Katarina
Müde steige ich in mein Auto. Das war eine verdammt kurze Nacht, aber eine erfolgreiche. Buddy hingegen scheint vor Energie nur so über zu sprudeln.
Ich öffne die Tür zum Revier und begrüße Nancy, die am Empfang steht. "Guten Morgen." "Morgen, habe gehört du hattest eine ereignisreiche Nacht?" "Ja, aber es hat sich gelohnt, wir haben die Kleine gefunden." "Darf ich dich was fragen?" fragt Nancy und scheint sich etwas unbehaglich zu fühlen. "Klar, auch wenn das eben eigentlich auch schon eine Frage war." sage ich ihr und zwinkere dabei. Nun muss sie lächeln. "Naja, also..., du musst es auch nicht beantworten, wenn du es nicht willst, aber kann es sein, dass du taub bist?" Mit großen Augen schaue ich sie erstaunt an. Sie scheint meinen Gesichtsausdruck wohl falsch zu verstehen, denn sie wird rot und fängt an zu stammeln "Oh mein Gott, es tut mir leid, das war so blöd von mir, natürlich bist du nicht taub." Ich unterbreche ihr Gestammel. "Alles gut, du hast ja Recht." Nun schaut Nancy mich mit großen Augen an "Echt?" Ich nicke "Ja, aber woher hast du es gemerkt? Alle anderen merken es nämlich nicht." "In meiner Familie gibt es eine Stumme und einen Tauben. Irgendwann merkt man auf was man achten muss. Du schaust ununterbrochen auf die Lippen von uns und konntest gestern die Wörter 'hören', also nehme ich an du kannst Lippen lesen und das kann man meist nur, wenn man taub ist." "Das tut mir leid für deine Familie, aber sag mal, die Stumme heißt nicht zufällig Lily?" "Woher weiß du, wie meine Nichte heißt?" kam es erstaunt von Nancy. "Sie haben wir heute Nacht gesucht gehabt." "WAS?" schreit Nancy panisch. "Warum hat mir niemand gesagt, dass es bei dem Einsatz um meine Nichte ging?" Sie fährt sich durch ihre Haare. "Hey, ganz ruhig, wir haben sie gefunden und es geht ihr bis auf ein gebrochenes Bein gut." Nun wohl etwas ruhiger sagt sie „Wirklich?" „Ja, wir haben sogar ganz gut zusammen gearbeitet. Sie hat übersetzt, was gesagt wurde und ich habe geredet."
Nancy kommt um den Tresen herum und zieht mich in eine starke Umarmung. Dann beugt sie sich zurück und macht das Zeichen für Danke. Dann lässt sie mich wieder komplett los und geht wieder hinter den Tresen. Bevor sie sich aber ihrer Arbeit wieder zu, wendet sie sich wieder mir zu „Hast du Lust auf einen Filmabend?" Strahlend lächle ich sie an „Wenn es dich nicht stört, dass der Untertitel an ist?" „Überhaupt nicht. Cool, wie wär's mit morgen Abend?" „Müsste passen. Ich muss dann auch mal los und Ben suchen." Sie nickt und sagt „Den wirst du bestimmt im Innenhof beim Kaffee finden." „Einen Kaffee könnte ich jetzt auch gebrauchen. Danke" Sie winkt ab und ich mache mich auf die Suche nach Ben, beschließe aber als erstes im Innenhof zu schauen.
Tatsächlich finde ich auch Ben dort. „Guten Morgen Ben." Er zuckt zusammen und blickt von seinem Becher auf. Er sieht ziemlich fertig aus, so als hätte er gar nicht geschlafen heute. „Alles gut bei dir?" „Ja, nur gab es nach der Suche noch einen Vorfall um den ich mich kümmern musste." Er drehte sich wieder seinem Becher zu und nahm einen tiefen Schluck. „Warum hast du mir nicht Bescheid gegeben? Ich hätte dir doch geholfen." frage ich, da ich es nicht verstehe. Für die Suche ruft man mich, aber nicht für das andere?
„Das war eher was privates. Du hättest ehrlich gesagt nur gestört." murmelt er vor sich hin. Blöd nur, dass ich Lippen lesen kann. Etwas gekränkt von seiner Aussage frage ich nach „Ich hätte gestört? Woher willst du das wissen?" Erschrocken richtet er seinen Blick auf mich. „Wie hast du das gehört?" „Du hast es ausgesprochen." gebe ich ihm schlicht die Antwort und schaue ihn dann wieder auffordernd an. Unruhig reibt er sich über den Nacken. Wieder murmelt er „Wie soll ich das bloß erklären, ohne dass er mir den Kopf abreißt? Es geht dabei um meine Familie und..." Da unterbreche ich ihn, denn erstens ist das wirklich Privat und zweitens will ich nicht verantwortlich dafür sein, dass er seinen Kopf verliert „Weißt du was, schon gut. Kannst du mir vielleicht erzählen, was wir heute vorhaben." Erleichtert über den Themenwechsel beginnt Benn zu erzählen. „Ja, da meistens hier nichts passiert, sollen wir einfach Präsenz zeigen. Wir werden etwas durch die Stadt gehen und schauen ob jemand Hilfe braucht." „Mehr nicht?" „Nope, mehr nicht. Chefield ist halt wirklich eine ruhige Stadt."
Wir sind inzwischen ein paar Stunden durch die Stadt gewandert. Ben hat mir alles wichtige gezeigt und wir haben einigen Leuten geholfen, typische Pfandfinder-Aufgaben wenn man mich fragt.
Gerade sitzen wir am Strand, direkt beim Hafen mit einem weiteren Kaffee. Buddy habe ich das Zeichen dafür gegeben, dass er spielen darf, unter Vorbehalt. Das bedeutet, dass er sich hier zwar frei bewegen darf, er mich aber vor Geräuschen warnen soll.
„Wie kommt es eigentlich dazu, dass du schon Detective bist? Du bist doch relativ jung, wenn ich das mal so sagen darf." Ich muss lachen, bevor ich wieder ernst werde. „Ich habe Gespräche mitbekommen, die ich eigentlich gar nicht mitbekommen hätte dürfen. Dadurch wurde ein halbes Polizeirevier entlassen. Es stellte sich heraus, dass die Polizisten dort fast alle korrupt waren. Ihre Machenschaften haben echt weit gereicht, wodurch sie wahrscheinlich nie aufgeflogen wären." Ben stößt einen Pfiff aus, jedenfalls hat er die Lippen so bewegt. „Hättest du die Gespräche nicht mitbekommen?" „Genau, hätte ich die nicht mitbekommen, hätten sie noch Jahre weiter machen können. Das muss ich ihnen schon lassen, es war echt genial geplant. Aber dadurch nahm die Kriminalität in deren Viertel extrem zu. Für uns ‚echte' Polizisten wurde es zu gefährlich nur zu zweit in dieses Viertel zu gehen." „Und das ist nicht aufgefallen in...?" „Es war ein Randbezirk von New York und nein das ist nicht aufgefallen." „Verstehe und warum hast du dann eine Beförderung in Chefield angenommen und nicht in New York, wo es doch viel interessanter gewesen wäre?" Traurig lächle ich ihn an „Weil mich dort kein Revier haben wollte und auf meinem Revier gab es keine freien Stellen und würde es in naher Zukunft auch keine geben. Außerdem kam ich so aus den Fängen meiner über fürsorglichen Mutter." „Verstehe, hatten die Reviere etwa Angst du lässt sie auch alle feuern?" versuchte Ben die etwas tiefere Stimmung zu verbessern. „So in etwa." Bens Gesicht strahlte auf „oder liegt es an deinem Geheimnis was du vor uns hast?" dabei wackelt er ganz komisch mit den Augenbrauen, sodass ich los lachen muss. Zwischen den Lachern bringe ich dann noch ein „Das schon eher" heraus.
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Fühl den Herzschlag
ParanormalKatarina McCarthy hat ihren Traum erfüllt und wurde zum Detective ernannt. Zusammen mit ihrem jungen Gehörlosenhund Buddy, der auch gleichzeitig ein Polizeihund ist, tritt sie ihre neue Stelle in Chefield an. Das erste Mal, dass sie alleine mit eine...