Jungkook's Sicht:
Die ganze Nacht bekam ich irgendwie kein einzigstes Auge zu. Ständig musste ich daran denken, wie sich meine Familie von der Brücke stürzte. Ich war doch für sie da. Wieso hatte es denn nicht gereicht? War das etwa meine Schuld? Konnte ich nicht gut genug für sie da sein? Was habe ich nur falsch gemacht, um meine ganze Familie zu verlieren? Jetzt habe ich niemanden mehr. Wie soll ich jetzt noch weitermachen, wo sich doch alle umgebracht haben? Wahrscheinlich bin ich auch noch daran Schuld. Ich konnte ihnen nicht helfen. Wahrscheinlich wollten sie mich gar nicht hier haben. Wäre ich nicht hierher gekommen, würden sie noch leben. Das hatten sie mir doch gesagt."Kooks?" Ich drehte mich langsam zu Taehyung, der mich besorgt und aus traurigen und geröteten Augen ansah. Ich seufzte geschafft aus und kuschelte mich schließlich an ihn. Er zögerte keine Sekunde, sondern drückte mich gleich fest an mich. "Mach dir keine Sorgen! Sobald wir wieder zurück sind, wird es dir besser gehen. Ich passe auf dich auf, okay?" Ich nickte nur schwach und fing wieder an erneut zu weinen, bis ich einfach keine Tränen mehr hatte.
Langsam stand Taehyung auf und zog mich etwas mit sich. "Komm, wir müssen aufstehen, wenn wir den Zug nach Seoul nicht verpassen wollen." Er hat recht, aber eigentlich hatte ich zu gar nichts mehr Lust. Ich fühlte mich so, als würden mich tausende Hände berühren und mich in die bodenlose Dunkelheit ziehen, aus der ich nie wieder auftauchen sollte.
Ich folgte Taehyung und es fiel mir wirklich schwer, diesen Gedanken und die Bilder loszubekommen. Ich nahm mir neue Kleidung und ging einfach duschen. Danach ging ich Zähne putzen und erhaschte kurz einen Blick in den Spiegel. Ich sah echt schrecklich aus. Ich war total fahl und blass und dunkle Ringe zierten meine Augen. Meine Augen waren rot und geschwollen von weinen. Ich sah aus wie ein Kranker.
Ich wandte mich ab und verließ das Bad wieder. Taehyung schien wohl schon auf mich gewartet zu haben. Er stand am Ausgang und schrieb wahrscheinlich die anderen, dass wir in drei Stunden zurück sein würden. "Oh, Kooks! Kommst du?" Ich nickte nur schwach und wollte mir meinen Koffer nehmen, doch das übernahm schon Taehyung. "Nein, du bist zu schwach dafür, okay? Ich nehme ihn! Komm einfach mit!" Ich wollte ihn keine Last sein, aber ich erreichte damit komplett das Gegenteil. Ich seufzte traurig aus und folgte Taehyung zum Bahnhof, der mir besorgt einen Arm um die Schultern gelegt hatte.
Wir kamen am Bahnhof an und nicht mehr als fünf Minuten würde der Zug endlich kommen, der mich hier endlich wegbrachte. Ich wollte nie wieder nach Busan zurückkehren. Ich würde ständig diese Bilder vor Augen haben und das wollte ich nicht. Ich wollte sie vergessen.
"Kookie...vergiss uns nicht, ja?"
Die Erinnerung an meinem Bruder, was er in seinen letzten Momenten zu mir gesagt hatte, kam zurück und neue Tränen liefen aus meinen Augen. Taehyung schien es zu bemerken, denn er drückte mich an sich. "Es wird alles gut werden, okay? Ich pass auf dich auf!" Er gab mir kurz einen Kuss auf meine Haare und dann beugte er sich weiter runter und legte seine sanften und weichen Lippen auf meinen. In diesen Moment war ich mehr als nur froh, dass er mitgekommen war. Ohne ihn hätte ich es nie wieder zurückgeschafft. Nie wieder!
"Tae, pass auf meinen Bruder auf."
Genau das hatte er gesagt. Er soll also auf mich aufpassen und das tat er auch. Wir lösten uns erst, als der Zug langsam in den Bahnhof einfuhr und zum Halten kam. Wir traten langsam ein und setzten uns irgendwohin. Ich kuschelte mich einfach an ihn, der ein Arm um mich gelegt hatte und mich an sich drückte, während er selbst seinen Kopf auf meinen legte. Genüsslich schloss ich die Augen und driftete irgendwann vollkommen übermüdet ins Traumland.
Ich wurde durch ein sanftes Rütteln geweckt. "Kooks, wach auf! Jungkook!!!" "W-Was..." murmelte ich, als ich langsam die Augen öffnete und mich verwirrt und etwas orientierungslos umsah. "Wir sind da!" Hab ich etwa die restlichen drei Stunden geschlafen, dass wir jetzt schon in Seoul waren? Anscheinend war ich so unendlich erschöpft gewesen.
Ich stand auf und stieg mit Taehyung zusammen aus. Wir nahmen ein Taxi zu unserem Dorm, aber niemals hätten wir gedacht, dass wir unsere Ruhe noch nicht hatten, denn in unserer Abwesenheit hatte sich einiges verändert.
Nach einigen Minuten waren wir endlich da. Von Außen sah es so unscheinbar aus, aber das nur, um alle möglichen Armys abzuschrecken, denn niemand würde damit rechnen, dass wir in einem einfachen Wohnhaus unterkommen würden, denn es sah wie jedes andere Haus auch aus.
Wir begaben uns allmählich zur Tür und Taehyung schloss auf. Er ließ mich vor, woraufhin ich ihn kurz zunickte und nach drinnen ging. "Wir sind wieder da!" rief Taehyung durch den ganzen Dorm, doch niemand kam zu uns gelaufen um uns zu begrüßen. Schliefen sie etwa noch alle? Ich hatte mit einem Mal eine üble Vorahnung.
"Kookie, sieh mal!" Ich ging zu Taehyung, der am Eingang des Wohnzimmers stand und nach drinnen sah. Ich sah ebenfalls um die Ecke und war erstmal komplett sprachlos. Die ganzen Member lagen einfach dort rum und schliefen. Hoseok auf dem Boden, die anderen drei auf der Couch, wenn auch in einer sehr unbequemen Position. Hatten sie gestern etwa eine Party gefeiert? Allerdings sah ich kein Alkohol. Was war hier also los?
Taehyung ging ins Wohnzimmer und auf die schlafenden Member zu und holte tief Luft! Ich wusste was er vor hatte und das gefiel mir gar nicht, weshalb ich im Vorfeld schon mal meine Ohren zuhielt. "HALLO ALLE MITEINANDER!!! AUFWACHEEEEEEEEEEEEEEEEEEN!!!!!" Von der Lautstärke, die durch den Dorm schallte, wurden alle wach, woraufhin Jimin und Yoongi von der Couch fielen und Namjoon und Hoseok aufschreckten. Nebenbei war Yoongi sogar auf Jimin gefallen, was mich zum lachen brachte. Taehyung stieg mit ein, während die anderen uns schmollend betrachteten. Ja, dass hatte ich echt vermisst! Willkommen daheim!
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I Need Your Love, Before I Fall
FanfictionJin ist unsterblich in Namjoon verliebt, doch er ist sich sicher, dass Namjoon zu hundertprozent hetero ist. Deswegen versuchte er seine Liebe zu Namjoon zu unterdrücken. Doch was passiert, wenn ihn alles zu viel werden würde? Er kann seine Liebe ni...