Kapitel 24: Gefangen im Alptraum

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Namjoon's Sicht:
Meine Hände wurden schwitzig und sie zitterten. Ich hatte Angst. Ich wusste nicht, was da gleich auf mich zukommen sollte. Ich wusste nicht, was ich gleich zu Gesicht bekam. Andererseits freute ich mich Jin endlich nach einem Monat wiederzusehen, aber andererseits war ich auch etwas nervös. Er war schließlich immernoch in seinem Alptraum gefangen, wo wir, nein, wo ich seine letzte Hoffnung war. Ich musste ihn darausholen. Hoffentlich behielt der Arzt Recht und ich konnte ihn darausholen. Hoffentlich kam ich zu ihn durch. Ich könnte mir niemals verzeihen, wenn er sterben würde und das durch meine eigene Dummheit.

Ich sah langsam auf, aber meine Sicht wurde verschwommener, als sich Tränen in meinen Augen bildeten. Ich konnte meine Gefühle nicht mit Worten beschreiben. Ich fühlte soviel für Jin und ich hab ihn einfach aufgegeben. Wieso hab ich dies nur getan? Er war kein schlechter Freund, sondern ich. Ich hab alles falsch gemacht. Ich hätte auf ihn aufpassen müssen. Als Leader wäre das meine Pflicht gewesen, aber ich hab versagt.

Der Arzt blieb vor einem Raum stehen. Ich sah ihn kurz fragend an, bis ich seinem Blick folgte. Wir standen nun genau vor dem Zimmer in dem Jin liegen sollte. Der Arzt sah mich mit einem Mal so erwartungsvoll an. "Na los, Namjoon!" Ich sah in den Raum zurück. Durch die Scheibe konnte ich Jin bereits sehen. Meine Kehle schnürte sich zu und ich wollte weinen und schreien, aber ich konnte nicht. Nicht jetzt, wo ich endlich Jin retten konnte.

Ich schluckte einmal und versuchte meinen ganzen Mut zusammenzunehmen, was auch langsam klappte. "Geh zu ihn und rette ihn!" Ich nickte kurz und legte meine zittrige Hand auf die Türklinke. Angespannt umgriff ich sie fester und drückte sie herunter. Die Tür öffnete sich und mein Herz pochte bis zum Hals. Mein Atem beschleunigte sich zuehmend und die Tränen vermehrten sich langsam.

Meine Knie fingen zu zittern an, als ich langsam durch die Tür schritt. Es wäre besser gewesen doch jemanden mitzunehmen, aber wahrscheinlich konnte mir niemand Halt geben. Dies konnte nur eine Person. Sie lag genau vor mir.

Ich schritt langsam auf Jin zu. Er sah so unglaublich blass aus. Er atmete schwer und kniff immer mal wieder die Augen zusammen. Aus seinen geschlossenen Augen rollten unzählige Tränen. Sein ganzer Körper hatte sich komplett verkrampft und er war ziemlich schwitzig. Seine Händen hatten sich fest ins Laken gekrallt. Er presste die Lippen aufeinander, während auf seiner Stirn unzählige Schweißperlen erschienen waren.

Der Anblick tat mir unheimlich im Herzen weh, dass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte und wie ein nasser Sack auf den Boden landete. Nun kniete ich mit verheultem Gesicht neben seinem Bett. Er schlug immer mal wieder seinen Kopf unruhig hin und her.

Sein Mund öffnete und schloss sich immer mal wieder, als würde er etwas sagen wollen, aber dann überlegte er es sich doch anders. Ich konnte ihn erstmal nur beobachten, da ich zu geschockt vom Anblick war. Ich konnte mich nicht einmal mehr bewegen. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Es war schrecklich. Zudem fiel mir auch jetzt erst auf, wie unheimlich dünn er doch war. Durch seinen Oberteil konnte man seine Rippen deutlich hervor stechen sehen. Er musste dringend aus dem Alptraum aufwachen, aber wie stellte ich das an? Wie sollte ich das anstellen?

Mit einem Mal versuchte er etwas herauszubringen, aber dann wieder doch nicht. Was soll ich sagen? Es würde doch nichts ändern, oder? Nein, aufgeben war noch nie eine Option gewesen und das wird es auch niemals sein.

"N-Nam-joon..." Ich sah wieder auf und sah ihn komplett perplex an. Erst dachte ich, er wäre endlich wach, aber dann stellte ich nur traurig fest, dass er im Schlaf geredet hatte. Das schien aber noch nicht alles gewesen zu sein. "H-Hör auf!" Seine Stimme klang so unendlich quälend und schmerzhaft, dass es unangenehm im Herzen stach. "T-Tu m-mir..." Er atmete wieder schwerer. "...d-das nicht...a-an...b-b-bitte..." Er zitterte und seine Tränen wurden mehr. "V-V-Ver...lass m-mich...n-nicht." Alles in mir zog sich schwer zusammen und dann fing er an etwas vollkommen verzweifelt herauszuschreien. "ICH WILL NICHT!!!!! ICH WILL...ZU NAMJOON!!!! ICH...ICH BRAUCHE IHN!!!" "Jin...e-es tut mir so leid!" brachte ich schluchzend heraus. Wieso war ich so schwach? Wieso konnte ich nicht mehr sagen? "N-Nein...i-ich liebe...nur dich." Moment! Die anderen schienen ja wirklich Recht zu haben. Jin liebte mich und ich ihn auch.

Wieso hab ich es nie gesehen? Wieso hab ich ihn damals so angemeckert? Das wollte ich doch alles nicht. Das hätte vermieden werden können. "H-Hass mich nicht! Geh nicht, bitte! I-Ich weiß...das ich w-w-widerlich bin. Wenn du gehst, dann...st-sterbe ich. Mein Leben...war ohne dich...nichts mehr Wert!" Ich wollte irgendwas sagen, aber nur was? Ich konnte nichts sagen. Ich saß nur hier am Boden und zitterte am ganzen Körper. Tränen liefen in Strömen aus meinen Augen, die nicht mehr aufzuhalten waren. Er tat mir so leid. Ich wollte ihn nie leiden lassen. Ich wollte ihn nie so sehen. Wieso war es nur so schwer etwas zusagen und nichts zu tun?

I Need Your Love, Before I FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt