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Trotz des ungewollten Zwischenfalls nahmen die Gäste das Feiern wieder auf, kaum, dass die Störenfriede abgeführt waren.
Der Wein floss in Strömen und so hatten manche nicht einmal das kurze Verschwinden ihres Gastgebers bemerkt.

Die Sonne stand bereits über dem Horizont, als sich das Fest langsam seinem Ende zuneigte.
Und auch wenn die Sklaven der Gäste in dieser  Nacht nur wenig zu tun gehabt hatten, sah man ihnen ihre Müdigkeit und Erschöpfung deutlich an.
Noch bevor Kari das Fest offiziell beendete, verabschiedeten sich bereits die ersten Gäste, um ihren Rausch auszuschlafen.
Schließlich erhob sich der Jarl. „Wir haben die ganze Nacht gefeiert, meine Freunde. Es ist Zeit, dass wir uns und unseren Sklaven etwas Ruhe gönnen."
Nach und nach erhoben sich die verbliebenen Herrscher, bis nur noch Kari, Aaron und Finya zurück blieben, die ihre Augen kaum noch offen halten konnte.
„Lasst uns uns auch zur Ruhe begeben." schlug der Jarl vor.
„Meine Krieger haben bereits mit den Verhören gestartet. Ich würde vorschlagen, dass wir uns heute Abend dann über den aktuellen Stand informieren."

Schließlich griff Aaron seine Sklavin sanft am Arm und führte sie in sein Zimmer.
„Geh schlafen, Finya." forderte er sie auf. „Die Nacht war lang und du bist es nicht gewohnt."
Finya nickte nur. Sie schaffte es gerade noch, sich umzuziehen, bevor sie völlig übermüdet auf ihr Bett fiel und im nächsten Moment bereits eingeschlafen war.
Schmunzelnd blickte Aaron auf seine Sklavin hinab und deckte sie behutsam zu, bevor er sich selbst auch zur Ruhe begab.
Die Sonne hatte den Zenit schon überschritten, als Finya wieder aufwachte.
Aaron und Dimitri saßen bei einem Imbiss am Tisch und unterhielten sich leise, sahen aber sofort zu Finya, als diese sich aufsetzte.
„Ausgeschlafen?" fragte Aaron.
„Dann komm her und iss etwas..." fuhr er fort, als Finya nickte.
Sie stand auf und machte sich fertig für den Tag. Nicht ohne Stolz hängte sie sich Karis Anhänger um den Hals und setzte sich dann neben ihren Herren.
Finya war gerade mit ihrem Mahl fertig, als es an der Türe klopfte.
Auf ein Zeichen hin betrat David den Raum.
Gekleidet lediglich in eine Hose stand er stolz aufgerichtet vor Aaron und grüßte diesen respektvoll. Auf seiner Brust prangte nun seine erste Tätowierung: das Wappen des Jarl, wie auch Kjell und Arvid es trugen.
Lediglich die Runen im Kreis um den Wolfskopf schienen sich zu unterscheiden.
„Der Jarl lässt ausrichten, dass die ersten Verhöre abgeschlossen sind." erklärte er.
Aaron neigte den Kopf. „Sobald Finya fertig ist, werden wir zu ihm kommen." erwiderte er.

Auf den Gängen herrschte bereits geschäftiges Treiben, machten sich die meisten Gäste doch zur Abreise bereit.
Bald darauf betraten Aaron und Finya Karis Besprechungsraum.
Als Finya gerade neben ihrem Herren auf die Knie ging, huschte Junas Blick kurz zu Finya. Freundlich nickte Finya ihr zu.
Zufrieden hatte Kari registriert, dass Finya sein Geschenk trug. Sehr wohl war ihm der kurze Blickaustausch aufgefallen.
„König Aaron..." setzte er daher an. „Was haltet ihr davon, wenn wir Juna und Finya nach nebenan schicken?"
Aaron schmunzelte. Auch ihm war die dezente Kontaktaufnahme der beiden Frauen nicht entgangen.
„Natürlich, Jarl. Sehr gerne."
Lächelnd erhoben sich kurz darauf die beiden neuen Freundinnen und gingen, nach einem kurzen Dank, hinüber ins Esszimmer.

Eine Weile saßen sich die Männer schweigend gegenüber.
„Meine Wachen haben die Verhöre soweit abgeschlossen." erklärte der Jarl schließlich.
„Wir können aber gerne nochmal gemeinsam in den Kerker gehen." fuhr er fort.
Aaron nickte nur. „Welches Bild zeigt sich bisher?"
Kari zuckte leicht die Schultern. „Natürlich werde ich alle selbst noch einmal verhören, aber wie zu erwarten war, ist dieser Krait voller Hass. Er wird auf ewig Probleme bereiten. Bei ihm würde ich daher über die Todesstrafe nachdenken." erwiderte er dann jedoch.
„Nagan..." er schien kurz zu überlegen. „Ihm scheint schon lange ein Dorn im Auge zu sein, wie sein König mit seinen Sklaven umgeht. Er hält ihn für zu verweichlicht und steht voll und ganz hinter seiner Tat."
Aaron nickte. „Dann hat er ebenso den Tod verdient."
Dieses Mal war es Kari, der zustimmend nickte.
„Was ist mit diesem Magnus?" Kari strich sich nachdenklich durch den Bart. „Er gibt sich unschuldig und behauptet, nicht gewusst zu haben, worum es geht."
„Was dachte er denn dann zu tun mit seinem scheinbaren Streit?"
„Er dachte, es wäre um eine Wette gegangen..."
Nachdenklich nickte Aaron. „Abwarten. Vielleicht bricht er doch noch ein."
Kari nickte. „Dann bleibt nur noch Finn. Er scheint allerdings wirklich nichts zu wissen."
Auf einmal erhellte sich Aaron's Blick.
„So kooperativ wie jetzt war Jaro nicht von Anfang an. Ganz im Gegenteil sogar..." begann er dann. „Wisst Ihr, wie wir ihn damals zum Reden bekommen haben?"
Fragend legte Kari den Kopf schief.
„Finya ist - angeblich ohne mein Wissen - zu ihm gegangen. Ihr glaubt gar nicht, wie schnell er alles verraten hat."
Kari lachte verschmitzt auf. „Ich glaube, ich brauche nicht einmal zu fragen, wessen Idee das war..."
Aaron knurrte leicht bei der Erinnerung. „Mir war es alles Andere als Recht. Aber meine Garde hat mich vom Gegenteil überzeugt.
Dennoch hat die ganze Garde versteckt am Gang gewartet.
Nachdenklich wiegte Kari den Kopf.
„Und Ihr meint, wir könnten das bei Magnus und Finn wiederholen?"
Grinsend schüttelte Aaron den Kopf. „Nicht bei den Beiden. Bei Krait, und gegebenenfalls auch bei Nagan. Krait ist der Drahtzieher, der alle Informationen hat. Er weiß, wie tief seine Komplizen in der Sache mit drin stecken..." erklärte er dann.
„Dann ist es also abgemacht?" hakte Kari nach.
„Finya wird mit Krait und wenn nötig mit Nagan sprechen. Selbstverständlich werde auch ich für ihren Schutz sorgen."
Aaron nickte zustimmend und rief Finya zu sich.
Kurz darauf knieten beide Frauen wieder neben ihren Herren und Aaron erklärte Finya den Plan. „Bist du bereit, mit Krait zu sprechen?" fragte er schließlich nach.
Mit einem Lächeln verneigte sich Finya.
„Ja, Herr. Ich werde es tun. Ich weiß, dass mir nichts geschehen wird."
Kari nickte zufrieden und betätigte einen versteckten Seilzug. Wenige Augenblicke später betrat eine Wache den Raum.
Mit knappen Worten instruierte er den Mann, die Garde zusammen zu rufen und alles nötige in die Wege zu leiten.

Finya 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt