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Aaron saß noch immer in seinem Sessel.
Finya ging auf ihn zu und zog Rebecca, die sichtlich angespannt und auch nervös wirkte, sanft mit sich.
Vor dem König gingen beide Frauen auf die Knie. „Ihr...wolltet mich sprechen, Herr?" ergriff Rebecca unsicher das Wort.
Aaron nickte ihr freundlich zu. „Das wollte ich in der Tat." er wies auf die beiden freien Sessel. „Setzt Euch..."
Mit großen Augen blickte Rebecca ihren Herren an, zögerte aber, seiner Aufforderung nachzukommen. Erst als Finya bereits in einem der Sessel saß, erhob sie sich ebenfalls und ließ sich auf der äußersten Kante des Sessels nieder.
Aaron seufzte. Es würde nicht leicht werden.
„Entspann dich, Rebecca, du hast nichts zu befürchten." richtete er das Wort dann freundlich an die Sklavin. Dennoch entspannte sich Rebecca nur unmerklich.
Kurz ließ Aaron seinen Blick durch den Raum gleiten. Am noch halb gefüllten Dekanter auf der Anrichte blieb er hängen.
Kurz nickte er Finya zu, die lächelnd aufstand.
Wenig später kam sie mit drei gefüllten Weinkelchen zurück. Den ersten Kelch reichte sie Aaron, der ihn dankend entgegen nahm.
Von den beiden Anderen, die nur zur Hälfte gefüllt waren, drückte sie einen Rebecca in die Hand, bevor sie selbst wieder Platz nahm.
Fast augenblicklich verkrampften Rebeccas Finger um den Kelch.
Aaron seufzte erneut. „Es war eine dumme Idee..." murmelte er mehr zu sich. „Es kann nicht funktionieren..."
Rebecca senkte betreten die Augen und schluckte schwer. „Was kann nicht funktionieren, Herr?" fragte sie zaghaft nach.
Aaron lächelte. Vielleicht bestand ja doch eine Chance. Immerhin hatte Rebecca gerade den Mut aufgebracht, ihn selber anzusprechen.
„Das, worum ich dich bitten möchte." erwiderte Aaron freundlich. Er hob seinen Kelch und trank einen Schluck Wein. Finya tat es ihm gleich. Lediglich Rebecca zögerte. Aaron nickte ihr aufmunternd zu. „Trink, Rebecca.
Zaghaft hob die junge Frau den Kelch an ihre Lippen. Schon oft hatte sie sich gefragt, wie dieser rote Trank wohl schmecken würde und nun sollte sie tatsächlich die Gelegenheit dazu bekommen. Ihre Finger schlossen sich fester um den Kelch, als ob sie befürchtete, dass man ihn ihr im letzten Moment wieder entreißen würde.
Aaron lachte leise. „Keiner nimmt dir den Kelch weg." erklärte er freundlich. Rebecca lächelte zaghaft und probierte nun endlich den Wein.
Mit einem Strahlen auf dem Gesicht tat sie es Aaron und Finya gleich und stellte den Kelch zur Seite.
„Und jetzt entspann dich endlich und setz dich bequem hin." forderte Aaron sie erneut freundlich und geduldig auf. Dieses Mal kam Rebecca der Aufforderung nach.
Immer noch etwas unsicher sah sie ihren Herren abwartend an.
„Nungut...wo fange ich an..." nachdenklich fuhr Aaron sich mit der Hand über das Kinn.
„Bei den Banketten bei Imperator Aegir habe ich den König eines benachbarten Landes näher kennen gelernt."
Kaum hatte Aaron das Bankett erwähnt, verkrampfte Rebecca erneut. Ihre Hände krallten sich regelrecht in die Lehne ihres Sessels.
Geduldig wartete Aaron, bis Rebecca sich wieder etwas entspannt hatte.
„Du hast am eigenen Leib erfahren, wie manche Herren mit ihren Sklaven umgehen." ergriff er dann wieder das Wort. „Das ist auch der Grund, warum du nach wie vor nur wenig in meinem persönlichen Dienst stehst. Ich weiß, dass du mich noch immer fürchtest und dass sich das vielleicht auch nie ändern wird. Dennoch möchte ich dich um deine Hilfe bitten."
Erstaunt sah Rebecca ihren Herren an, unsicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte.
Aaron schmunzelte. „Du hast mich schon richtig verstanden. Es ist eine Bitte und kein Befehl."
Rebeccas Hände spielten nervös in ihrem Schoß. „Was genau möchtet Ihr, dass ich tue, Herr?"
Aaron lächelte zufrieden. „Dieser König...König Ashok...gehört zu den Vampiren, die ihre Sklaven eher...grob...behandeln.
Allerdings ist er fasziniert, wie gehorsam Finya ist und hat mich um Hilfe bei der...Erziehung...seiner Sklavin gebeten. Er scheint mir bereit, seine Haltung gegenüber Sklaven zu ändern."
Rebecca hörte aufmerksam zu.
„Allerdings kann ich ihm an Finya nur zeigen, wie gehorsam sie ist und nicht, wie ich ihr...bestimmte Dinge...beigebracht habe."
Langsam nickte Rebecca, schluckte dann aber schwer, als sie realisierte, worauf Aaron hinaus wollte. „Und jetzt wollt Ihr..."
Aaron nickte. „Ich würde dich gerne mit zu König Ashok nehmen."
Nachdenklich senkte Rebecca den Kopf.
Zögerlich sah sie Aaron schließlich an.
„Ich könnte also helfen, dass es einer anderen Sklavin in Zukunft...besser...ergeht?"
„Das wäre gut möglich."
„Was...werdet Ihr von mir erwarten?"
Aaron lächelte und schlug entspannt die Beine übereinander.
„Im Grunde nur, was ich jetzt bereits von dir erwarte."
Rebecca schluckte schwer. „Ich werde es tun, Herr."
Aaron neigte den Kopf.
„Ich danke dir, Rebecca. Und ich gebe dir mein Wort, dass dir nichts Schlimmes widerfahren wird."
Aaron griff nach seinem Wein und trank einen Schluck. Finya tat es ihm gleich und nach kurzem Zögern griff auch Rebecca nach ihrem Kelch. „In drei Tagen werden wir abreisen." wandte Aaron sich an seine beiden Sklavinnen, als diese ihre Kelche geleert hatten.
„Für heute ist es zu spät, noch mehr zu besprechen. Finya wird dich zurück in dein Zimmer bringen." wandte er sich dann an Rebecca und nickte ihr freundlich zu.
Kurz winkte Aaron Finya zu sich. „Begleite Rebecca zurück in ihr Zimmer. Danach geh zu Yorick und sage ihm, dass ich ihn sprechen möchte. Am besten noch heute."
Finya nickte.
Gemeinsam verließen sie Aaron's Gemächer. Sie kamen gerade die Treppe herunter, als sich ihnen eine noch recht junge Wache in den Weg stellte und beide am Arm packte. „Was habt ihr in dritten Stock zu suchen gehabt? Sklaven haben dort keinen Zutritt." fuhr er sie streng an. Während Rebecca sichtlich blass wurde und versuchte, sich klein zu machen, blieb Finya entspannt. „Mein Herr wollte Rebecca sprechen. Daher habe ich sie zu ihm gebracht." erklärte sie höflich.
„Schweig, Sklavin, und erzähle keine Lügen." fuhr der Vampir sie an. „Ich bringe euch in den Kerker. Morgen wird der Gardehauptmann entscheiden, welche Strafe euch erwartet."
Rebecca begann zu zittern, doch Finya seufzte nur. „Bei allem Respekt. Mein Herr erwartet mich zurück und wird nicht sehr erfreut sein, wenn ich mich verspäte."
„Ich sagte, du sollst schweigen, Sklavin."
Finya schüttelte nur fassungslos den Kopf.
„Dann tut, was Ihr für richtig haltet, doch beschwert Euch hinterher nicht über die Konsequenzen."
„Willst du mir drohen, Sklavin?"
Der Vampir ließ Rebecca los, die angstvoll zurück wich, und wandte sich Finya komplett zu. In diesem Moment kam Finya ihr Training mit den Gardemitgliedern zu Gute. Sie wich der zweiten Hand des Vampirs aus, als dieser nach ihr greifen wollte. Überrascht verharrte der Mann einen Moment. Im nächsten Augenblick drängte er Finya jedoch an die Wand. Finya hatte die Wand noch nicht berührt, als er bereits kraftvoll zur Seite gestoßen wurde und sich beinahe im gleichen Augenblick selbst mit einem Silberdolch an der Kehle an die gegenüber liegende Wand gedrängt wiederfand.
„Geht es dir gut, Finya?"
„Ja. Es ist alles in Ordnung, Jonas."
Jonas wandte sich wieder der Wache vor ihm zu. „Was genau dachtest du, was du hier tust?"
Die Wache versuchte, sich zu befreien, stoppte diesen Versuch aber sehr schnell, als Jonas den Druck seines Dolches erhöhte.
„Die Sklavinnen waren im dritten Stock." erklärte er statt dessen.
„Natürlich waren sie das."fuhr Jonas ihn nun doch leicht verärgert an. „Hast du überhaupt eine Ahnung, welche Sklavin du da in den Kerker bringen wolltest?
Finya ist die persönliche Sklavin deines Königs und hat somit jedes Recht, im dritten Stock zu sein. Und wenn sie jemanden bei sich hat, wird das garantiert seine Richtigkeit haben."
Die Wache vor ihm wurde blass.
Langsam nahm Jonas seinen Dolch herunter und steckte ihn wieder weg. Betreten blickte der Mann zu Boden.
„Wie ist dein Name?"
„Niklas."
„In Ordnung. Ich rate dir, dich selbst bei deinem Hauptmann zu melden und deinen Fehler einzugestehen. König Aaron wird ohnehin von dem Vorfall erfahren."
Niklas nickte. Als Jonas zur Seite trat, machte er einen Schritt auf Finya zu, die inzwischen neben der noch immer zitternden Rebecca stand.
Sofort begann Rebecca, noch stärker zu zittern.
Jonas legte Niklas die Hand auf die Schulter, um ihn zu stoppen.
Niklas blieb stehen und räusperte sich leicht.
„Es...tut mir Leid. Ich...bitte um Verzeihung." wandte er sich an die beiden Sklavinnen. Finya nickte nur.
„Geht jetzt." forderte Jonas die Wache auf und trat dann selbst neben Finya.
„Rebecca, komm. Ich bring dich in dein Zimmer."
Sofort schüttelte Rebecca panisch den Kopf und klammerte sich an Finya fest. „Lass mich nicht allein, Finya." flehte sie.
Leicht hilflos blickte Finya auf ihre Freundin. „Ich kann unseren Herren fragen, ob du in meiner Kammer schlafen darfst, mein Bett ist groß genug..." Sofort nickte Rebecca.
„Aber vorher muss ich noch zu Yorick." erklärte Finya.
Jonas lächelte freundlich. „Das kann ich übernehmen. Was sollst du ihm ausrichten?"
Dankbar erwiderte Finya das Lächeln. „Mein Herr möchte ihn sprechen. Am liebsten noch heute."
„Wartet hier." forderte Jonas die beiden Frauen auf. Kurz suchte er die Umgebung ab und war dann im nächsten Moment verschwunden. Keine Minute später stand er wieder neben den beiden Frauen.
Inzwischen hatte Finya Rebecca auf die Füße gezogen.
Langsam trat Jonas an ihre Seite. „Lass mich dich stützen, Rebecca." sprach er sie freundlich an.
Kurz darauf standen sie vor Aaron's Türe. Finya klopfte an, öffnete die Türe und betrat den Raum.
„Was hat dich aufgehalten, Fin..."
Aaron stockte, als er sah, dass Finya nicht alleine war. Als er Rebecca sah, die immer noch bleich und zitternd, gestützt von Jonas, neben Finya stand, verfinsterte sich sein Blick. Rasch trat er auf die beiden Frauen zu.
„Was ist geschehen?"
Finya sah ihren Herren an. „Wir kamen gerade die Treppe herunter, als eine Wache uns...aufhielt."
Aaron's Blick verfinsterte sich. „Er wird Euch wohl kaum nur aufgehalten haben..."
Finya schüttelte den Kopf. „Nein, Herr. Er hat uns festgehalten und wollte uns in den Kerker bringen, weil wir im dritten Stock waren.
Rebecca hat sich sehr erschreckt..."
„Das sehe ich." knurrte Aaron.
„Sie...wollte nicht alleine bleiben, Herr. Dürfte sie heute Nacht vielleicht bei mir in meiner Kammer schlafen?"
Aaron lächelte und wandte sich an Rebecca. „Möchtest du denn hier schlafen?"
Noch immer leicht zitternd sank Rebecca auf die Knie. Dann hob sie den Kopf und sah Ihren Herren fast schon vertrauensvoll an. „Ja, Herr. Das möchte ich."
Aaron's Hand legte sich auf Rebeccas Schulter. „Dann darfst du gerne so lange du möchtest hier schlafen."
Sein Blick wanderte zu Finya. „Und jetzt möchte ich wissen, was genau passiert ist."
Er wies auf den großen Tisch und wartete, bis alle saßen.
Als Finya geendet hatte, wanderte sein Blick zu Jonas. „Gut gemacht, Jonas." lobte er ihn. „Das bestätigt mich nur noch einmal mehr in meinem Entschluss. Wie hieß die Wache?"
„Niklas, Hoheit."
Aaron's Blick wurde nachdenklich. „Finya, geh zur Wohnung neben meiner und bitte Dimitri zu mir."
Kurz darauf kehrte Finya mit Dimitri zurück.
„Geht schlafen." wandte Aaron sich an Finya und Rebecca. „Es ist spät."

Finya 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt