann, habe ich einen anderen Weg gefunden." Ich machte eine Pause und sah, wie Jasper immer noch verwirrt zu sein schien. "Der Kerl den ich getroffen habe kennt da Leute, die wiederum welche kennen und so weiter." Jasper war unruhig und unterbrach mich mit den Worten "Komm auf den Punkt." Ich kannte diese ruppige Art von Jasper nicht und sein Satz warf mich kurz aus der Bahn. "Naja ich bin eine sehr gute Fahrerin, mein Auto hat einen Sportmotor und ist unaufällig aber wendig. Der erste Platz wirft gutes Geld ab und ich müsste nicht oft gewinnen." Jasper sprang auf "Nein!" Ich hatte diese Reaktion erwartet. "Ich habe nicht um deine Erlaubnis gefragt Jasper, ich habe es dir nur gesagt weil ich ehrlich mit dir sein wollte." Ich konnte geradezu sehen wie seine Augen dunkler wurden "Nach all dem was du erlebt hast, weshalb du deine Familie verlassen musstest, du musstest sogar auf einen neuen Kontinent umziehen! Nach all dem willst du wieder das Gleiche machen? Das kann nicht dein Ernst sein!" Ich war mittlerweile auch aufgestanden und ging auf ihn zu "Aber das ist doch der Punkt" fing ich an und griff nach seinen Händen, um ihn zu beruhigen "Ich habe schon meine Familie verloren. Es ist doch eh zu spät, ich kann nie wieder zurückkehren. Ich kann nichts mehr verlieren, weil ich nichts mehr habe!" Er distanzierte sich von mir indem er ein paar Schritte zurück ging "Du hast mich." Sagte er dann wieder deutlich ruhiger und ich wusste nicht was ich darauf erwidern konnte. Dann ergänzte er "Und ich kann dich verlieren bei den Rennen." Ich fuhr mir durch die Haare, damit hatte ich nicht gerechnet "Du wirst mich nicht verlieren Jasper, ich bin" er unterbrach mich "Und wenn du die weltbeste Fahrerin bist, es braucht nur einen anderen, eine unkontrollierte Situation und dein Auto überschlägt sich. Ein Tier, das auf die Straße läuft und du verlierst die Kontrolle über das Fahrzeug. Es braucht nur eine einzige Sekunde und du bist tot." Er sprach langsam, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Ich ging erneut auf ihn zu "Das wird nicht passieren." Er war wütend, wie erwartet und entgegen seines Versprechens. "Das kannst du nicht garantieren" flüsterte er schon fast. "Nein das kann ich nicht, aber ich brauche das Geld und ich werde mir nicht als Sicherheitskraft eine Nachtschicht nach der anderen um die Ohren schlagen oder in einem Dinner Tag ein Tag aus arbeiten, bis ich tot umkippe, ohne dass ich dabei auch nur annähernd genug Geld für alle Rechnungen verdiene." "Und ich werde nicht dabei zusehen wie du dich umbringst!" Es herrschte eine angespannte Stille. Wir hatten beide gesagt was wir sagen wollten, wir hatten uns ausgesprochen und nun standen wir hier und sahen uns still an. Es war einer dieser Momente im Leben, der entscheidend war. Einer dieser Momente, in denen umumkehrbare Entscheidungen getroffen werden. Entscheidungen, die man entweder sein Leben lang bereute oder ein Leben lang froh darüber war, wie man entschieden hatte. Ich konnte diese Stille nicht länger aushalten und musste mich beschäftigen, 'Ich habe alles gesagt' dachte ich still und griff nach meiner leeren Kaffeetasse auf dem Wohnzimmertisch. Ich spürte Jaspers Blick auf mir aber ich ignorierte ihn. Um die Tasse abzuwaschen machte ich mich auf den Weg in die Küche und stellte sie dort in die Spüle. Ich nahm noch das Frühstücksgeschirr vom Küchentresen und ließ dann Wasser in die Spüle laufen, ich fügte Geschirrspülmittel dazu und begann die Schüssel und die Tasse abzuwaschen. Ich hatte sie länger als nötig gespült und trocknete sie nun auch länger als nötig ab. Dann stellte ich die Sachen zurück in den Schrank. In dem Moment als ich damit fertig war klingelte das Telefon. Froh über die Ablenkung nahm ich sofort den Hörer ab "Hallo?" "Hey Nina hier ist ähm Mike, wie geht es dir?" "Achso hey Mike, ja gut und dir ?" Ich hörte zwar die übliche Nervosität in seiner Stimme, aber diesmal war da auch was anderes. "Ja mir geht es gut. Also es ist so, Jessica ist im Krankenhaus." Obwohl ich sie nicht gut kannte erschrak ich "Was? Geht es ihr gut, was ist passiert?" Kurz herrschte Stille in der Leitung "Ja weißt du, deshalb ruf ich an. Irgendwer hat ihr wohl im Club was in den Drink gemischt. Der Doc meinte, es müsste wohl eine sehr verzögert wirkende Droge gewesen sein, was ja eher ungewöhnlich ist." Mir stockte der Atem 'warum sollte das jemand tun?' Aber im selben Moment war mir klar warum. "Aber ihr geht es gut?" Mike bejahte "Ja sie haben sie nur zur Überwachung hier, weil sie nicht wissen was das für eine Droge war. Sie hatte Glück dass wir zusammen bei meinem Kumpel übernachtet haben und mitgekriegt haben, dass etwas nicht stimmt." Ich hielt mich an der Wand fest, mich gruselte es bei dem Gedanken. Mike ergänzte "Deshalb ruf ich dich an, ich wollte nicht dass du vielleicht auch umkippst. Hast du dein Getränk immer beobachtet im Club?" Ich überlegte, ich hatte zwar nur einige Softdrinks, aber ich konnte nicht ausschließen, dass irgendjemand etwas hineingemischt hatte. Ich hatte mich meistens mit Tyler unterhalten, wenn wir an der Bar standen. Ich konnte also durchaus für ein paar Sekunden genug abgelenkt gewesen sein. "Hallo?" Kam es aus dem Hörer, aber ich dachte immer noch angestrengt nach. Ich wurde leicht mal unaufmerksam wenn ich müde war. Als ich immer noch starr vor dem Telefon stand, sah ich auf einmal eine blasse Hand neben mir zum Hörer greifen. Jasper war also doch nicht gegangen und hatte vermutlich mit seinem Vampirgehör alles mitgehört. "Mike?" Ging er ans Telefon "Hier ist Jasper. Ich glaube Nina kann es nicht mit Sicherheit ausschließen, was für Symptome hat Jessica denn?" Ich hörte nur wie Mike nach kurzer Zeit etwas antwortete, was ich allerdings nicht verstehen konnte. Immer wieder versuchte ich mir in Erinnerung zu rufen, wie oder ob ich auf meine Getränke geachtet hatte. Ich versuchte mich zu erinnern, ob mir irgendjemand in Bezug auf Jessica aufgefallen wäre. Aber mein Gehirn hatte die Informationen einfach nicht abgespeichert, da sie mir doch zuvor als zu unwichtig vorkamen. Ich drehte mich zur Küchenzeile und hielt mich mit den Händen an ihr fest, ich starrte auf meine weiß werdenden Fingerkuppen und hörte wie Jasper fragte "Ist das alles oder weißt du sonst noch irgendetwas darüber?" Seine Stimme klang kalt und abweisend, aber dennoch formulierte er höflich. Nachdem Mike wohl etwas gesagt hatte hörte ich nur wie Jasper sagte "Nein ist schon in Ordnung, ich bin bei ihr, wenn etwas sein sollte bringe ich sie zu meinem Vater." Dann wartete er wieder kurz auf Mike's Antwort "Nein ich weiß, ist mir klar. Danke fürs Bescheid geben. Richte Jessica eine gute Besserung aus." Danach hörte ich nur noch "Bis dann" und Jasper legte auf. Ein paar Sekunden später spürte ich seine kalte Hand auf meinem Rücken. Ich hatte die Augen geschlossen und spürte unbändige Wut auf denjenigen, wer auch immer ihr die Drogen in das Getränk getan hätte. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn sie alleine nachhause gegangen wäre. "Nina" sagte Jasper, seine Stimme war sanft und der Zorn von vorhin war verflogen. Erst jetzt merkte ich, dass ich die ganze Zeit den Atem angehalten hatte, den ich nun ausstieß. Als dadurch ein wenig Anspannung von mir abfiel öffnete ich wieder die Augen. Jasper stand dicht neben mir und sah mich an. Ich löste mich vom Küchentresen und raufte mir die Haare "Ich weiß es nicht, ok! Keine Ahnung, ich hab es einfach nicht mitgekriegt!" Beantwortete ich ihm seine unausgesprochene Frage und zog wütend die Stirn in Falten. Ich war nicht wütend auf Jasper, sondern sauer auf mich, dass ich mich von der Musik und der Atmosphäre des Clubs von so einer wichtigen Sache hatte ablenken lassen, ich fühlte mich wie ein kleines Kind. Ich kannte das Risiko, aber hatte leichtfertig nicht aufgepasst, ja ich war unaufmerksam gewesen. Ich blieb stehen "Wie geht es ihr?" Fragte ich dann leiser. Jasper beobachtete mich wie ein unberechenbares Reh, das jeder Zeit auf die Straße springen konnte, wenn man es zu sehr erschreckte. Ich kannte diesen Blick bereits von ihm. "Sie ist bewusstlos geworden und hatte einen Kreislaufzusammenbruch, danach starkes Fieber. Aber mittlerweile geht es ihr deutlich besser." Ich nickte zur Bestätigung, dass ich ihn gehört hatte. Dann fragte er mich "Wie geht es dir?" Ich gestikulierte resigniert mit meinen Händen "Ganz gut, denk ich." Ich konnte ihn nicht ansehen, zu durcheinander waren meine Gefühle. "Nina" genervt fuhr ich herum "Was ist!?" Er kam auf mich zu und eine Woge der Ruhe und Gelassenheit überrollte mich 'er beeinflusst meine Gefühle', dachte ich und im nächsten Moment bestätigte er das. "Beruhige dich. Jessica geht es gut, sie hatte noch einmal Glück." "Glück? Sie liegt im Krankenhaus!" Ich konnte spüren wie mein Herz raste vor Aufregung, zugegebenerweise machte mir der Gedanke daran, was hätte passieren können eine scheiß Angst. "Es ist alles gut." Sagte er und ich fuhr mir durch die Haare, da ich merkte dass er immer noch meine Gefühle beeinflusste. Es war allerdings als spürte ich die Angst, die Wut und die Sorge immer noch, nur weniger intensiv, irgendwie dumpf. Nur die Wut keimte wieder auf "Fühlst du dich jetzt bestätigt, bist du jetzt froh!?" Fragte ich ihn und er runzelte die Stirn. "Nina, verstehst du denn gar nicht worum es mir geht? Es geht mir nicht darum ob ich Recht habe oder nicht! Ich kann dich nicht verlieren, das ist der Punkt. Ich mache mir Sorgen." Er legte seine Hände wieder auf meine Hüfte und suchte meinen Blick, welcher unruhig umherschweifte. Dann legte er wieder seine Hand an meine Wange und ohne dass ich es wollte wanderte mein Blick sofort zu seinen Augen. Als ich Blickkontakt mit ihm hatte schien seine Gabe stärker zu werden und auch die Wut trat noch weiter in den Hintergrund. Erschöpft stieß ich die Luft aus und gab den Widerstand gegen ihn auf, ich schlang meine Arme um ihn und legte meinen Kopf an seine Brust, die meinen überhitzten Kopf kühlte. Er strich mir mit seiner Hand über den Hinterkopf und gab mir einen Kuss auf den Kopf. In meinen Augen bildeten sich Tränen, durch das ganze Gefühlschaos, doch ich hielt sie zurück. Würde ich jetzt anfangen zu weinen, dann könnte ich nicht mehr aufhören. "Das ist nicht fair Jasper, du müsstest sauer sein, müsstest mir das vorhalten und sagen dass du Recht hast." "Willst du denn das ich sauer bin?" Ich atmete leise aus. "Ich könnte leichter damit umgehen, dass du sauer bist, als dass du immer Verständnis hast. Das ist neu für mich" Murmelte ich und musste an meine Familie denken. "Mich wirst du so schnell nicht wieder los." Ich musste schmunzeln bei dem Gedanken. "Danke Jasper, dass du mich erträgst." Er schien mich noch einmal fester an sich zu ziehen, bevor er sich löste, um mir in die Augen zu schauen. "Ich ertrage dich nicht, ich bin gerne bei dir. Bei dir fühle ich mich nicht wie ein Monster." Er strich mit dem Daumen über meine Wange und betrachtete mich wie etwas, was ihn unheimlich faszinierte. "Du bist kein Monster." Er lächelte leicht aber blieb still und betrachtete mich weiter. Ich kam nicht umhin ihn zu bewundern, trotz meines Starrsinns, meiner tobenden Gefühlsausbrüche, meiner Stimmungsschwankungen, meiner Phobie und den Momenten, in denen ich einfach dicht machte und ihn unfair behandelte, trotzdem war er noch hier und hielt mich fest. Selbst als er stinksauer auf mich war, hatte er das Telefonat mit Mike übernommen und mich unterstützt. Ich konnte mir keinen besseren Mann vorstellen und niemals käme ich auf die Idee, ihn ein Monster zu nennen. Das und dass er wahnsinnig attraktiv war, stärkten in mir das Verlangen ihn zu küssen, je länger ich ihn ansah. Seine Hand lag immer noch an meiner Wange und er sah mir immer noch in die Augen. Noch bevor ich es mir anders überlegen konnte schloss ich die Distanz zwischen uns und küsste ihn. Erst war er wie erstarrt, aber kurz darauf küsste er mich zurück und zog mich so dicht an sich, dass kein Blatt Papier mehr zwischen uns gepasst hätte. Der Kuss war unglaublich, intensiv und liebevoll, Jasper drückte mich rückwärts gegen den Küchentresen und dominierte den Kuss. Ich hatte nicht erwartet, dass unser erster Kuss so leidenschaftlich sein würde, er hatte sonst immer zurückhaltender gewirkt. Nach kurzer Zeit löste ich mich, um Luft zu holen. Ich musste lächeln und sah ihm in die Augen. Einem Impuls folgend strich ich ihm eine seiner Haarsträhnen aus dem Gesicht und fuhr dann mit dem Finger die Konturen seines Gesichts nach. Er beobachtete mich still dabei und keiner von uns wollte sich aus der engen Umarmung lösen. Dann lehnte sich Jasper erneut vor, um mich zu küssen. Unser zweiter Kuss war vorsichtiger und kürzer, aber genauso liebevoll. Als wir uns dieses Mal voneinander lösten schafften wir auch wieder etwas mehr Abstand zwischen unseren Körpern, auch wenn Jaspers Arme immer noch locker um mich lagen. Ich konnte ihn nur anlächeln, vermutlich sah ich gerade aus wie ein liebestoller Idiot, aber es war mir egal.

"Also was willst du heute machen?" Fragte er mich nach einer Weile und schien damit offensichtlich zu machen, dass er nicht über die Situation von gerade reden wollte. Ich zuckte nur mit den Schultern "Hast du heute noch was vor?" Jetzt sah er mich wieder ernst an "Nein ich bleibe heute hier. Ich will nicht dass du allein bist, wenn du doch etwas im Getränk hattest." Meine Laune verschlechterte sich sofort bei dem Gedanken, aber ich nickte nur. Er würde sich eh nicht wegschicken lassen und da die Alternative vermutlich wäre, im Krankenhaus überwacht zu werden, war das die bessere Alternative. "Wir könnten einen Film gucken, ich hab aber fast nur alte Western." Letzteres ergänzte ich mit einem entschuldigenden Blick und schmunzelte. Er lachte und schob mich in Richtung des Sofas "Such einen Film aus." Sagte er nur und sah mir dabei zu, wie ich die DVD's aus dem Schrank nahm. Ich legte eine DVD ein und setzte mich zu Jasper auf die Couch. Nach einiger Zeit lehnte ich meinen Kopf an seine Brust und er legte einen Arm um mich. "Schon witzig dass du dir lieber solche Filme anguckst, statt dich mit jemanden zu unterhalten, der den Bürgerkrieg wirklich erlebt hat." Erstaunt richtete ich mich wieder auf und sah ihn an, genau genommen wusste ich nicht viel über Jasper, eigentlich nur dass er ein Vampir war. Dahingegen wusste er alles von mir. "Du hast im Bürgerkrieg gekämpft?" Fragte ich verblüfft. Er nickte und sah mich an, der Film war Nebensache geworden und lief nur leise im Hintergrund. "Ich wurde 1844 in Texas geboren, als Jasper Whitlock. Ich war der jüngste Major der Texas Kavallerie." Begann er seine Geschichte und ich hörte ihm aufmerksam zu. Ich konnte nur bestaunen was er schon alles erlebt hatte und als er mir von Maria erzählte und wie sie ihn benutzt hatte, da kam in mir Hass auf diese Frau auf, die ich nicht mal kannte. Ich war Alice wahnsinnig dankbar, dass sie Jaspar aus dieser Situation geholt hatte und noch dankbarer war ich den Cullens dafür, dass sie ihn und Alice bei sich aufgenommen hatten. "Ich bin sehr froh dass Alice dich gefunden hat." Sagte ich nach einer Weile, aber spürte auch ein bisschen Eifersucht. "Alice und ich waren eine lange Zeit zusammen. Aber irgendwann hat es nicht mehr gepasst. Wir waren zu unterschiedlich. Ich schätze sie hatte eine Vision davon, dass sie ihren Seelenverwandten finden würde. Dann hat sie sich von mir getrennt." Ich nickte nur, aber wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Er lächelte und zog mich zu sich "Das beste was mir passieren konnte, auch wenn ich es am Anfang nicht verstanden habe." Er gab mir erneut einen Kuss auf den Kopf und ich lächelte.

Nach unserem Gespräch hatten wir beide geschwiegen und den Film weitergesehen. Es war kein unangenehmes Schweigen und ich musste erstmal verarbeiten was er mir erzählt hatte. Nach einer Weile überrollte mich die Müdigkeit, weshalb ich einschlief. Als ich das nächste Mal aufwachte war es schon dunkel draußen und ich lag in meinem Bett. Ich richtete mich auf und sah mich kurz um, neben mir lag Jasper und las ein Buch, wobei mir nicht klar war, wie er bei der Dunkelheit etwas erkennen konnte. Das Zimmer war nur spärlich beleuchtet durch das Licht was vom Mond in mein Zimmer schien. Als ich mich bewegte klappte er sein Buch zu. "Alles in Ordnung?" Ich nickte, war aber zu schlaftrunken um etwas zu erwidern. "Komm her" sagte er und zog mich in seine Arme. Beruhigend streichelte er über meinen Kopf und kurz darauf war ich wieder eingeschlafen.

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt