Paul hatte mich zuhause abgesetzt. Er war wütend gewesen, ich hatte ihn offensichtlich überfordert und das tat mir leid. Ich war so in meiner eigenen Welt gewesen, dass ich nicht merkte, wie sehr ich alle anderen um mich herum auch damit beeinflusste. In den darauffolgenden Tagen versuchte ich mich deshalb normal zu benehmen. Ich verbrachte viel Zeit mit Angela und Mike, aß mit ihnen zum Mittag und verabredete mich nachmittags sogar im Diner mit ihnen. Mir entging dabei nicht, wie die Cullens jeden meiner Schritte akribisch beobachteten. Dennoch war ich bemüht alles so normal wie immer aussehen zu lassen. Emmett saß wieder bei seiner Familie und grüßte mich zwar auf dem Flur, aber etwas hatte sich geändert zwischen uns. Ich hoffte dass die Rückkehr von Bella und Edward wieder etwas Normalität zurückbringen würde.
Am Samstag rief mich dann Zedric an. "Hallo?" Fragte ich. "Hallo Nina, Zedric hier. Ich hab ein bisschen herumtelefoniert. Mit Erfolg. Ein Typ, der von deiner Leistung am Samstag gehört hat ist bereit dir ein neues Auto zu geben." Ich horchte auf. "Zu geben?" "Zu schenken ja." Ich wurde misstrauisch. "Unter welcher Bedingung?" Er zögerte kurz. "Weitere Fahrgemeinschaften. Der Fahrer auf den er immer gewettet hat, hat aufgehört. Er sucht deshalb ein neues Talent und offensichtlich eine Möglichkeit sein Geld zu investieren." Ich schluckte. Ich wusste dass illegale Wetten ein neues Feld war, das ich betreten würde. Aber was sollte schon passieren. Gestorben war ich ja schon. "Hat er bestimmte Bedingungen bezüglich der Fahrgemeinschaft?" Zedrick lachte leise. "Du bist verdammt misstrauisch, dafür dass ich dir einen Gefallen tu. Aber nein. Keine weiteren Bedingungen. Du sollst für ihn fahren. Aber wie oft ist nicht festgelegt. Glaub mir, der Kerl hat genug Geld. Er hat nur Langeweile. Ihm ist das Auto scheiß egal, selbst wenn du es beim ersten Rennen gegen einen Baum fahren würdest." "Verstehe. Was für ein Auto denn?" Er lachte. "Wirst du morgen früh sehen. Er lässt es dir zu einem Treffpunkt fahren. Du musst mir nur sagen wo." "Einverstanden. Danke Zedric." Ich nannte ihm einen Treffpunkt und bedankte mich nochmal. Dann legten wir auf. Ein weiteres Mal war ich froh, dass Alice meine Pläne nicht mehr sehen konnte.
Sonntag morgen ging ich früh los, um den verabredeten Treffpunkt rechtzeitig zu erreichen. Ich war sehr pünktlich. Weshalb ich mich auf einen Stein fallen ließ, der ebenfalls auf der Waldlichtung lag. Der Treffpunkt war ein altes, verlassenes Haus, das in den Wald hineingebaut war. Eine erdiger Weg führte noch zum Haus, er war gerade noch so befahrbar. Zwei Autos befuhren die Lichtung. Ich staunte nicht schlecht, es waren nagelneue Wagen. Erst dann fiel mir auf, dass natürliche zwei Kuriere kommen mussten, anders kämen sie schließlich nicht mehr zurück. Ich stand von dem Stein auf und ging auf die beiden Männer zu. Sie sagten nichts, sondern blieben vollkommen still. Der eine überreichte mir den Schlüssel zu einem schwarzen BMW und einen Briefumschlag, dann setzte er sich kommentarlos ins andere Auto, zu dem anderen Kurier und gemeinsam fuhren sie davon. Ich war überrascht von dieser wortlosen Handlung und öffnete den Brief. In sauberer Schrift stand dort:
'Ich habe gehört du bevorzugst deutsche Autos. Ich denke der Wagen entspricht deinen Erwartungen, betrachte ihn als dein Eigentum. Viel Erfolg bei den Rennen.'
Ich drehte den Brief zur Sicherheit noch einmal um, aber mehr stand dort nicht. 'Seltsamer Typ' dachte ich nur und begutachtete den Wagen. Er war schwarz und sah ein wenig aus wie das Auto eines Geschäftsmannes. Dennoch erkannte man den sportlichen Charakter und ich konnte nur ahnen, wie viel PS er unter der Haube hatte. Es musste ein kleines Vermögen gekostet haben. Die Scheiben waren getönt, innen war der Wagen mit schwarzem Leder ausgestattet. Ein Schaltwagen. Zwar hatte er keine Wechselfunktion wie mein altes Auto, aber das war auch eine Spezialanfertigung. Zu meiner Überraschung hatte das Fahrzeug aber ein Diplomatenkennzeichen. Ich wusste nicht woher mein Sponsor es hatte und mit wem er in Kontakt stand, um so etwas zu erlangen, doch ich vermutete, dass mein Sponsor selbst als Geschäftsmann zur Oberschicht gehörte und die richtigen Leute kannte. Eine Gänsehaut überkam mich und das erste Mal fragte ich mich ernsthaft, auf was ich mich eingelassen hatte. Wenn ich den Worten von Zedric Glauben schenkte, dann war die Geschichte zwar harmlos. Aber dennoch fragte ich mich, welche Forderungen auf mich zukommen würden. Ich setzte mich in den Wagen und spürte sofort den Komfort der Sitze. Das Surren des Motors war wie eine Melodie in meinen Ohren. Ich vergaß meine Sorgen und machte mich auf den Heimweg.
Am Montag fuhr ich extra früh zur Schule. Ich wollte mich nicht wegen meines Autos den ganzen Schultag über mit Fragen konfrontiert sehen. Ich hatte Rosalie eine SMS geschrieben, dass sie mich nicht mehr abholen brauchte. Die Cullens kamen zu meiner Überraschung relativ dicht nach mir. Als sie ausstiegen sah ich auch den Grund. Bella und Edward waren wieder da. Bellas Bein war geschient und vermutlich wollte sie deshalb früher in der Schule sein. Ich schloss meinen Wagen ab und ging auf sie zu. "Hey Bella, wie geht es dir?" Fragte ich sie und sie schloss mich in die Arme. "Schön dich zu sehen Nina. Mir gehts den Umständen entsprechend gut. Nur der Gips nervt. Wie gehts dir?" Ich nickte und blickte auf ihr Bein. "Ja kann ich verstehen. Mir gehts gut." Sie blickte hinter mich. "Und du hast ein neues Auto?" Ich nickte und Edwards Blick schnellte zu mir. 'Offensichtlich kannst du noch meine Gedanken lesen. Habt ihr ihr nichts von meinem Unfall erzählt.' Edward nickte auf meinen ersten Gedanken hin und schüttelte beim zweiten Gedanken den Kopf. So viel dazu. Auch die anderen Cullens warfen sich einen Blick zu, als sie unseren stillen Wortwechsel sahen. Edwards Gabe war nun die einzige Gabe, die noch funktionierte bei mir. "Ja sozusagen von einem Sponsor." Ich lächelte sie leicht an und sie runzelte die Stirn. "Sieht verdammt teuer aus. Ist das ein Diplomatenkennzeichen?" Fragte sie mich dann. "Ja ich hatte da ... connections." Sie nickte, fragte aber nicht weiter nach, worüber ich sehr froh war. "Ich geh schon mal rein, wird ja etwas länger dauern." Sagte sie und zeigte auf den Gips. Ich nickte und sah Edward und Bella noch kurz nach, als sie die Stufen zur Cafeteria hoch gingen. Als ich wieder nach vorne sah, standen Rosalie und Emmett vor mir. Alice sagte nur schnippisch "Hab ich ein Glück, dass ich deine dummen Entscheidungen nicht mehr sehen muss." Dann ging sie zusammen mit Jasper in die Schule, der mich auch noch einmal einen skeptischen Blick zuwarf. "Dir auch einen guten Morgen Alice." Murmelte ich noch als ich ihr nachblickte. "Will ich es überhaupt wissen?" Fragte Rosalie. Ich schüttelte den Kopf. Sie seufzte. "Bis nachher." Damit ließ sie mich mit Emmett allein, der mich musterte. "Und?" Fragte ich "Wie hast du deinen dramatischen Abgang geplant?" ich sah Emmett an. Er grinste. "Gar nicht. Ich will Antworten." Ich schnaubte. "Dann stell doch erstmal deine Frage." Er zeigte kommentarlos auf das Auto und zog eine Augenbraue hoch. "Ein Sponsor aus der Rennszene hat es mir geschenkt. Ich soll für ihn fahren. Irgendein reicher Geschäftsmann." "Du kennst ihn nicht mal?" Sagte Emmett erstaunt und ergänzte dann. "Das ist selbst für dich wenig durchdacht." Ich zuckte mit den Schultern. Dann grinste er wieder. "Aber geiles Auto." Ich musste schmunzeln. "Ja das stimmt wohl." Er legte einen Arm um mich und kurz fühlte es sich wieder an wie vor dem Unfall. "Bist du eigentlich sauer auf mich?" Fragte ich ihn dann. Er rieb sich den Nacken. "Sagt Rose das?" Ich sah ihn an. "Rose? Nein, wieso sollte sie?" Er blickte zu Boden. "Nein ich bin nicht sauer. Mir ist nur klar geworden, dass ich dich nicht verlieren kann. Es deprimiert mich, dass ich nicht da war." "Emmett, es war nicht deine Schuld." "Wäre ich wie verabredet mitgefahren, dann hätte ich dich retten können." Ich schüttelte den Kopf. "Es war meine Entscheidung. Außerdem lebe ich ja irgendwie." Er sah mir in die Augen. "Aber etwas stimmt nicht. Carlisle hat es mir erzählt." Fragend sah ich ihn an. "Was genau meinst du?" "Carlisle hat mir erzählt, dass du glaubst, dass du gestorben bist." Er machte eine kurze Pause und ergänzte dann. "Er hat mir von dem Tauchgang erzählt. Kein Mensch kann ohne Ausrüstung so tief tauchen. Und dann noch so lange. Irgendetwas an dir ist nicht mehr menschlich Nina." Er sah mich traurig an. "Ist das denn so schlimm? Ich meine, es geht mir schließlich gut. Es ist doch erst mal egal warum." Er zuckte mit den Schultern. "Aber es könnte alles bedeuten. Wer weiß wie lange du lebst." Ich atmete durch. "Emmett. Das kann niemand sagen. Auch als Mensch weiß man nie, ob man noch 50 Jahre, oder zwei Wochen zu leben hat. So ist das Leben. Wir sollten die Zeit nutzen, die wir haben." Emmett verschränkte die Arme, lehnte sich zurück gegen seinen Jeep und sah zu Boden. "Ich kann dich nicht verlieren." Ich versuchte seinen Blick aufzufangen. "Ich bin hier. Ich lebe. Es geht mir gut. Reicht das nicht erstmal?" Er sah mir in die Augen und zog mich in eine Umarmung. Wir verharrten kurz so, dann entfernten wir uns etwas voneinander. "Nina ?" Ich nickte als Zeichen, dass er fortfahren sollte. "Gehst du mit mir zum Ball?" Überrascht sah ich ihn an. Emmett wollte mit mir auf den Ball gehen. "Und Rose?" Fragte ich. "Die wird noch viele Bälle in ihrem ewigen Leben erleben können und hat schon sehr viele erlebt." Ich überlegte, wie sauer sie wohl wäre, wenn ich ja sagen würde. Dann aber kamen mir meine eigenen Worte in den Kopf. 'Ich kann nie wissen, wie viel Zeit mir bleibt.' "Sehr gerne Emmett." Ich lächelte ihn an und er schien das erste Mal seit langem wieder glücklich zu sein.
DU LIEST GERADE
Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)
FanfictionDie 18 jährige Nina Balvert zieht aus ihrem geliebten Norddeutschland ins ebenso regnerische Forks. Sie hofft auf einen Neuanfang und besucht daher auch die Forks Highschool um einen in Amerika anerkannten Highschool - Abschluss zu erwerben. Doch do...