Teil 38

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Das Baseball Spiel der Cullens begann um 15 Uhr und ich hatte mit Jasper am Abend zuvor telefonisch vereinbart, dass er mich abholte. Gegen 14 Uhr stand ich deshalb in meinem Hausflur und zog mir gerade meine Jacke an. Es klingelte keine 2 Minuten später und ich war überrascht, dass sich tatsächlich jemand mal die Mühe machte, die Klingel zu nutzen. „Hi" Begrüßte ich ihn. Wieder einmal fiel mir auf, wie attraktiv Jasper war. Er hatte Baseball Kleidung, die einen ziemlichen Widerspruch auslöste wenn man ihn anblickte. Seine Haltung war militärisch, seine Kleidung sportlich legere. „Hallo Nina." Sagte er höflich und musterte mein Gesicht. Ich nahm meinen Hausschlüssel und ging raus. Nachdem ich abgeschlossen hatte trat ich neben ihm und begleitete ihn zum Jeep, bei dem er mir elegant die Tür aufhielt. „Dankeschön." Ich lächelte ihn an. Als er sich zu mir setzte war er immer noch still. „Jasper ?" Fragte ich „Was ist los?". Er sah aus dem Fenster. Dann brachte er nach einer Weile hervor „Es tut mir leid, dass ich dich so durcheinander bringe. Das wollte ich nie." Ich nickte „Ich weiß, schon ok. Wir sollten aber trotzdem mal reden." Jetzt war er es, der nickte. Dann sah er mich fragend an. „Sag mir was du fühlst." Ich runzelte die Stirn. „Warum? Du weißt es doch?" Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß zwar was du fühlst, aber nicht warum. Ich kann zwar deine Trauer fühlen, aber ich weiß nicht ob du zuvor einen traurigen Film gesehen hast oder einfach in meiner Nähe unglücklich bist." „Ich bin durcheinander, weil unser Streit noch zwischen uns steht. Du ihn in der Schule aber ignorieren wolltest. Ich bin traurig, weil alles in meinem Leben immer kompliziert ist. Ich bin müde, weil ich den ständigen Stress auslaugend finde. Ich bin überfordert, weil ich nur ein Mensch bin, der in die Welt des Übernatürlichen hineingezogen wird." Jasper sah mich an, in seinem Blick lag Schmerz. Ich ergänzte „Und ich bin gerade unglücklich, weil ich das Gefühl habe, dass ich dich unglücklich mache." Wieder schüttelte er den Kopf. „Du machst mich nicht unglücklich. Ich mache mich selbst unglücklich." Fragend sah ich ihn an. Anscheinend hatte er beschlossen, dass wir das Gespräch auch während der Fahrt fortsetzen konnten, denn er startete den Motor und fuhr los. „Jasper, warum magst du mich? Ich meine was an mir magst du eigentlich?" Er runzelte die Stirn. „Ich mag vieles an dir. Dein Lächeln, deine schönen Augen und die Art und Weise, wie du dich uns gegenüber verhältst. Bei dir fühle ich mich fast normal." Ich überlegte, da die Argumente für mich nicht wirklich schlagkräftig waren. „Nenn mir mal meinen Lieblingsort in Forks." Er sah mich aus undurchdringlichen Augen an. „Wie meinst du das?" Ich seufzte. „Was ist mein Lieblingsort?" Er antwortete nicht. Deshalb fuhr ich mit meinen Fragen fort. „Wie bin ich aufgewachsen?" Wieder schwieg er. Er schien zu erkennen worauf ich hinaus wollte. „Nenn mir eins meiner Hobbies." Er seufzte und rieb sich die Stirn. „Deshalb frage ich Jasper. Ich frage mich, ob du mich eigentlich kennst. Oder ob ich nicht einfach nur ein spannendes Projekt für dich bin. Ich frage mich, ob du meine Gefühle spürst und es dich nur interessiert woher sie rühren oder ob es dich interessiert wer diese Gefühle hat. Ich frage mich, ob es wirklich um mich geht." An seiner verkrampften Haltung sah ich, dass ich ihm vor den Kopf gestoßen hatte. „Ich verstehe, dass du das jetzt wahrscheinlich zu direkt und unhöflich findest. Aber ich lebe nicht unendlich. Ich möchte genau wissen mit wem ich meine Lebenszeit verbringe. Ich möchte schöne Erlebnisse teilen, glücklich sein und mich verstanden fühlen. Ich möchte kein Zeitvertreib in einem unendlichem Leben sein." Ich atmete durch, um meine eigene verkrampfte Haltung zu lockern. „Sag mir, wann haben wir mal einen schönen Tag nur zu zweit gehabt und neue Sachen erlebt. Gelacht, ohne dass wir uns streiten?" Nach einer Weile sagte Jasper dann „Du weißt, dass ich dir keine Antworten auf deine Fragen geben kann." Ich nickte. „Ja ich weiß. Genau da ist das Problem. Vielleicht sollten wir uns erstmal kennenlernen... als Freunde. Bevor wir versuchen eine Beziehung zu führen." Jaspers Blick traf mich wie ein Messerstich. Ich hatte ihn verletzt, das war mir klar. Aber ich hatte die Wahrheit um meinetwillen aussprechen müssen. Das war ich mir und meinem endlichen Leben schuldig. „Wenn es das ist, was dich glücklich macht." Antwortete Jasper nur leise und es tat mir weh zu sehen wie er litt. Und ich wusste dass er spürte dass ich litt, weshalb er noch mehr litt. Es war ein Teufelskreislauf. Aber ich wollte uns eine neue Chance geben. Ich wollte dass wir uns erst anfreundeten. Denn eine toxische Freundschaft zu führen war deutlich schwieriger. Wir mussten erst lernen einander zu respektieren und zu vertrauen. Erst dann konnten wir anfangen einander zu verstehen und vielleicht sogar zu lieben. Aber solange wie Jasper mich wie eine Marionette behandelte, mir seinen Willen aufdrängte, nur um mich zu schützen. So lange konnte das zwischen uns nicht funktionieren. Denn es machte mich unglücklich. Wie Emmett schon sagte, ich habe eine Recht darauf glücklich zu sein.

Für den Rest der Fahrt schwiegen wir beide. Es fühlte sich an, als hätten wir eine Antwort bekommen, ohne auch nur selbst eine Frage zu beantworten. Auch wenn wir es vielleicht noch nicht wahrhaben wollten. Es war eine Entscheidung gefallen. Jasper und ich waren nicht mehr zusammen. Im Grunde waren wir noch nicht mal richtige Freunde, wir waren eigentlich nur Bekannte. Selbst den Freunde-Status würden wir uns neu erarbeiten müssen.
Innerlich beschimpfte ich mich selbst dafür, das Thema jetzt angesprochen zu haben. Warum hatte ich nicht bis nach dem Baseballspiel gewartet? Nun würden mir ein paar unangenehme Stunden bevorstehen.
Esme begrüßte uns lächelnd und ich gab mein bestes freundlich zu ihr zu sein, auch wenn mir eher danach war, mich zuhause zu verkriechen. Ich begrüßte die anderen zurückhaltend und mied den Blickkontakt mit Edward. Als ich jedoch kurz zu ihm aufblickte, starrte er mich ausdruckslos und angespannt an. ‚Behalt es für dich.' Dachte ich nur und sah ihn an. Er nickte leicht, sah aber immer noch unheimlich frustriert und verständnislos aus. Emmett kam gut gelaunt auf uns zu und begrüßte mich wie immer überschwänglich. „Hey Kleine!" Sagte er und umarmte mich. „Hey Hüne." Antwortete ich und rang mir ein Lächeln ab. Aber es sah wohl nicht sehr authentisch aus, denn er stockte in seiner Bewegung und sah mir einen Moment länger ins Gesicht. In seinem Gesicht sah ich die stille Frage. Ich zuckte nur mit den Schultern und senkte den Blick. Ich merkte wie Emmett noch einen kurzen Blick zu Jasper und dann zu Edward warf. Letzterer schüttelte nur kaum merklich den Kopf, als wolle er sagen ‚Frag nicht.' und somit beließ er es dabei.
Das Baseballspiel verlief zäh, obgleich ich sofort verstand, dass sie den Donner des Gewitters brauchten, um den Lärm zu übertönen, den sie mit den Schlägern machten, wenn sie wieder unmenschlich schnell auf den Ball schlugen. Immer wieder tauschten die Cullens Blicke , die mir nicht entgingen und ich fieberte dem Ende des Spiels entgegen. Irgendwann trafen sich Jasper und Emmett in der Luft, als sie beide versuchten einen Ball zu fangen. Emmett nahm es erst mit Humor. Jasper hingegen schupste Emmett einige Meter weg und wirkte unkontrolliert wütend. „Was ist dein Problem Man?!" Fragte Emmett sofort erzürnt. Jasper drehte sich nur um und ging auf seine Spielfeldposition. Entgeistert sah Emmett die anderen an, die auch Schwierigkeiten hatten, das Gesehene zu verarbeiten. Schließlich war es mehr als untypisch für Jasper, sich so respektlos zu verhalten. Emmett sah nun zu mir und ich musste die Tränen zurückhalten, weshalb ich nur zu Boden sah. Dann erst spielten sie weiter.
Das Spiel war angespannt. Jasper schien die Trennung durch Wut zu verarbeiten und die anderen musterten uns unentwegt, was die Situation nicht verbesserte. Irgendwann beendete dann Carlisle das Spiel. „Gutes Spiel Leute. Lasst uns für heute Schluss machen. Mir hat es Spaß gemacht!" Er versuchte versöhnlich zu klingen, doch erwiderten nur Alice und Esme sein Lächeln wirklich. Alice ergänzte dann „Nächste Woche wird es auch Gewittern. Dann können wir nochmal spielen." Sie klang entzückt und klatschte in die Hände. Ich ergänzte in Gedanken nur ‚Ja aber dann ohne mich.'. Es graute mir vor der Rückfahrt, weshalb ich mit dem Gedanken spielte einfach nachhause zu gehen. Doch noch ehe sich der Gedanke verfestigte, sagte Edward neben mir „Ich fahre dich nachhause." Ich nickte erleichtert und sah die Blicke der anderen erneut verwirrt zwischen mir und Jasper hin und her gehen. Dann verschwand Jasper einfach und ließ die anderen Cullens zurück. Es verletzte mich, aber ich verstand auch, dass er den Kopf freikriegen wollte. Ich machte mich meinerseits auch auf den Weg zum Jeep und Edward lief zur Fahrertür. Emmett warf mir einen fragenden Blick zu und ich zuckte nur mit den Schultern, ehe ich mich ins Fahrzeug setzte. Genug Cullens für einen Tag.

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt