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Etwa eine Stunde später konnte auch Finya die Insel am Horizont entdecken.
Sanft erhob sie sich aus dem Meer und neugierig beobachtete Finya, wie die Insel immer näher kam.
Je näher sich das Schiff der Insel näherte, desto mehr konnte Finya erkennen.
Die Hände auf die Reling gelegt beugte sie sich instinktiv nach vorne.
Die Insel war allem Anschein nach nicht all zu groß. Ganz in der Nähe des Strandes konnte Finya bald schon ein recht flaches, aber dennoch großes Haus ausmachen. Es schien lediglich zwei Stockwerke zu haben. Auch kleinere Nebengebäude konnte Finya nach und nach entdecken.
Schließlich legte das Schiff an einem kleinen Hafen an, wo bereits zwei kleinere Schiffe vor Anker lagen.
Während das Schiff noch fest gemacht wurde, musterte Finya weiter die Insel.
Rund um das Haus grasten Pferde auf den Wiesen
Hinter dem Haus stieg die Insel sanft an.
Der Hang war von seltsamen Pflanzen bewachsen, die sich in Reih und Glied den Hang entlang zogen.
Fragend blickte Finya zu Aaron. „...was sind das für Pflanzen, Aaron?"
Aaron folgte ihrem Blick und schmunzelte. „Das sind Rebstöcke." erklärte er. „Dort werden die Trauben angebaut, aus denen mein Wein gemacht wird. Aber komm jetzt. Du wirst noch genug Zeit haben, hier alles zu erkunden."
Finya nickte und folgte ihrem Herren von Bord. Dort, am Steg, standen bereits einige fremde Sklaven mit zwei Handkarren. Respektvoll verneigten sie sich vor Aaron, als dieser mit Finya und gefolgt von Rebecca und Taro das Schiff verließ.
Aaron nickte ihnen freundlich zu. „Ihr könnt helfen, das Schiff abzuladen." erklärte er und trat zur Seite, als Jaro bereits mit der ersten Kiste das Schiff verließ und diese auf den Karren lud.
Immer neue Kisten wurden von Bord getragen und auf die beiden Karren verteilt, wobei Jaro die schwersten Kisten allesamt auf einen Karren lud.
Je mehr Kisten auf diesem Karren landeten, desto blasser wurden zwei der Sklaven, war es doch ihre Aufgabe, diesen Karren zu ziehen.
Schließlich waren beide Karren hoch beladen. Die beiden Sklaven wollten gerade nach der Deichsel des schweren Wagens greifen, als Jaro sie freundlich stoppte.
„Helft euren Kameraden mit dem zweiten Wagen." erklärte er und griff selbst nach der Deichsel.
„Ich wollte euch lediglich ersparen, den Weg all zu oft laufen zu müssen. Es ist nicht nötig, dass ihr diesen Wagen zieht..."
Erleichtert verneigten sich die beiden und traten hinter den anderen Karren um ihn anzuschieben, während ihre Kameraden ihn zogen.
War Aaron zunächst skeptisch gewesen, als er gesehen hatte, wie Jaro die Karren belud, neigte er nun anerkennend den Kopf. Er wollte gerade Gregori ein Zeichen geben, als dieser bereits neben Jaro trat und ihm anerkennend auf die Schulter klopfte. „Ich helfe dir..." erklärte er schlicht und griff ebenfalls nach der Deichsel.

Die Karren waren gerade vor dem Haus angekommen, als zwei Männer dieses verließen und auf Aaron und seine Begleitung zukamen.
Der eine Mann war groß und strahlte eine fast schon edle Strenge aus. Finya ließ ihren Blick zwischen ihm und Aaron hin und her gleiten und verstand. Das musste Aarons Vater sein.
Der andere Mann war nicht wesentlich kleiner als Aarons Vater und strahlte eine Ruhe aus, die Finya bisher nur bei Dimitri erlebt hatte. Das musste also dann wohl Dimitris Vater sein.
Finya runzelte die Stirn. Die beiden sahen sich nicht wirklich ähnlich.
Dann ließ sie sich jedoch respektvoll auf die Knie sinken, als die beiden Männer auf den Steg traten.
Rebecca und Taro taten es Finya gleich.
Lächelnd traten Aaron und Dimitri einen Schritt nach vorne.
„Willkommen auf Karagoth, mein Sohn." erklärte der größere der beiden Männer und schloss Aaron in eine Umarmung. Dimitri trat auf den zweiten Mann zu und schloss ihn ebenfalls in eine Umarmung. „Hallo Vater." grüßte er lächelnd und beugte dann das Knie vor Aarons Vater. „...König Andros..." grüßte er respektvoll.
Andros trat lächelnd auf ihn zu, griff ihn an den Schultern und zog ihn nach oben. „Steh auf, mein Junge." forderte er ihn freundlich auf.
Finya hob den Blick und blickte die vier Männer irritiert an.
Andros fing Finyas Blick auf und lachte leise, fast schon amüsiert. Sofort senkte Finya wieder den Blick, merkte aber dennoch, wie König Andros vor sie trat.
„...und das ist, wie ich annehme, deine Sklavin, Aaron?" fragte er nach und musterte Finya neugierig.
Aaron nickte. „Ja, Vater. Das ist Finya." bestätigte er. „Die beiden anderen sind Rebecca und Taro."
Sanft berührte Andros Finya an der Schulter. „...du kannst aufstehen, Finya." erklärte er.
Etwas unsicher und angespannt erhob sich Finya und blieb mit gesenktem Blick vor Andros stehen.
Nur leicht griff dieser ihr ans Kinn und hob es sacht an. „Du brauchst weder den Blick vor mir gesenkt zu halten, noch mich zu fürchten." erklärte er freundlich.
Finya hob den Blick und sah direkt in freundlich blitzende Augen. „Danke, Herr."
Andros nickte ihr zu und wandte sich dann an die beiden anderen Sklaven. „Ihr könnt auch aufstehen."
Auch Rebecca und Taro hielten den Blick gesenkt. „...und für Euch gilt das gleiche, wie für Finya." wandte er sich freundlich an die beiden, woraufhin auch Taro und Rebecca den Blick hoben.
Allerdings lag Taros Blick nur kurz auf Andros und wurde dann von einem der Pferde angezogen, das neugierig auf die Gruppe zu kam.
Raphael lachte amüsiert auf und streichelte das Tier. „Na, Hestir...bist du auch neugierig...?" grüßte er liebevoll das Tier.
Freundlich lachend beobachtete Andros, wie Taros Augen das Tier fast schon verschlangen.
„Na lauf schon, Junge..." forderte er ihn auf und nickte in Richtung der Pferde.
Gehorsam blickte Taro zunächst zu Aaron und als dieser nickte, lief er mit wenigen raschen Schritten auf das edle Tier zu.
„...sind die Zimmer schon fertig gerichtet, Raphael?" wandte sich Andros an den anderen Mann.
Raphael nickte. „Es ist alles bereit. Die Sklaven haben auch bereits den Auftrag bekommen, die Kisten auf die entsprechenden Zimmer zu verteilen und auszupacken."
Zufrieden nickte Andros.
„Dann lasst uns jetzt ins Haus gehen. Ihr seid bestimmt alle hungrig..." wandte er sich nicht nur an Aaron, Dimitri und die Garde, sondern auch an die drei Sklaven."
Gemeinsam stieg die Gruppe zum Haus hinauf, wobei Taro sich immer wieder sehnsüchtig nach den Pferden umsah, die ihn zwar an die Tiere im Stall seines Herren erinnerten, aber dennoch so ganz anders waren, wie sie so frei herum liefen.
Aaron lachte leise., wandte sich aber dann mahnend an den Jungen. „Taro....du wirst die nächsten Wochen noch genug Zeit haben, die Insel unsicher zu machen und Zeit mit den Tieren zu verbringen. Ich erwarte nur ein absolutes Minimum an Diensten von dir, solange wir hier sind. Das gleiche gilt übrigens auch für euch..." richtete er die letzten Worte an Rebecca und Finya.

Finya 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt