Kapitel 31

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Ich genoss die Tage in der Sonne und konnte gedanklich Abstand gewinnen zu Forks. Hatte ich wirklich darüber nachgedacht wieder Rennen zu fahren? Ich runzelte die Stirn über meine eigene Dummheit. Genau das hatte mich doch erst in das Schlamassel mit Forks gebracht. Zugegeben, vielleicht war Forks nicht ganz so schlecht wie ich dachte. Meine Gedanken wanderten zu Jasper, aber sie wanderten auch zum Rest seiner Familie. Ich dachte an die Quileute und ein Lächeln drängte sich auf mein Gesicht. „Woran denkst du Sunshine?" Fragte mich eine freundliche Mitarbeiterin der Ranch, die mich zum Flughafen fuhr. Ihr Name war Jennifer und sie hatte mir mit den Pferden geholfen und mir schöne Orte für Ausritte verraten. Insgesamt war die Auszeit mehr als gelungen. Meine Gedanken waren ruhiger, klarer und ich fühlte mich mehr im Gleichgewicht mit mir selbst. „Ich denke daran wie gut mir die Auszeit mit den Pferden und der schönen Sonne getan hat." Antwortete ich ihr ehrlich und sie lächelte. „Ja so geht es vielen hier, für mich ist es ein Paradies. Ich liebe meinen Job hier und könnte mir nichts besseres vorstellen." Ich schmunzelte. Es würde mir wohl auch so gehen, wenn da nicht Jasper wäre. Für ihn lohnte es sich zurück zu kehren, er verstand mich so viel mehr als die Meisten. Mein Lächeln verblasste etwas als ich an die Konsequenzen meines Spontanausflugs dachte. Zwar wussten die Cullens dass ich hier war, aber dennoch war mir klar, dass es Jasper störte, wenn er mich nicht beschützen konnte. Aber vielleicht ist es auch gut wenn er lernt, dass ich immer noch eine eigenständige Person bin und allein ich meine Entscheidungen treffe. Ich dachte daran wie er stürmisch verschwunden war nachdem er mich bei mir zuhause abgelegt hatte. Er hasste es sich nicht unter Kontrolle zu haben. Kontrolle gab ihm Sicherheit. Deshalb wollte er mich kontrollieren. Doch das war nicht gesund. Jasper musste lernen mir zu vertrauen. Nur so könnten wir eine echte gesunde Beziehung aufbauen, sofern das zwischen Mensch/Wolf und Vampir überhaupt möglich war.

„Dein Flug geht bei Gate 2, das Boarding startet bald. Du gehst am besten also schon zum Sicherheitscheck." Jenny lächelte. „Danke Jenny! Mein Ausflug hierher war unvergesslich." Sie grinste „Und hoffentlich kommst du auch mal wieder. Hier hast du noch meine Nummer, falls du mal wieder Probleme mit Jasper hast." Sie zwinkerte mir zu und drückte mir einen kleinen Zettel in die Hand. Ich hatte ihr von Jasper erzählt, natürlich hatte ich den Vampir Part ausgelassen. Aber ich hatte ihr erzählt, dass er sehr wechsellaunisch und kontrollierend war, dass er mich ständig beschützen will, dass er mich aber auch gleichzeitig so unheimlich gut verstand. ‚Wenn er dich so gut versteht, dann fehlt ihm nur das Vertrauen. Sonst täte er doch nicht was er tut.' Hatte sie gesagt und der Satz hatte mich ins Grübeln gebracht. Sie hatte Recht, Jasper, noch vor allen anderen, wusste wie ich mich fühlte. Und dennoch war er kürzlich einfach so verschwunden. Er nahm in Kauf dass mich das verletzte. Und das war alles andere als ok. Mit Jennys Worten war es ‚toxisch'. Aber Jenny hatte auch damit Recht, dass ich ihm mit Aktionen wie meiner Spontanreise auch Gründe zum Misstrauen gab. Ich umarmte die hübsche Blondine und verabschiedete mich von ihr.

Wenig später saß ich dann im Flugzeug Richtung Seattle und Forks. Ich schaltete mein Handy an und dutzende Nachrichten prasselten auf mich ein. 

‚Wo bist du?'-Jasper.

 ‚Hallo Liebes, ich hoffe es geht dir gut. Jasper geht es nicht gut während du weg bist. Melde dich doch bald mal, ja? Wir vermissen dich.' - Esme

Man Nina. Beweg deinen faulen Arsch hierher. Jaspers Stimmungsschwankungen gehen uns allen auf die Nerven! Weißt du wie das ist wenn der durchdreht, der normalerweise immer alle beruhigt? Uncool! Meld dich mal.'- Emmett

Ich scrollte schnell durch mein Handy und seufzte leise. Das schlechte Gewissen überkam mich. Durch das Seufzen irritiert starrte mich ein älterer Mann in der Reihe rechts von mir an. Ich versuchte es bewusst zu ignorieren. Hatte ich mich falsch verhalten? Ja es war gut sich auch mal eine Auszeit zu nehmen, aber ich war schon so das Einzelgänger-Dasein gewohnt, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie wichtig ich für andere geworden war. Eine Wärme umgab mich und ich musste wieder lächeln. Kurzum schrieb ich Esme an. ‚Hallo Esme, ich bin auf dem Rückweg. Werde heute noch in Seattle ankommen. Tut mir leid dass ich mich nicht gemeldet habe, ich musste mal abschalten' Unzufrieden starrte ich auf den Text, ‚ach egal', dachte ich und schickte den Text ab. Auch wenn mir nicht ganz klar war, wann Esme der Text erreicht, dennoch hatte es mich beruhigt die Nachricht zu schreiben.

Den Rest der Zeit verbrachte ich mit Musik hören und lesen. Es war dunkel in Seattle als ich ankam. Mein Rücken schmerzte und ich flüchtete geradezu aus dem Flugzeug nachdem mich der ältere Mann im Flugzeug noch länger „unauffällig" beobachtet hatte. In Seattle war es deutlich kühler, das spürte man direkt. Schnellen Schrittes ging ich zum Kofferband und blickte ernüchtert auf das noch stillstehende Band vor zahlreichen anderen Passagieren, welche auf ihr Gepäck warteten. Ich stellte mich etwas am Rand hin und blickte auf mein Handy bis mich eine Stimme erschrak, die mir unverkennbar bekannt vorkam. „Endlich bist du wieder da." Hörte ich und Rosalie schloss mich in eine kühle Umarmung. „Was machst du denn schon hier Rose?" Fragte ich sie gerade, als es mir durch den Kopf schoss. Doch da antwortete die schöne Blondine bereits. „Alice hat dich gesehen. Jasper hat sie beauftragt dich zu beobachten." Sie schüttelte genervt den Kopf und verdrehte die Augen. Dann ergänzte sie „Ernsthaft Nina. Tu uns das nicht wieder an. Jasper war so anstrengend und hat ständig seine Laune durch seine Kraft unbewusst auf uns übertragen. Es war zum Durchdrehen!" Ich musste grinsen bei der Vorstellung und zuckte mit den Schultern. Dann sagte ich etwas ernster „Ich musste mal rauskommen, den Kopf frei kriegen ohne all das hier." Beim letzten zeigte ich wage auf die Halle um uns herum. Rose wurde auch ernster. „Ich kann dich verstehen. Er ist sehr kontrollierend." Ich nickte beklommen. „Mir ist das einfach zu viel, ich bin kein zerbrechliches Ding, auch wenn ich so auf euch wirke. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und trage selbst die Verantwortung dafür." Sie nickte und sah mir in die Augen. „Und genau so sollte es auch sein." Sie schien zu zögern. „Manchmal denke ich es wäre besser für dich wenn du uns nie kennengelernt hättest. Aber andererseits bin ich zu egoistisch." Ich runzelte die Stirn „Wieso egoistisch?" Fragte ich verwirrt nach. Sie seufzte „Ich sehe wie glücklich du Jasper machst. Und Esme liebt dich wie eine Mutter ihr Kind. Und auch in Emmett ist wieder richtig Leben gekommen seit du da bist. Du machst uns... lebendig." Sie lachte leise ihr glockenhelles Lachen und ich sah wie ein paar Menschen sich kurz zu uns umdrehten, nur um dann wieder argwöhnisch das Gepäckband zu betrachten. „Ich bin also euer neuer Zeitvertreib?" Sagte ich und grinste Rose an. Sie lachte „Nein also Drama und Action bringt momentan Edwards tollpatschiger Mensch ins Haus." Ich wusste nicht wovon sie redete und fühlte mich sofort abgehängt. Was war in der kurzen Zeit passiert in der ich nicht da war? Rose zuckte ihrerseits mit den Schultern. „Sie ist für Edward unwiderstehlich, wenn du weißt was ich meine..." Verstohlen blickte sie sich um, aber niemand schien unserem Gespräch Beachtung zu schenken. „Warte warte, du meinst Bella? Sie... oh, ja verstehe." Ich runzelte die Stirn. „Und wie geht er damit um?" Rosalie sah mich ernüchtert an. „Er dreht durch, will ständig allein sein. Und ehrlich gesagt war es keine Hilfe, dass Jasper seine Unruhe auch noch auf jeden anderen übertragen hat." Ich kaute auf meiner Lippe. Mir war nicht bewusst gewesen dass meine Abwesenheit solche Folgen nach sich zogen, ich hatte Gewissensbisse. „Tut mir leid." Murmelte ich doch Rosalie grinste nur. „Lass uns erst mal deinen Koffer holen und dann endlich zurück zu diesem Irrenhaus."

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt