Kapitel 17: Eiskalte Suche

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Jin's Sicht:
Langsam schien ich wieder zu mir zukommen, doch ich spürte einfach nichts. Ich konnte es nicht erklären, aber alles war taub. Lag ich etwa immer noch in der Kälte? Anhand des Schnees muss es ja so sein, was mich immer weiter nach unten drückte. Wieso konnte ich denn nicht einfach so sterben? Ich spürte nur noch diese brennenden Schmerzen, die sich langsam und erbarmungslos in meine Haut fraßen. Obwohl ich sterben wollte, wollte ich es nicht so enden lassen. Ich wollte es selber tun und nicht durch die Kälte. Ich wollte noch einen Abschiedsbrief hinterlassen. Ich wollte Namjoon wenigstens noch meine Liebe gestehen, bevor ich von dieser Welt gehen würde.

Ich nahm meine letzten Kräfte zusammen und versuchte mich langsam aufzurichten, doch das fiel mir sehr schwer. Körperliche Anstrengung war genau das was ich nicht gebrauchen konnte. Es war das, was meine Knochen schmerzen ließ.

Ich biss die Zähne zusammen und versuchte es letzendlich weiter und weiter. Ich muss vorankommen und verschwinden oder zurückgehen, doch ich hatte keine Ahnung wo ich war. Ich lag nur neben einem Wald und auf der anderen Seite befand sich nichts außer Schnee. Ich konnte generell kaum etwas erkennen. Die Kälte machte mich mehr zu schaffen, als sie eigentlich sollte.

Langsam versuchte ich vom eiskalten Boden aufzustehen, doch meine Beine waren so taub, dass ich sie nicht bewegen konnte und mein erster Versuch scheiterte aufzustehen. Ich fiel wieder in den Schnee, doch ich wollte nicht aufgeben, weshalb ich es noch einmal versuchte.

Ich hatte es zumindest bis auf den Knien geschafft, doch dann fing ich an stark zu husten. Ich wusste nicht, woher es kam, aber ich hustete mir schon die Kehle aus dem Leib. Ich hustete immer stärker, dass ich mir an meine Brust fasste. Alles drehte sich viel schneller und meine neuen mobilisierten Kräfte verschwanden wieder. Dieses Husten trieb mir die Tränen in meine Augen. Meine Lunge fing höllisch zu brennen an und dann brach ich einfach schwer atmend im Schnee zusammen. Ich war unfähig mich zu bewegen. Ich wurde mit einem Mal so müde und auch dieser Versuch scheiterte und ich verlor nach und nach mein Bewusstsein.

Namjoon's Sicht:
Wir kamen alle gleichzeitig am Waldrand an, wo wir uns alle wieder mit Hoseok und Jonghun zusammenschlossen. Die Maknae's setzten sich alle auf die Bank und versuchten wieder zu Atem zu kommen. Diese kurze Pause hatten sie verdient. Hoffentlich hatte die Polizei viel mehr Glück. Wir mussten Jin finden, wenn er nicht schon erfroren war. Bei dieser Kälte könnte es durchaus sein. Nein, ich muss positiv denken. Jin ist stark. Er schafft das. Das weiß ich einfach.

"Joonie..." Ich sah auf und direkt in Jonghun's Gesicht. Er sah mich besorgt an, während seine Hand auf meiner rechten Schulter ruhte. "Hey, ich...! Verzeih mir! Es ist nur meine Schuld, dass es dazu gekommen war." Wovon redete er denn da? Schnell schüttelte ich aber den Kopf. "Du musst dich für gar nichts schuldig fühlen. Ohne dich wäre alles noch viel schlimmer ausgegangen. Es war eher meine Schuld. Ich hätte Jin zuhören müssen. Ich hätte ihn nicht gleich verurteilen sollen. Was für ein Freund bin ich eigentlich?" Wieder einmal machte ich mich selbst fertig und die Tränen nahmen kein Ende. Jin bedeutet mir einfach so unendlich viel, dass ich ihn nicht verlieren will. Keiner will das. Was sollen wir ohne ihn machen? Ohne ihn sind wir nichts. Ohne ihn...war ich nichts. "Hey, Namjoon...beruhig dich erstmal! Du bist kein schlechter Freund. Jeder hätte so gehandelt." Da könnte er recht haben und doch würde ich mir immer und immer wieder die Schuld geben. So war ich nun einmal.

Ich setzte mich langsam neben Jimin und stützte meinen Kopf auf meine Hände. Es war alles einfach nur zum verzweifeln. Wir hatten Jin's Handy, aber keine Idee wo er sein könnte. Das gibt es doch nicht. Würden die Polizisten nichts finden, dann könnte Jin schon längst Tod sein. Nein, dass wollte ich mir besser nicht ausmalen.

"Namjoon, komm! Wir suchen weiter." Jimin hat recht. Es brachte noch weniger, wenn ich in Selbstmitleid versank. Ich nickte bloß und stand auf. Wir gingen in den Wald, doch in diesen Moment fing es wieder zu schneien an, aber nicht nur das. Anscheinend bekamen wir gleich auch noch einen Schneesturm. Das war gar nicht gut. Dunkelheit und Schneesturm? So finden wir ihn heute bestimmt nicht mehr.

Mit einem Mal hielt die Polizei nahe am Straßenrand. Zwei der Polizisten stiegen aus und kamen auf uns zu. "Opa!!!" rief Jimin mit einem Mal aus, was mich ihn verwirrt ansehen ließ. Jeder schien verwirrt zu sein. Jimin schloss ihn in die Arme. "Hallo, Jimin! Lange nicht mehr gesehen. Warst du es gewesen, der die Suchanzeige geschrieben hat." Letzendlich nickte er und langsam wandten sie sich alle an uns. "Habt ihr Jin gefunden?" Leider schüttelten beide die Köpfe. "Leider nein! Aber ihr solltet besser nach Hause gehen. Es wird ein Schneesturm aufziehen." Allerdings hab ich mich schon entschieden.

Langsam trat ich nach vorne. "Das können Sie vergessen. Jin ist unser Freund...unsere Familie...! Wir geben nicht auf, bis wir ihn gefunden haben! Ihn gehts schlechter als uns. Er verlässt sich auf uns. Wir gehen nicht nach Hause, nicht ohne Jin! Wir halten alle zusammen, bis zum bitteren Ende! Wir finden Jin! Da ist es mir egal, was wir uns nehmen müssen." Die anderen leisteten mir Beistand und nickten. Die Polizisten waren von meiner kleinen Rede sehr überrascht. "Einverstanden! Aber bringt euch nicht unnötig in Gefahr!" sagte er bloß und stieg wieder in den Polizeiwagen. Wir verabschiedeten uns und suchten ihn dann weiter. Wir mussten ihn finden. Um jeden Preis!

I Need Your Love, Before I FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt