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Der Tag neigte sich bereits seinem Ende, als Aaron schließlich die Reitstunde seiner beiden Sklaven beendete. Er war durchaus zufrieden mit ihnen. Taro war ohnehin begeistert davon, reiten zu lernen und hatte die Lektionen daher sehr schnell verstanden und umgesetzt.
Aber auch Rebecca, die dem Unterricht gegenüber deutlich abgeneigter war, hatte inzwischen Spaß am Reiten gefunden und machte sich nicht einmal schlecht.
Mit ein bisschen Übung würden beide sichere Reiter werden.
Zufrieden wandte er sich an Alessandro und winkte ihn zu sich.
„Ja, Herr?"
Aaron nickte ihm freundlich zu. „Du warst mir eine große Hilfe heute. Du wusstest genau, was ich erwarte, ohne dass ich es dir lange erklären musste. Ich bin sehr zufrieden mit dir."
Verlegen lächelte der Junge und verneigte sich. „Es hat mir...Spaß gemacht, Herr."
Aaron schmunzelte. „Bring bitte die Pferde zurück in den Stall und versorge sie. Ich brauche dich für heute nicht mehr."
Respektvoll verneigte Alessandro sich vor Aaron, griff nach den Zügeln der Pferde und führte sie zurück zum Stall.

Schließlich drehte Aaron sich zu Taro und Rebecca um.
„Ich danke euch, für die Ablenkung. Aber jetzt habt ihr euch eine Pause verdient. Genießt den Abend."
Damit ließ er die beiden stehen und wandte sich wieder ab. Erneut verließ er den Innenhof und nahm auf der steinernen Bank vor dem Haus Platz.
Erneut suchte sein Blick in der Ferne nach irgend einem Anzeichen, doch dieses Mal wirkte er dabei deutlich ruhiger und entspannter. Finya würde bald wieder da sein. Dessen war er sich sicher.
Die Sonne war bereits untergegangen, als Rebecca neben ihm mit einem Tablett in der Hand auftauchte.
„Ihr habt das Abendessen verpasst, Herr." wandte sie sich an Aaron und stellte das Tablett neben ihm auf die Bank.
Aaron lächelte müde. „Danke, Rebecca, aber ich habe keinen Hunger..."
Rebecca schüttelte leicht den Kopf. „Ihr solltet trotzdem etwas essen, Herr." erwiderte sie ruhig.
Erstaunt hob Aaron den Kopf. Auch wenn Rebecca sich inzwischen an ihn gewöhnt hatte, war es das erste Mal, dass sie ihm derart widersprach. Ein Schmunzeln setzte sich auf seine Lippen und er griff nach dem Teller.
Eine Stunde später - Rebecca hatte das Tablett längst wieder zurück ins Haus gebracht - nahm Aaron auf einmal eine Bewegung am Horizont wahr. Der Schatten, denn mehr war es bisher nicht, näherte sich sehr schnell und bald schon erkannte Aaron, dass es sich bei dem Schatten um Ivar handelte.
Er lächelte erst, wurde dann aber ernst, als ihm bewusst wurde, dass Ivar alleine war. Wo waren die Anderen? War Finya etwa doch etwas zugestoßen?
Rasch stand er auf und rannte Ivar entgegen. Leicht außer Atem kam Ivar kurz darauf vor ihm zum Stehen.
„Wo ist Finya.." brach es sogleich aus Aaron heraus, den Blick besorgt auf Ivar gerichtet.
Ivar atmete einmal durch. „Finya geht es gut, Aaron, keine Sorge." beruhigte er seinen Dienstherren.
Erleichtert atmete Aaron auf. „...und wo ist sie?"
Ivar lächelte. „Finya ist mit den Anderen an der Grenze zum verbotenen Teil der Insel. Sie war allerdings recht erschöpft, deshalb wollte Dimitri ihr eine Pause gönnen und hat mich voraus geschickt."
Aaron nickte. „..wo finde ich sie?"
Schmunzelnd gab Ivar seinem König das Zeichen, ihm zu folgen. „Komm...ich zeige dir den Weg."

Erschöpft war Finya inzwischen gegen einen Stein gelehnt eingedöst.
Jaro hielt sich etwas abseits. Die Erschöpfung war ihm noch immer deutlich anzusehen, schien auch nicht besser zu werden. Immer wieder huschte sein Blick zu Finya. Jedes Mal stöhnte er dann leise, ballte die Fäuste und wandte sich dann wieder ab. Besorgt musterte Arvid den Mann und wandte sich dann leise an Dimitri.
„...Jaro hat sich übernommen...Ich denke, er braucht dringend Blut..."
Aufmerksam musterte Dimitri den erschöpften Mann „...Jaro...?", sprach er ihn unvermittelt an.
Abrupt hob Jaro den Kopf und sah Dimitri aus leuchtend roten Augen an.
Missbilligend schnalzte Dimitri mit der Zunge. „...wann hast du zuletzt etwas getrunken, Jaro?"
Jaro legte nachdenklich die Stirn in Falten. „Vor zwei oder drei Tagen..."
Dimitri seufzte. „...du solltest wirklich regelmäßiger trinken, Jaro. Zumal jetzt, wo du körperlich wieder aktiver bist. Wirst du es schaffen, dich zu beherrschen oder soll einer von uns dich zum Haus bringen?"
Jaro schien kurz zu überlegen, richtete sich dann etwas auf. „Ich kann mich beherrschen. Finya ist sicher. Ich würde ihr nie etwas antun." erklärte er dann.
Dimitri nickte zufrieden. „Komm...setz dich dort drüben hin. Das wird es dir etwas leichter machen..." forderte Jaro dann auf und wies auf einen Platz, wo der Wind nicht Finyas Geruch zu Jaro tragen würde.

Eine halbe Stunde später richtete Jonas sich auf. Sofort lagen alle Blicke auf ihm. „Sie kommen. König Aaron und Ivar werden in Kürze wieder hier sein.
Verschlafen öffnete Finya die Augen und richtete sich ebenfalls auf. Lächelnd stand sie auf und blickte in die Richtung, aus der ihr Herr kommen musste.
Als sie eine Bewegung sah, ging sie Aaron ein Stück entgegen und wurde im nächsten Augenblick bereits von zwei starken Armen umfangen.
Aaron zog Finya dicht an sich heran. „...endlich habe ich dich wieder." raunte er ihr ins Ohr.
Finya lächelte. „...es war doch nur unser Spiel, Herr..."
Unwillig brummend schob Aaron Finya auf Armeslänge von sich weg und sah sie an.
„Ja...es war unser Spiel. Und es war das letzte Mal, dass wir dieses Spiel gespielt haben." bestimmte er dann.
„Ich habe mir viel zu große Sorgen gemacht, um das noch einmal zu wiederholen.", brummte er unwillig, bevor sein Blick wieder sanfter wurde.
„Du hast mich ganz schön überrumpelt. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass du hier das Spiel starten könntest...Aber wie ich gehört habe, war mein Vater da nicht ganz unschuldig..."
Grinsend trat Raphael neben Aaron und klopfte ihm auf die Schulter.
„Nein...Andros war nicht ganz unschuldig. Und ich genauso wenig. Aber ich habe gut auf deine Finya aufgepasst."
Aaron schmunzelte. Dann fiel sein Blick auf Jaro - dem einzigen, der nicht bei den Anderen stand.
„Was ist mit Jaro?"
„...er hat sich etwas übernommen..." erklärte Eric und trat einen Schritt vor. „...und dazu hat er die letzten Tage zu wenig getrunken, dafür, dass er jetzt wieder aktiver ist."
Sofort zog Aaron Finya wieder näher zu sich. „Und dann lasst ihr ihn in Finyas Nähe bleiben?"
Seine Augen funkelten fast schon wütend.
Sanft befreite sich Finya aus Aarons Armen. „Ich glaube nicht, dass er mir etwas tun würde, Herr. Er hat sich gut unter Kontrolle."
Arvid und Dimitri nickten bestätigend. „Er ist keine Gefahr für Finya."
Nur langsam entspannte sich Aaron.
„Es ist spät...lasst uns zurück kehren. Die Nachbesprechung verschieben wir auf morgen." wandte er sich dann an seine Garde und Jaro.
„Komm Finya, ich trage dich wieder..." lächelnd trat Dimitri auf Finya zu und hob sie hoch.
Bereits wenige Minuten später standen alle im Innenhof.
Andros hatte dafür gesorgt, dass der Innenhof mit Laternen hell erleuchtet war. Auch stand für die Heimkehrer ein spätes Abendessen auf dem Tisch.
Lächelnd trat Aaron auf seinen Vater zu. „Ich danke dir, Vater."
Andros schmunzelte. „Wie ich sehe, geht es Finya gut - bis auf die Müdigkeit und Erschöpfung. Ich hatte es dir doch versprochen..."

Finya 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt