Teil 39

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Edward blieb lange ruhig, warf mir aber immer wieder Blicke zu. „Frag endlich". Sagte ich irgendwann genervt und er spannte sich an. „Ihr habt euch getrennt?" Ich nickte bloß. „Warum?" Fragte er dann. Ich stieß die Luft aus. „Also ehrlich Edward, dafür dass du Jasper in letzter Zeit so oft von unserer Beziehung abgeraten hast, weißt du wirklich wenig." Er schien Gewissensbisse zu haben. „Es tut mir leid." Ich nickte nur, da ich wirklich keine Lust hatte jetzt auch noch mit ihm zu diskutieren. „Außerdem kannst du unsere Gedanken lesen, du weißt warum." Er nickte. Dann ergänzte ich „Verbock es nicht so mit Bella, nur weil du sie schützen willst." Daraufhin sagte er nichts mehr, ich merkte aber, dass er sich nicht wohlfühlte.

Ich verbrachte den restlichen Abend allein in meinem Haus. Ich heulte mir die Augen aus dem Kopf und die Gefühle zerrissen mich. Immer wieder ging ich das Gespräch mit Jasper im Kopf durch und fragte mich, ob es nicht auch hätte ganz anders verlaufen können. Allerdings sagte mir eine kleine Stimme aus dem hintersten Winkel meines Kopfes, dass ich das Richtige getan hatte. Hätte ich uns nicht die Chance auf einen Neuanfang gegeben, dann wäre es endgültig vorbei, weil wir uns gegenseitig kaputt machen würden, irreparabel. Und trotz allem kam ich nicht um das Gefühl herum, wieder ganz allein zu sein.
Ich schlief wenig diese Nacht und war nicht begeistert, dem Ausflug nach LaPush zugesagt zu haben. Gleichzeitig war es aber auch eine humane Möglichkeit um publik zu machen, dass Jasper und ich getrennt waren. Durch Jessica würde sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer verbreiten und ich fand es erträglicher, mich den Fragen heute in LaPush zu stellen, als in der Öffentlichkeit der Schule. Zudem müssten wir in der Schule dann keine Show mehr abziehen und das glückliche Paar mimen, auch wenn ich wusste, dass Jaspers und meine Trennung sicherlich einige Leute mit Genugtuung erfüllen würde.Wie versprochen holte Mike mich pünktlich ab. Ich war die erste die er abholte und er strahlte mich glücklich an, zumindest bis er meine Augenringe entdeckte. „Oha Nina, was ist los, nicht gut geschlafen?" Ich seufzte und schüttelte den Kopf. „Hey Mike." Ich versuchte ihn anzulächeln aber es gelang wohl nicht. Meinetwegen konnte er es auch als erster erfahren, weshalb ich ihn dann aufklärte „Jasper und ich haben uns gestern getrennt." Er sah mich aus riesigen Augen an und ich schloss kurz die Augen. Nachdem er um Fassung gerungen hatte sagte er nur unbeholfen „Das tut mir Leid. Du verdienst jemand viel viel besseren als den Cullen." Ich schmunzelte, mir war nicht verborgen geblieben, dass er sich selbst sicherlich als jemand besseren' einstufte, dennoch fand ich seinen menschlich schlechten Aufmunterungsversuch herrlich normal. „Danke Mike, ich möchte auch nicht groß drüber reden." Er nickte verständnisvoll. „Na klar verstehe. Wir machen uns heute einfach einen schönen Tag." Mike war zwar durchschaubar, aber auch wirklich nett. Ich lächelte ihn leicht an und nickte. Dann fuhren wir weiter, um die anderen abzuholen.
Als wir in LaPush ankamen und die Fahrzeuge auf einem Plateau vor der Küste aufgestellt hatten, begrüßte ich auch die anderen. Besonders Bella schien sich zu freuen mich zu sehen. Tyler, Mike und Jessica gingen dann ohne weiteres Surfen. Angela ging mit Eric spazieren, nur Bella und ich blieben beim Van. Ich plauderte mit Bella kurz über dies und das, bis sie sich irgendwann dazu durchrang mich zu fragen. „Geht es dir nicht gut?" Ich schüttelte den Kopf und sah aufs Meer. Ich atmete durch und antwortete dann „Jasper und ich haben uns getrennt." Ihr klappte die Kinnlade runter, doch sie hatte sich bald wieder im Griff. „Aber warum denn?" Eigentlich wollte ich zwar nicht darauf eingehen, aber ich wollte es ihr nicht vorenthalten, damit ihr nicht die selben Fehler bei Edward passierten. „Es war schwierig zwischen uns. Weißt du es klingt komisch, aber im Endeffekt kennen wir uns gar nicht richtig. Wir haben uns Hals über Kopf ineinander verliebt, ohne einander Zeit zu geben, zum Kennenlernen und Verstehenlernen. Jasper ist ein toller Mann. Er ist sehr beschützerisch. In Teilen mochte ich das immer, aber ich bin auch jemand, der seine Freiheit liebt. Irgendwann kam ich mir eingeengt vor und unverstanden. Wir haben uns ständig gestritten. Ich habe einfach gemerkt dass er mir so nicht guttut." Bella hörte mir aufmerksam zu und es half mir damit umzugehen. „Ich hatte keine Ahnung. Man sieht ja immer nur den äußeren Schein und Jasper schien immer und jeder Zeit auf dich zu achten. Eigentlich fand ich das ..." Sie zögerte, weshalb ich ergänzte „Süß? Ja das ist es auch eine Zeit lang. Man fühlt sich beschützt und besonders. Aber irgendwann wird es einem zu viel, wenn es nichts anderes gibt was einen verbindet. Wir haben uns vor allem getrennt, um einen Neustart zu ermöglichen. Ich möchte ihn erst richtig kennenlernen und mir Zeit lassen. Ich möchte es langsam angehen und mich erstmal mit ihm anfreunden. Ich möchte dass er mich versteht und meine ENtscheidungen respektiert. Wenn er das kann, dann haben wir auch eine Zukunft. Wenn nicht, dann werden wir es rechtzeitig merken. Das hoffe ich zumindest." Sie nickte wieder und ihr Kopf schien zu arbeiten. Ich wusste, dass sie Jaspers Beziehung zu mir unwillkürlich mit ihrer Beziehung beziehungsweise Freundschaft zu Edward verglich. „Es muss nicht so sein Bella. Ich habe einfach das Gefühl, dass Jasper und ich es überstürzt angegangen sind und dann haben wir uns gegenseitig verletzt. Allerdings scheint mir Edward auch sehr beschützerisch. Pass einfach auf, dass du ihm rechtzeitig deine Grenzen klarmachst und dich nicht von ihm einschränken lässt." Sie lächelte aufmunternd. „Danke für deine Ehrlichkeit. Ich weiß es zu schätzen dass du deine Gedanken mit mir teilst." Ich lächelte sie an. „Kein Problem Bella. Ich wünsche euch beiden wirklich alles Gute." Wir sahen uns noch kurz an, dann blickten wir beide in Richtung von Mike und Tyler, die zusammen mit Jessica gerade die Anhöhe hinaufgestapft kamen. Hinter ihnen liefen einige der Quileute. Ich erkannte Jacob, Embry und Quil. Paul war nicht dabei, worüber ich mehr als froh war. Er wäre vermutlich mehr als erfreut gewesen. „Hey Bella!" Sagte Jacob begeistert. Sie begrüßte ihn auch und die beiden unterhielten sich. Man sah sofort dass er sie mehr mochte. Embry und Quil lachten nur über dieses Verhalten und begrüßten mich. „Hey Nina, was machst du hier?" Sagte Embry und nahm mich zur Begrüßung in den Arm. „Hallo ihr beiden, schön euch zu sehen. Ich bin mit ein paar Schulfreunden hier, genieße das Wetter." Sie nickten lächelnd. „Warum hast du nicht Bescheid gesagt, dass du vorbeikommst? Paul hatte sich bestimmt gefreut." Quil hob anzüglich die Augenbrauen hoch und ich verdrehte nur die Augen. „Ich wollte mal meine Ruhe von Männern mit zu viel Beschützerinstinkt." Sie sahen mich fragend an, wurden jedoch abgelenkt, als Jessica ein Gespräch mit ihnen anfing. Dadurch hatte ich etwas Zeit um alleine am Strand spazieren zu gehen. Nach einer Weile setzte ich mich auf einen Ast, in der Nähe des Wassers und beobachtete gedankenverloren die Wellen. Ich sah wie Jacob mit Bella spazieren ging und hörte wie er ihr eine Legende erzählte. Dass er das als Wolf nicht durfte musste ihm zwar eigentlich klar sein, aber ich wollte mich nicht einmischen. Früher oder später würde Bella sowieso von Vampiren und Werwölfen wissen. Als mein Handy klingelte und ich auf dem Bildschirm sah, dass es Emmett war, war ich erst versucht ranzugehen. Allerdings ließ ich es dann doch. Ich wusste nicht Recht, wie ich nun mit dem Rest der Cullens umgehen sollte, aufgrund Jaspers und meiner Trennung. Ich wusste auch nicht was Emmett davon hielt. Und da ich Angst hatte, ihn als Freund zu verlieren, war ich noch nicht bereit die Wahrheit darüber herauszufinden. Ich ignorierte das Klingeln und nach dem dritten Anruf innerhalb von 5 Minuten, schaltete ich mein Handy aus. Es war ein gutes Gefühl mal niemanden Rechenschaft schuldig zu sein, in Bezug darauf wo und mit wem ich gerade was machte. Dieses Recht hatte ich mir schmerzhaft zurück gekauft, durch die Trennung von Jasper.
„Hi alles ok?" Fragte mich Jessica, als ich wieder oben ankam. Mike hatte es ihr wohl wie zu erwarten war erzählt. „Ja alles klar. Wollt ihr los?" Sie nickte und bedachte mich eines mitleidigen Blickes, obgleich ich irgendwo auch meinte Genugtuung erkennen zu können. „Ja es ist arschkalt. Wir wollen langsam zurück." Mike ergänzte dann noch ein „Wenn das ok ist?". Ich nickte nur. „Na klar Mike, du bist Fahrer, also bist du Boss. Meinetwegen können wir los." Er lächelte und schien sich offensichtlich wohlzufühlen in seiner neugewonnen Rolle als Freund, jetzt wo Jasper ihn nicht mehr vertreiben konnte.
Bella umarmte mich zum Abschied und flüsterte mir nochmal ein ‚Danke' zu. „Wir sehen uns morgen in der Schule." Ich nickte. „Ja bis morgen." Dann umarmte ich noch die anderen Quileute, darunter auch Jacob, der mich nun auch entdeckt hatte. Danach fuhren wir nachhause und ich ließ mich erschöpft in mein Bett fallen.

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt