Schließlich war der Tag der Abreise gekommen.
Schon früh am Morgen wurde die Kutsche mit dem letzten Gepäck beladen.
Auf einem weiteren Wagen wurde Proviant und was sonst für die Fahrt benötigt wurde, aufgeladen.
Die Sonne ging gerade erst auf, als schließlich alles fertig war.
Zufrieden ließ Aaron den Blick über den Hof gleiten.
Jaro hatte gerade das letzte Seil fest gezogen und trat nun mit einer Verneigung auf Aaron zu, während die Garde bereits die Pferde aus dem Stall führte und dann ebenfalls neben Jaro trat.
Aaron nickte Jaro zu. „Du wirst gemeinsam mit Eric die Proviantkutsche lenken." erklärte er.
„Arvid und Kjell...ihr werdet wie üblich meine Kutsche lenken. Ihr anderen begleitet uns auf den Pferden."
Kurz darauf traten Rebecca und Finya, die einen noch sehr müden und schläfrigen Taro an der Hand mit sich zog, in den Innenhof.
Zufrieden nickte Aaron den dreien zu. „Du kannst gleich in der Kutsche weiter schlafen, Taro." erklärte er und nickte seinen drei Sklaven zu, einzusteigen.
Er selbst versicherte sich, dass alles bereit war, bevor er ebenfalls einstieg und das Zeichen zur Abfahrt gab.
Taro wirkte auf einmal überhaupt nicht mehr müde. Die Nase an das Kutschfenster gepresst beobachtete er aufgeregt, wie die Kutsche erst das Burgtor passierte und danach die Landschaft an ihr vorbeizuziehen schien.
Unruhig zappelte er herum in dem Versuch, alles zu sehen und nichts zu verpassen.
Eine ganze Weile ließ Aaron dieses Verhalten geduldig zu. Immerhin war es seit zwei Jahren das erste Mal, dass Taro die Burg verließ. Doch schließlich wurde es auch ihm zu viel.
„Genug jetzt, Taro." sprach er ihn mahnend an. „Wir werden noch lange unterwegs sein. Du wirst also noch sehr viel entdecken können. Ruh dich jetzt aus. Wir machen später eine Rast. Dann kannst du auch draußen etwas herum laufen."
Entschuldigend nickte Taro. „Ja, Herr.."
Er lehnte sich zurück und Finya legte den Arm um den Jungen.
Es dauerte nicht lange und Taro war eingeschlafen und auch Finya und Rebecca fielen schließlich die Augen zu.
Entspannt lehnte sich auch Aaron zurück und beobachtete die drei Sklaven, die schlafend ihm gegenüber saßen.
Als Finya, Rebecca und Taro einige Zeit später wieder wach waren, gab Aaron das Zeichen zum Halten und nickte den Dreien zu.
„Vertretet euch etwas die Füße, dann fahren wir weiter."
Ohne, dass er einen Befehl dazu geben musste, sicherte seine Garde die Umgebung ab, während Jaro lediglich vom Kutschbock stieg, jedoch neben der Kutsche stehen blieb.Erst gegen Mittag machten sie erneut Rast und sogleich begannen Andrej und Jaro eine kleine Kochstelle aufzubauen, während Ivar und Arvid im nahegelegenen Wald verschwanden und bereits kurz später mit einigen erlegten Hasen zurück kehrten, die sie sogleich Andrej reichten, damit dieser sie über dem Feuer braten konnte.
Als alles wieder aufgeladen war, setzten sich die Kutschen erneut in Bewegung. Immer weiter ging es in Richtung Süden. Gegen Abend ritten Dimitri und Gregori ein Stück voraus, um einen geeigneten Lagerplatz für die Nacht zu wählen.
Dort angekommen begann Jaro sogleich den zweiten Wagen abzuladen und gemeinsam mit den Anderen die Zelte aufzubauen.
So vergingen die nächsten Tage. Immer häufiger ließ Aaron Pausen einlegen, damit sich vor allem der junge, bewegungsfreudige Taro die Füße vertreten konnte.
Je länger die Reise ging, desto wärmer schien es zu werden.
Schließlich, nach fast einer Woche, hielt die Kutsche auf einmal an.
Zufrieden nickte Aaron seinen Begleitungen zu, auszusteigen.
Dieses Mal stieg er selbst ebenfalls aus.
Neugierig blickten die drei Sklaven sich um. Sie befanden sich auf einer Anhöhe, von der aus der Weg sanft abfiel.
Vor ihnen jedoch glitzerte das Meer und breitete sich schier endlos aus.
Fasziniert ging Finya einige Schritte nach vorne und auch Rebecca und Taro folgten ihr.
Finya leckte sich über die Lippen. Sie konnte die salzige Meeresluft nicht nur riechen, sondern auch schmecken.
Auch konnte sie hören, wie die Wellen immer wieder gegen den Strand schlugen.
Fasziniert machte sie noch einen Schritt nach vorne und merkte gar nicht, wie Aaron lautlos neben sie trat.
Erst nach einer ganzen Weile hob sie den Blick und wandte sich Aaron zu.
„...ist das das Meer, Herr?" fragte sie leise und fasziniert nach.
„Ja, Finya. Das ist das Meer."bestätigte er ihr.
„Es ist wunderschön....so weit...so endlos...so...ruhig.."
Aaron lächelte. „Ja....jetzt gerade ist es ruhig. Es kann aber auch wild und stürmisch sein..." erwiderte er und blickte auch zu Rebecca, die Taro an der Hand hielt.
„Kommt...wir müssen weiter. Ihr werdet noch genug Zeit haben, das Meer zu bestaunen. Den letzten Teil des Weges müssen wir mit dem Schiff zurück legen" erklärte er und nickte den drei Sklaven zu, wieder in die Kutsche zu steigen.
Langsam und gemächlich lenkte Kjell die Kutsche die Anhöhe hinunter und Jaro folgte ihm ebenso mit der zweiten.
Dort, am Fuße der Anhöhe und verborgen hinter einem Wall aus Steinen, lag ein Schiff vor Anker.
Aaron nickte Finya zu und gemeinsam mit Rebecca und Taro und bewacht von Jonas gingen die drei am Strand spazieren, während die Garde mit Jaro die Kutschen auf das Schiff ablud.
Schließlich war alles bereit. Vorsichtig und unsicher liefen die drei Sklaven über die wacklige Planke an Bord des Schiffes.
Kurz darauf legte das Schiff ab. Finya, Taro und Rebecca standen am Bug und beobachteten, wie dieser pfeilschnell durch die Wellen glitt. Auch Aaron stand im Bug und lächelte. Es gefiel ihm, wie entspannt und gelöst die drei waren.
Zwei Tage später tauchte auf einmal Land am Horizont auf.
Aaron trat neben Finya und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Noch ein paar Stunden und wir sind am Ziel unserer Reise angekommen." erklärte er.
Eilig kam Taro von der Mitte des Schiffes angerannt. Auch er hatte den Ruf „Land in Sicht" gehört.
„Ist es wahr? Sind wir bald da, Herr?" fragte er aufgeregt.
Aaron schmunzelte. „Ja, Taro. Dort vorne liegt Karagoth, die Insel auf der mein Vater lebt."
Aufgeregt hüpfte Taro auf und ab und versuchte, etwas zu entdecken.
„Darf ich zu Eric nach oben?" bettelte er schließlich.
Aaron seufzte. Taro würde nicht das erste Mal nach oben in den Mastkorb klettern und doch war ihm nie ganz wohl, wenn der Junge gänzlich ungesichert den Mast hinauf kletterte.
Schließlich nickte er jedoch. „In Ordnung. Geh nach oben. Aber sag Dimitri Bescheid, damit er dir hilft."
Strahlend umarmte Taro seinen Herren und rannte los in Richtung Mast, wobei er bereits lautstark nach Dimitri rief.
Schmunzelnd blickte Aaron ihm hinterher und blieb mit Finya im Bug des Schiffes stehen.
DU LIEST GERADE
Finya 3
مصاص دماءTeil 3 meiner Finya Reihe. Auch hier gilt: Bitte zuerst die anderen Teile lesen. Wie bei Teil 2 sind die Kapitel fortlaufend nummeriert. Imperator Aegir ist tot und stellt keine Gefahr für Finya mehr da. Dennoch muss sich Finya den Geistern ihrer...