Wie der Wind flitzte Taro in Richtung Garten, während Finya und Rebecca ihm etwas gemäßigter folgten.
Den Nachmittag verbrachten die drei Sklaven spielend und lachend im Garten, wobei Taro die zwei jungen Frauen ordentlich auf Trab hielt. Immer wieder wollte er etwas neues spielen, immer wieder entdeckte er dabei etwas Anderes, das er Finya und Rebecca ganz dringend zeigen musste.
Selbst die patrouillierenden Wachen blieben oftmals stehen und musterten die drei Sklaven mit einem Schmunzeln.
Schließlich senkte die Sonne sich langsam in Richtung Horizont und es wurde sichtlich kühler. Finya lächelte sacht. Es wurde Zeit, dass sie ihren Plan in die Tat umsetzte.
Sie wandte sich an Rebecca und Taro, der gerade eine Pause vom Herumspringen einlegte. „Mir wird kalt. Ich hole mir nur schnell meinen Umhang." erklärte sie.
Kurz darauf stand Finya in der Eingangshalle und sah sich vorsichtig um, bevor sie in Richtung Thronsaal eilte.
Erneut blickte sie prüfend in alle Richtungen und schlüpfte dann schnell in den Saal hinein.
Ohne noch weiter Zeit zu verlieren eilte sie auf die großen Fenster zu und griff nach ihrem Umhang, der immer noch gut versteckt hinter einem der Vorhänge lag.
Dann trat sie direkt vor das Fenster.
Nur ein kleines Stück unter ihr lag der Wachgang, der um die Burg herum führte und ein gutes Stück dahinter erhob sich die Burgmauer, die auf der Innenseite dicht mit Efeu bewachsen war.
Rasch drückte sich Finya an die Seite, als unter ihr eine der Wachen vorbei patrouillierte und blieb auch noch dort, als die Wache bereits verschwunden war. Sie wusste genau, dass jeden Moment eine zweite Wache von der anderen Seite kommen würde. Ab da hätte sie dann nur ein kleines Zeitfenster, um ihren Plan in die Tat umzusetzen.
Immer noch im Schatten der Fensternische versteckt, beobachtete sie genau den Wachgang. Kurz darauf lief die zweite Wache an ihr vorbei. Finya atmete durch. Jetzt war es soweit. Rasch trat sie wieder vor das Fenster. Ihre Hand legte sich auf den Fenstergriff und langsam begann sie, diesen zu drehen...Aaron saß in seinem Büro und wartete auf Dimitri.
Er lächelte sacht. Sein Plan würde zwar etwas Planung benötigen, doch er war sich sicher, dass er Dimitri auch gefallen würde.
Wenige Minuten später betrat Dimitri den Raum und verneigte sich vor seinem Freund und König.
Aaron nickte ihm zu und wies auf die Sessel am Besprechungstisch, während er selbst bereits aufstand. „Setzten wir uns, mein Freund."
Dimitri lächelte. Statt sich direkt zu setzen trat er an das Regal und stellte zwei Weinkelche an den Tisch, während Aaron bereits eine Flasche Wein entkorkte.
Schweigend saßen sich die beiden Freunde kurz darauf gegenüber und ließen den Wein im Kelch kreisen, um ihn atmen zu lassen.
„Wir müssen eine Reise planen..." begann Aaron unvermittelt. Dimitri hob skeptisch die Augenbraue. „Schon wieder? Wir waren die letzte Zeit sehr viel unterwegs..." erwiderte er dann fast schon mahnend. „Meinst du nicht, es wäre besser, erst einmal eine Weile hier zu bleiben und Ruhe einkehren zu lassen?"
Aaron schmunzelte. „Gerade WEIL wir die letzte Zeit so viel unterwegs waren, möchte ich diese Reise machen. Die letzten Wochen und Monate waren alles andere als ruhig. Ich denke, wir haben uns alle eine Pause verdient..."
Dimitri nickte nachdenklich. „Was schwebt dir vor?"
Aaron lächelte. „Ich möchte unsere Väter besuchen."
Überrascht hob Dimitri die Augen, lächelte dann aber ebenfalls. „Das wird aber eine große und lange Reise..."
Aaron nickte, nun wieder etwas ernster. „Und deswegen möchte ich, dass du einen Boten an meinen Bruder schickst.
Er soll mich in der Zeit vertreten. Schick Simon. Er hat sich bereits das letzte Mal als zuverlässig erwiesen."
Dimitri nickte. Gemeinsam begannen sie, die Reise zu planen.
Einige Stunden später legte Dimitri seinen Stift zur Seite und blickte auf den Stapel Papiere, der nun vor ihm lag.
„Was du dir da vorstellst, erfordert einiges an Vorbereitung, mein Freund." wandte er sich an seinen König.
„Wann möchtest du aufbrechen?"
Nachdenklich erwiderte Aaron Dimitris Blick.
„So bald wie möglich. Sagen wir...in einem Monat?"
Dimitri überlegte kurz und nickte dann.
„Das sollte uns genug Vorlauf geben.
Aber wenn wir ohnehin einen Monat Zeit haben, solltest du Fürst Silas vielleicht hierher einladen, um ihn in die aktuellen Geschehnisse einzuweisen."
Aaron nickte. „Schick Simon morgen zu ihm. Silas möge in drei Tagen zu mir kommen und dieses Mal einige Tage bleiben."
Dimitri nickte, griff nach seinem Stift und machte sich eine entsprechende Notiz.
„Und meinem Vater sollte ich einen Falken schicken, damit auch er Bescheid weiß."
Erneut nickte Dimitri. „Dann rede ich jetzt mit Simon."
Aaron saß noch immer entspannt zurück gelehnt in seinem Sessel, als Dimitri längst den Raum verlassen hatte.
Erst nach einer ganzen Weile leerte er schließlich seinen Wein und kehrte zurück an seinen Schreibtisch.
Blind griff er nach seiner goldenen Schreibfeder und einem speziellen Bogen Papier und begann zu schreiben.
Nur wenig später legte er die gesäuberte Feder zur Seite und verließ mit dem Papier in der Hand sein Büro.
Langsam stieg er hinauf in den Falkenturm, wo er seinen Falken liebevoll begrüßte.
Erst jetzt rollte er den Brief eng zusammen, griff nach einer der bereit liegenden Kapseln und verstaute den Brief sorgfältig darin.
Behutsam befestigte er die Kapsel am Bein des Vogels und strich ihm sanft über das Gefieder. „Flieg zu meinem Vater..." wandte er sich sanft an das Tier. „Gute Reise..."
Majestätisch öffnete der Vogel die Flügel und schlug einige Male damit, bevor er sich in die Lüfte erhob und in Richtung Süden davon flog.
Aaron sah dem Falken nach, bis er ihn nicht mehr sehen konnte. Gut gelaunt machte er sich auf den Weg zurück in Richtung Schmiede.
Er hatte noch viel zu tun, wenn er die Reise wirklich in einem Monat starten wollte.
Aaron lächelte. Heute Abend würde er Finya und den Anderen Bescheid sagen.
Urplötzlich verdunkelte sich Aaron's Blick und er blieb mitten auf der Treppe stehen, als ihm etwas einfiel.
Leise fluchte er vor sich hin.
Warum nur hatte er Finya heute morgen erlaubt, Kjells Spiel wieder aufzunehmen...
Aaron's Kehle entwich ein unwilliges Knurren, als er seinen Weg rasch wieder aufnahm.
Wie er seine Sklavin kannte, würde es ihn nicht wundern, wenn sie erneut den gleichen Tag für ihre „Flucht" nutzen wurde, doch heute konnte er das nicht gebrauchen.
In der Eingangshalle angekommen ging er nicht weiter in Richtung Schmiede, sondern wandte seine Schritte in Richtung Garten, in der Hoffnung, noch nicht zu spät zu sein.
Kurz darauf betrat er bereits den Garten und sah sich sofort nach seinen Sklaven um.
Schnell sah er Rebecca und Taro auf einer der Bänke in den letzten Strahlen der Sonne sitzen.
Suchend blickte er sich nach Finya um, konnte sie aber nicht entdecken.
Mit wenigen Schritten stand er neben den beiden Sklaven. „Wo ist Finya?" fuhr er sie fast schon an.
Leicht erschrocken hoben Taro und Rebecca den Kopf und sanken vor ihrem Herren auf die Knie. „...Herr..." grüßten sie ihn respektvoll, doch Aaron nickte ihnen lediglich ungeduldig zu, aufzustehen.
„Wo ist Finya?" wiederholte er seine Frage ungeduldig.
Rebecca verneigte sich respektvoll. „Ihr war kalt und sie wollte ihren Umhang holen, Herr." erklärte sie dann. „Das ist allerdings schon eine Weile her."
Rebecca zuckte zusammen, wurde blass und wich ängstlich einige Schritte zurück, als Aaron begann, herzhaft zu fluchen.
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Finya 3
VampireTeil 3 meiner Finya Reihe. Auch hier gilt: Bitte zuerst die anderen Teile lesen. Wie bei Teil 2 sind die Kapitel fortlaufend nummeriert. Imperator Aegir ist tot und stellt keine Gefahr für Finya mehr da. Dennoch muss sich Finya den Geistern ihrer...