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Auch die nächsten Tage verbrachte Finya viel Zeit auf der Weide bei Andala und jedes Mal ließ die Stute es zu, dass Finya auf ihr ritt.
Raphael beobachtete jedes Mal nachdenklich, wie sehr sich die Bindung zwischen Finya und dem Pferd zu vertiefen schien.
Schließlich holte er die junge Stute in den Innenhof.
Neugierig beobachtete Finya, wie sanft Raphael mit dem Tier umging um es langsam und behutsam daran zu gewöhnen, gesattelt zu werden.
Raphael schmunzelte, als er Finyas neugierigen Blick sah. „Andala ist kein Fohlen mehr. Es wird also Zeit, sie an einen Reiter zu gewöhnen. Und damit meine ich nicht, dass du auf ihrem blanken Rücken reiten darfst..." erklärte er ihr und streifte dem Tier behutsam ein leichtes Halfter über den Kopf.
Aufgeregt begann die Stute zu schnauben und warf den Kopf nach oben.
Als Finya jedoch neben sie trat und leise auf Andala einredete, beruhigte sich die Stute fast sofort.
Raphael lachte leise und schüttelte leicht den Kopf. „Andala vertraut dir wirklich in besonderem Maße...Lass uns etwas versuchen..."
Er reichte Finya zunächst die Satteldecke und nickte Finya zu, sie auf Andalas Rücken zu legen.
Sanft strich Finya über Andalas Hals und zeigte ihr, was sie in der Hand hielt, bevor sie die Decke auf den Rücken des Pferdes legte, das zwar kurz tänzelte, aber ansonsten ruhig blieb.
Raphael nickte und griff in Andalas Mähne. „...und jetzt der Sattel, Finya..." forderte er sie auf und deutete auf die Bank, wo der Sattel bereit lag.
Erneut zeigte Fina Andala den Sattel und sprach ruhig auf sie ein, bevor sie ihn vorsichtig auf den Rücken des Tieres legte. Andala schnaubte kurz und Raphael festigte seinen Griff etwas.
„Gut gemacht, Finya...jetzt komm hierher..."
Er wies Finya den Platz neben sich zu, damit sie das Tier weiter beruhigen konnte, während er selbst den Sattelgurt schloss. Zunächst nur locker, damit die Stute sich auch an dieses Gefühl gewöhnen konnte.
Raphael schien jede kleinste Regung des Pferdes genau zu beobachten, doch blieb dieses erstaunlich ruhig, tänzelte lediglich immer wieder leicht.
„Jetzt greif in das Halfter und führe Andala ein bisschen über den Hof."
Lächelnd begann Finya die Stute über den Hof zu führen, bis sich das Tier mehr und mehr beruhigte und schließlich ohne jegliches Tänzeln neben Finya her ging.
Erneut trat Raphael neben die beiden und nahm Andala das Halfter wieder ab, bevor er ihr behutsam ein Bosal anlegte. Dann trat er an die Seite des Pferdes und zog den Sattelgurt fest.
„Jetzt geh ein Stück zurück..." forderte er Finya auf und wartete, bis diese sich entfernt hatte, bevor er selbst langsam in den Sattel stieg.
Sofort begann Andala erneut zu tänzeln, doch Raphael saß sicher im Sattel und sprach beruhigend auf das Tier ein, bis es sich wieder beruhigt hatte.
Schließlich begann er, die Stute über den Hof zu reiten.
Ab und an warf das Tier zwar noch den Kopf nach oben, doch bald schon reagierte es auf jedes Zeichen, das Raphael ihm gab.
Raphael lachte zufrieden, lenkte Andala auf die Weide und ließ sie dort galoppieren.
Erst nach einer ganzen Weile kehrte er zurück und blieb direkt vor Finya stehen.
Gemeinsam mit Finya zäumte er das Tier ab, bevor er es zurück auf die Weide schickte.
„Danke, für deine Hilfe, Finya...aber jetzt habe ich noch etwas anderes zu erledigen..."

Eine Woche später war schließlich der Tag der Abreise gekommen.
Den ganzen Morgen über hatten Sklaven bereits kistenweise Wein und Proviant auf die beiden Schiff geladen.
Schließlich standen alle am Steg bereit. Lediglich Finya fehlte noch, näherte sich jedoch gerade aus Richtung der Weide.
Sofort merkte Aaron, dass Finya sichtlich betrübt wirkte.
„Was ist los, meine kleine Sklavin?" wandte er sich sanft an sie.
Finya seufzte missmutig. „Ich konnte Andala nicht finden. Dabei hätte ich mich gerne noch von ihr verabschiedet..."
Irritiert blickte sie auf, als Raphael, Andros und Aaron sich wissend angrinsten, wandte sich dann jedoch ruckartig um, als sie auf einmal Hufgetrappel hörte.
Wie versteinert blieb sie stehen, als sie Alessandro sah, der Andala am Halfter auf sie zuführte. Um den Hals der Stute war eine dunkelrote Schleife gebunden, Andala begann unruhig zu tänzeln, als sie Finya sah. Alessandro schien große Mühe zu haben, das Tier im Zaum zu halten. Als Raphael ihm jedoch zunickte, ließ er die Stute los und diese trabte auf Finya zu.
Dicht vor Finya blieb sie stehen und rieb, wie so oft, ihren Hals an der Schulter der jungen Sklavin.
Glücklich begann Finya, über den Hals der Stute zu streichen, blickte dann jedoch teils fragend, teils verwirrt zwischen Raphael, Andros und Aaron hin und her, die sie immer noch angrinsten.
Raphael trat schmunzelnd neben Finya und strich der Stute ebenfalls liebevoll über den Hals.
„Finya...ich schenke dir Andala...oder vielmehr...ich überlasse sie dir. Andala hat sich längst für dich entschieden. Wer bin ich, sie von dir fern zu halten? Ich bin mir sicher, dass sie bei dir in guten Händen ist."
Ungläubig blickte Finya erst zu Raphael, dann zu Aaron. „...aber..." setzte sie an, schien gänzlich überfordert zu sein.
Aaron trat nun ebenfalls neben sie und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Raphael hat mir mit gesprochen, gleich nachdem ihr Andala gemeinsam an den Sattel gewöhnt habt." erklärte er. „Er hat mich gefragt, was ich von der Idee halte und ich war einverstanden."
Langsam nickte Finya und wandte sich dann wieder Raphael zu.
Zögernd trat sie näher an ihn heran und hab leicht die Arme, verharrte dann jedoch.
Raphael schmunzelte, überwand die letzte Distanz und schloss Finya in seine Arme.
Zaghaft umarmte Finya den Mann. „Ich danke Euch, Raphael. Ich kann gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet. Ich werde stets gut auf Andala achten." versprach sie ernsthaft.
„Dessen bin ich mir sicher. Sonst hätte ich mich nicht entschieden, sie mit dir zu schicken." Raphael lächelte und löste sich langsam von Finya.
„Ich wünsche dir eine gute Reise, Finya. Andros und ich werden euch bestimmt bald einmal besuchen."
Nachdem sich Finya auch von den Anderen verabschiedet hatte, ging sie schließlich an Deck. Alessandro hatte Andala bereits in eine vorbereitete Box an Deck gebracht und so setzte das Schiff kurz darauf Segel in Richtung Heimat.

Finya 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt