Je länger die Garde unterwegs war, desto langsamer kam sie vorwärts. Immer felsiger wurde der Untergrund und immer seltener die Spuren bis sich Jaro schließlich resignierend umdrehte und vor Dimitri trat. "Es tut mir Leid, Dimitri. Ich kann keine Spuren mehr finden. Es ist einfach zu felsig..."
Dimitri nickte. "Dann müssen wir eine andere Lösung finden..."
Gemeinsam kehrte die Garde zur letzten Spur zurück und sah sich suchend um.
Inzwischen stand die Sonne schon dicht über dem Horizont.
"Wir müssen Finya finden...es wird bald dunkel. Die Gefahr, dass ihr etwas zustößt ist dann umso höher..." wandte sich Arvid besorgt an seine Kameraden.
Andrejs Augen blitzten auf. "Du hast Recht, Arvid..." erwiderte er und strahlte. "es wird bald dunkel."
Ivar runzelte die Stirn. "Und was freut dich daran bitte schön?"
Eric und Dimitri nickten sich unauffällig und zufrieden zu und sahen zu Andrej.
"Es wird hier sehr schnell dunkel." erklärte Andrej.
"Das wissen wir doch." brummte Gregori ungeduldig, doch Andrej nickte nur.
"Ja. WIR wissen das, und Finya weiß das auch." Abwartend blickte Andrej in die Runde, ob die anderen seiner Idee folgen konnten. Und wirklich, die Gesichter der anderen schienen sich zu erhellen.
Kjell begann zu grinsen und schlug sich zufrieden auf den Oberschenkel. "Finya ist ein kluges Köpfchen. Sie weiß, dass es bald dunkel sein wird und sie weiß auch, dass es dann zu gefährlich ist, weiter zu gehen." stellte er fest.
Andrej nickte. "Genau das meine ich."
Ivar begann zu strahlen. "Dann suchen wir also nicht Finya, sondern einen möglichen Unterschlupf."
Anerkennend nickten Dimitri und Eric ihren Männern zu. "Sehr gut." lobte Dimitri.
Jonas blickte auf, zögerte nur kurz. "Da Finya nicht zurück gegangen sein kann, sollten wir - wie vorhin - die anderen Richtungen absuchen...?" schlug er fragend vor.
Kjell klopfte ihm zufrieden auf die Schulter. "Du wirst immer besser, Jonas. Eine sehr gute Idee."
Nachdenklich trat Jaro erst einige Schritte zur Seite, schien zu überlegen.
Dimitri beobachtete ihn abschätzend und trat dann neben ihn. "Nur zu, Jaro. Jede Idee ist willkommen." ermutigte er ihn.
"Ich...denke, wir sollten nach einer Felsspalte oder Höhle Ausschau halten..." begann er unsicher, wurde aber mutiger, als Dimitri ihm erneut zunickte. "und...in den Bergen gibt es doch öfters Quellen...Finya wird bestimmt Durst haben nach dem langen Weg..."
Nun trat auch Eric neben Jaro und nickte ihm anerkennend zu. "Ein sehr guter Gedanke, Jaro."
Dimitri blickte zur restlichen Garde. "Aufteilung wie vorhin." erklärte er nur knapp. "Wer etwas findet, informiert die anderen."Unterdessen schritt Aaron mit Taro auf den Innenhof und blickte sich suchend nach Rebecca um. Als er sie schließlich auf einer fast schon versteckten Bank sitzen sah, trat er auf sie zu.
"...Rebecca...?"
Rebecca hob den Kopf und sah ihren Herren unsicher an. "Ja, Herr?"
Aaron grinste. "Komm doch bitte mit zu den Ställen."
Entsetzt weiteten sich Rebeccas Augen.
"Nachdem du die durchaus gute Idee gehabt hast, mich abzulenken, sollst du auch etwas davon haben..." erklärte Aaron grinsend, nickte ihr aber gleichzeitig freundlich zu.
"..aber..." Rebecca stockte.
Aaron reichte ihr die Hand, die sie völlig überrumpelt entgegen nahm, und zog sie sanft nach oben.
"Auch du wirst Reiten lernen." bestimmte er und Rebecca senkte ergeben den Kopf.
Bei den Ställen angekommen wandte Aaron sich sogleich an einen jungen Stallsklaven und wechselte einige leise Worte mit ihm. Eifrig nickte der Junge, der vielleicht gerade einmal 14 Jahre alt war, und ging in den Stall hinein.
Nur wenige Minuten später führte er zwei gesattelte und gezäumte Stuten heraus .
"Das sind unsere zwei ruhigsten Stuten, Herr." erklärte er und Aaron nickte zufrieden, bevor er sich an Rebecca und Taro wandte und ihnen zunickte.
Sowohl Taro, als auch Rebecca traten daraufhin neben die Pferde, wobei Rebecca sichtlich zögerlicher in ihren Bewegungen war.
"Gut...dann mal rauf mit euch.." wandte sich Aaron gut gelaunt an seine beiden Sklaven und erklärte ihnen, was sie zu tun hatten.
Als beide sicher im Sattel saßen wandte er sich erneut an den Stallsklaven.
"Wie ist dein Name?"
"Alessandro, Herr."
Aaron nickte zufrieden. "Gut, Alessandro. Die beiden sind noch nie wirklich geritten - wenn man von der Inselbesichtigung, bei der ihre Pferde geführt wurden, einmal absieht.
Daher werden wir erst einmal ihre Pferde führen, bis sie die Grundlagen der Haltung beherrschen. Übernimm bitte du das Pferd von Taro. Er ist bereits etwas sicherer. Ich werde mich um Rebecca kümmern."
Respektvoll verneigte sich Alessandro vor dem Sohn seines Herren und griff lächelnd nach der Stute, auf der Taro saß.
Aaron griff nach Rebeccas Pferd und ging mit diesem voraus auf die Weide vor dem Haus.
In ruhigem Schritt führte er das Pferd über die Wiese und gab Rebecca immer wieder Anweisungen. Mal sollte sie sich am Sattel festhalten, mal beide Arme seitlich zur Seite wegstrecken. Wieder ein anderes Mal sollte sie sich sogar nach hinten auf den Rücken des Pferdes legen.
Zufrieden registrierte Aaron, dass Alessandro diese Anweisungen bei Taro wiederholte und dabei sogar darauf achtete, ob Taro bereits sicher genug im Sattel saß.
Zufrieden wandte er sich um und nickte Alessandro zu. "Sehr gut, Alessandro."
Ab diesem Zeitpunkt schien er sich voll und ganz auf Alessandro zu verlassen und ihn nicht weiter zu beachten. Nur gelegentlich warf er einen Blick nach hinten, um zu sehen, wie Taro sich machte.
Je länger Aaron Rebecca auf dem Pferd herumführte, desto mehr schien diese zu entspannen und begann dann sogar zu lächeln.
Schließlich schien Aaron zufrieden und stoppte.
"Ich denke, ihr seid soweit, dass ihr selber die Zügel nehmen könnt."erklärte er und drückte Rebecca auch sogleich die Zügel in die Hand.
Sofort wurde Rebeccas Blick wieder unsicher.
Aaron seufzte. "...dann also anders..."
Er griff an den Sattel, nahm Schwung und saß im nächsten Moment hinter Rebecca auf dem Pferderücken.
Erschrocken quiekte Rebecca auf, drehte sich zu ihrem Herren um und verlor dabei fast das Gleichgewicht.
Schnell griff Aaron um sie herum, stabilisierte sie und verhinderte so ein Herabrutschen. "Langsam, Rebecca..." mahnte er sie und nickte Alessandro zu.
Kurz darauf saß auch dieser hinter seinem Reitschüler.
Sanft drückte Aaron Rebecca die Zügel erneut in die Hand, die diese vor lauter Schreck hatte fallen lassen.
"Und los..." ermutigte er sie.
Zögerlich begann Rebecca das vorher gelernte umzusetzen und begann zu strahlen, als das Pferd wirklich auf ihre Hilfen reagierte.
Auch Taro jauchzte vor Freude.
"Herr..?" fragend blickte Alessandro Aaron an.
"Ich denke...." noch bevor er weitersprechen konnte, nickte Aaron ihm zu.
Grinsend wandte sich Alessandro an Taro. "Was hälst du von einer etwas schnelleren Gangart?"
Begeistert nickte Taro und begann vor Freude zu jauchzen, als sein Pferd kurz darauf nur so über die Wiese flog.
Zögerlich drehte Rebecca den Kopf zu ihrem Herren. "...können wir auch schneller reiten, Herr?" fragte sie zaghaft nach.
Skeptisch musterte Aaron die Sklavin vor sich.
Einerseits schien Rebecca noch nicht so weit zu sein, aber andererseits...wenn sie selbst es vorschlug..
Er nickte, verfestigte aber sicherheitshalber seinen Griff um Rebeccas Bauch. "...dann los."
DU LIEST GERADE
Finya 3
VampireTeil 3 meiner Finya Reihe. Auch hier gilt: Bitte zuerst die anderen Teile lesen. Wie bei Teil 2 sind die Kapitel fortlaufend nummeriert. Imperator Aegir ist tot und stellt keine Gefahr für Finya mehr da. Dennoch muss sich Finya den Geistern ihrer...