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Die Türe hatte sich kaum hinter David geschlossen, als Sklaven begannen, den nächsten Gang aufzutragen und die Teller der Sklaven abzuräumen.
Finya lächelte. So glücklich wie heute, hatte sie die Sklaven der anderen Herren in diesen Räumen noch nie erlebt.
Da sie selbst zu den ersten gehörte, die das Essen serviert bekommen hatte, war sie auch eine der ersten, die ihren Teller geleert hatte. Somit blieb ihr Zeit, sich im Raum umzusehen.
Suchend ließ sie ihren Blick über die Tische gleiten, bis sie schließlich König Ashok und neben diesem Anuk fand.
Verschwunden waren auch jetzt noch die schweren Eisenringe. Statt dessen trug Anuk nun fein gearbeitete Goldringe um ihre Handgelenke, auf denen das Wappen von König Ashok eingearbeitet war.
Auch wirkte sie nicht, wie beim letzten Mal in diesen Hallen, ausgemergelt, sondern machte einen guten Eindruck.
Erneut lächelte Finya, als sie sah, wie entspannt Anuk inzwischen an der Seite ihres Herren war.
Hoch aufgerichtet und erhobenen Hauptes kniete sie an der Seite von König Ashok. Lediglich ihren Blick hielt sie demütig gesenkt.
Anuks Haltung strahlte Stolz und Ergebenheit aus.
Finya schmunzelte, als sie sah, wie Ashoks Hand auf den Kopf seiner Sklavin wanderte und zärtlich darüber strich.
Langsam wandte Finya ihren Kopf und sah zu ihrem eigenen Herren, der ihren Blick zufrieden erwiderte. Ihm waren Anuk und König Ashok ebenfalls aufgefallen.
Schließlich wurde auch der zweite Gang abgeräumt und erneut bekamen auch die Sklaven ihren Anteil am Festmahl.
Finya seufzte leise, als sie sah, wie gierig sich manche der Sklaven auf ihren Teller stürzten.
Kari sah sie fragend an und beugte sich zu ihr. „Ist alles in Ordnung, Finya?" fragte er leise.
Finya nickte. „Ja...es ist alles gut, Jarl." erwiderte sie leicht wehmütig. „Ich bedaure nur die Sklaven dort drüben. Ich bezweifle, dass sie sonst genug zu Essen bekommen. Aaron hat mich in all der Zeit nie Hungern lassen. Ich danke einmal mehr dem Schicksal, dass er mein Herr ist."
Kari nickte leicht.
„Das denke ich auch." bestätigte er ihr. „Ich kann daran zwar nichts grundsätzlich ändern, aber solange sie in dieser Burg sind, wird keiner von ihnen Hunger leiden."
Finya lächelte sacht und neigte leicht den Kopf.
„Das ehrt Euch, Jarl Kari."
Kari nickte und gab dann ein Zeichen.
Erneut schlug der ältere Sklave den Gong an und erneut kehrte langsam Stille ein.

Langsam erhob sich der Jarl und trat vor den Tisch. „Welche Nacht im Jahr wäre wohl besser geeignet, um denen zu danken, ohne die ich heute nicht hier sitzen würde." schallte seine Stimme durch den Saal.
„Stellvertretend für alle Wachen, die geholfen haben, möchte ich nun drei Männer ehren, ohne die das alles hier nicht möglich wäre.
Viele Jahre war ich gezwungen, im Exil zu leben, begleitet lediglich von wenigen Getreuen. Und doch waren es zwei meiner treuesten Krieger, die nach all den Jahren doch noch den Versuch gewagt haben, mich zu finden. Unterstützt wurden sie dabei von einer jungen Wache von König Aaron. Tretet vor, Arvid, Kjell und Jonas."
Von der Rückwand des Saales lösten sich drei Gestalten, traten vor den Jarl und beugten respektvoll das Knie.
Nacheinander reichte er ihnen die Hände, zog sie erst nach oben und dann in eine kräftige Umarmung.
„Zum Zeichen meiner Dankbarkeit erhaltet ihr, wie auch alle anderen Wachen, die mich unterstützt haben, mein Zeichen mit dem Recht und der Bitte, es zu tragen.
Ihr werdet alle weiterhin im Dienste König Aaron's stehen. Dennoch soll dieses Zeichen Zeugnis geben, was ihr für mich und mein Land geleistet habt."
Kari hob leicht die Hand. Mit einem, wenn auch nervösen, Lächeln stand Juna auf. Von einem Tisch am Rande des Raumes holte sie ein mit schwarzem Samt bezogenes Tablett und stellte sich mit diesem neben ihren Herren.
Auf dem Tablett lagen drei weißgoldene Abzeichen mit dem Symbol des Jarl: ein mit Runen verzierter Wolfskopf, dessen Augen aus dunkelblauen Saphiren bestanden.
Nacheinander steckte er Arvid, Kjell und Jonas das Abzeichen an und wechselte mit jedem von ihnen noch einige leise Worte, bevor er sich selbst respektvoll vor den drei Männern verbeugte. Erneut klopften die Gäste als Anerkennung mit der Faust auf die Tische.
Arvid, Kjell und Jonas erwiderten die Verneigung, doch während Kjell und Jonas an den Rand des Saales zurück kehrte , verließ Arvid den Raum.
Dieses Mal würde es bis zum nächsten Gang etwas länger dauern und so standen einige Herrscher auf, um sich mit Anderen zu unterhalten.
Auch Aaron erhob sich und gab Finya ein Zeichen, ihn zu begleiten.
Gemeinsam traten sie zu König Ashok, der sich bei ihrer Ankunft ebenfalls erhob.
Finya wollte gerade auf die Knie sinken, als Aaron sie sacht am Arm berührte und leicht den Kopf schüttelte.
Finya lächelte verlegen und machte dann einen Knicks vor Ashok.
Nachdem die beiden Herrscher sich begrüßt hatten, blickte Aaron anerkennend auf Anuk. „Ihr scheint große Fortschritte mit Eurer Sklavin gemacht zu haben..." ergriff Aaron das Wort.
Ashok nickte begeistert und strich Anuk stolz über den Kopf.
„Ich habe keinen Grund zur Klage." erwiderte er stolz. „Seit Eurem Besuch ist sie wie ausgewechselt und bereit, mir zu dienen."
Aaron schmunzelte. „Ich sagte doch, dass auch Ihr einen kleinen Rohdiamanten habt. Doch auch Ihr scheint mir wie ausgewechselt. Ihr habt Euch meine Ratschläge also zu Herzen genommen?"
Ashok nickte fast schon eifrig. „Das habe ich. Und seitdem ist es für uns beide viel angenehmer. Ihr hattet Recht, es bedurfte wirklich nur geringfügiger Änderungen."
Kurz blickte Aaron fragend zu Ashok. Erst, als dieser nickte, wandte er sich an die kniende Sklavin.
„Und du, Anuk, hast du dir meine und Finyas Ratschläge ebenfalls zu Herzen genommen?"
Unsicher sah Anuk ihren Herren an. „Du darfst König Aaron antworten." bestätigte er ihr stolz. „Ihm darfst du immer antworten."
Anuk lächelte zaghaft. „Ja, Herr. Und ich danke Euch dafür."

Eine leise Glocke unterbrach das Gespräch und nach und nach kehrten alle an ihre Plätze zurück, damit der nächste Gang serviert werden konnte.
Auch nach diesem Gang bekamen die Sklaven wieder ihren Anteil.
Inzwischen war es bereits dunkle Nacht.
Erneut ließ Kari den Gong anschlagen und erhob sich.
„König Aaron..." wandte er sich an seinen Nebenmann und dieser erhob sich.
„Auch Euch gebührt mein Dank. Auch Ihr habt entscheidend dazu beigetragen, dass ich heute hier stehen kann. Ich werde alles daran setzen, dass sich unser beider Länder wieder annähern können. Außerdem gebe ich Euch hier vor Zeugen mein Wort, dass ich beim Wiederaufbau Eurer Dörfer, die mein Bruder zerstört hat, helfen werde. Selbstverständlich werden auch die Bewohner dieser Dörfer ihre Freiheit zurück erlangen."
Die beiden Herrscher verneigten sich respektvoll voreinander. Wie zuvor bei Arvid, Kjell und Jonas zog Kari Aaron dann in eine feste, freundschaftliche Umarmung.
Als er sich wieder von Aaron löste, lächelte er.
Nun kam der Teil, auf den er sich schon den ganzen Abend freute. Nun kam der Teil, der ihm in dieser Nacht besonders am Herzen lag.
„Elskanár hat fast seinen Höhepunkt erreicht." ließ er seine Stimme durch den Raum schallen und trat vor den Tisch. „Doch bevor wir den Frühling begrüßen, habe ich einen letzten Dank auszusprechen."
Nur leicht nickte er Juna zu, die mit einem Lächeln aufstand und erneut ein samtbezogenes Tablett holte.
Einen Augenblick lang genoss er die Stille im Saal, als jeder darauf wartete, wen der Jarl nun ehren würde.
Schließlich erhob Kari erneut seine Stimme und drehte sich dabei um. „Komm zu mir, Finya."

Finya 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt